Sound/Bespielbarkeit
Was zuerst positiv auffällt, ist die perfekt ausbalancierte Geometrie der Modern Eagle II. Das Instrument schmiegt sich im Sitzen als auch im Stehen perfekt an den Körper an. Man könnte sogar auf die Idee kommen, mit der PRS zu Bett zu gehen. Trocken angespielt wird der Musiker mit allem verwöhnt, was zum audiophilen Ohrenschmaus dazu gehört: knurrige, drahtige Bässe, spritzige Höhen, ein ausgeglichenes Mittenspektrum und vor allem: Sustain!
Eingestöpselt in einen Amp präsentieren sich die 1957/2008-Pickups als würdige Abnehmer für den edlen Grundsound der Modern Eagle II. Sie sind mühelos in der Lage, das Klangpotential, welches in der Gitarre schlummert, wiederzugeben. Egal ob man Shred-Sounds oder cleane, glockenartige Strat-Sounds möchte: bitteschön. Besonders zu gefallen weiß in dem Zusammenhang der Hals-Pickup, der jeder Les Paul vormacht, wie ein bluesiger, luftiger und matschfreier Leadsound klingen sollte. Bei Aktivierung des Push/Pull-Potis sind hier auch eindeutige Anleihen an Leo Fenders Kreationen wahrzunehmen – also genau das, was Mr. Paul Reed Smith sich damals dachte, als er das Design seiner Instrumente entwickelte: best of both worlds eben.
Der 1957/2008 Treble-Pickup am Steg hingegen bietet die volle Bedienung für die Heavy-Fraktion. Im Humbucker-Modus drücken soviel Präsenzen und Höhen aus dem Amp, dass man genötigt ist, diese Parameter deutlich zurück zu regeln. Im cleanen Singlecoil-Modus wird der Sound sehr schneidig und druckvoll, so dass manch ein Telecaster-Spieler hier mal genauer hinschauen bzw. hören sollte.
Nach wie vor reizvoll ist es bei PRS-Gitarren, mit dem Volume-Poti zu agieren, denn dadurch dass beim Herunterregeln des Potis keinerlei Höhen- oder Dynamik-Verluste entstehen, lassen sich so mit nur einer Amp-Einstellung eine Menge Sounds generieren: vom leicht angecrunchten, fast schon cleanem Sound zu einem Distortion-High-Gain-Leadsound à la Santana.
Der Hals bietet bis in die höchsten Lagen ein perfektes Spielgefühl, dank der perfekt abgerichteten Bünde und dem großzügig gefrästen Cutaway. Was allerdings unverständlich erscheint ist das Design des Halsfußes. Bis vor wenigen Jahren noch war dieser Fuß bei PRS Instrumenten wesentlich kleiner geraten und somit noch besser auf die Bedürfnisse der linken Hand abgestimmt. Nicht dass man sich nicht an das geänderte Design gewöhnen würde, aber ein Fortschritt scheint dies nicht darzustellen. Dennoch bietet er außergewöhnlich „holziges“, natürliches Spielgefühl, mit dem sowohl der Metal-Gott als auch der introvertierteste Jazz-Gitarrist sicherlich bestens zurechtkommen werden!
Ein Traum, guckt euch nur mal das Holz an. Für 6000€ wird das ganze auch nur ein Traum bleiben.