Ein Hall für alle Fälle
Die Firma Mooer, weitgehend durch ihre riesige Auswahl an günstigen Effektgeräten vor allem im „Schokoriegelformat“ bekannt, hat nun auch etwas größere Pedale mit teilweise sogar mehreren Effekten am Start. Der Reverie Reverb ist ein neues Mitglied der Mooer Twin Serie. Unser heutiger Testkandidat hat abgesehen von diversen Halltypen bei Bedarf auch weitere Modulationseffekte wie Tremolo, Flanger, Autowah etc. im Angebot, die sich zum Hall zumischen lassen.
Facts & Features
Der Mooer Reverie Reverb ist ein digitales Hallgerät, zeigt sich im hellblauen Metallicoutfit und besitzt die Maße von 106 x 96 x 53 mm, also recht kompakt, vor allem bei den vielfältigen Möglichkeiten. Der kleine Freund bringt ein Gewicht von 450 g auf die Waage. Die Verarbeitung macht einen guten Eindruck, man findet keinerlei Auffälligkeiten, die es zu bemängeln gäbe.
Die Stromversorgung erfolgt über die 9-Volt-Buchse, die wie üblich mit innen liegendem Minuspol (Boss/Ibanez kompatibel) arbeitet. Das Gerät bietet auch eine Batterieoption, diese ist bei einem Stromverbrauch von 130 mA nicht zu empfehlen, da dem 9-Volt-Block dann sicherlich bald die Puste ausgehen dürfte.
Der Mooer Reverie Reverb wurde mit True Bypass und Stereo Ein- und Ausgängen ausgestattet. Er verfügt über einen Fußschalter, der den Effekt aktiviert, ein weiterer Taster erlaubt es, das Tempo der Modulationseffekte zu tappen. Das ist natürlich ein willkommenes Feature und ansonsten meist nur bei deutlich kostspieligeren Kollegen inkludiert. Das Design ist gelungen und erinnert an die Doppelpedale von Boss, nur eben etwas kleiner. Das ist auch so gewünscht, denn die Firma Mooer hat in der Vergangenheit immer wieder bewiesen, dass man den üblichen Inhalt einer Stompbox auch in deutlich kleineren Gehäusen unterbringen kann. Erst die SMD-Bauelemente (Surface Mounted Devices) machen dies möglich. Anbei ein Wikipedia Zitat in Auszügen:
„Während die Anschlussdrähte konventioneller Bauelemente durch Bestückungslöcher geführt werden und auf der Rückseite der Leiterplatte verlötet werden müssen, entfällt dies bei SMD-Bauelementen. Dadurch werden sehr dichte Bestückungen und vor allem eine beidseitige Bestückung der Leiterplatte möglich. Der Platzbedarf der Bauelemente verringert sich. Dadurch können die Geräte kleiner und zugleich wesentlich kostengünstiger hergestellt werden.“
Der letzte Satz dieses Zitats könnte, abgesehen von der günstigen Fertigung in China, eine Erklärung für die doch sehr moderaten Preise vieler in Fernost gefertigter Effektgeräte sein.
Die Regler des Mooer Reverie Reverb
Der Mooer Reverie Reverb ist reich bestückt mit Reglern, um sich den gewünschten Sound zu schrauben. Schauen wir uns diese nun einmal im Detail an: Da wäre zunächst der Reverb Section Regler zur Auswahl des Reverb Typs. Hier kann man unter sechs Einstellungen wählen. Es stehen folgende Optionen zur Verfügung: Off, Wah, Low Pass, Flanger, Tremolo und Water. Der rechte weiße Drehregler bestimmt unter fünf Auswahlmöglichkeiten (Reverb, Plate, Shimmer, Oktave oder Modulation) die Variationen des Halls.
Diese sechs kleinen Potis passen die Parameter TONE/PARAM X (Höhenanteil des Effekts), DECAY (Raumgröße), SPEED (Geschwindigkeit der Modulation), RANGE und DEPTH (Intensität des Effekts) und MIX (Lautstärke des Effekts) an den persönlichen Geschmack an. In der Mitte des Mooer Reverie Reverb finden wir eine aus fünf LEDs bestehende Preset-Anzeige und unter dieser noch zwei kleine Druckknöpfe, mit deren Hilfe sich z.B. die Speicherung der Lieblingssounds vornehmen lässt.
Handling
Sobald die Effekte aktiv sind, wird dies natürlich durch die Status (blaue) Leuchtdiode angezeigt. Der Tap-Tempo-Taster erlaubt synchrones Arbeiten der Modulationseffekte mit dem Songtempo. Der Mooer Reverie Reverb lässt sich in fünf verschiedenen Hall Modi betreiben, wobei weitere fünf zusätzliche Modulationseffekte zum Reverb zumischbar sind. So erhält man eine Vielzahl von Soundmöglichkeiten in guter Klangqualität. Außerdem bietet das Pedal fünf Speicherplätze für Anwender-Presets, also die eigenen Sounds.
Mooer Reverie Reverb Gitarrenpedal
Die in den Twin Serie Pedalen implantierten „32 Bit Floatingpoint DSP Chips“, die laut Hersteller komplexe Algorithmen handhaben können, konnten die Klangqualität im Gegensatz zu vorhergehenden digitalen Mooer Pedalen deutlich verbessern.
Eigenen Sound erstellen mit dem Mooer Reverie Reverb
Am besten wählt man zunächst mit dem rechten weißen Knopf den gewünschten Hallcharakter aus und passt diesen mit den entsprechenden kleinen schwarzen Reglern an. Bei Bedarf kann man nun mit dem linken weißen Knopf einen weiteren Effekt auswählen, der hinzugemischt werden soll. Dann beginnt die Feinjustage mithilfe der kleinen schwarzen Potis. Hat man brauchbare Klänge erstellt, lassen diese sich auf fünf Speicherplätzen ablegen. Auch dieses Feature findet man gewöhnlich nur bei teureren Geräten.
Abspeichern der favorisierten Klänge
Durch einfaches Ausprobieren und Experimentieren bekommt man schnell ein Gefühl für das Gerät. Hat man einen Klang kreiert, der es Wert ist abgespeichert zu werden, muss man lediglich den Store-Knopf drücken. Nun beginnt die Preset-LED zu blinken. Mit dem Bypass-Fußschalter lässt sich dann der gewünschte Speicherplatz anwählen. Dann einfach nochmals den Store-Knopf drücken. Die Preset-LED blinkt dann deutlich schneller, somit ist man sicher, dass der Klang an gewünschter Stelle gespeichert ist. Möchte man doch nicht speichern, drückt man einen beliebigen Knopf vor dem letztmaligen Betätigen des Store-Knopfes und verlässt somit wieder den Speichermodus.
Presets abrufen
Betätigt man beide Fußschalter gleichzeitig, kann man nacheinander die fünf Presets abrufen. Da die Switches aufgrund der kleinen Ausmaße des Pedals relativ dicht zusammenliegen, gestaltet sich dieser Vorgang absolut problemlos. Wenn wir uns beispielsweise im ersten Preset befinden und dann Preset Nummer fünf aufrufen möchten, bedeutet dies, dass wir viermal beide Taster gleichzeitig drücken müssen, um ans Ziel zu gelangen.
Sound
Klanglich bietet das Gerät eine große Vielfalt an Sounds bzw. Soundkombinationen. Die Qualität der Sounds bewegt sich durchweg zwischen brauchbar bis gut. Wenn man kreativ und sensibel im Umgang mit den Parametern ist, kann man sehr schöne Klänge aus dem Mooer Reverie Reverb herauszaubern!
Bei viel Positivem muss man jedoch auch anmerken, dass der Mooer Reverie Reverb bei einigen Sounds ein deutlich vernehmbares Rauschen erzeugt. Das fällt insbesondere auf, wenn man den Tone-Regler rechts jenseits der 12-Uhr-Position bewegt. Für den Livebetrieb stellt dies aber grundsätzlich kein großes Problem dar.
Die Klangbeispiele wurden mit folgendem Equipment aufgenommen:
Strat mit Singlecoils bzw. Humbucker, Mooer Reverie Reverb , Orange Tiny Terror mit British Glory Mod. (clean), Shure SM 57, Apogee Duett, Mac mit Logic.
Einen zusätzlichen Effekt auf den Hall zu legen ist sicher kein Hexenwerk. Momentan schein das ja ein bisschen der Hype bei Boutique Pedal Herstellern zu sein. Aber in diesem Funktionsumfang habe ich das noch nicht gesehen. Gut erkannt von Mooer. Die Soundbeispiele sind gut. Man bekommt einen guten ersten Eindruck vermittelt. Persönlich hätte ich ganz gerne auch mal DI Aufnahmen gehört um mir ein besseres Bild von der Klangqualität zu machen. Vorallem der Rauschpegel wäre da interessant. Ich glaube, dass man den Reverie Reverb auch ganz gut mit Synthesizern betreiben könnte.
Also jetzt nichts gegen den Johannes, aber ich find das Teil klingt echt wie … na ja, ich hatte mal das Mooer Shimverb, das klang genau so wie ein Blecheimer…
@Zetahelix Hallo Zetahelix,
verglichen mit anderen Mooer Produkten, die ich hören durfte, ist der Reverie Reverb, was die klangliche Qualität angeht, vergleichsweise eher etwas höher anzusiedeln, zumindest wenn man seine Preisklasse mitberücksichtigt. Beim Reverie Reverb hat man zumindest die Möglichkeit, mithilfe der vielen veränderbaren Parameter näher an die gewünschte Soundvorstellung zu kommen. Für den Bühneneinsatz dürfte die Klangqualität, jedenfalls für viele Musiker ausreichend sein. Klanglich flexibel und durchdacht ist das Teil allemal.
Gruß, Johannes