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Test: ⁣Engl E670FE, Gitarrenverstärker Topteil

Das neue ENGL Schlachtschiff

17. Dezember 2023

Test: ⁣Engl E670FE, Gitarrenverstärker Topteil

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Es kommt wahrlich selten genug vor, dass ein Hersteller bzw. eine Produktreihe aus deutschen Landen es zu Weltruhm in seinem Segment gebracht hat. Eben selbiges ist der Firma Engl zuzuschreiben, welche mit ihren Gitarrenverstärkern, welche überwiegend auf Vollröhrenbasis gebaut sind und durchgehend in Deutschland entwickelt und gebaut werden, gelungen. Wenn man die tonale Gewichtsklasse „Boliden“ definieren möchte, die Firma Engl gehört mit ihrer Produktpakette eindeutig dazu und hat in es in der Tat geschafft, den typischen Engl-Sound insbesondere im High-Gain-Bereich zu definieren und zu etablieren. Schon oft habe ich mich gefragt, ob es der Firma aus Tittmoning noch einmal gelingt, auf die 4-Kanal Schwergewichtsklasse im Stil des Powerballs oder Savages in Sachen Flexibilität noch einmal einen draufzusetzen, was bisher stets zu verneinen war. Mit dem zum Test vorliegenden Engl E670FE jedoch schiebt der Hersteller noch einen fünften Kanal hinterher und nimmt mit der Founders Edition explizit Bezug zum Firmengründer und Namensgeber Edmond Engl.

Test: ⁣Engl E670FE, Gitarrenverstärker Topteil

⁣Engl E670FE, Front

Das Konzept des Engl E670FE

Nimmt man den Engl E670FE Verstärker das erste Mal im Augenschein, treten die typischen Engl-Trademarks unmittelbar in Erscheinung. Das Gehäuse wird von vorne dominiert mit dem klassischen Engl Schriftzug, den Stahlstäben, welche sowohl einen Schutz für den Innenraum des Verstärkers darstellen, als auch einen Blick in die Innereien auf die 5 Stück 12AX7 / ECC83 Vorstufenröhren und den vier Endröhren gewähren, welche sehr hübsch rot unterleuchtet sind und in den Variationen 6L6 oder EL34 vorliegen. Ein 100 Watt Verstärker dieser Leistungsklasse bringt natürlich auch ein entsprechendes Gewicht mit an den Start. Mit 22,5 kg bedarf es schon einer kräftigen Arm-/Schultermuskulatur, um das Produkt auf ein entsprechendes 412er Cabinet zu wuchten. Bei den wenigen Musikern, welche noch mit der Privilegierung eines Fullstacks aufwarten können, dürfen es auch gerne einmal 4 Hände zum hoch wuchten sein.

Die Verarbeitung des Verstärkers ist typisch Engl, soll heißen, die Qualität der Verarbeitung ist dem Prädikat Made in Germany mehr als nur angemessen. Das Gehäuse ist sehr hochwertig konzipiert, mit einem strapazierfähigen Kunstlederbezug eingefasst, wobei vier Eckenschoner aus Metall ihre Funktion im normalen Rahmen übernehmen. Der Amp sitzt auf vier massiven Gummifüßen, so dass sich der Amp locker über jedem Tragegriff, sollte man tatsächlich mal ein 2×12 Kabinett verwenden, platzieren lässt.

Den Verstärker als reinen Vollröhrenverstärker zu deklarieren, würde den umfangreichen Funktionen des Verstärkers wahrlich nicht gerecht werden. Vielmehr muss man hier von einer Gitarrenschaltzentrale sprechen, welche so ziemlich alles an Flexibilität auffährt, was heutzutage in Form eines Top-Teils möglich ist. Wer sich bereits mit einem Engl Verstärker beschäftigt hat, ist darüber informiert, dass gerade die Frontseite des Verstärkers mit seinen unzähligen Variationsmöglichkeiten innerhalb der einzelnen Kanäle auf der einen Seite die maximale tonale Flexibilität gewährleistet, auf der anderen Seite etwas weniger erfahrene Musiker schreiend in die Flucht schlagen kann. Allein 22 Mini-Druckschalter ermöglichen die Steuerung des Verstärkers per Fingerdruck. Allerdings können sämtliche Funktionen auch von einer MIDI-Leiste übernommen werden, was insbesondere aufgrund der soundlichen Möglichkeiten nur empfohlen werden kann.

Wer sich schon einmal mit den 4-kanaligen Engel-Verstärkern auseinandergesetzt hat, wird sich wahrscheinlich recht schnell auf dem Frontpanel des Engl E670FE zurechtfinden. Engl hat jeweils zwei Kanäle mehr oder minder zusammengefasst, was sich insofern darstellt, dass sich der Clean- und der Crunch-Kanal und die beiden Lead-Kanäle 1 und 2 jeweils eine Klangregelung teilen, wobei es in beiden Bereichen jeweils zwei unterschiedliche Treble-Regler gibt. Zudem arbeitet der Verstärker mit verschiedenen Contour-, Bright- und Frequenz-Shift-Möglichkeiten, um den jeweiligen Sound nochmal auf die persönlichen Präferenzen anzupassen.

Jeweils zwei Kanäle teilen sich einen Reverb-Regler, wobei jeder Kanal einen separaten Volume-Regler innerhalb der Kanalverwaltung besitzt. Im Master-Bereich gibt es zwei unterschiedlich schaltbare Presence-Regler sowie zwei schaltbare Master-Lautstärken, um zum Beispiel während einer Solo-Passage den Amp kurzfristig lauter schalten zu können. Des Weiteren verfügt das Produkt noch über mehrere Bass-Boost-Switches in Form von Depth-Boost und Mega-Low-Punch und eine generelle Umschaltung zwischen einem Modern- und einem Classic-Modus.

Die Rückseite des Engl E670FE

So beeindruckend sich auch die Frontseite des ⁣Engl E670FE gestaltet, der eigentliche Aha-Effekt eröffnet sich für den Fachmann auf der Rückseite des Verstärkers. Neben den Standards wie MIDI In und MIDI Out und einer entsprechenden Abstimmung auf die speziellen Engl MIDI-Leisten, lassen sich auch reguläre Fußschalter anschließen. Des Weiteren befindet sich auf der Rückseite auch der Threshold-Regler des Noise-Gates, mit dem man stufenlos einstellen kann, bei welchem Level sich die Rauschunterdrückung aktiviert. Der erste Aha-Effekt eröffnet sich jedoch bei den Effekt-Loops des Verstärkers, welche mit der Zahl 3 ein ziemlich großes Raunen erzeugen.

Es handelt sich um einen seriellen und zwei parallele Einschleifwege, wobei die parallelen Einschleifwege über einen entsprechenden Balance-Reglers verfügen. Übrigens als kleiner Tipp nebenbei: Wer über einen Verstärker mit Hallspirale verfügt und sich eventuell darüber ärgert, dass der Verstärker keinen Einschleifweg hat, er hat einen Einschleifweg. Jede Hallspirale hängt an einem parallelen FX-Loop, so dass, wenn man sein Pedal auf 100 % wet im Effektanteil stellt, man seinen Effekt entsprechend hinzumischen kann.

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Oberhalb der Effekt-Loops befindet sich nun auch der neue fünfte Kanal, welcher die Bezeichnung Tube Driver erhalten hat. Es handelt sich hierbei um einen bewusst spartanisch gehandelten reinen Röhrenverstärkerweg, bei dem sämtliche soundtechnischen Kniffe, welche bei den anderen vier Kanälen zum Tragen kommen, bewusst weggelassen wurden. Der Kanal besteht nur aus einem Level-, Bass-, Middle-, Treble- und Sensitivity-Regler zuzüglich eines kleinen Contour-Schalters. Der Kanal ist dafür gedacht, dass, sollte der Verstärker in irgendeiner Form zum Beispiel bei einem relativ stationären Betrieb von verschiedenen Musikern genutzt werden und ein Musiker ein umfangreiches Effektbord mitbringt, man selbiges ohne große Probleme in den Soundweg des Engl integrieren kann.

Test: ⁣Engl E670FE, Gitarrenverstärker Topteil

⁣Engl E670FE, Profil

Bekanntermaßen arbeiten gerade Distortion-, Booster- und Overdrive-Pedale sehr gerne mit Verstärkern, deren klangliche Möglichkeiten recht spartanisch gehalten sind, was unter anderem ein Grund dafür ist, dass die meisten alten Marshall Modelle und ähnliche Verstärker sehr gut mit den ganzen Boost-Pedalen umgehen können, während hochmoderne und hochgezüchtete Verstärker hier eher Schwächen aufweisen. Inwieweit jedoch ein Engl User jemals mit Boost- und Overdrive-Pedalen arbeiten wird, sei dahingestellt. Ich für meinen Teil treffe fast ausschließlich Engl Verstärker Player, welche mir mit den Worten „Overdrive? Distortion? Brauche ich nicht, ich spiele einen Engl Verstärker“ begegnen.

Über einen Line-Output ist es möglich, zusätzliche Endstufen anzusteuern, möchte man wirklich einmal eine komplette Wand an 412er Cabinets zum Wackeln bringen oder aber ein Wet-Dry-Wet Setup umsetzen. Des Weiteren gibt es einen Power-Tube-Monitor in Form einer roten LED, welche den Ausfall einer Endstufenröhre anzeigt. In diesem Fall kann man den Gig allerdings noch mit zwei Endröhren zu Ende spielen. Abschließend findet man auf der rechten Seite noch fünf unterschiedliche Lautsprecherausgänge, welche mit den Schaltungsmöglichkeiten 1x 16 Ohm, 2x 16 Ohm, 1x 8 Ohm, 2x 8 Ohm und 1x 4 Ohm die gesamte Bandbreite der schaltungstechnischen Möglichkeiten vom Half- bis zum Full-Stack ausschöpfen. Besser geht’s nicht!

⁣Engl E670FE Test

⁣Engl E670FE, Rueckseite

Der Engl E670FE in der Praxis

Dem geneigten Leser jetzt etwas über den klassischen Engl-Sound zu erzählen, würde bedeuten, Eulen nach Athen zu tragen. Nicht umsonst ist der Engl-Sound ein fester Bestandteil eines jeden Hard- und Heavy-Gitarristen. Selbst wenn er selber keinen Verstärker dieser Firma besitzt, so hat er ihn garantiert schon mal gehört bzw. in einem Musikgeschäft angetestet. Der Sound ist nach wie vor sehr eigenständig, bietet auch aufgrund der verschiedenen Möglichkeiten einen extremen Schub im Bassbereich, mit dem man jedoch vorsichtig umgehen sollte, da man schnell der Versuchung erliegt, einen ultrafetten Sound zu gestalten, der zwar im Solo-Betrieb zu Hause ein sehr fettes Brett erzeugt, im Band-Kontext aber schnell in Frequenzbereiche hineinspielt, die für die Gitarre nicht vorgesehen sind.

Erwartungsgemäß liegt auch bei dem ⁣Engl E670FE der Fokus auf allem, was mit Gain zu tun hat. Selbst der mit Crunch bezeichnete Kanal kann in seiner maximalen Gain-Ausrichtung bereits heavy Rhythmus-Sounds erzeugen, welche bei anderen Verstärkerherstellern schon deutlich im High-Gain angesiedelt wären. Mit den beiden Lead-Kanälen kann man sich dann ungefähr vorstellen, welche Ultra-High-Gain-Reserven der Verstärker von sich aus bereits bietet. Dass diese Sounds in der Praxis nicht mehr ohne Noise-Gate abzurufen sind, erklärt sich natürlich von selbst, stellt aber in der Praxis auch keinerlei Probleme dar, da das Noise-Gate gut arbeitet und sich sehr feinfühlig einstellen lässt.

Wenngleich die meisten typischen Engl Spieler den Tube-Driver-Kanal wohl nicht allzu häufig nutzen werden, stellt er für mich jedoch ein echtes Highlight des Verstärkers dar. Diese Schaltung erweitert die Einsatzmöglichkeiten des Verstärkers um ein Vielfaches, wenngleich es vielleicht am Zielpublikum vorbei geht, jedoch für den typischen Gitarristen einen echten Mehrwert darstellt. Wer zum Beispiel in der Vergangenheit mit der Anschaffung eines Engl Verstärkers geliebäugelt hat, jedoch nicht auf seine typischen Boost- und Overdrive-Pedale verzichten wollte, kann über diese Schaltung nun auch endlich seine geliebten Pedale mit in seine Soundvorstellung integrieren und je nach Bedarf zwischen den verschiedenen Soundwelten per Midiboard oder zur Not auch per Hand hin- und herschalten.

Alles in allem muss man den Engl E670FE attestieren, der wohl aktuell beste Engl Verstärker auf dem Markt zu sein. Wenngleich sich dies natürlich auch in einem Ladenpreis von 3.490,- Euro widerspiegelt, so erhält man im Gegenzug jedoch auch eine klangliche Ausbeute, bei der es sonst bis zu 3 Vollröhrenverstärker benötigt und man trägt zur „Support Your Local Dealer“ Bewegung bei, was man heutzutage gar nicht hoch genug einschätzen kann.

Ein herausragender Verstärker!

⁣Engl E670FE Test

⁣Engl E670FE, Front im Studio

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Fazit

Mit dem Engl E670FE befindet sich der wohl aktuell beste Engl Verstärker auf dem Markt, welcher mit nunmehr 5 Kanälen die gesamte Bandbreite an Gitarrensounds mit Fokus auf Gain-Sounds abbilden kann.

In jederlei Hinsicht ein herausragendes Produkt!

Plus

  • Sound
  • Flexibilität
  • Verarbeitung
  • Konzept
  • Made In Germany

Preis

  • 3.490,- Euro
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