Die Synthesizerwelt trauert: Moon Modular Mastermind Gert Jalass verstorben
Leider wurde im Rahmen der Superbooth eine Neuigkeit veröffentlicht, von der man ausnahmsweise eigentlich nicht in Kenntnis gesetzt werden wollte, weil sie einfach unfassbar traurig macht. Gert Jalass, der Gründervater von Moon Modular, ist am 7.5.2024 während eines Ferienaufenthalts in Dänemark verstorben.
Es ist immer eine unglaublich traurige Nachricht, wenn eine treibende Kraft aus der Synthesizer-Welt diesen Planet für immer verlassen muss. Wenn man das Universum der Synthesizer als Eingeweihter betrachtet, erscheint es unglaublich groß und vielfältig. Aber von außen betrachtet ist sie nur ein kleiner Teil der Musikwelt und je kleiner und spezialisierter dieser Teil ist, desto stärker ist die Antriebskraft einzelner Personen und eine dieser Personen war mit Sicherheit Gert Jalass.
Als Gründer von Moon Modular setzte er sich für einen sehr spezialisierten Teil der Synthesizerwelt ein, die unglaubliche Welt der 5U-Module und großen modularen Synthesizer Systeme, wie sie durch Moog bekannt wurden. Modulare Systeme, die in ihren Ausmaßen ganze Wände einnehmen und so groß sind, dass sie nur im Stehen zu bedienen sind. Sofort hat man Bilder von Keith Emerson, Tomita und Klaus Schulze im Kopf, wie sie an ihren Modular Systemen arbeiteten. Heute finden sich die Moon Modular Systeme u. a in den Studios von Hans Zimmer und vielen anderen.
Auch Gert Jalass war zuerst ein Fan, der sich von der Musik von Klaus Schulze und Tangerine Dream begeistern lies. Zuerst baute er auf Grundlagen der Ideen von Bernie Hutchins elektronische Schaltungen und wurde Teil des „Arbeitskreis Musikelektronik“, zu denen auch Dieter Döpfer und Peter Kaminski gehörten. Mit dem Aufkommen von MIDI und der digitalen Verarbeitung von Musik wendete sich Gert Jalass dem Atari zu.
Erst in den späten 1990er-Jahren wurde seine Leidenschaft für analoge Modularsysteme wieder geweckt und als er Anfang der 2000er ein Moog Model 12 System erwerben konnte, das er aufwendig restaurieren musste, war seine Leidenschaft aufs Neue geweckt. Ein Moog Model 12 System restauriert man nicht mal schnell alleine und durch Forschungsdrang und Recherche ergaben sich neue Kontakte zu Gleichgesinnten.
Das eine ergab das andere und am 28.4.2008 wurde das erste Projekt unter dem Namen Moon Modular veröffentlicht, der Sequencer Moon 563. Diese Leidenschaft lebte Gert Jalass mit seiner Arbeit bis zum 7.5.2024 und es ist unglaublich, was er bis dahin erschaffen hat und wie er mit seinem Einfluss auf die Welt der elektronischen Musik wirkte. Ein Verlust, der kaum zu ersetzen sein wird.
Auf der Superbooth fand am 16.5.2024 zu Ehren von Gert Jalass eine kleine Trauerfeier statt und Andreas Schneider schreibt, dass sie dieses Jahr mit ihm auf der Superbooth kooperieren wollten. Aus der ganzen Welt der Synthesizer treffen mittlerweile Trauerbekundungen ein.
Zweimal hatten wir von AMAZONA.de die Möglichkeit, uns mit Gert Jalass zu unterhalten und wer mehr über ihn erfahren möchte, sollte das Interview von 2017 unbedingt lesen.
Im Rahmen der Superbooth 22 konnte AMZOANA.de ein Video Interview mit Gert Jalass führen.
Ruhe in Frieden Gert Jalass.
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Einer der nettesten Menschen, die mir je über den Weg gelaufen sind. Knochentrockener Sinn für Humor (Nordlicht halt), brillanter Ingenieur, und mit Haut und Haar seiner Arbeit verschrieben — deswegen war sie auch so gut und erfolgreich.
Ich hatte mich so gefreut, ihn in diesem Sommer in seiner Werkstatt zu besuchen, auf eine Tasse Kaffee, ein Schwätzchen und allgemein gute Schwingungen.
Schön, daß Du da warst.
Auch wenn ich ihn nicht gekannt habe, Moon Modular ist natürlich ein bekannter Name.
RIP
Hallo zusammen,
ich habe Gert vor vielen Jahren im Kontext des „Arbeitskreises Musikelektronik“ bei der ars electronica 1982 kennengelernt.
Er hat damals als junger Mann seinen selbst konzipierten und gebauten Synthesizer vorgestellt: sehr viel Handarbeit, damals hat man die Platinen noch selbst belichtet, geätzt und bestückt. Und dann stundenlang nach den Fehlern gesucht…
Diese technische Expertise war für mich als sein Altersgenosse extrem beeindruckend, auch wenn ich eher der Rockgitarrennerd war (mit den simplen selbstgebauten Effektgeräten) und daher mit Gerts Tangerine-Dream-Begeisterung nicht so viel anfangen konnte.
Höhepunkt dieses Gruppentreffens war dann ein Exklusivvortrag von Robert Moog; das war natürlich für uns alle der Guru.
Mein Eindruck als Außenstehender der Szene ist, dass Gert in seinem Leben seine Passion für elektronische Musikerzeugung voll ausleben konnte und damit erfreulicherweise auch sehr erfolgreich gewesen ist.
Auch wenn er leider viel zu früh von uns gegangen ist, ist das dann doch tröstlich.
Gruß
Fredi
Ich bin immer noch zu tiefst erschüttert. Mein Beileid an seine ganze Familie.
Das ist sehr sehr traurig!
Ich hatte früher öfter mit Gert Kontakt, er war ein sehr netter und positiver Mensch.
Gelegentlich hat er mir was zum Ausprobieren und Testen geschickt und einige Module hat er auf meine Anregung erst gefertigt.
Wenn ich künftig meine Kisten einschalte, werde ich an ihn denken.
R. I. P.
Ich kannte Gert Jalaas nicht und bin per Zufall auf der Superbooth 24 in eine spontane Gedenkveranstaltung für ihn geraten. Kurze Ansprachen von u.a. Andreas Schneider und Dieter Doepfer, die sichtlich total ergriffen waren, machten das zu einem sehr beeindruckendem Erlebnis.
Traurig viel zu früh gegangen, doch in jedem Modul lebt etwas kleines von ihm weiter…