She will be loved!
Die Eingangsvoraussetzungen für einen Endorsement-Deal bei Music Man scheinen merklich gesunken zu sein. Bisher erhielten nur ausgewiesene Virtuosen einen Deal mit dem kalifornischen Edelhersteller, man denke nur an solch illustre Namen wie Steve Morse, John Petrucci, Steve Lukather oder etwa die Countrylegende Albert Lee. Dagegen scheinen die Fähigkeiten am Instrument des eher unbekannten Neuzugangs James Valentine geradezu hausbacken. Allerdings steht der Mann an den sechs Saiten der momentan sehr angesagten US-Rockband Maroon 5 und ein wenig Publicity im Mainstream Markt kann ja schließlich nicht schaden. Sein Instrument ist die Music Man Valentine, eine völlig neu konstruierte Gitarre und deshalb zwingend einen Test wert.
Facts & Features
Wie alle Music Man Instrumente aus dem kalifornischen Werk in San Luis Obispo wird auch die Music Man Valentine in einem hochwertigen Schalenkoffer ausgeliefert. Das Finish unseres Testinstruments trägt die Bezeichnung „Trans Buttermilk“, erhältlich ist die Gitarre zudem in „Trans Black“, in „Trans Maroon“ und in einem Naturholz-Look („Satin Natural“). Der Lack wurde makellos auf einen einteiligen Eschekorpus aufgebracht, dessen schöne und gleichmäßige Maserung durch die transparente Lackschicht immer noch gut zu erkennen ist.
Auch wenn es mit dem bloßen Auge kaum zu sehen ist, verjüngt sich die Form des Korpus von 40 mm im unteren Bereich auf 35 mm in Höhe des oberen Cutaways, der Hersteller bezeichnet dieses Feature als „Wedge Shape“, was einzig und allein dem Spielkomfort dienen soll. Ein dunkles Tortoise Pickguard schützt die Oberfläche vor Kratzern und fügt sich zudem nahtlos in die gelungene Optik ein.
Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich (nicht) streiten, aber für mich ist diese Buttermilchoberfläche klar die Schönste der vier erhältlichen Lackierungen, insbesondere in Verbindung mit dem „Roasted Maple Neck“ und dessen dunkelbrauner, kräftiger Maserung. Einige unter uns werden sicher nicht wissen, was es mit diesem „Roasted Maple“ auf sich hat. Laut Hersteller werden diese handselektierten Hälse nach der Fertigung in einen Ofen gesteckt und dort regelrecht gebacken, was dem Holz neben einer dunklen, kräftigen Färbung auch zusätzlich Stabilität verleihen und sich darüber hinaus auch positiv auf das Klangverhalten auswirken soll. Mit davon eingeschlossen ist auch die Kopfplatte, die an der Music Man Valentine nicht lackiert ist.
Das Ergebnis ist beeindruckend, die nur satinierte Halsrückseite bietet zusammen mit dem typisch schmalen Music Man Halsprofil eine Bespielbarkeit, wie sie besser nicht sein könnte. Zumindest nach der Korrektur des Werkssettings unseres Testinstruments, denn das war dem einer Gitarre der 3000-Euro-Preisklasse kaum würdig!
Der Hals wurde im Korpus in bewährter Music Man Manier mit fünf Schrauben fest verankert, eine entsprechende Fräsung am Hals-Korpus-Übergang sorgt für eine angenehme Bespielbarkeit auch jenseits des 15. Bundes. Das Material wurde aus dem Vollen gefräst, es gibt also kein separat aufgeleimtes Griffbrett. Von herausragender Qualität zeigen sich die 22 makellos eingesetzten und an ihren Kanten sauber abgerichteten Bundstäbchen aus Edelstahl, die mit einer perfekt polierten, spiegelglatten Oberfläche im wahrsten Sinne des Wortes um die Wette glänzen.
Somit gelingen gefühlvolle Bendings ohne den geringsten Widerstand für die Greifhand – es fühlt sich einfach „richtig gut eingespielt“ an. Dasselbe in puncto Verarbeitung betrifft auch den Sattel, der wie üblich längenkompensiert ist und eine zierliche Breite von gerade einmal 41,3 mm aufweist.
Er führt die Saiten absolut zu den Mechaniken an der Kopfplatte, womit wir auch schon bei der Hardware und den Tonabnehmern angelangt wären.
Hardware und Elektronik der Music Man Valentine
Trotz der festen Brücke wurden an der Kopfplatte sechs Locking Mechaniken aus dem Hause Schaller montiert. Die Qualität ist auch hier vom Feinsten, die Tuner lassen sich sehr präzise drehen, während der Testdauer gab es zudem keinerlei Probleme mit der Stimmung des Instruments. Die Saiten werden über die Rückseite des Korpus durch eine Music Man Hardtail Bridge eingeführt, auch hier setzt man also auf die Vorzüge einer „String Through“ Saitenführung. Das dürfte, wie wir ja alle wissen, dem Resonanzverhalten und somit dem Klang der Gitarre insgesamt deutlich zugutekommen. Die sechs Saitenreiter werden von einer verchromten Abdeckung geschützt – „Form follows Function“, denn so findet auch die rechte Hand ihre bequeme Auflageposition.
Tonabnehmer und Schaltung
Der Kunde ist König – und so wurden für die Music Man Valentine eigens Pickups nach den Vorstellungen von James Valentine entwickelt. Herausgekommen sind ein Singlecoil am Steg und ein Humbucker in Halsposition, was zugegeben erst mal etwas seltsam oder zumindest selten erscheint. Die Pickups tragen Metallkappen mit einer hochwertigen Chromschicht und werden von einem Dreiwegeschalter angewählt.
Beide Potis, sowohl das Volume- als auch das Tonepoti, sind als Push-Variante ausgeführt: Während das Tonepoti nach dem Drücken den Humbucker auf Singlecoil umschaltet, aktiviert das Volumepoti wiederum einen Booster, der das Ausgangssignal um satte 20 dB anhebt. Überflüssig zu erwähnen, dass auch Schalter und die Potis aus dem oberen Regal stammen und sicher gefühlte Ewigkeiten überstehen werden.
Das folgende Diagramm veranschaulicht die Schaltungsmöglichkeiten der Valentine Elektronik. Wie zudem ersichtlich ist, wurde eine „Silent Circuit“ Schaltung eingebaut. Ein Feature, das auch viele andere Instrumente des Herstellers besitzen und das dazu dient, den Singlecoil in Sachen Brummen in Zaum zu halten. Für den Betrieb ihrer Elektronik benötigt die Valentine einen 9-Volt-Block, der ist aber ganz fix über ein Fach auf der Rückseite zu erreichen. Damit dieser nicht unnötig Energie verliert, sollte man das Kabel nach dem Spielen unbedingt aus der Buchse ziehen, denn nur dann ist die Elektronik auch wirklich ausgeschaltet.
Bilanz bis hier
Dass sich Music Man bei einer Gitarre nahe der 3000-Euro-Grenze keinen Ausrutscher erlaubt, ist völlig klar und so überzeugt auch unsere Music Man Valentine nach der ersten genauen Inspektion bis in das kleinste Detail. Hölzer, Hardware und Verarbeitung befinden sich auf Spitzenniveau, zudem überrascht die Gitarre trotz ihrer aktiven Elektronik mit einem erstaunlich leichten Gewicht. Das „Backen“ des Halses scheint sich also zumindest schon mal positiv auf das Gewicht auszuwirken und auch der Eschenkorpus dürfte einer von der gut abgelagerten Sorte sein. Prima Voraussetzungen also für eine gute Performance mit der Valentine. Und die betrachten wir uns nun!
Mann, der Hals ist schon sehr, sehr lecker … und die Buttermilch dazu natürlich auch ;)
Der Korpus sieht leider aus wie eine Peavey T-40-Kopie…der Hals ist allerdings wirklich lecker…
@JMX Stimmt … der Body hat aber auch was von der Reflex aus eigenem Hause … Menno, ich will sie nicht wieder abgeben müssen :(
Ist das auf Seite 5 nicht Steve Morse?
So hat er zumindest in den 80ern ausgesehen.
Seit DP sieht er anders aus, und hört sich furchtbar an. ;-)
Hahaha, stimmt … könnte der junge Stevie sein :)
Und DP … ich höre, liebe und lebe ohnehin nur seine Soloscheiben.
Schon meinen Artikel über ihn gelesen?
https://www.amazona.de/report-gitarristen-die-geschichte-machten-steve-morse/
Grüße!
Stephan
@Stephan Güte Ok, gelesen. Schon wieder zehn Jahre her. :-O
Bei der blauen Music Man musste ich als Nichtraucher an „Ohne Filter“ denken…
Siehe da, 1990 war das, als Trio. Genau wie 1984 schon.
Da haben mich Gitarren aber noch nicht interessiert. ;-)
Steve Morse Band … das „Ohne Filter“ Konzert … ein Meilenstein.
Liegt eigentlich allen neuen Gitarren ein Zertifikat bei, welches bescheinigt, dass keine Hölzer von der roten Liste verwendet wurden ?
Oder ist das nur bei Gitarren mit Palisander erforderlich ?
@Sokrates Ich glaube so weit ist es einfach noch nicht gekommen … komischer Gedanke, aber berechtigt. Bei der hübschen Valentine war auf jeden Fall nichts dergleichen dabei.
@Sokrates Es muss nur dann was beiliegen, wenn betroffenes Holz von der Liste verarbeitet wurde. Und zwar seit 2.1.
http://www.musik-produktiv.de/cites-artenschutz.html
Anscheinend kann der Zoll die unterschiedlichen Holzarten unterscheiden. Jetzt wurden die ersten Gitarren vom Zoll beschlagnahmt, weil Rio Palisander verbaut wurde:
http://www.bfn.de
Möchte wissen, was der Zollbeamte macht, wenn die Gitarre total deckend lackiert ist.