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PLAYdifferently Model 1.4 DJ-Mixer

Die 4-Kanal-Version von Richie Hawtins Signature DJ-Mixer

10. März 2022
PLAYdifferently Model 1.4-

PLAYdifferently Model 1.4

Flashback in die Zeit vor einem PLAYdifferently Model 1.4 und Model 1. Ich erinnere mich noch sehr gut an den Moment, in dem ich auf einer brasilianischen Homepage Bilder von Richie Hawtin fand, spielend, mit einem Mixer vor sich, der definitiv kein Allen & Heath XONE:92 ist. Und das ist merkwürdig? Ja, das ist extrem merkwürdig gewesen, denn seit Richie Hawtin und Andy-Rigby Jones den XONE:92 entwickelt haben, war dieser und für Jahrzehnte der Mixer für Richie Hawtin.

Richie Hawtin Model 1

Quelle: https://c1.staticflickr.com/1/672/22334612840_ff6a740eb5_k.jpg

2016 wird das gewesen sein und klar hat man mit allen Mitteln versucht herauszufinden, was dort steht. Gerüchte über einen eignen Mixer gab es noch keine – es war also alles unklar. Es sollte dann noch ein wenig dauern, bis heraus kam, was Richie Hawtin zusammen mit Andy-Rigby Jones dort gekocht hat: Das PLAYdifferently Model 1 (2017). Zu der 6-Kanal-Maschine in analoger Form straight nach den Wünschen von Richie gibt es natürlich schon einen ausführlichen Test. Und auch einen Hinweis auf das Model 1 EX, welches Richies Vater speziell für die CLOSE-Shows von Richie baute und den 6-Kanäler auf 10-Kanäler erweiterte.

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Klar, dass das nicht das Model ist, welches der Nutzer im klassischen DJ-Setup benötigen würde und so gibt es davon auch nur zwei Stück weltweit. In größerer Anzahl gibt es die 6-Kanal-Version, aber auch diese ist eigentlich nur interessant für DJs und Live-Acts, die mehr als die klassischen 4-Kanäle eines Club-Mixers benötigen. Logische Konsequenz? Das PLAYdifferently Model 1.4. Verkleinerung statt Vergrößerung. Das Model 1 ist derweil auch in einer 4-Kanal Version verfügbar zu einem Preis fast 1.000 Euro unter der 6-Kanal Version.

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PlayDifferently Model 1
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Erster Eindruck? Nun, das Model 1.4 schaut aus wie das Model 1. Nur schmaler. Im Vergleich zum dem großen wirkt es fast so als wäre es nur ein Battle-Mixer. Tatsächlich ist es von den Maßen her auch deutlich schmaler als z. B. ein XONE:96 oder ein DJM-900NXS2. Grund? Keine Effekt-Sektionen die Platz brauchen oder Return-Kanäle als Kanalzug.

PLAYdifferently Model 1.4 – die schmale Version

Nun, zunächst einmal können wir nur jedem Interessierten sehr ans Herz legen einmal den Testbericht zum PLAYdifferently Model 1 zu Lesen.

Das PLAYdifferently Model 1.4 basiert natürlich in (fast) allen Funktionen auf dem Model 1, verfügt aber nur über 4 der 6 Kanäle. Ansonsten gibt es nur geringe Unterschiede. Ich selbst musste auf der Oberseite genauer hinschauen und das, obwohl ich das Model 1 nun einmal durch meine frühere Tätigkeit mit und für den Erbauer nun einmal sehr gut kenne. Auf der Oberfläche fällt nur eines auf: Es gibt nur einen Regler für den Master-Out. Es wird also nur Master 1 geben, keinen Master 2. Zumindest nicht regelbar. Ansonsten ist alles wie beim (Mittel-) großen Model 1.

PLAYdifferently Model 1.4

Das PLAYdifferently Model 1.4

Kurzer Überblick, aber wie gesagt, ich empfehle den ausführlichen Report zu Lesen. Viele Einzelheiten samt der Idee dahinter und technischem Hintergrund sind dort ausführlich beschrieben. Diese werde ich hier regelmäßig anführen, aber nicht erneut erläutern.

Schauen wir mal auf den Mixer generell: Hinsichtlich der Funktionen sind auf den ersten Blick keine Unterschiede erkennbar. Die Mixer-Sektion selbst ist 1:1 übernommen worden. Das heißt, es gibt den Gain, daneben der Druckschalter zum Umschalter der Eingangsquellen. Dafür gibt es jeweils zwei Möglichkeiten: Ein Cinch-In oder ein D-Sub In.

PLAYdifferently Model 1.4

Input-Auswahl, Trim und Drive-Regler

So kann auf Kanal 1 und 4 gewählt werden zwischen dem D-Sub In und dem Line-In. Auf Kanal 2 und 3 kann der Cinch-In nicht nur als Line-In, sondern auch als Phono-In genutzt werden. Der Umschalter dafür jedoch befindet sich rückseitig (psst, wie beim Model 1 auch für Kanal 3, 4, 5).

Weiter auf der Oberseite. 3-Band EQ? Auch hier Fehlanzeige. Auch das Model 1.4. Auch hier gibt es den Sculpt-EQ als Mitten EQ sowie die beiden Filterglieder als High-Pass- und Low-Pass-Filter statt Low- und High-EQ.

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PLAYdifferently Model 1.4

Die Klangregelung in den Kanalzügen

Darunter findet sich der An- / Ausschalter für das Master-Filter des Model 1.4. Der Begriff mag verwirrend klingen, denn das Master-Filter ist kein Filter für den Master, sondern ein Filter wählbar als LPF und HPF (HPF mit regelbarer Resonanz) mit wiederum An- und Ausschalter. Dieses Master-Filter kann jedem Kanal „zugeordnet“ werden, einem oder mehreren.

Unter diesem Schalter im Kanalzug befindet sich der Linefader mit der Studio-like Faderkappe und das LED Metering für den Kanal mit 10 Gliedern von -25 bis +9 dB plus die letzte LED als Peak.

PLAYdifferently Model 1.4

Fader – anders als bei den meisten DJ-Mixern

Linke Seite? Hier schaut es 1:1 wie beim Model 1 aus. Return 1 und Return 2 samt Level-Regler, Trim, 4-Step LED für das Metering (Peak Level ist +8 dB) und ein Cue-Taster. Wichtige Notiz, der Trim-Level erlaubt hier im oberen Bereich einen festen Drive-Bereich. Dazu später mehr.

Ebenso gibt es den Low-Cut-Schalter für beide Return-Kanäle, gesetzt bei 320 Hz, -3 dB und einer Flankensteilheit von 6 dB/Oktave. Zudem können die Return-Kanäle beide gemeinsam auf das Master-Filter geroutet werden.

Hier sitzt auch das erwähnte Master-Filter mit HPF-Resonanz-Regler sowie LPF- (500Hz bis Flat) und HPF-Frequenz-Poti (Flat bis 1 kHz). Zudem, rot leuchtend, sitzt hier der Master-Filter On- / Off-Schalter.

Ganz unten links befindet sich noch der Cue B mit  3,5 mm und 6,3 mm Klinken-Ausgang und ein Level-Regler.

Auf der rechten Seite befinden sich das Master-Metering. Jenes, ebenso wie die Kanal-Meterings ist übrigens anders in der Farbgebung als die meisten Mixer. Passend zur CI des Mixers sind die LEDs bis zum Nullpunkt rot, +3 bis +9 ist orange, Peak ist weiß.

PLAYdifferently Model 1.4

Master-Metering und Rec-Out

Wie das Model 1 auch besitzt das Model 1.4 an der Oberseite einen 3,5 mm Klinken-Ausgang als Rec-Out. Greifen wir diesen Punkt schnell auf. Es gibt keinen Rec-Out auf der Rückseite. Gleich wie beim Model 1 geht man hier konsequent den Weg und sagt: Wer professionell den Sound eines Model 1, welches Modell auch immer, mitschneiden möchte, der wird dies Post-FoH oder dergleichen tun, nicht aber „spontan“ auf der Rückseite. Wenn doch, dann ist eine Buchse auf der Oberseite definitiv einfacher zu erreichen und für die meisten DJs auch einfach sicherer. Nichts schlimmer als das Gefummel von vielen DJs auf der verzweifelten Suche nach den Cinch-Buchsen des Rec-Out. Oder war es doch Klinke? Daher: Die 3,5 mm Klinkenbuchse mag dafür nicht die ideale Lösung sein, aber die ideale Lösung ist eh, das Recording vorzubereiten. Fehlen tut hier dann leider der Master 2 oder aber ein Master 1 Out in Cinch-Form, den man nutzen könnte. Also: Recording am Model 1.4 nur per Mini-Klinke möglich. Oder halt Post-Mixer.

Schnell noch erwähnt ein kleines Feature, welches bisher kein anderer Mixer bietet im analogen Bereich, im digitalen Bereich wenn ich mich richtig erinnere nur der Denon DJ X1800/X1850: Die Möglichkeit zum Einstellen der Helligkeit der LEDs. Beim Model 1 lässt sich dies über einen kleinen Poti zwischen dem Master-Metering und den Sends einstellen. Stufenlos, sofort im Zugriff. Betroffen sind davon alle LEDs des Mixers, Tasten und Meterings.

Unter dem Metering fällt eine Abweichung zum Model 1 auf. Hier befindet sich nur ein Master-Ausgangsregler. Grund: Das Model 1.4 hat nur einen Master-Out, nicht zwei wie das größere Modell.

PLAYdifferently Model 1.4

3 Bänder für den Master-EQ

Gleich geblieben ist der 3-Band EQ für den Master-Out, schaltbar, wie auch der 2-Band EQ für den Booth-Out.
Unten recht befindet sich wie beim Model 1 auch die „Cue-A“ Kopfhörer-Sektion mit Cue-/Mix- und Level-Regler, Split-Cue Schalter und zwei Ausgängen (6,3 und 3,5 mm).

Watch my back! Die Rückseite des DJ-Mixers

Die Rückseite des Model 1, wie auch des Model 1.4,  ist sehr übersichtlich. Das liegt vor allem daran, dass für jeden Kanal nur ein Cinch-Eingang vorgesehen ist. Kanäle 3 und 4 können anhand des kleinen roten Druckschalters von Line zu Phono umgeschaltet werden. Wenn man weiß, wo dieser ist, ist das auch im verkabelten Zustand von oben kein Problem. Zwei Erdungsschrauben sind hier ebenso zu finden.

Raus geht es vor allem per XLR, symmetrisch, an der Seite mit viel Platz. Daneben befindet sich der Netzschalter und Anschluss des externen Netzteils. Achtung: Der Stecker arretiert. Super in der Praxis, denn das Kabel kann nicht herausrutschen, man muss es jedoch wissen.

PLAYdifferently Model 1.4

Die Rückseite des PLAYdifferently Model 1.4

Watch my back! Ein Booth-Out ist in Form zweier 6,3 mm Klinkebuchsen vorhanden, ebenso wie Aux 1 und 2 als Send-Wege und die Return-Wege 1 und 2. Zudem bietet das Model 1.4 die Möglichkeit der Verlinkung zweier Geräte, so dass sich auch hier Link In und Link Out Buchse befinden. Ein Gerät ist dabei Master, das zweite Slave. Welches welches ist, kann über einen Drucktaster, erreichbar durch eine Öffnung auf der Unterseite des Gerätes, definiert werden.

Bereits erwähnt wurden die Sub-D-Anschlussmöglichkeiten, so dass es hier entsprechend Sub-D In und Sub-D Out gibt.

Funktionen des „kleinen“ Model 1 & Praxis-Check

Schließen wir das „Kleine“ Mal an. Generell gibt es für den Anschluss zwei unterschiedliche Wege. Weg Nummer Eins, man wählt den digitalen Weg und schickt seine Signale über die Sub-D Anschlüsse in den Mixer und auch wieder raus. Fact: Ein entsprechendes Audio-Interface wie eine Antelope Orion 32 ist dann natürlich ein notwendiger Counterpart. Ein Setup also, wie es bei Richie Hawtin, Fabio Florio oder Chris Liebing finden kann / konnte. Über die Sub-D können, das kurz erwähnt, alle Signale des Mixers aus rausgesendet werden – für Multi-Track-Recording, Effekt-Schleifen im Computer über die Send-Wege oder den Cue-B als dritten Send (nur via Sub-D!).

Die Alternative ist der Anschluss mit klassischen Zuspielern, Phono- oder Line. Welchen Weg auch immer man geht, die Auswahl der Eingangsquelle findet über den kleinen Drehschalter statt.

Wie schon erwähnt, verfügt das Model 1, in egal welcher Nummer, keinen klassischen 3-Band EQ, sondern einen Contour- und Sculpt-EQ. Keine drei Bänder also, sondern ein High-Pass- und Low-Pass-Filter, beginnend bei Flat und endend bei 1 kHz für das High-Pass-Filter, während das Low-Pass-Filter ebenso bei Flat beginnt und bis 500 Hz hoch reicht. Die beiden Filter in Kombination erlauben es dem Klangbild eine Contour zu gehen, subtraktiv arbeiten mit geringer Güte – also entsprechend mit einem nicht hörbaren Filter-Sweep durch die ausbleibenden Anhebung an der jeweiligen Cut-Off-Frequenz.

Playdifferently Model 1

Frequenzdiagramm der beiden Filter im Kanalzug

Mitten in der Contour kann der semiparametrische EQ genutzt werden. Der Frequenzbereich, in welchem dieser agiert, liegt zwischen 70 Hz und 7 kHz – eine sehr große Bandbreite – wir reden hier immerhin von gut 7 Oktaven. Via Cut/Boost kann der gewählte Bereich um bis zu 20 dB abgesenkt und bis zu 20 dB angehoben werden.

PLAYdifferently Model 1

Sculpt in grafischer Form

Nun kann man mit dem Blick auf die Darstellung schon erkennen, dass die Güte recht hoch ist, die Bandweite also recht groß. Entsprechend breit ist der Einwirkungsbereich.

Das bringt in der Praxis einen Vor- und zugleich Nachteil mit sich. Nachteil: Der Mixer ist durch die semiparametrischen Mitten natürlich auf feineres Arbeiten ausgelegt – ein wenig Studio-like. Das hat natürlich einfach dahingehend Grenzen, dass in einer Live-Situation auf der Bühne „gar nicht so genau gehört werden kann“, beziehungsweise Frequenzen akustisch und im Workflow so genau zu bestimmen. Es bleibt also nur die Wahl, eine größere Bandbreite zu gehen, um im Workflow schnell bestimmte Frequenzbereiche anzuheben oder abzusenken. Natürlich sind die Markierungen der Frequenzangaben bei 70, 100, 1000, 3500 und 7000 Hz hilfreich, in der Praxis jedoch wird es natürlich bei Gefühl und Hören bleiben. Das genau ist natürlich auch die Ausrichtung des Mixers, die hier akustisches Mixing verschiedener Signale in den Vordergrund stellt. Dahingehend und mit genügend Erfahrung im Bereich von Frequenzstaffelung ist ein semiparametrischer“ (Mitten-) EQ natürlich auch ein gutes Tool zum Platz schaffen im Mix.

Thema EQ, es endet nicht in den Kanalzügen mit den EQs. So gibt es für den Booth Out einen 2-Band-EQ mit Höhen und Tiefen – Flat bei 1000 Hz, eine mögliche Anhebung von 10 dB zwischen 20 und 50 Hz bei einer möglichen Absenkung von 10 dB oder mehr ab circa 50 Hz. Im hohen Frequenzbereich erreichen wir eine Abhebung und Absenkung von 10 dB bei 20 kHz.

Playdifferently Model 1

Frequenzgang Booth-EQ

Ähnlich verhält es sich bei dem EQ auf dem Master-Ausgang. Dieser asymmetrische EQ bietet drei Bänder, Low, Mid und High. Er wirkt sich, wichtig, auf den Master-Out, Record-Out und auch auf den Booth-Out aus. Der EQ bietet einen An/Aus-Schalter, Nulldurchgang-geschaltet. Das heißt im Klartext: Es knackt nicht beim Ein- oder Abschalten. So kann dieser EQ einerseits genutzt werden, um Schwächen der PA auszugleichen.

PLAYdifferently Model 1.4

Der Booth-Out bietet einen 2-Band-EQ

Das kommt mir häufig unter, dass ich merke, dass die PA in den hohen Frequenzen zu bissig klingt. Anstatt in allen Kanälen dann die Höhen ein wenig abzuschwächen, bietet sich hier die Möglichkeit, generell bestimmte Bereiche zu bearbeiten.
Andererseits bietet der Master-EQ die Möglichkeit, gerade auf Grund des Schalters, als Performance-Tool genutzt zu werden, ähnlich eines Master-Isolators, häufig zu finden an Rotary-Mixern.

PLAYdifferently Model 1.4

Frequenzgang des Master-EQ

Cue A und Cue B: Zwei Kopfhörer-Sektionen

Zurück in den Kanalzug und ein Blick auf die bereits genannten Cues: A und B. In den Kanalzügen finden sich für die Auswahl von Cue A und B gleichgroße, weiß LED beleuchtete Taster. Während das Model 1 bei Release neben einem nicht mehr erhältlichem Mod eines Pioneer DJM-900NXS2 (ich meine das TOUR 1 Model) einer der ersten Mixer mit zwei separaten Kopfhörer-Sektionen war, entwickeln sich Mixer heute step by step in die Richtung dieses zu bieten, Hinweis auf den DJM-V10 oder den XONE:96.

PLAYdifferently Model 1.4

Der Cue-A Ausgang mitsamt der Regelung

Während der Cue A Weg mit Level, Split Cue, Cue-/ Master-Regler den Funktionen eines normalen DJ-Mixer entspricht, ist die Cue B Sektion etwas minimaler gehalten und bietet lediglich die Einstellung der Lautstärke nach Auswahl der Kanäle über die Schalter im Kanalzug.

PLAYdifferently Model 1.4

Der zweite Headphone-Out: Cue-B

Jedoch bietet der Cue B Regler / Ausgang noch ein weiteres Feature, welches eine gute Überleitung zu dem Punkt „Send- & Return-Wege“ ist.

Send und Return-Wege für externe Effekte

Greifen wir den Punkt direkt auf: Cue B. Das Model 1.4 besitzt zwei Send-Wege – dazu gleich mehr. Ein dritter Send-Weg ergibt sich via Cue-B, jedoch nur bei Nutzung mit den Sub-D Anschlüssen. Auf den Kanälen 7 / 8 kann über den Sub-D Out ein dritter Send konstruiert werden. Funktionsweise: Nun, der eigentliche Cue B Level- Regler wird zum Send-Regler und über die Auswahl von Cue B in den Kanälen kann man entscheiden, welche Kanäle man in den „Send 3“ schicken mag. Dieser ist Post Level wohlgemerkt. Damit ist ein kleines „Geheimnis“ gelüftet.

Die beiden weiteren Send- und Return-Wege sind dagegen quasi klassisch. Jeder Kanalzug verfügt über zwei Send-Regler. Jeweils der Send 1 kann per Knopfdruck in jedem Kanalzug Pre- oder Post-Fader gesetzt werden. Send 2 ist somit immer Post-Fader.

PLAYdifferently Model 1.4

Zwei Sends pro Kanalzug samt Pre/Post-Schalter

Die Return-Kanäle linksseitig bieten jeweils einen Trim-Regler, mit dem zugleich das Audio-Signal auch in einen Drive-Bereich gefahren werden kann. Eingepegelt wird über eine LED-Kette mit vier Gliedern. Das ist knapp, reicht aber von -15 dB bis Peak, also über 6 dB. Das muss reichen. Ein Level-Regler wiederum lässt das Signal in der Lautstärke dem Mix anpassen. Beide Return-Kanäle können natürlich über den Kopfhörerweg vorgehört werden.

Zudem können beide Return-Kanäle (gemeinsam) auf das Master-Filter geroutet werden und es kann für ebenso beide gemeinsam ein Low-Cut gesetzt werden, der ab 320 Hz mit einer Flankensteilheit von 6 dB/Oktave greift.

Funktionell ein wenig abgespeckter als bei einem XONE:92 oder XONE:96, so fehlt zum Beispiel der EQ oder die Möglichkeit die Returns erneut in Sends zu senden, dennoch absolut ausreichend für ein Return-Signal und deren Bearbeitung via Filter z. B. Das Metering jedoch sollte man gut im Auge haben, denn dieses reagiert natürlich extrem auf den Anteil, den man per Send in die Effekt-Schleife schickt und das passiert ja gern „aus dem Dreh heraus“. Daher meine Empfehlung eher mit Headroom einzupegeln, eine LED bei gutem Pegel, dann gibt es noch genügend Luft nach oben.

Das Master-Filter mit Low-Pass und High-Pass

Es sei erlaubt hier aus dem Testbericht des Model 1 zu zitieren, denn selbstverständlich sind beide Filter in den Mixern gleich, technisch, wie klanglich.

Über die beiden Filter in jedem Kanalzug hinaus gibt es noch das Master-Filter. Passiv wohlgemerkt – heißt, es handelt sich nicht um ein VCF (voltage controlled filter). Dies minimiert nicht nur Verzerrungen und Einflüsse der Betriebsspannung, sondern verhindert auch Frequenzabweichungen aufgrund Temperaturveränderungen. Wer nicht weiß, was damit gemeint ist, der lässt einen XONE:92 mal einen Augenblick laufen, bis er warm ist, stellt die Filter beider Seiten gleich ein und erkennt den Unterschied. Rechts wird anders klingen als links, denn rechts sitzt das wärmende Netzteil neben der entsprechenden Platine.

PLAYdifferently Model 1.4

Das Master-Filter links mitsamt den An/Aus-Schaltern in den Kanalzügen

Dieses kann jedem der sechs Kanäle zugeordnet werden, aber auch den beiden Return-Wegen. Ein Knopfdruck im Kanalzug reicht dazu. Zusätzlich dazu ist das Filter bzw. sind beide generell Filter ein- und abschaltbar. Beide, weil es nicht schaltbar wie bei einem XONE:92 oder bipolar wie bei einem Pioneer DJM es nur ein Filter gibt, es gibt tatsächlich zwei, separat. Das Low-Pass-Filter hat eine Bandbreite von 500 Hz bis flat, das High-Pass-Filter eine Range von flat bis 1 kHz. Das Low-Pass-Filter ist fix, heißt, es gibt keinen Resonanzregler. Diesen gibt es ausschließlich für das HPF. Bei geringer Resonanz schneidet das Filter sauber durch das Frequenzband, bei höherer Resonanz verändert sich der Sweep deutlich hörbar.

Ein paar Klangbeispiele gefällig?

Aufpassen muss man unbedingt beim Einschalten des Filters auf die Resonanz. Bei geringer Resonanz gibt es klanglich auch im Sub-Bereich keinen Unterschied, bei höherer Resonanz merkt man deutlich auch bei Flat-Stellung des Filters, dass die höhere Resonanz eine Anhebung der Frequenzen im tiefen Bassbereich nach sich zieht. Das betrifft sowohl den An/Aus-Schalter des Filters wie auch die Zuweisung der Filter in jedem Kanalzug.

Schalten ist ein gutes Stichwort: Auch hier gilt wie für den gesamten Mixer, dass der analoge Signalfluss eine Nulldurchgangserkennung nutzt, um auch hier ein Ein- und Abschalten des Filters ohne Knacken ermöglichen zu können. Dies gilt ebenso für den Master-EQ On/Off.

Schreddert die Waveform: Clipping. Distortion. Drive

Wem ist aufgefallen, dass Richie gern mal den XONE:92 in den roten Bereich fährt? Nun mögen alle schreien: Nein, das macht man nicht! Gut, dass ist bei den Allen&Heath Mixern ein wenig anders, nicht nur, weil sie analog sind und analoges Clipping noch etwas anderes ist als digitales, mehr noch, weil z. B. der 92er Headroom hat und sowieso, weil 0 dB laut Level-Meter eigentlich auch gar nicht 0 dB ist. Auch das hier zu zerbröseln, was jetzt wie wo, würde absolut den Rahmen sprengen, Tatsache ist: Den 92er in den roten Bereich getreten, kann gerade auf großen Club-Anlagen den Sound ein wenig zerrend und crispy werden lassen. Das nutzt Richie gern und hat dementsprechend in seinen Mixer eine entsprechende Funktion einbauen lassen. Nun, während der 92er im roten Bereich aber wirklich ins analoge Clipping geht und diese Funktion unweigerlich eine Pegelanhebung mit sich bringt, die eigentlich unerwünscht ist und von seinem eigenen Sound-Engineer immer wieder korrigiert werden muss am FoH, birgt das Model 1 eine Lösung, die den Wunsch von Richie wahr werden lässt, ohne den FoHler zum Nervenzusammenbruch zu treiben.

Drive nennt sich die Spielerei und findet sich in einem kleinen Regler unterhalb des Trimpotis. Etwas unscheinbar und nur rot leuchtend, wenn aufgedreht, ermöglicht dieser kleine Regler eine analoge Übersteuerung des Signals.
Dies geschieht durch eine Anpassung des Leitungs-Thresholds des Feedback-Loops des Pre-Amps direkt durch Drehung des Drive-Reglers. Durch Herabsenkung des Thresholds wird ein Clipping des Signals erzeugt, je stärker der Drive eingestellt, umso niedriger der Threshold, umso stärker das Clipping. Dabei interagieren natürlich mehrere Faktoren miteinander. Zunächst der Pegel des Eingangssignals, dazu der Wert der Verstärkung im Pre-Amp, folglich der Trim-Wert und natürlich die Intensität des Drives, welche vom Nutzer gewählt wird. Bei maximalem Drive befindet sich der Threshold bei circa -4 dbU. Inmitten dieser Range zeigt die LED im Drive-Regler durch Blinken an, ob der Threshold vom Signal überschritten wird – bis natürlich zum vollen Überschreiten, dann blinkt da nichts mehr, sondern wie es sich gehört, es steht rot.

Was natürlich bei Absenkung des Thresholds passiert ist, dass der Pegel ebenfalls abgesenkt wird. Im Maximal-Fall wie genannt um 4 dbU. Dies ist auf dem Metering des Kanals auch gut ersichtlich. Lösung des Problems, welches dann kein Problem mehr ist: Es gibt eine Level-Korrektur vor dem Master, ein Makeup-Gain also, gekoppelt an den VCA der Kanal-Fader. Dies wird dann am Master-Metering ersichtlich. Bei vollem Drive findet dann eine maximale Pegelanhebung um 3 dBU statt im Peak, dem LED-Metering nach. Das Problem der deutlichen Pegelanhebung bei Überfahren des Gains wie zuvor bei dem Prozedere und einem XONE:92 wurde damit geschickt umgangen. Clipping und harmonische Verzerrungen ohne relevante Pegelanhebungen.

PLAYdifferently Model 1.4

So sieht Drive aus…

Und in der Praxis, wie klingt das? Nun, wie ein Signal mit Verzerrungen halt, kratzend, ein bisschen crispy. Ich merke, dass ich das auf vollen Tracks nicht wirklich nutze, wenn mein Step-Sequencer aber mitläuft, gerade bei Hats oder Snares, ist diese Distortion ein schnell gern genutztes Mittel. Ein wenig Freiraum schaffen per Filter und los. Schönes Feature, nun kann man es ja auch guten Gewissen nutzen. Nur übertreiben sollte man es nicht, im Club auch mal hinhören, wie es vorn klingt. Bei einer mittelmäßigen PA kann ich mir vorstellen, dass man den Drive-Regler besser unangetastet lässt – oder genau das Gegenteil.

Qualitäts- und Haptik-Check

Gebaut wird das Model 1  in Großbritannien bei Audiotonix, die für unter anderem Allen & Heath, DiGiCo oder SSL / Solid State Logic  produzieren. Waren noch Fragen zur Qualität? Tatsächlich gibt es Anmerkungen in positiver, aber auch in negativer Weise.

Besonders positiv fällt die Haptik auf. Das liegt nicht nur, aber auch daran, dass Poti- und Faderkappen meiner Information nach speziell für das Model 1 entwickelt worden sind. Das ist natürlich nur dann etwas Positives, wenn es gut umgesetzt worden ist. Tatsächlich muss ich sagen, war ich zunächst skeptisch hinsichtlich der Fader-Kappen beim ersten Model 1, denn diese sind doch eher Studio-like denn DJ-like, aber damit auch konsequent ausgelegt auf die Mix-Weise vom Hawtin, statt auf klassischen Mixen wie ein DJ. Auch wenn der Griff nun ein anderer ist, eigentlich ist es sehr angenehm. Schön, klein und griffig sind auch die beiden Potikappen des EQs in jedem Kanalzug, aber auch die Potikappen.

PLAYdifferently Model 1.4

Auch die Qualität der Verarbeitung lässt kaum zu wünschen übrig. Solide verarbeitet an allen Stellen. Die Ecke rund, die Faceplate und Seiten sauber verschraubt. Die Potis sitzen fest, ebenso die Kappen.

Negativ fiel beim Model 1 im Test damals auf, dass die Beschriftung an der Oberfläche am Cue-/Mix-Regler bereits beim Test gelitten hat. In wie weit man hier bei der Produktion etwas verändert hat, lässt sich nicht sagen, aber Nutzer sollten ein Auge darauf haben und eher früh als spät reklamieren, sollte es zu Abrieb am Druck kommen!

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Fazit

Perfekte kleinere Version vom Model 1 oder eine abgespeckte Version? Das ist sicherlich hier die Frage. Da das PLAYdifferently Model 1.4 nahezu alle Funktionen des Model 1 bietet (mit Ausnahme des regelbaren Master 2 und halt nur 4 statt 6 Kanälen) kann man ganz getrost sagen: perfekte kleinere Version. Funktionseinbußen gibt es quasi keine und mit vier vollen Kanalzügen sowie zwei Send-/Return-Wege, Master-Filter, Master- und Booth-EQ und zwei Kopfhörer-Sektionen ist das Model 1.4 trotz dessen, dass es die kleinere Version vom ersten Model ist großartig ausgestattet für einen 4-Kanal/Club-Mixer.

Mit einem Preis von rund 2.170,- Euro liegt es gleich auf mit einem Pioneer DJM-900NXS2 und dem derweil ja am Markt gesetzten Preis von 2.300 bis 2.400 Euro für die Oberliga der 4-Kanal DJ- / Club-Mixer mit Ausnahme des XONE:96. Ein fairer Preis für einen sehr guten Mixer mit hervorragendem Klang und wegweisenden Funktionen und Klangregelung, die abseits der Norm laufen. Anspruchsvoller, aber mit der Möglichkeit „anders“ zu mixen. PLAYdifferently halt.

 

Plus

  • 4 Kanäle plus zwei Stereo-Returns
  • Verarbeitung und Qualität sehr gut
  • klanglich oberste Liga
  • Haptik sehr angenehm und dem Workflow zuträglich
  • zwei separate Cue-Wege (wenn auch Cue B nur abgespekt)
  • zwei Send- und Return-Wege samt Drive, Level-Regler und Routing zum Master-Filter
  • Overdrive in allen Kanälen als Überkompression ohne Pegelanhebung am Master-Out
  • Contour-Filter in jedem Kanalzug, in der Praxis sehr angenehm
  • EQ für Master-Out (3-Band) und Booth-Out (2-Band)
  • Zero Crossing Circuitry (Signalfluss Nulldurchgangs-geschaltet)

Minus

  • für Cue B ist kein Cue-/Mix-Regler vorhanden
  • Cue-/Mix-Poti versenkt
  • Erdungsschrauben lassen sich vollständig herausdrehen

Preis

  • 2.169,- Euro
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Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Danke für diesen interessanten und aussagekäftigen Test!

    Wenn ich ernsthaft DJ sein wollen _würde_, so wäre DAS hier mein Werkzeug. Finde alles daran toll. Der Preis ist auch angemessen bzw. fair.

    Ein paar Jahre bevor das Gerät auf den Markt kam habe ich mir in Ableton Live mit dem EQ Eight genau so eine Filterschaltung gebaut. Also eben Hoch- und Tiefpass und dazu ein flexibles Mittenband. Allerdings können meine „Pässe“ das komplette Spektrum durchfahren, überlappen sich also ggfs. weit.

    In den extremen Einstellungen ist nahezu Ruhe, so dass man gar keinen Volumefader benötigt. Als Controller habe ich mir eine TouchOSC-Oberfläche gebaut. Beim neuen TouchOSC kann man das Bedienelement für das Mittenband auch „federnd“ gestalten, also dass es nach Loslassen mit definierter Geschwindigkeit zu einem definierten Punkt zurückkehrt. In meinem Fall also zur neutralen Mitte mit mittelschneller Geschwindigkeit, so wie es ein gefederter Joystick eben machen würde. Wie beschrieben alles komplett einstellbar.

    Ursprünglich war es mein Plan mit TouchOSC nur so lange zu prototypen, bis ich ein Setup habe welches mir sehr gut gefällt und DAS dann mit Arduino in Hardware umsetzen.

    Da ich aber wie eingangs erwähnt nur für mich selbst Songs zusammenmische und obendrein mit der Touchoberfläche wie sie nun ist sehr zufrieden bin, lasse ich es so und erfreue mich am günstigen Preis.

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      Ich nutze für die Hoch- und Tiefpassfilter aber horizontale Fader, das ist sehr gut erkennbar. Oben der Tiefpass, welcher eben von rechts kommend die hohen Frequenzen beschneidet, darunter der Hochpass, der von links aus die tiefen Frequenzen „entsorgt“. So kann ich mit zwei Fingern quasi durch paralleles Bewegen auch ein Frequenzband hin- und herschieben und die Breite desselben noch währenddessen ändern.

      Ich hoffe das ist einigermaßen verständlich beschrieben. In der Anwendung ist es ganz leicht zu verstehen. Selbst meine Kinder kommen sofort damit zurecht (Kita- & Grundschulalter).

      Die Linefader könnte ich eigentlich aus der Oberfläche entsorgen, man ist halt durch die Tradition an selbige gewöhnt, hehe. Habe ja noch einen Crossfader, den nutze ich dann wiederum.

      Das für mich Tolle an Live ist, dass ich mir dank des flexiblen Routings („Alles ist möglich“) meine ganz eigenen Effektketten bauen und auch wieder auf Knobs und Fader routen kann. Beispielsweise laufen die Delay-Sends auch automatisch wieder zurück auf NULL. Langsamer als das Performance-EQ-Band.

      Als Resultat habe ich ein performantes, aber gleichzeitig sehr flexibles und jederzeit auf mich anpassbares Werkzeug zum Rumspielen am Feierabend.

  2. Profilbild
    DJ Ronny

    Danke für den schönen Test. Ein schöner, besonderer Mixer. Für mich in der Arbeitsweise noch unerschlossen, da ich noch keinen in echt hatte. Vielleicht käme ich damit auch sehr gut zurecht, da ich oft mit Filter Mixer.

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