Der Höllenhund unter den Bodentretern!
Das NUX Cerberus Multieffektpedal ist einer der letzten Streiche der noch relativ neuen chinesischen Firma NUX. Ähnlich wie Mooer bauen die Chinesen auf Klassiker für den kleinen Geldbeutel, aber auch die eine oder andere Innovation, wie der Höllenhund der heute bei Amazona auf dem Operationstisch liegt, ist am Start.
NUX Cerberus Gitarren Multieffektgerät
Ich habe die Veröffentlichung des Cerberus kaum abwarten können, da ich genau so etwas zu diesem Zeitpunkt suchte. Somit war ich auch einer der Ersten, der es bekam, sogar noch (offiziell) 50 Euro günstiger. Der Preis wurde zwei Wochen danach von 249,- Euro auf 299,- Euro erhöht und hat sich bis dato gehalten. Somit kann ich hier ausnahmsweise mal auf einen Langzeittest (3 Monate) zurückschauen. Interessant sind vor allem die Software und der IR-Loader, beides wurde erst im Dezember 2017 veröffentlicht. Schon mal vorweggenommen: Trotz der Preiserhöhung ist das NUX Cerberus jeden Cent wert, aber mehr dazu im folgenden Artikel.
Facts & Features des NUX Cerberus
Unsere erste Bekanntschaft dauerte leider nur eine Woche. Das Display hatte einen Fehler, somit musste ich es umtauschen. Das Austauschgerät läuft aber problemfrei seit dieser Zeit. Sogar ein paar kleine Bugs wurden mit dem Software-Update in der Zwischenzeit behoben.
Das Multieffektgerät hat für seine Möglichkeiten ein noch relativ kompaktes und vor allem sehr stabiles/roadtaugliches Gehäuse. Theoretisch benötigt man für die meisten Fälle kein weiteres Gerät, dennoch besteht natürlich die Option, das Cerberus im Pedalboard zu integrieren. Mit den Maßen von 32 x 11,5 x 6,5 cm (inklusive Potis und Schalter) und einem Gewicht von 1,3 kg ist es immer noch gut auf dem Board und/oder im Gigbag zu verstauen.
„Build like a tank“ kann man hier auf jeden Fall sagen! Die Schalter sind nahezu überdimensioniert und im Gebrauch fast zu stabil und schalten sehr laut, was mir nicht so gut gefällt. Die Drehregler hingegen laufen sehr leichtgängig, so dass man schnell mal etwas verstellt hat, wenn man im Eifer der Show darüberstreift. Das ist leider bei allen NUX-Bodentretern so, hier wäre für mich Handlungsbedarf. Im Preset-Mode ist das tatsächlich relativ egal, da ja alles abgespeichert wird.
Von den Möglichkeiten bietet das NUX Cerberus nahezu alles, was man so für die meisten Grundsounds benötigt. Was es besonders macht, ist die Mischung aus analog und digital, dazu kommt die Option, auf den Preset-Mode zu schalten plus den IR-Loader.
Die analogen Effekte sind wie zu erwarten die Distortion- und die Overdrive-Einheit. Der Distortion ist, wie oft gewünscht, an einem Marshall JCM 800 orientiert. Gesteuert wird die Einheit mit einem Level-Regler, einer Tonblende und einem Lautstärkeregler.
Das Gleiche finden wir bei der Overdrive-Sektion, welche sich im Sound an einem Tube Screamer orientiert. Das Interessante sind die internen Routing-Optionen, hier kann man die Anordnung im Signalweg ändern oder beide parallel nutzen. Wenn einem das nicht genügt, dann kann man davor oder danach noch andere Zerrer oder Booster dazuschalten. Apropos Booster, den gibt es auch noch mit an Bord des Höllenhundes. Hier für haben wir ein kleines Lautstärkepoti an der Front des Cerberus. 0 – 20 dB Lautstärkeanhebung hat es zu bieten und sitzt hinter dem Overdrive und dem Distortion. Somit bekommt man mehr Lautstärke für zum Beispiel Solosounds oder andere Parts, die sich etwas abheben sollen.
Beginnen wir bei der digitalen Einheit mit den Echos, hier stehen drei zur Auswahl: Das 60s Delay (Tape Delay) 55 ms – 550 ms, angelehnt an ein Tape Delay. Das 70s Delay (BBD) 40 ms – 400 ms orientiert sich an einem BBD-Delay, wie man es seit 1969 kennt. Das Dritte im Spiel ist ein 80s Delay (Digital Delay) 80 ms – 800 ms, ein sauberes Achtziger-Delay. Das Tap-Tempo kann bei allen drei Delay-Arten von 125 ms – 1500 ms eingetappt werden.
Auch beim Hall wird eine sinnvolle Quintessenz angeboten, hier geht es von einem Spring-Reverb (Federhall) über einen Plate-Reverb (Plattenhall) zu einer großen Halle mit „endlos“ Decay. Den Hall kann man parallel zum Delay, davor oder danach anordnen. Ich finde, hier wurde an alles gedacht.
Die Modulationseinheit birgt eine Auswahl der wichtigsten Elemente. Somit haben wir drei Choruspedale simuliert, wie auch beim Delay von Vintage bis Modern. Die Mod-FX-Abteilung rundet das Konzept ab mit einem Tremolo, einem Phaser und einem Univibe. Was braucht man mehr. Selbst anspruchsvolle Top-40-Gitarristen sollten mit dem Angebot zurechtkommen. Wobei ein Flanger noch gut wäre, aber momentan alles andere als hip ist.
Was hat das NUX Cerberus noch zu bieten?
Dass das noch nicht alles war, kann man sich kaum vorstellen, aber es gibt noch weitere Features. Zum einen ist es MIDI-fähig, es gibt einen Kill-dry-Schalter, um das Clean-Signal zu eliminieren, einen Groundlift, um eventuelle Nebengeräusche auszuschalten und einen Level-Schalter, den man auf -10 dB (Amp-Modus) oder auf +4 dB (direkt) schalten kann.
Dazu kann man ein optionales Volume-Pedal anschließen, einen Kopfhörer und der zweite Ausgang bietet eine CAB-Simulation mit Software-Anbindung sowie einen Impulse-Response-Loader, somit kann man neben den acht Onboard-IRs dazu noch eigene importieren.
Last, but not least ist natürlich noch ein chromatisches Stimmgerät dabei. Hier wird also einiges geboten. Kommen wir zu den drei Modes: dem Manual-Mode, dem Preset-Mode und dem Edit-Mode.
Generell ist das Effektboard klassisch, alles durchgeschleift vor den Verstärker oder mit der 4-Kabel-Merhode zu verwenden. Hier benutzt man den Effekt-Send/Return des Verstärkers. Zusätzlich kann man über die CAB-Simulation direkt rausgehen.
Im Manual-Modus ist das Cerberus quasi wie ein selbst zusammengestelltes Pedalboard zu benutzen. Verfügbar sind in diesem Zusammenhang vier Pedale: Delay/Hall, Chorus/Mod FX, Distortion und Overdrive. Zusätzlich kann man den CTRL-Schalter individuell belegen, um den Hall, die Modulationseffekte, den Booster oder Distortion und Overdrive kombiniert ein- und auszuschalten. Hier hat man immer nur den ausgewählten Effekt zur Verfügung. Wenn man zum Beispiel vom Phaser auf das Tremolo wechseln will, dann muss man per Hand umstellen.
Anders im Preset-Modus, hier kann man mehr kombinieren und die Sounds wie üblich auf 4 Schalter mal 32 Bänken (128 Presets) abspeichern, auch mit der Möglichkeit, zum Beispiel Boost und Hall zu kombinieren.
Der Edit-Modus dient dazu, im Preset Modus on the fly Veränderungen vorzunehmen. Man möchte zum Beispiel das Tap-Tempo anpassen. Hierfür einfach den Tap-Schalter halten und schon kann man das gespeicherte Preset manuell verwalten.
Das NUX Cerberus in der Praxis
Wie man vielleicht schon bei der Beschreibung erkennen konnte, ist das Cerberus sehr sinnvoll und praxisorientiert aufgebaut, nahezu alle Eventualitäten sind bedacht worden. Ich benutze das Teil seit drei Monaten auf meinem Pedalboard, kombiniert mit vorgeschalteten ODs und einem Booster in der klassischen Methode, da ich nur Vintage-Verstärker ohne Einschleifweg spiele (Buuuh! Anmerkung der Redaktion ;)). Bei der Rockband vorm Marshall plus 4×12-Cabinet im Manual-Modus, bei der Galaband vor einem Fender Blues Jr. oder direkt im Preset-Modus.
Distortion und Overdrive funktionieren bestens und klingen in die beschriebene Richtung. Ob das jedem gefällt, ist Geschmacksache, für mich im Live-Kontext stellt das allerdings eine gute Kombination dar.
Genau so verhält es sich auch mit der digitalen Fraktion. Die Effektqualität ist nicht TOP, aber überraschend gut für diese Preisklasse, ich würde sagen, für Live völlig ausreichend und selbst im Studio brauchbar. Dass die Regler sehr leicht laufen, stört schon etwas, aber man kann damit arbeiten. Am Ende muss sich der günstige Preis wohl irgendwie rechtfertigen. Dass hier nicht immer hochwertige Bauteile verwendet werden, liegt auf der Hand.
Hören wir mal in die Klangbeispiele rein.
In Klangbeispiel 1 spiele ich mit einer Strat direkt unverzerrt in das Cerberus und schalte dabei verschiedene Impulsantworten durch:
Das Klangbeispiel 2 widmet sich dem Distortion, auch die Strat/direkt mit diversen Einstellungen „on the fly“:
Klangbeispiel 3, das Gleiche nur mit dem Overdrive:
Als nächstes hören wir die Delays und die Reverbs:
Die Modulationseinheiten:
Und zu guter Letzt ein Vergleich zwischen IR und mikrofoniertem Amp (abgenommen mit einem Sennheiser 609):
Ich bin nicht wirlklich darüber schlau geworden, ob das Gerät einen Stereoausgang besitz ?
@MrA. Der Kopfhörer Ausgang ist Stereo. Aber selbst da gibt es keinen Stereo Effekt, da die FX alle Mono sind.
Tolle Gitarren Beispiele! Der Chinaböller kongurriert genau mit dem Boss ME80 das das gleiche kostet und extrem geil ist! Es zu übertreffen ist sehr schwierig. Ausserdem kommt hinzu, dass Boss Bodenbtreter baut die nahezu jeden Gitarristen seines Lebens überlebt sprich unkaputtbar sind. Das gilt auch für das ME80. Ein Chinateil käme mir so leicht nicht ins Studio, denn die Chinesen können meist schlecht kopieren aber Panzer können sie erstrecht keine bauen. Ich spreche hier von der groben Masse und nicht vom Einzelfall.
Ok, verstehe, „Made In Taiwan“ ist ja nicht „Made in China“, bzw. ist es das nicht eigentlich doch?!?
Wie die Frage, ob man das ME80 trotzdem mehr mögen darf, ist beides eines Frage des Blickwinkels ;-)
Darf ich als Katzendarm-Hasser, aber Synthesizer-Spieler mal fragen, wie leicht/schwergängig die Fussschalter für Hände sind? Eher gut händelbar, oder so Knochenbrecher wie die von EHX!?
@Mick Ich würde mal sagen ähnlich wie bei den EHX Tretern. Händelbar ist da eher individuell, für mich wäre es im Bereich des Möglichen. Der Kritikpunkt kam aber auch nicht aus Spaß;).
Sind die Effekte auch zur Midi Clock syncbar?
@Roller …das habe ich nicht ausprobiert, somit kann ich dir da momentan keine Antwort geben. Sorry
Vorab: Ich kann mit dem Test wenig anfangen, trotz der Klangbeispiele – dafür Dank! Wo bleibt der Vergleich mit ähnl. Konkurrenzprodukten, wo das Abwägen? Wo wird die FX-qualität beurteilt und eingeordnet? Hier wird ein imho mittelmäßiges, gut verarbeitetes Produkt unzulässig appetitlich gemacht. Mir ist das zu unkritisch.
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Diese Mono-FX-Kiste (mit anal. Sättigung) ist ihr Geld nicht wert, so sehr ich den Nux sonst auch schätze: Wer sowas kauft, ist doof.
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Warum bei den akt. Devisenkursen Nux teurer wird? Unklar.
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Hall und Modulations-FX sind billig, gemessen am Preis. Delay ist OK bis gut. Nur, da macht sich ja sogar noch ein Digitech RP50 (neu war es mal 39,-) besser (!!), bei der Effektqualität der Mod. FX. Lustig, wie leichtes Anzerren von Sounds diese sofort muffig klingen lässt. Bei höheren Gain-Einstellungen matscht es. Ob das so wohl praxistauglich ist? Mein Fazit: Braucht so kein Mensch.
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Die billigeren Nux-Teile sind aber einen Blick wert. Das NUX MG-200 (130 Euro) klingt fast gleich! Den Vorgänger (MG-100) gibts schon für 80 Euro. Der Nux-OD2 oder OD3 (rund 20,-) macht nen besseren OD als der Cerberus. Tipp! Für rund 55 Euro gibts den NUX modcdlx (also: Mod-FX), in Stereo!! …und mit kryptischer Bedienung. Der AS-4 (Ampsim) für 27,- ist ganz OK und das NOD2 (Tubescreamer-Emu) ist nen Blick wert. Den OD3 und OD2 mag ich aber wirklich!
@L. Lammfromm Ich hätte es nicht so krass ausgedrückt, habe das aber auch gedacht. Sehr unkritisch und vor allem der Vergleich Amp-Sim/mikrofonierter Amp ist sehr schlecht gemacht. Die vielen Effekte auf dem Signal machen mehr kaputt als etwas zu demonstrieren. Die Distortion-Sachen klingen muffig, OD ist ok. Ganz schlimm sind die Clean-Beispiele. Es klingt alles stark komprimiert, keine Feinheiten sind hörbar, die Dynamik ist so gut wie hin. Würde ich so etwas vor meinen Engl Retro Combo schalten, könnte ich mir auch gleich eine Billigkiste hinstellen. Natürlich ist immer die Frage, was man für den Preis erwarten kann. Aber dann sollte der Testbericht auch entsprechend darauf eingehen. Und für 300€ ist es eben nicht gut. Da kauft man sich besser gebraucht für 30€ eine alte rote Bohne von Line6, selbst die klingt besser (wenn auch nicht gut).
Hmmm.wiso eig. Höllenhund. Also hätte das teil fast bestellt. Nach dem letzten statement, denk ich., hab mich verhört. Da sind gute plug ins besser. Werde Ich weiter suchen. Thx fuer den test.
@maxikorg Cerberus steht für: lateinischer Name des Höllenhunds in der griechischen Mythologie. Quelle: Wikipedia ;)
@maxikorg Im Endeffekt musst Du das Teil selbst ausprobieren. Bestellen, vor den eigenen Amp hängen und dann schauen, ob es passt oder nicht. Keiner weiß, wie die hier vorgestellten Klangbeispiele entstanden sind. Vielleicht sind sie auch nur unglücklich und werden dem Gerät nicht gerecht. Anders herum sollte man sich fragen, warum man für den Preis noch nicht einmal zwei gute Pedale bekommt. Selbst Boss-Pedale sind recht teuer und das nicht ohne Grund. Es gibt auch andere Billighersteller, doch am Ende steht meistens immer die gleiche Kritik. Wenn man eine gute Gitarre hat, wird man diese nicht durch billige Pedale oder einen günstigen Digitalamp schicken wollen. Wenn man keine gute Gitarre hat, sollte man zumindest am anderen Ende nicht sparen und später die Gitarre dann mal auswechseln. Nichts macht mehr Spaß als ein guter Röhrenamp.
@Markus Galla Ja schwer zu sagen, dachte eig. An synthesizer bzw modular sachen. Bodensachen hab ich altes von boss, big muff, und die neueren strymon sachrn, da ich festgestellt habe, das die billigeren nicht schlecht sind, aber bei der ganzen tonumfang, nicht mehr so gut klingen. Weiss jetzt nicht wie ein gitarist denkt. Ich möcht halt gern den synths mehr leben einhauchen. Speakersimulation, amp, hall, delay usw mehr live chakter geben, kann mich auch täuschn mit meiner idee. Danke für die höllenhund erklärung. Latein gabs auf der hauptschule net. Eig ne frechheit.
??
@maxikorg Ich würde mir mal den Eventide H9 anschauen. Ist ein super Teil. Habe ich schon oft am Nord Electro 5 im Einsatz gehabt. Man bekommt nicht nur erstklassigen Hall, sondern kann alle möglichen Effekte nachkaufen. Es gibt auch ein Max Out-Option, die mindestens einmal im Jahr günstig angeboten wird. Da bekommt man dann alles. Das ist eine ganz andere Liga. Insbesondere der Shimmer-Hall ist ein Hit.
Habe meinen übrigens hier bei Amazona gewonnen :-)
@ soundluck
„Hmmm.wieso eig. Höllenhund.“
https://de.wikipedia.org/wiki/Kerberos
Hehehe, 2 Doofe, ein Gedanke… Herr Güte war schneller.
„Latein gabs auf der hauptschule net.“
Hat auch eh kaum Relevanz mehr. Die Figuren aus der Mythologie werden allerdings noch bis zum Ende jeglicher Zivilisation immer wieder mal aufpoppen.
Vielen Dank für die tollen, konstruktiven und auch „doofen“ Kommentare. Zum Glück gibt es immer Leute die Geschmack studiert haben, was wären wir ohne die :).
Generell ist es natürlich immer schwierig, hier jedem und alles recht zu machen. Am Ende sollte man Testberichte als Orientierung und Vergleich heranziehen um dann Dinge selbst auszuprobieren, bis man zum erwünschten Sound kommt. Ich wünsche weiterhin viel Spaß dabei, den sollte man auf jedenfall nicht verlieren.
Hmmm… Warum“Mono-Kiste“? Der Cerberus hat in der Delay/Reverb Sektion zwei Ausgänge. Das riecht verdächtig nach Stereo-Output. Etwa nicht? Liegt es evt. am Routing, wenn man nur Mono hört?
@heimannrudolf Das sind zwei Mono Ausgänge. Der eine führt zum Verstärker, der andere mit IR Loader direkt ins Pult. Zumindest ist es so gedacht.