Mehr Kontroller über Serato geht doch nicht, oder?
Rane FOUR – der neuste 4-Deck Controller für Serato mit Stems-Steuerung in der Serato DJ Pro 3.0 Version ist also nach der Ankündigung im Dezember endlich bei uns angekommen und wird natürlich direkt getestet.
Stilistisch am RANE ONE gehalten, dafür aber mit vier Kanälen statt nur zwei und einer Mixer-Sektion, die an die Battle Mixer von RANE erinnert kommt der RANE FOUR aber ohne motorisierte Jogwheels. Wir sind gespannt, was das Gerät zu bieten hat.
Inhaltsverzeichnis
RANE FOUR – der 4-Kanal Controller im Überblick
Mit Abmessungen von 78,4 x 40,5 x 10,7 cm (B x T x H) und einem Gewicht von 8,3 kg steht sofort fest, dass wir hier ein umfangreiches Gerät vor uns haben.
Logischerweise haben wir die klassische Anordnung von zwei Track-Decks, die wiederum zwei verschiedene Kanäle steuern können und einer Mixer-Sektion.
Die Track-Decks lassen auch nicht zu wünschen über. Am prominentesten ist das Jogwheel, welches einen Durchmesser von 8,5“ Zoll hat und über verbaute LC-Displays verfügt. Dieses kann euch neben Informationen wie der BPM, Pitch, Tonart zudem noch die Waveform des laufenden Songs anzeigen. Die Jogwheels gibt es natürlich in Schallplattenoptik und mit der bekannten Riffelung von Plattentellern an der Seite kommt ein wenig Vinyl-Feeling auf.
Beat-Jumps können beliebig durch die Buttons am oberen Ende benutzt werden, wobei die Länge durch das benachbarte Poti eingestellt werden kann. Neben Slip-Vinyl können wir auch Censor Reverse via eigenen Button aktivieren.
Tracks werden durch den Push-Encoder geladen. Interessant, dass dieser beim RANE FOUR auf den Track-Decks und nicht wie bei den meisten mittig verbaut wurde. Durch doppeltes Drücken des Encoders kann der laufende Song direkt gedoppelt werden, was natürlich für schöne Scratch-Einlagen sorgt. Ein 10 cm langer Pitch-Fader mit einstellbarer Range und Keylock lässt auch hier keine Wünsche offen. Neben den Standard-Buttons für Play/Pause, Cue und Sync haben wir 8 RGB-Performance-Pads und eine Menge an Optionen, wofür diese eingesetzt werden können: Hot Cue, Roll, Sampler, Stems, Pitch Play, Saved Loops, Scratch Bank und Slicer. Auf die Stem-Funktionalität gehen wir natürlich noch ein! Daneben gibt es dann noch die Möglichkeit, Loops manuell oder aber automatisch zu setzten und die Länge zu verdoppeln oder zu halbieren. Funktionen ohne Ende und allesamt brauchbar. Sehr schön!
Mit einem extra Button kann eingestellt werden, welcher Kanal aktuell gesteuert werden soll. Für die Stem-Einstellungen kann hier der Stem-Split aktiviert und unten die Tonhöhe der Stems angepasst werden. Über den RGB-Pads haben wir dann noch OLED-Screens verbaut, die einem Informationen über die einzelnen Modi und die aktuellen Parameter geben kann.
Genauso prall gefüllt ist die Mixer-Sektion: vier identische Kanalzüge, mit Level-Poti und einem 3-Band-Equalizer sowie einen 5 cm langen Kanal-Fader. Jeder Kanal hat eine achtteilige LED, die das Level des laufenden Tracks anzeigt. Zudem hat jede Spur ein eigenes bipolares Channel-FX Poti. Hier kann man zwischen Filter, Filter Roll, Noise und Flanger auswählen. Damit aber noch nicht genug der Effekte. Direkt im Anschluss gibt es die Main-FX: Echo, Recycler, Scale ON, Riser, Matrix, Echo Out. Diese können einem oder mehreren Kanälen zugewiesen und über FX-Wippen aktiviert werden. Hierbei kann zudem je ein Parameter pro Effekt und natürlich auch das Timing angepasst werden.
Informationen dazu gibt es auch hier auf einem dedizierten OLED-Display. Dazu gibt es eine Mikrofon-Sektion mit 2-Band-Equalizer und eigenem Echo-Effekt auf der linken Seite der Mixer-Sektion sowie eine Stereo-LED-Anzeige für den Master-Out auf der anderen Seite. Hier befinden sich dementsprechend auch die Potis für Master, Booth und Sampler-Level. Wer den Sampler vorhören möchte, kann sich das Signal über einen extra Button auf den Cue von Kanal 4 legen. Sehr praktisch!
Die Vorderseite des RANE FOUR
Die Vorderseite des RANE FOUR ist gut genutzt: eine Sektion für Mikrofon 2 mit Level und 2-Band-Equalizer, Crossfader-Zuweisung über einzelne Schalter für jeden Kanal und ein Poti zur Einstellung der Crossfader-Contour von langsam nach schnell, mit der der Widerstand eingestellt wird und eine Kopfhörer-Sektion mit den üblichen Einstellungen und dem Anschluss in 6,3 mm Klinke und 3,5 mm Klinke nutzen hier den möglichen Platz geschickt. Damit an Funktionen der Vorderseite nichts rankommt, setzt RANE an den Seiten auf Abstandshalter aus Gummi, sodass der Controller gut verstaut und transportiert werden kann.
Welche Anschlussmöglichkeiten hat der Serato Controller?
Auch auf der Rückseite des RANE FOUR gibt es einiges zu entdecken. Zwei USB-B-Buchsen sind verbaut und ermöglichen somit den nahtlosen Übergang zwischen zwei DJs an dem Gerät oder das Spielen von Back 2 Back Sets. Die Zuweisung, welcher Anschluss zu welchem Kanal zu geordnet wird, geht über einen Schalter auf der Oberfläche des Gerätes. Dabei ist zu beachten, dass sich dies nicht für jeden Kanal einzeln einstellen lassen kann, sondern aufgeteilt in Zweierpaare.
Des Weiteren ermöglicht der Controller den Anschluss von externen Eingangsquellen, wie CD- oder Plattenspielern via Cinch-Anschluss. Dies ist für die Kanäle 3 und 4 möglich. Ob ein Line- oder ein Phono-Signal verarbeitet werden soll, kann mit einem Schalter pro Kanal ausgewählt werden und natürlich darf in Hinblick auf einen Plattenspieler die Erdungsschraube nicht fehlen. Wer den jeweiligen Kanal für externen Input verwenden möchte, kann mit einem Schalter auf der Oberseite zwischen USB und Line wählen.
Was die Ausgänge des RANE FOUR angeht, haben wir einen Booth-Out in 6,3 mm Klinkenausführung und für den Main-Out die Wahl zwischen Cinch oder XLR. Hier kann mit einem extra Schalter noch eingestellt werden, ob der Output in Mono oder Stereo ausgegeben werden soll.
So sehen wir jetzt also schon, jeder Zentimeter des Geräts wurde genutzt und damit wird dem Nutzer eine große Bandbreite an Funktionen geboten. Neben dem RANE FOUR an sich befinden sich im Lieferumfang ein Kaltgerätekabel, eine kleine Flasche Reininungsöl für den Crossfader und zwei USB-Kabel. Sofern man dann brav das aktuelle Serato DJ Pro Update geladen hat, erkennt der Rechner den Controller und es kann losgehen.
Rane Four in der Praxis – wie macht sich das Gerät?
In der Praxis macht das Stahlgehäuse einen mehr als stabilen Eindruck, der heftige Nächte definitiv besser wegstecken kann als der Rechner, mit dem ihr den Controller bespielt. Die Potis sind durchweg gummiert und verfügen über eine Mittenrasterung. Das Mixen funktioniert gut, wenn auch durch die vollgepackte Oberfläche gerade die EQ-Sektion, an der wir viel arbeiten, ein bisschen eng wirkt.
Ein Highlight ist selbstverständlich der butterweich gleitende Crossfader, der, sofern er nicht mehr so sauber laufen sollte, zur Not mit dem mitgelieferten Öl wieder geschmiert werden kann. Im Vergleich dazu sind die Volume-Fader natürlich steifer, aber so, dass man mit ihnen gut mixen kann.
Wenn wir schon über die Mixing-Sektion in der Praxis reden, müssen wir natürlich auch die Effekte adressieren. Die Channel-FX sind wie immer ein dankbares Tool, da diese durch das bipolare Poti eine große Bandbreite an Einsatzmöglichkeiten sicherstellen. Wir persönlich hätten uns als vierten Effekt eventuell lieber Echo oder einen Reverb statt eines Flangers gewünscht, aber dafür kommen wir ja bei den Main-FX auf unsere Kosten.
Einen Pluspunkt, den wir hier ansprechen wollen, ist, dass die Effekte im Standalone-Modus funktionieren, sofern man im Hardware-Modus ist. Dieser kann mit dem HW/SW-Button eingestellt werden.
So kann also auch bei externen Eingangsquellen wie der Benutzung von Plattenspielern, das gesamte Arsenal an Effekten beim Mixen verwendet werden.
Die Jogwheels laufen genauso, wie man es sich wünscht: leichtgängig und vor allem eiert nichts! Das Feeling mit der Oberfläche und den geriffelten Seiten holt uns ab und es macht Spaß, daran zu arbeiten. Der Bildschirm hat eine angenehme Funktion, da man hier durch die Darstellung der Waveform vom gesamten Song ein gutes Gefühl über die verschiedenen Sektionen des aktuell laufenden Titels bekommt. Das einzige Manko für viele wird der Verzicht der Motorisierung der Jogwheels seitens RANE sein. Gerade in Verbindung mit dem leichtläufigen Crossfader, der zum Scratchen einlädt, wäre es bestimmt noch angenehmer, wenn man das Vinyl-Feeling durch die Motorisierung emulieren würde.
Die Buttons haben generell einen angenehmen Widerstand und die Performance-Pads machen den Eindruck, auch starke Benutzung gut wegstecken zu können. Für uns persönlich ist der Cue-Button etwas zu klein, aber zur Not wechselt man hier einfach in den Hot-Cue-Modus und kann sich dann am größeren Pad austoben.
Generell darf man sagen, dass das Mixen mit dem RANE FOUR Freude bereitet. Die Serato DJ Pro Software ist in den letzten Jahren immer weiter aufgeblüht und in Verbindung mit einem solchen Flaggschiff-Controller kommt man komplett auf seine Kosten. Bildschirme in Jogwheels zu setzen, ist ja mittlerweile keine Neuheit, die Waveform im klassischen Aussehen der Serato-Software ist ein angenehmes Feature, welches bei unserem Test einwandfrei funktioniert hat. Die Effekte sind alle gut einsetzbar und klingen vernünftig.
Die Stem-Funktionalität in der Übersicht
Mit eine der größten Funktionen ist die Stem-Sektion, ein Feature, was unserer Meinung nach einfach Übung erfordert, nicht weil die Funktionsweise schwierig ist, im Gegenteil ist diese denkbar einfach. Wir fanden es jedoch nicht so einfach, einen guten Zeitpunkt beim Auflegen zu finden, bei dem wir uns den Stems widmen bzw. ist hier auch die Frage gegeben, was möchte man eigentlich damit machen? Ein Live-Mashup? Den laufenden Song remixen? Ein kleines Frankenstein-Monster aus verschiedenen Schnipseln verschiedener Tracks basteln? All das geht und es ist beeindruckend, wenn man sich zurückerinnert, dass man froh war, wenn eine Platte noch die Acapella-Seite hatte, dass man per Knopfdruck nun so etwas sofort zur Hand hat.
Was die Anwendungsmöglichkeiten der Stem-Funktionalitäten angeht, so verfügt der RANE FOUR über eine große Bandbreite. Im Stem-Modus können die einzelnen Stems (Drums, Bass, Instrumente, Vocal) mit den Pads stummgeschaltet oder mit verlinkten Effekten bedient werden. Darüber hinaus hat man mit dem Stem-Split noch die Möglichkeit, das Vocal vom Rest des Songs zu trennen und kann im Anschluss beide Signale auf den Kanälen 3 und 1 oder 2 und 4 mit Volume-Fader und 3-Band-Equalizer anpassen.
Für welche Zielgruppe eignet sich der Serato Controller?
Der RANE FOUR eignet sich für eine Vielzahl von Anwendern, da die Serato DJ Pro Software an sich schon mit ein wenig Übung für den Anfänger verwendet werden kann, aber natürlich auch von jedem Profi auf der Bühne genutzt wird. Vier Kanäle lassen einem eine gewisse Freiheit, vor allem dadurch, dass man noch externe Eingangsquellen in den Controller laufen lassen kann und diesen letztlich auch im Standalone-Modus mit einer Vielzahl von Effekten verwenden lässt.
Selbstverständlich müssen wir auch den Preispunkt des RANE FOUR ansprechen, welcher bei 1898,- Euro liegt. Billig ist das nicht, aber für die Bandbreite der gebotenen Features auch nicht teuer. In unseren Augen ein fair bemessener Preis für ein faires Produkt.