Viel Klang im kompakten Format
Inhaltsverzeichnis
Aktive Studiomonitore bestimmen heute das Geschehen in jedem Heimstudio. Die Zeiten von passiven Studiomonitoren scheinen vorbei zu sein. Oftmals sind es nicht nur Bi-Amping Class-D-Endstufen, die den Klang vor der endgültigen Wandlung durch die Lautsprecher formen, sondern insbesondere auch DSPs, die durch digitale Signalverarbeitung den letztendlichen Klang bestimmen. Doch es gibt einige Hersteller, die sich diesem Trend verweigern. Zwar integrieren auch sie Class-D-Endstufen in die Studiomonitore, um hier eine bestmögliche Abstimmung zu gewährleisten, doch DSPs sucht man vergeblich. Einer dieser Hersteller kommt aus Deutschland und hört auf den Namen reProducer Audio Labs. Wir haben für euch die reProducer Audio Labs Epic 4 Nahfeldmonitore getestet.
reProducer Audio Labs Epic 4 im Detail
Herstellerangaben
Bei der reProducer Audio Labs Epic 4 handelt es sich um klassische Zwei-Wege-Systeme mit Bi-Amping. Angetrieben werden der 4“ Woofer und der 1“ Mitten/Hochton-Treiber durch je 50 Watt RMS Class-D-Endstufen. Die Treiber stammen aus eigener Fertigung. Die sehr rauscharmen Class-D-Endstufen sollen über 115 dB Dynamikumfang liefern. Der maximale Schalldruck wird von reProducer Audio Labs mit 106 dB SPL (C-bewertet) angegeben. Getrennt werden die Treiber bei 3 kHz mit 24 dB/Oktave. Der Frequenzgang ist vom Hersteller mit 80 Hz – 30 kHz ± 3 dB und 65 Hz – 40 kHz ± 10dB angegeben, was angesichts der Konstruktion und Treiberbestückung mehr als realistisch ist. Hier wird also nicht behauptet, was in der Praxis unmöglich ist. Ehrlichkeit währt bekanntlich am längsten.
Eigene Messung
Die eigene Messung im Arbeitszimmer bestätigt die Herstellerangaben. Große Unterschiede lassen sich nicht feststellen. Alles, was in der eigenen Messung etwas zackiger verläuft, ist der Raumakustik geschuldet, die natürlich bei Messungen eine Rolle spielt, die nicht im Messraum angefertigt werden.
Welche Anschlüsse bietet die Epic 4?
Auf der Frontseite finden wir eine Betriebs-LED, die zugleich auch Clipping signalisiert. Die Rückseite ist neben den beiden Reglern für die Klangregelung mit den Anschlüssen bestückt. Zur Auswahl stehen ein symmetrischer XLR-Eingang sowie ein unsymmetrischer RCA-Eingang (Cinch). Ein Standby-Schalter sowie der Betriebsschalter sind ebenfalls auf der Rückseite anzutreffen. Außerdem natürlich der Anschluss für das Stromkabel. Damit die reProducer Audio Labs Epic 4 auch an der Wand montiert werden können, gibt es auf der Rückseite zwei Aufnahmen für das optionale Befestigungs-Set.
Passivmembran statt Bassreflexport
Auf der Unterseite ist eine Passivmembran angebracht. Passivmembranen stellen eine Alternative zum sonst oft verwendeten Bassreflexport dar. Ein Bassreflexport ist eine Schallaustrittsöffnung mit innenliegender Schallführung, deren Maße exakt auf eine Resonanzfrequenz hin abgestimmt sind. Durch diese kann die Basswiedergabe beeinflusst werden. Bei kleineren Monitoren reicht oft das Gehäusevolumen nicht aus, um die Resonanzfrequenz tief genug zu bekommen. In diesem Fall kann eine Passivmembran sinnvoll sein. Da ein Lautsprecher immer in zwei Richtungen schwingt, wird die Passivmembran durch die Luftbewegungen innerhalb des Monitors zum Schwingen angeregt. Hier sind also kein elektromagnetischer Treiber und eine Endstufe involviert, sondern nur die durch den Tieftöner erzeugten Schwingungen innerhalb des Studiomonitors. Passivmembranen können an den Seitenwänden und am Boden des Gehäuses angebracht werden. Hier finden wir sie auf der Unterseite. Ein weiterer Vorteil der Passivmembran soll das Vermeiden von Strömungsgeräuschen sein.
Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass die Monitore 2,95 kg wiegen. Interessant ist das trapezförmige Gehäuse. Ausgefallene Gehäuse bei Studiomonitoren kennt man von Monkey Banana, KRK und auch Genelec. Die Trapezform oder ähnliche geometrische Gebilde sind dabei relativ häufig, manchmal aber nur an den vorderen Kanten vorzufinden. Diese sind zudem häufig abgerundet. Als Begründung führen Hersteller Resonanzen an, die bei einer rechteckigen Gehäuseform mit scharfen Kanten und spitzen Ecken entstehen können. Die reProducer Audio Labs Epic 4 besitzen hingegen ein echtes trapezförmiges Gehäuse. An der Unterseite sind zudem „Spikes“, also spitze Füße, angebracht, die für einen leicht nach hinten gekippten Abhörwinkel sorgen.

An der Unterseite finden wir die Passivmembran der Epic 4. Hier müssen vor dem Aufstellen noch die „Spikes“ eingeschraubt werden
Analoge Klangregelung des Nahfeldmonitors
Die Klangregelung arbeitet rein analog und somit sind auch die beiden Filter zur positionsabhängigen Anpassung des Klangs analog ausgeführt. Der Höhenregler arbeitet breitbandig oberhalb von 2,5 kHz in 1 dB Schritten bei maximal ± 5 dB Gain. Der Bassregler setzt unterhalb von 250 Hz ein und ist ebenfalls in 1 dB Schritten einstellbar und bei einem Gain von maximal ±5 dB. Hier sind also keine chirurgisch schmalen Anpassungen möglich, wie sie häufig mit einem DSP-gestützten EQ verwirklicht werden können. Das ist aber auch überhaupt nicht notwendig, denn Verzerrungen aufgrund der Position der Lautsprecher im Raum finden ebenfalls eher breitbandig statt, also zum Beispiel die Bassanhebung aufgrund der Position nahe einer Wand oder Raumecke. Ist der Frequenzgang des Monitors ansonsten halbwegs linear, korrigiert man Abweichungen davon, die man im Raum gemessen hat, besser durch Anpassungen der Akustik und nicht mit einem EQ am Monitor.
Aufstellung der Studiomonitore
Geliefert werden die reProducer Audio Labs Epic 4 in einer schönen und stabilen Stofftasche, die man auch sehr gut für den Transport nutzen kann, möchte man die Monitore zum Beispiel für Live-Recording Projekte nutzen. Zunächst müssen die Füße eingeschraubt werden.
Auf der Website von reProducer Audio Labs finden wir zahlreiche Abbildungen und Hinweise zur korrekten Aufstellung der Epic 4 Studiomonitore. Diese sollte man sich gut anschauen, um eine möglichst unverfälschte Wiedergabe an der Abhörposition zu erzielen.
So sollen die Lautsprecher etwas erhöht auf dem Studiotisch stehen, wie zum Beispiel früher auf der Meterbridge eines Studiomischpults. Für die Ausrichtung nimmt man den Mittelpunkt zwischen Tieftöner und Hochtöner. Der optimale Hörabstand für die reProducer Audio Labs Epic 4 Studiomonitore beträgt zwischen 80 cm und 140 cm. Das ist der typische Hörabstand für Nahfeldmonitore. Überschreitet man diesen, sollte man den Höhenregler bemühen, um die nun abfallenden Höhen etwas zu kompensieren. Eventuell wäre dann aber die Wahl eines Midfield Monitors besser.
Für eine gute Stereowirkung sollen die Monitore in Form eines gleichseitigen Dreiecks zwischen den drei Punkten Monitor links, Monitor recht und Hörer aufgestellt werden. Der Abstand zwischen den beiden Monitoren sollte also dem Hörabstand zu den beiden Monitoren entsprechen. Das kennt man auch von anderen Monitoren und sollte kein allzu großes Geheimnis mehr sein. Dass das Schallfeld frei von Hindernissen sein sollte, versteht sich von selbst.
Auch wenn es manchem Anwender seltsam erscheinen wird, dass die Lautsprecherfront nach oben geneigt ist, ist das die richtige Aufstellung. ReProducer Audio Labs empfehlen, die Front nicht in einem 90° Winkel zur Hörachse auszurichten und auch eine direkte Aufstellung auf der Tischplatte ohne Erhöhung wird nicht empfohlen.
Wie klingen die reProducer Labs Epic 4?
Ich muss sagen, dass es eine riesige Diskrepanz zwischen der Größe und der Leistung gibt. Nachdem ich die reProducer Audio Labs Epic 4 aus ihrer Tasche befreit, die Füße eingeschraubt und die Lautsprecher aufgestellt hatte, fühlte ich mich erst einmal an kleine Multimedia-Lautsprecher erinnert. Meine großen und schweren Event 20/20 sehen dagegen aus wie Goliath, der sich vor dem kleinen David aufgetürmt hat. Doch nach dem ersten Titel, den ich darüber angespielt habe, zeigte sich ein vollkommen anderes Bild als erwartet.
Die Epic 4 sind laut, sehr laut. Der Studiotisch vibriert und die Epic 4 produzieren einen Wohlklang, ohne aber Details vermissen zu lassen. Das Stereobild ist absolut stabil und man kann sich sogar etwas bewegen, ohne dass es gleich in sich zusammenbricht. Zwar liefern die Epic 4 keinen Tiefbass, aber sie erzeugen eine gute Portion Bass, die einen sehr guten Eindruck davon gibt, wie sich der zu mischende Titel auf einer großen Abhöre oder eben auch auf kleineren Lautsprechern wie Bluetooth-Lautsprechern anhören wird. Der Bass klingt zum Mitschreiben präzise, man hört viele Feinheiten, die gerade bei größeren Systemen und erst recht bei Mehrkanal-Monitoren mit Subwoofer oft verloren gehen.
Testhören
Angehört habe ich mir einen sehr großen Querschnitt durch verschiedene musikalische Genres und Jahrzehnte mit folgenden Titeln/Alben:
- Bruce Springsteen, Album Darkness On The Edge Of Town, Titel: Badlands, Something In The Night
- Bruce Springsteen, Album Live 75-85, Titel: Candy’s Room, Born to Run, Born In The USA
- Bruce Springsteen, Titel: Tunnel of Love (Live)
- Phil Collins, Album Singles, Titel: Something Happened On The Way To Heaven, Another Day In Paradise
- Dire Straits, Album Brothers In Arms, Titel: Brothers In Arms, Money For Nothing
- Dire Straits, Album On The Night Live, Titel: Calling Elvis
- Iron Maiden: Album Senjutsu, Titel: Writing On The Wall, Senjutsu
- Michael Jackson, Album Bad, Titel: Bad, Dirty Diana, Smooth Criminal, Another Part Of Me
- Erasure: Sometimes
- Billie Eilish: No Time To Die, Bad Guy
- Foo Fighters: My Hero
- Queen: Another One Bites The Dust, The Show Must Go On, One Vision, Breakthru, Killer Queen, Don’t Stop Me Now
- Tim Bendzko: Wer Rettet Die Welt Für Mich?
- Mötley Crüe: Girls, Girls, Girls
- Status Quo: Caroline, Rockin’ All Over The World, Down Down, Whatever You Want
- The Beatles: I Want To Hold Your Hand, Help!, Penny Lane, Hey Jude
- John Denver: Leaving On A Jetplane, Annie’s Song
- ABBA: One Of Us, Fernando
Interessant ist, dass die reProducer Audio Labs Epic 4 sich mit jeglicher Art von Musik gut stehen. Ich habe darauf geachtet, gleichermaßen Musik mit großem Dynamikumfang zu hören, die möglichst wenig komprimiert ist, und Titel mit hoher Lautheit und wenig Dynamik. Die Titel aus den 1960er- bis 1980er-Jahren besitzen eine sehr hohe Dynamik. Die reProducer Audio Labs Epic 4 kommen sehr gut damit klar. Begeistern konnte mich vor allem „Annie’s Song“ von John Denver. Die Akustikgitarren auf der einen Seite und das dynamisch spielende Orchester auf der anderen Seite in Verbindung mit dem schönen Stereobild machen den Titel auch nach so vielen Jahren noch zu einem Erlebnis. Gleiches gilt für „One Of Us“ von ABBA. Das Orchester in Verbindung mit der sehr mittig klingenden Snare-Drum und dem knurrigen und tiefen Bass bestimmen das Klangbild. Die Chorstimmen breiten sich über die gesamte Stereobreite aus und selbst die leisesten Gitarrentöne der Single-Note-Gitarre sind zu hören. „Fernando“ ist ein weiterer Titel, mit dem ich gerne die Dynamik von Lautsprechern überprüfe. Die hochwertigen Produktionen von ABBA klingen einfach gut auf den Epic 4. Insbesondere dann, wenn man sie sehr leise hört. Dennoch geht kein Detail verloren und der Bass bleibt erhalten.


reProducer Audio Labs Epic 4
Eine echte Herausforderung für heutige Hörer sind die Pseudostereo-Aufnahmen der Beatles. Ich war gespannt, wie die Epic 4 mit dieser Herausforderung umgehen, denn gerade Lautsprecher mit ausgeprägtem und weitem Stereobild tun sich mit diesen Aufnahmen mit hartem Panning der Instrumente oft schwer. Doch auch hier klingt es angenehm und schon nach kurzer Zeit hat man sich daran gewöhnt, dass das Schlagzeug aus der linken Box kommt und der Bass oder die Gitarre aus der rechten Box, während die Stimme in der Mitte sitzt.
Nun geht es in die rockigen Gefilde: Gestartet habe ich in den 1970er-Jahren bis Mitte der 1980er-Jahre mit Titeln von Bruce Springsteen, Status Quo und Queen. Angehört habe ich mir Studioversionen und Live-Aufnahmen. Auch Dire Straits durften nicht fehlen. Die damals noch höhere Dynamik der Aufnahmen macht sich auch hier positiv bemerkbar. Von den leisesten Tönen bis zu den lautesten wird alles perfekt wiedergegeben und der Detailreichtum ist insbesondere bei den Live-Aufnahmen hoch. Das rockige „Girls, Girls, Girls“ der Glam-Rocker Mötley Crüe, das fast täglich auf den Rocksendern im Radio läuft, kommt genauso knackig wie der Synthie-Pop von Erasure oder die überproduzierte Popmusik von Michael Jackson oder Phil Collins. Gerade Hits wie „Smooth Criminal“ oder „Bad“ profitieren von der sehr guten Transientenwiedergabe der Epic 4.
Und wie steht es mit lauten Titeln aus der heutigen Ära? Iron Maiden’s Album Senjutsu klingt ordentlich und die Instrumente sauber getrennt. Der Bass von Steve Harris klingt sehr klar. Die Foo Fighters mit „My Hero“ klingen ebenfalls schön druckvoll. Der Härtetest kommt mit Billie Eilish und „Bad Guy“. Der viel zu laute und tiefe Synth-Bass hat schon so einige Testkandidaten vor eine unlösbare Aufgabe gestellt. Nicht so bei den reProducer Audio Labs Epic 4, auf denen der Titel wirklich gut klingt. Das Wummern und Zerren, das der Titel bei anderen Lautsprechern oft erzeugt, ist schlicht nicht existent und es klingt rund. Die Stimme hingegen sitzt sehr weit vorne mit einem „In The Face“-Sound.
Mit den reProducer Audio Labs Epic 4 gemischte Titel klingen auch auf anderen Monitoren gut, insbesondere dann, wenn man sie bei geringer Abhörlautstärke gemischt hat. Hier spielen die reProducer Audio Labs Epic 4 nämlich ihre Stärke so richtig aus, denn sie klingen auch leise immer noch sehr ausgewogen und gut.
„Der Preis ist der eigentliche Hit“ (Zitat aus dem Test Fazit)
Der Meinung bin ich im übrigen auch, schon allein in Anbetracht der Tatsache, dass es sich um ein China Produkt handelt, zum Preis der Neumann KH120. Die Neumänner sind bekanntermaßen Lautsprecher, die in Deutschland/ Europa entwickelt wurden und in Irland produziert werden.
Da die meisten Reviews , die ich gelesen habe aus HiFi-Zeitschriften stammen bleibe ich etwas skeptisch. Zumal vor dem Hintergrund eines weiteren Zitats von Markus Gallo, dem Tester: „Die reProducer Audio Labs Epic 4 sind eine gute Empfehlung für das Heimstudio und für das Hören von Musik im Wohnzimmer“.
Das sind auf jeden Fall gute Hinweise 👍
Der Frequenzgang: 65 – 40.000 Hz macht mich stutzig.
Für die Produktion von elektronischer Musik geht das m.E. nicht tief genug runter.
Im Vergleich kommen z,B, die Genelec 8340 mit 45 Hz und die Neumann KH120 mit 52 Hz tiefer.
Und sind keine Chinaprodukte, also wertstabiler.
Ich denke man muss eher die +/-3db-Skala ansetzen. Und bei 80 Hz muss definitiv noch ein Sub dazu.
Na ja, ob heutzutage noch etwas wertstabil ist, weil ein bestimmtes Fertigungsland darauf steht?
Natürlich kann (und sollte) man einen Subwoofer ergänzen, wenn das die Monitore sind, auf denen man ausschließlich mischen will. Aber: Hier werden keine DSPs eingesetzt, um die Monitore künstlich dazu zu bewegen, unter 100 Hz nennenswerte Signalanteile zu liefern. Das, was da aus den kleinen Lautsprechern kommt, ist ein absolut sauberes und verzerrungsfreies Signal. Gerade beim Billie Eilish Titel. Da hat so manch anderer Testkandidat mit größeren Membranen deutliche Probleme gehabt. Musik wird heute größtenteils auf kleinen Speakern von Homepods o. ä., Smartphones oder In Ear Hörern wiedergegeben und da muss es ohne Subwoofer rund klingen. Genau dafür sind die Epic 4 ideal.
Ich sehe das Fertigungsland nicht als Hinderungsgrund. Ob ich nun Bauteile aus Asien in Deutschland zusammenschraube oder das gleich in Asien erledigen lasse, spielt für mich keine Rolle. Das wäre auch sehr vermessen, da ich Apple Geräte nutze, für die das ebenfalls zutrifft.
Für mich wesentlich ist, dass die Monitore klingen und das transportieren, was ich hören muss. Ich bin auch nicht der typische Hifi-Hörer mit Bässen und Höhen rein und Mitten raus. Ich höre mein Leben lang Musik auf Studiomonitoren, weil ich die meiste Zeit abseits vom Auto davor verbringe. Wenn dann ein Monitor bei geringen Lautstärken immer noch ausgewogen und angenehm klingt, ist das für mich ein Plus, was ihn m. E. zum Musikhören nebenbei empfiehlt, ohne ihn als Hifi-Produkt abstempeln zu wollen.
Nur zur Info: Die KH120 werden mittlerweile in Tschechien gefertigt.
Da ich nicht am Erwerb dieser Lautsprecher interessiert bin, stört mich das Produktionsland nicht – was kommt heute nicht alles aus China außer deutscher Wertarbeit (die oft unteres congolesisches Niveau aufweist …); deswegen will ich mich auch nicht in die Diskussion um Preis und Wertstabilität einklinken.
Als Techniker interessieren mich eher die technischen Informationen, die Markus in diesem Test mitliefert … und diese erfreuen mich; dies betrifft z.B. das Nachmessen des (vom Hersteller angegebenen extrem linearen) Frequenzgangs in seinem Studioumfeld, die Aufstellung von Desktop-Lautsprechern mit Ausrichten auf den dort Arbeitenden und weiteres – auch wenn vieles vom Hersteller selbst kommt, ist es löblich, diese hier bei den angeschrägten Böxchen gleich aufzuzeigen.
Das einzige, was mich stört, ist die Unterbringung der Böxchen in der mitgelieferten Tasche – welche offensichtlich ja ein Softcase darzustellen scheint.
Eine nicht durch ein Gitter geschützte Membran (vielleicht weniger die des in die Frontwand eingelassenen Basslautsprechers als die etwa plan im Boxenboden liegende Passivmembran …) würde ich nicht in einem Softcase transportieren, sondern maximal schützen (zumindest dünnes Hardcase).
Aber auch das ist hier kein wirkliches Problem, da diese Lautsprecher in annähernd 999 von 1.000 Fällen auf einer Arbeitsoberfläche stehen – und nicht transportiert werden!
Hinsichtlich des Transports im Softcase kann ich nur sagen, dass die Lautsprecher zu allen Seiten genügend „Luft“ besitzen, sodass selbst schwerere Stöße kein Problem darstellen sollten. Dafür sorgt eine oben aufliegende Einlage, die die Lautsprecher in Position hält. Da man allerdings für den Transport die Füße (Spikes) ausschrauben muss, denke ich nicht, dass man die Lautsprecher oft transportieren wird. Sollte man sie allerdings doch mal mitnehmen wollen, zum Beispiel für Aufnahmen im Proberaum oder Live-Recordings, ist die Tasche eine prima Zugabe. Eventuell wäre es ein geschickter Schachzug des Herstellers, die Lautsprecher auch ohne Tasche in einer umweltfreundlichen Verpackung zum günstigeren Preis anzubieten. So kann jeder selbst entscheiden und ggf. etwas Geld sparen.
Weder der vom Hersteller noch der gemessene Frequenzgang ist im Studiokontext als Linear zu bezeichnen. Man beachte die Skalierung, sowohl die Messung des Herstellers als auch die im Test, sind in einem extrem groben 10db Raster dargestellt. Ein gut entwickelter Studio Lautsprecher sollte nicht +-4db haben, schon garnicht in den Mitten. Knapp über 1khz produziert der Lautsprecher selbst nach den Herstellerangaben, mehr als doppelt so viel Schalldruck im Vergleich zum Bereich des Einbruchs zwischen 2-3khz. Abgesehen davon habe ich Zweifel an Entwicklungen die weder ein Waveguide, noch Fasen zur Vermeidung von Kantendiffraktion haben.
Hier mal eine gut dokumentierte passive
Entwicklung zum vergleich:
http://www.....ge_id=3212
Das sehe ich etwas anders. Ich habe mir von mehreren Herstellern die Messwerte angeschaut. Fast immer beträgt die Skalierung 10 dB. Beträgt sie weniger, wurde stattdessen sehr deutlich geglättet. In meiner Messung, die übrigens nicht unter optimalen Bedingungen stattfand, sondern ganz normal an meinem Arbeitsplatz mit einem günstigen Messmikrofon, liegt die Glättung bei 1/48 Oktave! Hätte ich nur ein wenig mehr geglättet, würde man diesen Einbruch dort gar nicht mehr sehen. Deshalb verzichte ich auf so etwas. Umgekehrt heißt das aber, dass die meisten Monitore beim genaueren Hinschauen irgendwo so einen Einbruch zu verzeichnen haben und ich habe noch keinen einzigen Monitor ohne DSP hier gehabt, bei dem das nicht so war. Bei den Monitoren mit DSP wird der Einbruch rund um die Trennfrequenz gerne glatt gebügelt, um ihn zu verschleiern.
Naja, die Skalierung des Rasters und Glättungen haben erstmal nichts miteinander zu Tun. On-Axis Messungen von Herstellern sind im allgemeinen auch relativ nichts sagend. Spannend wird es oft erst mit Winkelmessungen die das Abstrahlverhalten offenbaren, welches ebenso essenziell ist wenn man nicht gerade in einem Schalltoten Raum sitzt und auch nicht vorhat sich auf der Horizontalen mal 30 cm zur Seite zu bewegen.
Wenn es bei Lautsprechern einen deutlichen Einbruch im Bereich der Trennfrequenz gibt, ist es schlicht eine Fehlentwicklung. Sofern die Treiber nicht völlig unpassend gewählt bzw. falsch eingesetzt wurden, wurde entweder die Trennfrequenz und/oder Filtercharakteristik falsch gewählt oder schlimmer, die Phasenlage im Übernahmebereich passt nicht, da hilft dann aber auch eigentlich kein EQ mehr.
Sehe kein Grund bei vorhandenen DSP einfach mit nem EQ über denn Summen Frequenzgang im Übernahmebereich zu bügeln, wenn man auch durch die Wahl der richtigen Filter, Trennfrequenzen und Korrektur der Laufzeitunterschiede durch Delay, den Lautsprecher so entwickeln kann dass die Phasenlage passt und es zu keinen Einbrüchen kommt.
Ich empfehle dir mal meinen Link zu öffnen. Das sind passive Lautsprecher, die Trennfrequenz ist in der Messung (5db Raster 1/24 smoothing) des Lautsprechers nicht sichtbar, weder auf Achse noch unter Winkeln, das Abstrahlverhalten unter Winkeln ist sehr Konstant.
Natürlich haben sie nichts miteinander zu tun, aber man kann durch die Glättung schön solche Einbrüche verschleiern und viele Hersteller geben gar nicht an, ob und wieviel geglättet wurde.
Den Link habe ich schon aufgerufen, sieht interessant aus.
Wie gesagt: Ich gebe auf Messungen nicht mehr viel. Sie sind ein Bestandteil der Testroutine, mehr nicht. Ich mache das auch eher, um grob die Herstelleraussage zu überprüfen. Das ist nicht akademisch wie das Anselm Goertz macht. Ich habe auch kein tolles Studio mit fachmännisch optimierter Raumakustik hier, sondern das, was die meisten Musiker besitzen. Da entscheiden dann das Gehör und die Erfahrungen, die ich mit verschiedenen Produkten in eben diesem Raum gemacht habe. Das ist vielleicht eine interessante Alternative zu den akademischen Tests, die zu 99 Prozent aus Messungen bestehen, die aber natürlich auch ihre Berechtigung haben. Ich habe für mich aber festgestellt, dass ich mich in meiner Meinung schnell von solchen Messergebnissen beeinflussen lasse. Deshalb hänge ich das nicht zu hoch, zumindest nicht bei Lautsprechern, auch wenn da einige Enthusiasten die Nase rümpfen. Am Ende muss es dem Ohr gefallen und das richtige Werkzeug in den richtigen Händen sein. Dann passt‘s.
Ja, dass stimmt, eine Messung des Frequenzgangs allein bildet auch nicht alles ab.
Gerade in Bezug auf Bass ist Linearität für mich auch nicht erstrebenswert, solange es keine schmalbandigen Überhöhungen oder Einbrüche gibt, sondern der gesamte Bereich angehoben ist.
Wenn ich auf meinen 20€ QCY T13 BT Kopfhörern mixe übersetzen sie teilweise besser als meine Studiokopfhörer, weil ich einfach nur so mixen muss wie es spaß macht. Am Ende zählt das was rauskommt und ob man in der Lage ist die Eigenheiten der eingesetzten Tools in seiner Umgebung zu kennen/ einzuschätzen und die richtigen Konsequenzen im Umgang daraus zu ziehen. Nur wenn Hersteller DSPs nicht nutzen um etwas besser zu machen sondern um Fehler zu kaschieren ist es kein gutes Zeichen. Bei einem Bluetooth Kopfhörer ist es für mich akzeptabel wenn was zurecht gebogen wird, bei dem von dir beschriebenen Szenarien bei Monitoren mit DSP die im Übernahmebereich nicht sauber entwickelt wurden aber nicht.
Trotzdem beeinflusst mich am Anfang aber auch der optische Eindruck.
Wenn man sich die Neumann Reihe anschaut sieht man direkt dass da ne gewisse Philosophie hinter steckt und sie z.b. die Schallzentren physisch angeglichen wurden, das weckt zumindest vertrauen. Wenn ich eine passive PA mit einem sehr tiefen Horn und zwei parallelen 15ern sehe die bis 2000hz spielen wirft es hingegen erstmal Fragen auf.
Aber bei aller Messerei: Zählt nicht am Ende der Gesamteindruck und wie man mit dem Klang des Monitors umgeht? Es gibt auch Leute, die sagen, dass ein Shure SM58 ein schlechtes Mikrofon ist. Und dennoch wurde es selbst im Studio bei unzähligen berühmten Aufnahmen erheblich lineareren und teureren Studiomikrofonen vorgezogen. Von der hohen Verbreitung auf der Bühne mal ganz abgesehen. Wenn ich mit den Epic 4 arbeiten könnte, muss es ein anderer noch lange nicht können. Ich mag zum Beispiel diese sehr analytisch und flach klingenden Monitore gar nicht. Natürlich hört man da, was im Mix frequenzmäßig überbetont oder unterbelichtet ist. Man hat aber auch überhaupt keinen Charakter und ist geneigt, mit immer mehr Spielzeug diesen irgendwie dem Mix aufzuprägen, obwohl er diesen vielleicht auf anderen Boxen abgehört gar nicht benötigt. Ich bin immer wieder erstaunt, auf welchen Modellen die erfolgreichen Mix-Ingenieure tatsächlich mischen – und es sind nicht immer die teuersten und linearsten Modelle am Markt. Am Ende hängt alles davon ab, wie sehr man sich mit seinen Monitoren auseinander gesetzt hat und wie wohl man sich damit beim Arbeiten fühlt. Mich jedenfalls konnten die Epic 4 begeistern und Leute, die sie hier bei mir gehört haben, auch. Andere mögen sie aber vielleicht nicht. Das ist und bleibt halt subjektiv.
Ich war eben erst auf der Suche nach einem sehr kleinen sehr guten Monitor. Der wäre sicher in die engste Wahl gekommen (KH80/Kh120/kS Digital C5 Reference). Monitore mit nach hinten abstrahlender Bassreflexröhre möchte ich nicht mehr wenn der Monitor fast direkt an der Wand steht. Ich habe die KH80 genommen (noch nicht eingetroffen).
Danke für den Testbericht. Aber ohne Aussagen wie sich der Monitor anhört im Vergleich zu Referenzmonitore (z.b. Neumann, Adam, Hedd) hätte ich ihn nicht gekauft, mangels Testmoglichkeiten.
Vergleiche sind immer sehr schwierig. Man müsste, wenn überhaupt, nur Modelle vergleichen, die man zum ersten Mal hört und auf die man sich noch nicht eingehört hat. Ich finde Vergleiche mit einem „Referenzmonitor“ immer schwierig. Was macht ein Produkt denn zu einer Referenz? Das hört sich gleich immer so an, als wäre erst einmal alles andere schlechter. In meinen Augen wäre „anders“ das bessere Wort. Und oft ist anders eben auch gut. Ein erfahrender Toningenieur könnte vermutlich mit fast jedem Monitor eine gute Mischung erzeugen, wenn er den Monitor und seine Stärken und Schwächen kennt. Solange man weiß, was vom Raum kommt, was von den Monitoren und was vom Signal, das man abhört, ist doch alles gut. Ich würde einen Monitor immer danach auswählen, ob mir sein Klang gefällt und nicht nach irgendwelchen Testberichten. Schließlich muss man im Zweifelsfall viele Stunden am Tag damit verbringen. Zu analytische Monitore können auch nerven und ermüdend sein, wenn man viele Stunden Musik darüber hört. Insofern bin meine einzige Referenz ich selbst :-)
Das ist übrigens wie mit den berühmten Referenz-CDs, die früher jeder genutzt hat. Eigentlich Unfug, denn ein Mix, der heute modern und gut ist, ist es morgen noch lange nicht, weil die Hörgewohnheiten andere sind, die Musik sich verändert hat oder einfach die Art des Konsumierens. Auch hier nenne ich wieder Billie Eilish.
Das sehe ich eben zum Teil nicht so. Ich habe auch Hörgewohnheiten und weiss was ich mag (KSDigital A200 MK2 und Event Opal, beide auf ihre Art, Opal macht wahnsinnig Spass, KS ist richtig fies zu meinen schlechten Mixes, aber zeigen halt alles was schwach ist.
Dazu kenne ich ein paar Monitore die nicht bei mir stehen aber mit denen ich gut „arbeiten“ könnte. Das ist dann meine Referenz. Jeder hat andere und ein Vergleich ist relativ. Deine Referenz zu kennen wäre für mich viel Wert gewesen beim Lesen des Tests, mehr als die Stücke die man als Referenz hinzieht.
Ich bin aber dankbar für die Monitortests hier generell. Ich glaube ich verpasse wirklich keine auf Amazona.
Referenz möchte ich das trotzdem nicht nennen, vor allem, weil ich sie nicht wirklich vergleiche, aber ich habe hier seit sehr vielen Jahren (knapp mehr als 25 Jahre, um genau zu sein) meine altehrwürdigen und passiven Event 20/20 noch aus US-Fertigung.
https://www.soundonsound.com/reviews/event-2020
Aktuell habe ich gerade die neuen iLoud Precision 6 hier zum Testen. Da kostet schon ein Speaker so viel wie ein Paar Epic 4. Auch sehr interessant. Leider warte ich noch auf die Kalibrierungs-Software. Sobald die hier ist, geht es an den endgültigen Test.
Bei dem Wandabstand würde ich mir bei den Größen keine sorgen machen. Da reichen schon 4-5 cm.
So ein zwei Wege 5 Zoller verschiebt nicht so extreme Luftmengen als es dass es da zu Problemen käme und wenn die Lautstärke so hoch ist dass sie im Fullrange Betrieb am Limit sind, sind eher Strömungsgeräusche und Portresonanzen ein Problem als ein geringer Wandabstand. Wenn sie einen Lowcut zum Sub haben, machen sie wiederum nur wenig Hub.
Was anderes ist ein Subwoofer mit hoher Membranfläche und viel Verschiebevolumen.