Noch mehr zum Drehen, noch mehr Funktionen: TRM goes bigger!
Inhaltsverzeichnis
- Omnitronic TRM-422 – 4-Kanal Rotary Mixer
- Drehen & schieben: Die Oberseite des Rotary Mixers
- Die Grundfunktionen des Rotary Mixers
- Der Omnitronic TRM-422 in der Praxis
- Soundcheck: Wie klingt der TRM-422?
- Hands-on: Der Master-Isolator
- Master-Insert für externe Effekte
- Das Master-Filter: knackig vs. butterweich
- Crossfader und die Grundfrage aller DJ-Mischpulte
- Qualität und Haptik des DJ-Mixers
Omnitronic legt los. Ja, in der Tat legt Omnitronic wirklich los und scheint den Markt der Rotary Mixer endgültig für sich entdeckt zu haben. Der Hersteller mit deutschen Wurzeln liefert nun mit dem Omnitronic TRM-422 das dritte Rotary Mixer Modell auf den Markt. Nach dem dritten Wurf des „kleinen“ TRM-202 in der MK3-Version kann man auch nur sagen: Zu Recht. Qualitäts- und dann Lieferprobleme von Teilen bei den ersten beiden Versuchen hat man bei Omnitronic mit dem TRM-202MK3 nun anscheinend alles richtig gemacht, denn Qualitätsprobleme scheint es bis heute nicht zu geben und lieferbar ist der kleine Dreher immer noch – und das zu einem Preis von rund 350,- Euro. Unschlagbar günstiger Einstieg in die Welt der Rotary Mixer und genau deswegen hat das Modell auch so einen Erfolg. Es folgte die logische Konsequenz, der TRM-402, also die 4-Kanal-Version, die jedoch mit einem Preis von ursprünglich 699,- Euro, derweil rund 450,- Euro einfach preislich „drüber“ lag. Keine Beanstandungen im Test, preislich aber zu ambitioniert für ein Gerät, welches der TRM-202MK3 halt nur mit vier Kanälen ist.
Beide Modelle sind nach wie vor verfügbar, ein weiteres Modell ergänzt nun die Range und wird ein paar mehr Funktionen mit sich bringen, die die vier Kanäle des Mixers umgeben werden.
Omnitronic TRM-422 – 4-Kanal Rotary Mixer
Die Grundfrage könnte sein, was der Unterschied zwischen dem TRM-402 und dem TRM-422 ist, also den beiden 4-Kanal-Mixern. Ein erster Blick auf beide Modelle verrät da schon viel – schauen wir mal genauer hin.
Schnelldurchlauf: 4 Kanäle mit 3-Band-EQ, zwei Mikrofoneingänge, ein Master-Isolator, Cue und Master-Booth-Metering, Booth-Out mit 2-Band-EQ, eine Filter-Sektion und ein Crossfader.
Das ist der erste schnelle Blick auf die Oberfläche und damit gibt es schon ein paar technische Unterschiede zum TRM-402, abgesehen davon, dass der TRM-422 anders aufgebaut ist und eher an Mixer von Formula Sound, Rodec oder Hi-Level erinnert. Kein großes Wunder, der TRM-422 wäre Rack-tauglich und entsprechende Schrauben und Winkel sind im Lieferumfang enthalten!
Der erste Funktionsüberblick anhand der Oberseite verspricht einige neue Funktionen, die die Vorgänger nicht bieten konnten, bei denen, so der Hersteller, jedoch Kundenwünsche ihren Einzug gehalten haben in den Omnitronic TRM-422. Das erklärt die unterschiedlichen neuen Funktionen, die man an einem Rotary Mixer definitiv nicht erwarten würde. Ein Crossfader zum Beispiel oder aber ein Aux-In auf der Oberseite.
Fangen wir einmal auf der Rückseite an und schauen als Basis auf die Anschlussmöglichkeiten.
Aufgeräumt und dank weißer Markierungen sogar grafisch geordnet, so präsentiert sich die Rückseite des Mixers. Hier gibt es vier Blöcke als Inputs für die Kanäle. Rein geht es hier per Cinch klassisch für Phono- und Line-Zuspieler auf jedem Kanal. Ein kleiner Druckschalter, der von „oben“ gut zu erreichen ist, lässt den Phono-In umschalten zu einem Line-In, so dass man an allen vier Kanälen auf Wunsch jeweils zwei Line-Zuspieler anschließen kann.
Ein Buchsenpaar mittig erweckt Aufmerksamkeit. Wir sind angekommen an dem Punkt, an dem der Mixer Funktionen bietet, die man nicht erwarten würde. Diese Buchsenpaare hier, als Timecode-Output bezeichnet, sind Thru-Buchsen der Phono-Eingänge und lassen das Signal angeschlossener Plattenspieler zu einem Audiointerface weiterleiten, um ein digitales Vinyl-System mit einer DJ-Software wie Serato DJ, Rekordbox DJ oder Traktor DJ zu nutzen. Spannend, dass dies von Kunden gewünscht wurde, aber gut, es ist technisch leicht umsetzbar, wieso also nicht. Letzter Punkt: Jeder Kanalzug hat rückseitig unter den Eingängen eine eigene Erdungsschraube.
Rechts der Eingänge befinden sich zwei XLR-Buchsen für die beiden Mikrofone.
Links der Eingänge geht es mit den Ausgängen des Mixers los. Zunächst einmal gibt es hier den Master- wie auch den Booth-Ausgang mit jeweils symmetrischen XLR-Anschlüssen und unsymmetrischen Cinch-Ausgängen.
Ein Rec-Out darf nicht fehlen, Cinch-Form und unter diesen als weitere schöne Funktion ein Master-Insert für externe Effektgeräte, ebenso in Cinch-Form. Für ebensolche gibt es jedoch auch noch Buchsen im 6,3 mm Klinkenformat auf der oberen linken Seite des Anschlusspanel hinten, jeweils eine Buchse für den Anschluss externer Effektgeräte und Rückführung über ebensolche Buchse.
Last but not least, Anschluss für das Stromkabel und ein An/Aus-Schalter.
Kurzer Blick auf die Front: Hier befindet sich der Kopfhörerausgang, einmal als kleine Klinke, einmal als große Klinke. Auf der rechten Seite gibt es einen kleinen Drehregler für die Kurve des Crossfaders.
Mit den Maßen von 410 x 285 x 105 mm ist der Mixer eher breit statt hoch, Rack-tauglich wie schon erwähnt. Rund 6 kg bringt das Mischpult dabei auf die Waage.
Drehen & schieben: Die Oberseite des Rotary Mixers
Die Oberseite des DJ-Mixers wird, wie in den meisten Fällen, dominiert von Drehreglern. Bei einem Rotary nicht anders, nur ist die Anzahl der Drehregler hier N + die Anzahl der Kanäle. 35 Potis, ein Fader, viele LEDS, diverse Schalter, Kipp oder Druck: Das ist die Zusammenfassung.
Dominieren tut bei diesem Mixer optisch nichts, dennoch wirkt der Mixer wohlstrukturiert. Dabei gibt es keine wirklichen Sektionen, dennoch ist der erste Blick klar dahingehend, was wo sitzt.
Mittig-links sitzen die Kanalzüge. Seitlich links davon gibt es die Regler für die Mikrofoneingänge sowie für den Kopfhörerausgang. Rechtseitig gibt es dann ein paar mehr Regler, aber auch diese sind schnell erklärt. Die drei größten Potis des Mixers nebeneinander angeordnet, sind wie zu erwarten, für den Master-Isolator. Unter diesem befinde sich der bereits angedrohte Crossfader.
Über dem Master-Isolator befinden sich die zwei Meterings, jeweils mit zweigliedriger LED-Kette mit jeweils 16 LEDs. Rechts von diesen befinden sich die Regler für die Ausgänge, Master- und Booth mit 2-Band-EQ für den Booth, daneben das Filter des Mixers.
Feinheiten? Input-Wahlschalter über den Kanalzügen, eine LED zwischen den Meterings, die den einschalteten Zustand des Mixers signalisiert, ein Schalter zum … ach, sagen wir, noch einige mehr Schalter, auf die wir gleich eingehen werden, wenn es soweit ist.
Die Grundfunktionen des Rotary Mixers
Praxis. Mein liebster Teil. Fangen wir mit den Basis an. Mein Setup für diese vier Kanäle werden zwei CDJs, ein Plattenspieler und ein Step-Sequencer sein. Anschlussmöglichkeiten gibt es genügend und so findet alles seinen Platz, wie auch immer man es stellen mag.
Die Auswahl der jeweiligen Quellen erlaubt der kleine Kippschalter an der Spitze eines jeden Kanalzuges. Das Einpegeln geschieht zwischen „nach Gefühl“ und dem Metering. Während die Kanäle kein einzelnes Metering haben, kann man per Cue-Auswahl in den jeweiligen Kanälen das Cue-Metering neben dem Master-Metering bemühen und über dieses auch visuell einpegeln oder jederzeit nachkontrollieren. Durch die Länge des Meterings funktioniert dies sehr gut und überwiegt damit einem kleinen Metering im Kanalzug. Zur Sicherheit jedoch bietet jeder Kanalzug eine rote Clip-LED.
Thema-Metering: Während das linksseitige Metering als Cue-Metering läuft, kann das rechtsseitige Metering für den Booth-Ausgang wie auch für den Master-Augang genutzt werden. Hierfür gibt es über dem Metering einen kleinen Umschalter, der zwischen Master- und Booth-Signal wechseln lässt, um beides im Auge behalten zu können. Etwas spannender als das, ist das Cue-Metering. Dieses kann per Auswahl des Cue-Kanals im Kanalzug ausgewählt werden und entspricht dann dem jeweiligen Kanal / den jeweiligen Kanälen. So kann das im Kanalzug fehlende Metering ausgeglichen werden.
Etwas kryptisch bezeichnet ist die Funktion des linken Meterings (Stereo VU Meter Cue Level) in der Bedienungsanleitung. In dieser steht, dass das Cue-Metering das Signal anzeigt, das am Kopfhörerausgang anliegt. Das ist natürlich als Pre-Fader-Listening-Abgriff von Kanälen mit eingeschaltetem Cue in der Tat richtig, ist aber zugleich dahingehend nicht korrekt, als das wirklich am Ausgang anliegende Signal Post-Cue-Level-Regler ist.
Bei EQ Flat kann das Cue-Metering zum Einpegeln genutzt werden, denn es ist Pre-Fader aber natürlich auch Pre-Cue-Level-Regler.
Die Cue-Auswahl wird im Kanalzug über einen kleinen Druckschalter erledigt und eine visuelle Rückmeldung gibt es anhand einer kleinen LED über dem Schalter.
Über diesem Schalter befindet sich die Zuweisung zum Crossfader und zum Filter des Omnitronic TRM-422.
Für die Klangregelung im Kanalzug bietet der Omnitronic TRM-422 einen 3-Band EQ. Vermissen tue ich hierzu jedoch leider die Information, in welche drei Frequenzbereiche diese drei Bänder den gesamten Frequenzbereich aufteilen. Der Hersteller hilft jedoch schnell aus und schickt folgende Werte für die drei Frequenzbereiche: Low 20 Hz bis 300 Hz, Mid 300 Hz bis 4 kHz und High 4 kHz bis 20 kHz bei 18 dB pro Oktave Flankensteilheit.
Die maximale Anhebung der Bänder beträgt 10 dB, die maximale Absenkung ebenso 10 dB. -10 dB über den EQ, das ist definitiv nicht viel, die meisten Mixer liegen bei über 20 dB Absenkung oder teilweise Full-Kill. Das ist für den Mix mit diesem Mixer natürlich sehr entscheiden, denn der Mix hier muss über die Lautstärke und den EQ stattfinden. Rein über den EQ zu mixen, ist nicht möglich.
Dafür gibt es die vier Level-Regler mit Potikappen, die ein wenig größer sind als die der EQ-Regler. Die Kappen sind hinsichtlich der Form visuell sicher sehr bekannt und werden gern genutzt, vom Moog Synthesizer bis hin zu Rotary Mixern. Schwarze Kappe mit dem silbernen Oberteil, dem weißen Strich zur Angabe des Wertes und den groben Kerben seitlich herum. Ein Klassiker unter den Potikappen auf jeden Fall.
Damit ist das Ende eines Kanalzuges schon erreicht, Zeit für ein paar extra Funktionen.
Linksseitig, wie schon erwähnt, finden wir diverse Regler für die Mikrofoneingänge am Omnitronic TRM-422. Hier hat Omnitronic ebenfalls aufgerüstet. So gibt es nicht nur einen Level-Regler und einen Mikrofoneingang, sondern zwei separate Eingänge samt separaten Lautstärkereglern. Zudem gibt es einen 2-Band Shelving-EQ für beide Mikrofon-Signale mit einem Bereich von 36 dB, 18 dB maximale Absenkung und entsprechend ebensolche maximale Anhebung. Der Low-EQ sitzt dabei bei 700 Hz, der High-EQ bei 1,8 kHz.
Beide Mikrofone können per Kippschalter an- und ausgeschaltet werden und per Cue-Taster auf den Kopfhörerausgang gesendet werden. Nicht gesendet wird das Signal wohlgemerkt auf den Booth-Out.
Ecke unten links: Der Klassiker für Kopfhörerregler bei einem DJ-Mixer. Auch Omnitronic platziert hier zwei Regler für den Cue, den Kopfhörerweg. Hier gibt es den Level-Regler wie auch einen Cue-/Mix-Regler. Mix heißt hier etwas angelehnt an klassische alte DJ-Mixer „PGM“ für Programm-Master. Nicht erwartet hätte ich den Schalter, mit dem man zudem Split-Cue nutzen kann. Sicher ein Wunsch diverser Vinyl-DJs, denn gerade dort (primär bei älteren), ist der Split-Cue eine gerne genutzte Funktion.
Schnell ein Blick nach rechts. Bisher nicht angeschaut wurden die Regler für den Master- und Booth-Ausgang. Diese befinden sich hier. Der Master als einzelner Regler, für den Booth-Ausgang gibt es nicht nur einen Level-Regler, sondern auch einen 2-Band EQ. Über diesen freue ich mich besonders bei jedem DJ-Mixer im Club, denn bei steigendem Pegel werden die meisten DJ-Monitore bissig in den Mitten und Höhen. Das tut einfach weh und ermüdet die Ohren. Daher sind Mixer wie ein XONE:96 sehr gern gesehen. Ob der TRM-422 im Club stehen wird, vor allem in einem, in dem das Monitoring mächtig ist, das ist fraglich, aber die Funktion ist super. Der 2-Band EQ bietet eine maximale Absenkung von 10 dB und eine Anhebung um ebenso 10 dB. Gleich wie bei den Mikrofoneingängen sitzen die Bänder bei 700 Hz (Low) und 1,8 kHz (High).
Kleines Gimmick für den schnellen Anschluss. Auf der Oberseite gibt es eine 3,5 mm Klinkenbuchse als Aux-In, schaltbar über den danebenliegenden Schalter. Ist dieser Aux-In eingeschaltet, wird das Eingangsignal auf Line 8 geroutet – also den zweiten Line-In von Kanal 4. So können schnell Smartphones oder ähnliches angeschlossen werden.
Der Omnitronic TRM-422 in der Praxis
Wie auch schon bei den Vorgängern ist der Mixer strukturiert aufgebaut und bietet eigentlich keine Stolperfallen bei Anschlüssen, Auswahl von Eingangsquellen oder den Kanalzügen.
Die EQs bieten eine sanfte Mittenrasterung, die Level-Regler mit den etwas größeren Potikappen haben einen angenehmen Drehwiderstand. Die Regler des EQs ebenso, das sei nicht vergessen. Einen „Unity Gain“ Bereich gibt es bei den Level-Reglern nicht, der Mix kann komplett nach Gehör geführt werden – so wie es eigentlich sein soll. Natürlich richtet sich die Ausnutzung des Level-Reglers auch danach, wie man vorher eingepegelt hat. Ich selbst fühle mich mit einem Level-Regler bei 1 oder 2 Uhr Stellung als Maximum am wohlsten und würde auch dahingehend passend einpegeln. So hat man über den Level-Regler die Möglichkeit, nicht nur im Mix zu arbeiten, sondern auch Pegelunterschiede zwischen Tracks auszugleichen, ohne den Gain nutzen zu müssen
Ein gänzlich anderes Arbeiten als an einem Mixer mit klassischen Linefadern zum Schieben. Hier spielt am Ende niemand mit unterschiedlichen Stellungen, sondern alle Fader sind immer oben. Das Ausgleichen von Pegelunterschieden muss demnach übe den Gain stattfinden.
Side-Note: Es darf mal jeder einen genauen Blick auf einen XONE:92 werfen. Hier sollte auffallen, dass neben diesem ein Arbeitsbereich abgebildet ist mit einem Bereich samt „Mittenposition“, in dem der Fader eigentlich sein sollte. Spoiler: Dieser ist nicht ganz oben. Ähnlich Mixing-Konsolen im Studio- oder Live-Bereich hat Allen & Heath hier „Platz nach oben“ geschaffen. Auch hier gäbe es „Platz zum Ausgleichen“, in der Realität, und daher findet man es bei den späteren XONE-Mixern auch nicht mehr, wird es jedoch nicht genutzt. Genau in diesem Punkt aber liegt ein Teil des Feelings des Mixens mit Rotary Mixern und auch der Grund, warum einige Rotary Mixer keinen Gain bieten.
Soundcheck: Wie klingt der TRM-422?
Ein Blick auf ein paar technische Daten: Der Frequenzbereich des Mixers liegt im Bereich von 20 Hz bis 20 kHz. Das betrifft die Line- und Mic-Eingänge, der Phono-Eingang bietet 40 Hz bis 20 kHz. Der Signal-Rausch-Abstand liegt bei über 97 dB bei Line- und bei über 92 dB bei den Mikrofoneingängen. Der THD-Wert (total harmonic distortion) liegt bei weniger als 0,04 % (Line) und weniger als 0,13 % (Phono) bei 1 kHz.
Der Gain bietet 20 dB Anhebung bei den Line-Kanälen, 60 bis 75 dB bei den Phono-Eingängen. Der maximale Ausgangspegel liegt bei 18 dBu.
Soweit, so trocken zu den Daten. Der Gain ist ohne Frage mehr als ausreichend, die EQs in den Kanalzügen könnten schon erwähnt mehr Absenkung vertragen. Klanglich macht der Omnitronic TRM-422 einen guten Eindruck, vor allem macht er durch Isolator und Filter Spaß. Der Grundklang ist neutral, dabei fällt der Rotary Mixer nicht durch besondere Attribute wie eine besondere Wärme oder Volume im Klang auf, wie viele andere, primär analoge, Rotary Mixer, dennoch druckvoll und kräftig.
Hands-on: Der Master-Isolator
Klassisches Tool an gefühlt jedem Rotary Mixer: ein Master-Isolator. Wie auch die „kleineren“ Modelle besitzt der TRM-422 einen Master-Isolator, nicht an der Spitze positioniert, sondern rechtsseitig. Kurzer Faktencheck der drei Bänder: Low 20 bis 300 Hz, Mid 30 Hz bis 4 kHz und High 4 kHz bis 20 kHz, Full-Kill als maximale Absenkung und bis zu 9 dB maximale Anhebung. Soweit die Daten. Ohne Mittenrasterung lassen die drei Bänder mit großen Potikappen den schnellen Zugriff zu und damit den Eingriff in das Klangbild.
Mit kompletter Auslöschung von Bändern lässt sich effektvoll eingreifen in das Klangbild, zugleich sollte man den akustischen Effekt von z. B. +3 dB im Mittenbereich nicht unterschätzen, wenn der Low-Bereich schon gekillt wurde. Leichtes Andrehen macht hier also schon eine Menge aus und man sollte sich mit dem Master-Isolator ein wenig vertraut machen. Klanglich kann der Isolator auf jeden Fall überzeugen und lädt zum Spielen ein.
Master-Insert für externe Effekte
Fans externer Effektgeräte werden erstmals bei einem Omnitronic Rotary Mixers die Möglichkeit haben, ihre liebsten Spielzeuge einzubinden. Hierfür bietet der TRM-422 einen Master-Insert und eine Effektschleife.
Der Master-Insert ist via Cinch-Buchsen nutzbar und kann per Tastendruck auf der Oberseite eingeschaltet werden. Bei angeschlossenen Effektgeräten wären jedoch von Nutzung dieses Schalters abzuraten, denn unverhofft kommt oft und wer weiß, was das angeschlossene oder die in Kette angeschlossenen Effektgeräte dann innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde auf die Master-Summe zurückführen. Wenn von jetzt auf gleich das volle Delay-Gewitter losdonnert, dann wird die Rettung daraus zurück spannend.
Daher hier, wie bei jedem Master-Insert die Notwendigkeit eines Dry-/Wet-Reglers am Effektgerät, und dieses sollte den Klang nicht oder nur minimal färben, denn das Signal wird als Insert geführt immer durch dieses laufen. Das ist der Nachteil eines Inserts gegenüber einem Send- und Return-Weg, bei dem das effektierte Signal dem Master-Signal zugeführt werden kann.
Wer sich wundert, wofür die einzelnen Cinch-Kabel im Lieferumfang sind? Diese sind für den Master-Insert für den Fall, dass dieser nicht genutzt wird. So kann man diesen überbrücken, damit bei versehentlichem Einschalten kein Signalverlust auftritt.
Ich habe Fragen: Warum gibt es diesen Schalter überhaupt? Gut, um ehrlich zu sein, fehlt mir ein solcher zum Beispiel an einem XONE:96, denn nicht jeder DJ möchte sein Signal durch vorher angeschlossene Effektgeräte schleusen. Ich würde es zumindest nicht wollen. Zum anderen kann man so Geräte anschließen, ohne dass es zu Signalverlusten kommt. Das widerspricht auch der Nutzung von Klinkenbuchsen, die erst bei Einstecken den Signalweg „schließen“ und das Signal in den Insert-Weg leiten. Wie man es macht, man macht es verkehrt. Am XONE:96 fehlt mir ein Master-Insert-Bypass-Schalter. Am TRM-422 wiederum finde ich den Druckschalter einfach zu zentriert positioniert, so dass er eher mal von einem unbewussten Nutzer gedrückt werden könnte, erwartend, dass es der Master-Isolator-Bypass oder ähnlich ist. Ich hätte den Schalter oben rechts verbaut. Das wäre vielleicht etwas klassischer gewesen, vor allem, da hier meistens auch die Ein- und Ausgänge sitzen und generell die Master-Sektion ist. Nun, es ist wie es ist, man kann den Insert ja überbrücken und ansonsten einfach nutzen. Wie gesagt: Dry-/Wet-Regler am Effektgerät sollten vorhanden sein.
Funktionieren tut der Weg einwandfrei, wie gesagt, der Schalter sollte mit Vorsicht genutzt werden.
Ein weitere Möglichkeit ist der FX-Out/In, der in Form von einer unsymmetrischen Klinkenbuchse aus dem Gerät herausgeführt wird und ebenso zurückkommt. Dies ist ein weiterer Insert, der jedoch Post-Fader aus einzelnen Kanälen bespielt werden kann. Nicht ganz klar ist, da in der Bedienungsanleitung nicht genannt, wie die Auswahl der Kanäle stattfinden soll. Versuch macht klug und die Antwort ist: Über denselben Schalter, mit dem das Signal in einem Kanal auf das Master-Filter gesendet wird. Man kennt es vom XONE:23, die doppelte Funktion dieser Taste.
Das Master-Filter: knackig vs. butterweich
Erstmal wie der Master-Insert verfügt ein Omnitronic TRM über ein Filter. Das Master-Filter beim Omnitronic TRM-422 kann als Lowpass-, Bandpass- oder Highpass-Filter genutzt werden, umschaltbar über einen kleinen Kippschalter. Eingeschaltet werden kann das Filter über einen ebensolchen Kippschalter. Aber Achtung: Betätigt man diesen langsam, dann knackt es. Also den ruhig mit Schwung rüber.
Für das Filter gibt es natürlich einen Frequenzregler für den Filter-Sweep, zudem jedoch auch einen Resonanzregler für die Einstellung der Intensität des Filters. Auch hier Achtung: Der Frequenzbereich ist nicht angegeben, ich vermute aber, er beginnt bei 50 Hz. Das hört man, wenn man das Filter (HPF) bei geringer Resonanz einschaltet: Sofort verliert man Pegel im tiefen Frequenzbereich. Man kennt von einem XONE:92, der ebensolches hat. Bei hoher Resonanz ist dies weniger hörbar. Workaround: Bei hoher Resonanz das Filter einschalten und bei Beginn des Sweeps recht zügig die Resonanz herunterdrehen, wenn man auf den hörbaren Sweep verzichten möchte. Auf keinen Fall sollte man mit angeschaltetem Filter und geringer Resonanz dauerhaft spielen – außer man möchte gern auf Sub-Bass verzichten. Ebenso sollte man auf die Zuweisung in den jeweiligen Kanälen achten, auch hier kann es zum Knacken kommen. Das wilde Ein- und Ausschalten oder Zuweisen des Master-Filters sollte gleichzeitig also immer mit Bedacht getätigt werden. Das finde ich persönlich etwas schade, denn es steht dem vollkommen intuitivem Nutzen des Filters im Wege.
Bei Nutzung daheim würde ich vermutlich das Master-Filter zugewiesen lassen bei hoher Resonanz in den Kanalzügen und das Filter in der Master-Filter-Sektion ein-/abschalten. Eventuell dabei Zuweisungen abschalten, falls ich das Filter nur auf einem Kanal nutzen möchte. Es wird eine Mischkalkulation. Schöner wäre knackfreies Filter-Gewitter.
Klanglich gefällt mir das Filter gut, besonders durch die nutzbare Resonanz. So kann man mit hörbarem Sweep durch das Frequenzband schneiden oder etwas moderater sanft durchgleiten.
Crossfader und die Grundfrage aller DJ-Mischpulte
Braucht ein Rotary Mixer einen Crossfader? Ich möchte die Frage gar nicht diskutieren. Es gibt genügend Modelle ohne und einige mit. Formula Sound zum Beispiel, oder Super-Stereo. Wer diesen nicht braucht, kann ihn ja abschalten. Besser haben als brauchen? Nun, zumindest ist der Crossfader an einer Stelle, an der er nicht direkt unter den Kanälen liegt und damit gut „ignoriert“ werden kann. Und, wie schon erwähnt, der Crossfader kann abgeschaltet werden. Korrekter gesagt, kann er einfach keinem Kanal zugeordnet werden. In jedem Kanalzug befindet sich ein kleiner Kippschalter, mit dem der Kanal der linken oder rechten Seite des Fader zugewiesen werden kann. Die mittige Stellung „Thru“ deaktiviert den Crossfader für diesen Kanal. Im Zweifel also auch für alle vier.
Frontseitig am Mixer befindet sich ein Drehregler, über den die Kurve des Crossfaders eingestellt werden kann von sanft zu scharf. Sogar darauf hat man geachtet.
Was hätte ich gut gefunden? Ich hätte es großartig gefunden, wenn der Crossfader hinter einer einzelnen Coverplate verbaut gewesen wäre wie bei dem XONE:92. So hätte man den Crossfader herausnehmen und ausbauen können. Eine zweite Crossfader-Platte im Lieferumfang oder als kostenpflichtiges Zubehör und Nutzer könnten den Fader einfach ausbauen und die Frontplatte ohne Schlitz verschließen. Ob es dafür Bedarf gibt? Ich weiß es nicht, hätte mir solches aber bei den neuen XONE-Mixern gewünscht und eigentlich bei jedem anderen auch, denn ich gehöre zu der Fraktion „Crossfader, nein danke“.
Qualität und Haptik des DJ-Mixers
Optisch wie auch haptisch macht der Omnitronic TRM-422 einen guten Eindruck. Die Verarbeitungsqualität ist dem Preis angemessen und optisch erkennbare Mängel an der Qualität gibt es keine.
Etwas Beanstanden muss ich leider dennoch: Die Potis für Level und den Master-Isolator laufen nicht zu 100 % gleich. Einige lassen sich gleichmäßig drehen, andere haben ein leicht spürbares (und hörbares) Kratzen. Das ist allerdings mechanisch-akustisch und wirkt sich nicht auf das Klangbild aus. Man hört es also nur bei Stille, spürt es jedoch in der Drehung.
Zudem haben alle einen recht kräftigen Widerstand. Bei den Level-Potis stört mich das weniger, beim Isolator jedoch, den man ja gern schwungvoll hindreht, finde ich Widerstand zu stark. Jammern auf hohem Niveau, dennoch möchte ich es anmerken.
Klar ausgedrückt sind das jedoch die Unterschiede zwischen einem Rotary Mixer dieser Preisklasse und einem Modell, das gern das 3- oder 4-Fache kostet und in Handarbeit gebaut wird. Bei letzteren würde ich Potis, die leicht kratzen und nicht gleichmäßig laufen, nicht akzeptieren, denn für einen Preis schnell jenseits der 2.000,- Euro muss so etwas kontrolliert werden. Bei einem Mixer wie dem TRM-422, der aus klassischer industrieller Produktion stammt, ist das ein wenig ein Grenzbereich. Wem es auffällt, sollte es beim Hersteller melden und schauen, ob es nach ein wenig Nutzung noch immer der Fall ist.
Davon abgesehen, wirkt der Omnitronic TRM-422 gut produziert, solide gebaut und auch an den Feinheiten sehe ich kein Risiko von frühzeitiger Abnutzung oder Schäden.
Schönes Ding!
Dass die einzelnen Kanäle keine Kill-Funktion bieten, finde ich schade, aber nicht so tragisch.
Es gibt einen Master-Isolator, damit ist ein wichtiger Bereich schon abgedeckt.
Dass Potis kratzen und Schalter knacken, sollte heutzutage nicht mehr passieren.
Ein Mixer mit diesen Defekten ist kaputt und sollte – egal zu welchem Preis – nicht verkauft werden.
@mfk Okay, ich werde das im Test kurz genauer umschreiben. Die Potentiometer kratzen mechanisch-akustisch leicht, es findet kein Kratzen im Klangbild statt. Dennoch sollte das genau an der Stelle nicht sein. Das es es Knacken gibt bei Schaltern ist dem analogen Signalfluss geschuldet und den nicht Nulldurchgangs-gesteuerter Schaltung. Das ist ja bei vielen Mixern so, ich habe tatsächlich hier gerade einen von Formula Sound stehen, bei dem das zu kurzen Sound Aussetzern beim Schalten kommt. Besser wäre ohne, keine Frage!