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Test: Avantone Pro Gauss 7, Nahfeldmonitor

Im Retro Look auf dem Weg in die Zukunft!

12. November 2021
avantone gauss 7 test

Avantone Pro Gauss 7, Nahfeldmonitor

Natürlich gibt es unter den Nahfeldmonitoren so einige bekannte Namen, die rund um den Globus ihre Verbreitung gefunden haben. Aber echte Ikonen, ob nun im positiven oder negativen Sinn, gibt es nicht wirklich viele. Wir machen mal kurz einen Test, indem wir den Begriff „weißer Tieftöner“ in den Raum schmeißen und ich bin mir sicher, jeder erfahrene User wird im Latenzbereich von 500 ms die Antwort „Yamaha NS-10“ in den Raum werfen. Die Firma Avantone Pro, die bereits mehrfach durch ihre Nachbauten im Audiobereich auf sich aufmerksam gemacht hat, verfolgt mit der zum Test vorliegenden Avantone Pro Gauss 7 nicht nur die Reanimierung der legendären NS-10, nein, sie erinnert auch noch gleichzeitig an die Gauss Speaker Company, die bereits vor einiger Zeit das Zeitliche gesegnet hat. Mal hören, was der Nachbau unter Zuhilfenahme einiger moderner Funktionen so alles zu bieten hat.

Avantone Pro Gauss 7 Test

Avantone Pro Gauss 7 Front

Der Aufbau der Avantone Pro Gauss 7

Zunächst einmal ein wenig Aufklärung für alle, die noch nicht das Glück hatten, eine Yamaha NS-10 in einem Studio zu hören und von der Gauss Speaker Company bisher nur wenig gehört haben. „Da die NS-10 so bekannt sind, müssen sie doch unfassbar gut geklungen haben“, so oder so ähnlich wird wohl zu Recht die vorherrschende Meinung bzgl. der NS-10 sein. Und, ist dem so? Mitnichten! Die NS-10 klang gelinde gesagt „beschi….“ und genau aus diesem Grund hat sie sich durchgesetzt. Der knochentrockene, extrem direkte und hochmittenlastige Grundklang hatte weder druckvolle Bässe noch schmeichelnde Höhen, lediglich die Mittenwiedergabe war vergleichsweise ordentlich. Der Verzicht auf eine Bassreflexöffnung erstickte die Tiefbasswiedergabe im Keim. Jedoch konnte der Grundklang immer sehr gut bei Gitarristen punkten, da der komprimierte Tieftöner nicht allzu weit vom Resonanzverhalten einer geschlossenen 412er Box entfernt war.

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Die Herausforderung lag nun darin, einen Mix auf dieser Abhöre zum Klingen zu bringen. Denn es gab in den Achtzigern, der Hochzeit dieser Abhöre, die in Stein gemeißelte Vorgabe: „wenn ein Mix auf diesen Boxen gut klingt, klingt er überall gut!“ Ein recht archaische Herangehensweise, aber der Erfolg zollte ihnen Recht. Nicht eine ernstzunehmende Bude, bis hinauf zu den weltweit führenden Aufnahmestudios, die nicht eine NS-10 als Referenz ihr Eigen genannt hätten. Es geht sogar die Legende um, dass Engineering Pabst Bob Clearmountain sich aus eben jenem Grund auf der Suche nach den „am schlechtesten klingenden Boxen“ für die NS-10 entschieden und den Hochtöner aufgrund seines sägenden Klanges mit Seidenpapier abgehängt hat. Mit dem aufkommenden Mastering-Wahn kamen die Boxen allerdings an ihre Leistungsfähigkeit und verschwanden Stück für Stück aus den Studios, um insbesondere für leistungsfähigere Tiefbasskonstruktionen Platz zu machen.

Avantone Pro Gauss 7 Test

Avantone Pro Gauss 7 Profil

Vom Grundkonzept der Gauss 7 her gibt es – bis auf den optisch markanten Tieftöner – keine allzu großen Parallelen zur NS-10. Angefangen bei der Verwendung eines 2,5 Zoll Air Motion Hochtöners, über die rückseitig angebrachte Bassöffnung, bis hin zu der Tatsache, dass es sich bei der Avantone Pro Gauss 7 um einen aktiven Nahfeldmonitor handelt, der mit einer 120 Watt Endstufe für den 7 Zoll Tieftöner und einer 60 Watt Endstufe für den Hochtöner aufwartet. Der Frequenzgang wird mit 30 Hz – 22 kHz ausgewiesen, wobei man aufgrund der Konzeption entsprechende Abstriche im Tiefbass-Bereich machen muss.

Auch die Gehäuseform, die an der Front aus Gründen der Phasenkontinuität und wahrscheinlich auch ein wenig aus optischen Gründen mit mehreren schrägen Ebenen versehen wurde, weist eine eigene Handschrift auf. Das aus MDF gefertigte Gehäuse, das inkl. Inhalt knapp 8,2 kg auf die Waage bringt, wurde aus optischen Gründen zudem mit einem schwarz gefärbten Echtholzfurnier versehen. Die Avantone Pro Gauss 7 ist aufgrund des Hochtonabstrahlverhaltens für den vertikalen Betrieb vorgesehen und verfügt hierzu über 4 qualitativ hochwertige Gummifüße, die einen festen Sitz auch auf glatten Oberflächen ermöglichen und aufgrund der relativ weichen Auslegung zudem etwas zur Schwingungsabsorbtion beitragen.

Avantone Pro Gauss 7 Test

Avantone Pro Gauss 7 Rückseite

Zur Gauss Speaker Company schreibt der Hersteller Avantone:

„Die Gauss Speaker Company war ein sehr angesehenes, wenn auch kurzlebiges Unternehmen mit Sitz in Sun Valley, Kalifornien.

Die Wurzeln des Unternehmens reichen bis in die Mitte der 60er Jahre zurück. In den frühen 70er Jahren erlangte Gauss mit ihren Hochleistungslautsprechern große Bekanntheit. Gauss Lautsprecher fanden ihren Weg von PA-Systemen über Instrumentenverstärker bis hin zu Studiomonitoren. Selbst Fender bot Gauss-Lautsprecher als High-End-Upgrade für ausgewählte Verstärker an!

Gauss waren für ihre Qualität bekannt: extreme Ingenieurskunst unter den besten Marken der Welt, sehr hohe Fertigungsqualität und jede Menge Leistung. Leider ging das Geschäft von Gauss Ende der 80er Jahre zu Ende – es wird vermutet, dass das Unternehmen im Bereich der Bandvervielfältigungsgeräte aufgrund neuerer digitaler Geräte ins Hintertreffen geriet, was zu seinem raschen Verschwinden führte.

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Avantone fühlt sich geehrt, Gauss wieder zum Leben zu erwecken. Wir sind der Meinung, dass der Gauss 7 der perfekte Anfang dafür ist!“

Die Rückseite und Anschlüsse der Gauss 7

Die Rückseite der Avantone Pro Gauss 7 gibt sich sehr aufgeräumt und lässt nur einige wenige Justierungen im Klang zu. Ein Hochpass reduziert den Bassbereich mittels eines Schiebeschalters in zwei Abstufungen zu je 2 dB von 30 Hz – ca. 800 Hz mittels einer gleichmäßigen Absenkung. Es wird empfohlen, den Bassbereich bei mittiger Platzierung des Monitors im Raum unbearbeitet zu belassen. Bei einer Platzierung nah einer Wand um 2 dB und bei einer Platzierung in der Ecke um 4 dB abzusenken.

Rechts daneben wurde ein Höhenboost/Höhenabsenkung angebracht, mit der sich der Höhenbereich bei Bedarf um 2 dB anheben oder absenken lässt. Ab welchem Frequenzbereich die Korrektur greift, ist leider weder dem beigefügten zweiseitigen Handbuch, noch dem Aufdruck auf der Rückseite der Box zu entnehmen.

In Sachen Anschlüssen setzt der Hersteller mit TRS und XLR konsequent auf den Pro-Bereich und widmet dem RCA-Bereich keine Anschlussmöglichkeit. Für die Pegelstellung des Monitors wird ein einfacher Volume-Regler verwendet, dessen Neutralstellung sich auf 12 Uhr befindet. Insgesamt kann der Eingangspegel um jeweils 6 dB angehoben bzw. abgesenkt werden. Leider ist der Regler nicht gerastert, so dass der Lautstärkenabgleich innerhalb eines Monitorpaares nach Gehör eingestellt werden muss. Ein Netzschalter, eine Kaltgerätebuchse und der Hauptsicherungszugang komplettieren die Rückseite der Avantone Pro Gauss 7.

Avantone Pro Gauss 7 Test

Avantone Pro Gauss 7 Hochtöner

Die Avantone Pro Gauss 7 in der Praxis

Aktiviert man die Avantone Pro Gauss 7, informiert eine blaue LED in der unteren linken Ecke des Gehäuses über den Status des Systems. Erhält das System über ca. 10 Minuten keinerlei Signal, schaltet es in den Standby-Modus, wodurch die LED in die Farbe Rot wechselt. Leider verhält sich Avantone Pro mit zusätzlichen Information zum Produkt recht spartanisch, soll heißen, es gibt kein Frequenzblatt zum Produkt, so dass man sich ausschließlich auf sein Gehör konzentrieren muss.

Die ersten Höreindrücke vermitteln sowohl einige Gemeinsamkeiten, als auch deutliche Unterschiede zu den bereits angerissenen NS-10. Gemein haben die beiden Produkte das sehr analytische Klangbild, das zu keiner Zeit ein „entspanntes Zurücklehnen“ erlaubt. Wie auch bei der NS-10 will der Sound „erkämpft“ werden, was dem Endergebnis aber durchaus gut zu Gesicht stehen kann. Dennoch werden viele Tontechniker, die das erste Mal mit den Gauss 7 arbeiten, während des ersten Betriebs zusammenzucken. Das System verfügt faktisch über keinerlei Tiefbässe, was insbesondere im Kick-Segment schnell hektische Bewegungen im EQ-Bereich aufkommen lässt. Diese gilt es zu ignorieren und zunächst einmal die persönlichen Referenzmixe einzuspielen, um ein Gefühl für das System zu bekommen.

Auch der Tiefmittenbereich ist vergleichsweise zurückhaltend ausgeprägt, was insbesondere bei einem klassischen Rockmix zu berücksichtigen ist. Generell ist es zu empfehlen, dass man dem System über einen externen EQ dezent die Frequenzen beimischt, die man sonst auf seiner Abhöre gewohnt ist, um die Diskrepanz nicht zu stark ausfallen zu lassen. Punkten kann die Avantone Pro Gauss 7 hingegen im Mittenbereich mit einer ordentlichen Phantommitte und mit einer guten Tiefenstaffelung. Der Höhenbereich wurde gut eingefangen und besitzt nicht die berüchtigte Bissigkeit der NS-10, die schon sehr speziell war und vielen Tontechnikern das Leben schwer machte. Überhaupt wirkt der vom Hersteller latent bemühte NS-10 Vergleich über weite Strecken mehr als eine gut inszenierte Promotionkampagne als eine wirkliche Fortführung des immer noch stark präsenten Trademarks.

Hat man sich erst einmal an den Grundklang des Systems gewöhnt, so kann man in der Tat sehr gute Ergebnisse mit dem System erzielen. Der Klang ist zum Teil sehr „erfrischend“ und relativiert einige Signale, die bei einer „besser“ klingenden Anlage an Präsenz verlieren.

Avantone Pro Gauss 7 Test

Avantone Pro Gauss 7 im Einsatz

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Fazit

Mit der Avantone Pro Gauss 7 flirtet der amerikanische Hersteller optisch und von der Namensgebung her gleich mit zwei großen Namen des Audiobereichs. Klanglich präsentiert sich der Gauss 7 Speaker aber nahezu komplett anders, wenngleich einige Attribute, wie zum Beispiel der fehlende Tiefbassbereich, durchaus klangliche Parallelen aufkommen lässt.

Allgemein wird der nicht lineare Klang des Systems seine Nutzer polarisieren, wobei man bestimmten Präferenzen mit einem externen EQ durchaus zu Leibe rücken kann. Als Zweitabhöre für ein „Durchpusten“ des Gehörs während einer entsprechenden Session ist das System hingegen zweifelsohne zu empfehlen.

Plus

  • Optik
  • frisches Klangbild

Minus

  • keine Tiefbässe

Preis

  • 799,- Euro (Paarpreis)
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