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Test: Orange Terror Stamp, Verzerrer-Pedal

Orange Amp in a Box

3. März 2020

Als langjähriger Nutzer eines Orange Rockerverbs bin ich immer ein bisschen entzückt, wenn sich die Firma mit Neuheiten zurückmeldet. Der Rockerverb III war zuletzt die letzte echte Attacke auf die Welt der Topteile und ein bisschen scheint es, dass Orange sich und der Welt in dieser Hinsicht nicht mehr viel beweisen muss: Neue Amps sind weder angekündigt noch in Arbeit und wenn, dann scheint sich die Arbeit der Firma auf Combos wie den Tremlord 30 zu beschränken. Es scheint, dass Orange „kleiner“ denken will und auch für ein kleineres Taschengeld einen authentischen Orange-Sound anbieten möchte. Warum die Firma, die für das gesamte Stoner-, Doom- und Sludge-Genre die definierende Marke ist, sich nicht stärker und häufiger in der Welt der Fuzz-Pedale versucht hat, frage ich mich immer wieder. Stattdessen gibt es immer wieder mal das „Amp in a box“-Prinzip wie beim Getaway Driver Overdrive Pedal. Das Prinzip des Orange Bax Bangeetar Black jedoch gibt es nun in abgespeckter und effizienterer Ausführung in Form des Orange Terror Stamp-Pedals – ein bissiger Preamp-Treter, der keine Gefangenen machen soll. Der Orange Terror Stamp: Ein Röhren- und Hybridverstärker als Pedal für einen kleinen Preis mit ein paar kleinen, aber feinen Features.

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Orange Terror Stamp, Verzerrer-Pedal – Facts and Features

Übersichtlich geht es hier zu und das wundert nicht. Sinn und Zweck dieser kleinen Preamp-Maschine ist es, eurem Röhrenverstärker per Schalter den Orange-Charakter zuführen zu können – Punkt. Das Aluminiumgehäuse mit Abmessungen von 13,5 x 6,1 x 9,9 cm ist stabil genug für die Pedalboard-Zwecke, das Pedal wiegt nicht mal ein halbes Kilo. Es handelt sich wie gesagt um einen Röhren-Preamp in Pedalformat. Welche Röhren kommen hier zum Einsatz? Die ECC83/12AX7-Röhre. Dürfte niemanden überraschen, handelt es sich bei der ECC83 um die wahrscheinlich am weitesten verbreitete Vorverstärkerröhre für Niedrigfrequenzen, deren Bestandteile auch kein großes Geheimnis darstellen und isoliert für einen Preis zwischen 20,- und 40,- Euro erworben werden können. Laufen tut das Pedal über ein im Lieferumfang enthaltenes 15 Volt Netzteil – ein bisschen mehr Power brauchen die Röhren, mit einem herkömmlichen 9 Volt Netzteil ist es also nicht getan.

Die Rückseite zeigt, dass der Anschluss für die Boxen bzw. der Speaker-Output sowohl für 8 als auch 16 Ohm infrage kommt. Der 20 Watt starke Solid-State-Amp der AB-Klasse ermöglicht es, auch bei kleinen Lautstärken eine vollwertige Dynamik rauszuholen. Fakt ist – der Terror Stamp hat „nur“ einen Kanal, dafür aber zusätzlich noch einen Buffered-FX-Loop. Wer also eine Effektkette in den Terror Stamp einschleifen möchte und aus dem 20 Watt starken Power-Amp rausjagen möchte, kann das beim Terror Stamp tun. Was beim Bangeetar Black ebenfalls dabei ist und deshalb kein Alleinstellungsmerkmal des Orange Terror Stamp darstellt, ist der Kopfhörerausgang mit analoger Cab-Simulation – was den Charakter des Pedal-Amps zusätzlich unterstreichen soll. Eine Orange 4×12 Box wird hier in ihrer Gänze emuliert und eignet sich entsprechend für ein direktes Einspeisen in eine P.A. oder ein Audiointerface, kann aber auch in Kombination mit dem Speaker-Out verwendet werden.

Also: Röhren-Preamp, FX-Loop und integrierte Cab-Simulation für weniger als 200,- Euro? Nicht schlecht. Was sagt das Panel?

Orange Terror Stamp, Preamp Pedal – Panel

Eine der in meinen Augen „coolsten“ Merkmale der Orange Amps ist der Shape-Regler, der es besser als viele andere Namen schafft, auf einen Regler die Funktionalität des Klanges zu reduzieren. Was heißt das? Dass man mit dem Shape-Control hervorragend gängige Amp-Einstellungen bedienen kann, vom Midscoop im Uhrzeigersinn bis zum harten Low-End gegen den Uhrzeigersinn. Darüber hinaus gibt es selbstredend den Gain-Regler. Vom warmen, saturierten Crunch bishin zum brutzelnden High-Gain soll das Pedal die Trademarks des Orange Sounds bestens bedienen können – werden wir uns selbstredend im Praxisteil ansehen, aber was vor allem am Panel auffallen dürfte, sind die zwei Volume-Regler.

 

Der Fußschalter ist nämlich kein klassischer Bypass/Off-Schalter, sondern ist dafür zuständig, zwischen zwei Lautstärken hin und her wechseln zu können. Es handelt sich wohlgemerkt nicht um die Funktionsweise eines Boosts, der zumeist bestimmte Frequenzbereiche verstärkt, sondern um einen ganz konkreten Volume-Anstieg, mit dem man sich in entscheidenden Momenten aus dem Mix hervorheben kann. Ob das im Rahmen bestimmter Situationen sinnvoller ist als bei anderen, sei dahingestellt. Für die Bandsituation ist so ein selektiver Boost aber jedoch durchaus sinnig, um zum Beispiel den niederen Frequenzbereich vom Bass nicht zu überdecken, wenn man sich hervorheben möchte. Fakt ist also – wer für den Preis Flexibilität bei der Boxen-Simulation oder ein paar mehr Kontrollmöglichkeiten erwartet (wohlgemerkt fehlt hier jegliche Möglichkeit, Tone oder das EQ präziser einzustellen – den Shape-Regler in allen Ehren), dürfte ein bisschen enttäuscht sein. Gain und Shape müssen reichen – und die Frage, ob sich das Brutzeln der Röhren nach dem Warmlaufen wahrnehmbar auf den Sound niederschlägt – solchen Fragen gehen wir nun im Praxisteil nach.

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Orange Terror Stamp, Zerr-Pedal – in der Praxis

Wir nehmen den Orange Terror Stamp über zwei Wege auf: Zum einem nehmen den Speaker-Out, schließen das Pedal darüber an den Laney Lionheart an, um zu testen, wie das Pedal auf einen Röhren-Combo anspringt. Zusätzlich speisen wir den Orange Terror Stamp über den Headphones-Out an ein Audiointerface, um die Cab-Simulation einer näheren Betrachtung zu unterziehen. Der Sound aus dem Combo wird über ein SDM57-Mikro aufgenommen.

 

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Mehr Informationen

 

Zunächst versuchen wir uns an dem Ausgang mit der Cab-Simulation – und das funktioniert für seine Zwecke gut genug. Drückt man die Shape-Control zu stark in Midscoop-Richtung (wie in Klangbeispiel 1), wirkt der Attack schnell künstlich, doch auf 12 Uhr schafft man es, dem Sound einen verhältnismäßig natürlichen Charakter zu entlocken. Zum Charakter des Gain lässt sich nur sagen: Wer Orange kennt und liebt, bekommt hier seinen Orange-Sound in der Box. Der warme, weiche Crunch, für den ich beispielsweise Orange sehr schätze, wird vom Terror Stamp mühelos transportiert. Und auch ein Höchstmaß an Gain wird von der Cab-Simulation angemessen transportiert, wie Klangbeispiel 4 zeigt.

Schließen wir nun den Terror Stamp an den Laney Lionheart an und nehmen ihn mit dem SDM57 ab. Beim ersten Klangbeispiel lassen wir es gleich darauf ankommen, lassen die warmgelaufenen Röhren durch den Zerrkanal des Laney laufen und entfesseln den Sludge-Charakter des Terror Stamps. Klar wird sofort: Mit Röhrenamps versteht sich der Orange Terror Stamp erwartungsgemäß hervorragend. Auch verwaschen die Frequenzen im höheren Gain-Bereich nicht allzu sehr, eine weitere Qualität, die man bei den Orange-Produkten schätzt. Der Regelweg des eigensinnigen Shape-Controls will erst mal verstanden werden, für alle, die mit Orange Produkten nicht vertraut sind: Gegen den Uhrzeigersinn wird der Ton dunkler und der Midscoop spürbarer, im Uhrzeigersinn jedoch drängen sich die Mitten vor und der Tone wird heller. Da gibt es sicher den einen oder anderen Sweetspot geben, je nachdem, wonach man sucht. Immer wieder stelle ich jedoch fest, dass Orange mit dem Prinzip dieser Kontrolleinheit ganze Arbeit geleistet haben. Ob zerriges Mittenchaos wie in Klangbeispiel 1 oder warmer, dunkler Crunch wie im letzten Klangbeispiel – mit nur zwei Reglern wird hier höchste Flexibilität erzielt und die verbauten Röhren verhelfen dem Spiel zu einer glaubwürdigen, reaktiven Dynamik, wie das Ende von Klangbeispiel 4 unterstreicht.

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Fazit

Orange in a Box – kann man so stehen lassen. Vielleicht werden sich Orange eines Tages an klassischen Fuzz-Schaltkreisen versuchen. Bis es jedoch soweit ist, leisten die Amp-in-a-box Produkte ganze Arbeit. Das Terror Stamp vereint den Charakter der Orange Rocker- und Thunderverbs in sich und eignet sich dank des Cab-Sim-Ausgangs sowohl als Recording- oder Übungswerkzeug als auch als Fuzz-Treter für das Pedalboard. Daumen hoch!

Plus

  • organischer Röhrensound
  • Cab-Sim-Ausgang
  • FX-Loop

Preis

  • 189.- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Danke für das Review. Ich versteh nicht ganz, warum das Teil Pre-Amp genannt wird? Die Ausgänge sind doch Boxenausgänge? Geht man damit noch in eine Endstufe? Dachte jetzt, man geht direkt in die Box…

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Ich bin – wie pitter2 – auch einigermassen verwirrt: das ist weder ein Zerr-Pedal, noch ein Pre-Amp, sondern ein Amp.
    Ein Amp im Pedalformat, vielleicht bringt das die Leute durcheinander…
    Die CabSim benutze ich für Kopfhörer, ansonsten spiele ich vom Amp direkt in die Box, daher „8 – 16 Ohm“.

  3. Profilbild
    nemcon

    Den kombinierten Kopfhörer- und Line-Ausgang kann ich nicht als vollwertigen DI-Ausgang ansehen. Der Sound der Cab-Sim ist eher schwach und man kann das nicht abschalten. Fürs ab und zu mit Kopfhörer üben ists OK. Für eine Nutzung in PA oder Recording nutze ich lieber den Speaker Out und hänge ne DI Box und Cab Simulation dahinter. Gute Erfahrungen habe ich mit der Behringer GI100 Ultra-G gemacht. Die Pegelabsenkungen einschalten und man kann – auch ohne, dass ein echter Speakter dahinter hängt – absolut brauchbare Ergebnisse erzielen. Ohne dieses Zusatztool hätte ich mit dem Amp für meine Zwecke nicht viel anfangen können, so aber wird für mich ’ne runde Sache aus dem Paket. Und wenn man den Preis betrachtet, musste halt irgendwo gespart werden.

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