Kleine Box mit großem Klang
STUDIMON 5 von Palmer im AMAZONA.de Test. Palmer, eine Eigenmarke der Adam Hall GmbH aus Neu-Anspach, ist bisher vor allem bekannt für ihre DI-Boxen und ihre vielen innovativen Helferlein für die Gitarristenzunft. Verstärker, Endstufen, Splitter, Multi-Netzteile, ganze Pedalboards und auch Gitarrenboxen hat Palmer im Programm. Ich selbst nutze mehrere Palmer-Geräte und schätze die Qualität und Zuverlässigkeit bei gleichzeitig sehr gutem Preis-Leistungs-Verhältnis. Den Einstieg in die Studiowelt hat Palmer schon vor einigen Jahren mit den Monitor-Controllern der Monicon-Serie geschafft. Und nun steht mit dem STUDIMON 5 der erste Nahfeldmonitor des deutschen Pro-Audio Herstellers zum Test auf meinen Monitor-Stativen. Der Paarpreis von knapp über 300,- Euro zielt klar auf die Studioeinsteiger ab, doch kann der Nahfeldmonitor dabei auch klanglich überzeugen?
Palmer Studimon 5: Die harten Fakten
Der STUDIMON 5 ist ein kompakter 2-Wege Nahfeldmonitor mit einem magnetisch geschirmten 5 Zoll Tieftöner und einem 0,75 Zoll Seidenkalotten-Hochtöner. Während die Schwingspule des Hochtöners mit einem leichtem Neodymmagneten arbeitet, besitzt die Schwingspule des Tieftöners einen Magneten aus Ferrit. Die beiden Treiber werden über ein analoges Linkwitz-Riley-Filter mit 24 dB Flankensteilheit bei 2.500 Hz voneinander getrennt. Das Gehäuse besteht aus einer Kombination von 15 mm dickem MDF und Seitenwänden aus Birkensperrholz mit gleicher Dicke. Während das Birkensperrholz mit einem dunklen, ebenholzartigen Braunton gebeizt wurde, sind die MDF-Bestandteile mit Folie überzogen. Die Folie besitzt eine raue Textur, die zuverlässig Fingerabdrücke verhindert. Zusammen mit dem orangefarbenen Ring um den Tieftöner emfinde ich die Palmer-Box optisch als sehr ansprechend, auch die Verarbeitung ist tadellos. Alle Gehäusekanten wurden großzügig abgerundet, um etwaige Kantenreflektionen zu verhindern.
Zur Erweiterung der unteren Grenzfrequenz besitzt der aktive Lautsprecher einen Bassreflextunnel auf der Rückseite. Die Lautsprecher werden per Bi-Amping über 2 Class-A/B Verstärker mit jeweils 30 Watt angetrieben. Der Hersteller gibt den Frequenzgang mit 70-20.000 Hz an und ermittelt diese Werte anhand der Punkte, an denen der Pegel um 3 dB abfällt. Das entspricht den Normen im Pro-Audio-Bereich und ist in diesem Preissegment alles andere als selbstverständlich. Viele Hersteller geben einfach die Messpunkte an, bei denen der Pegel um 10 dB abfällt und erhalten so auf dem Papier eine Box mit erweitertem (geschöntem!) Frequenzgang. Da muss ich Palmer an dieser Stelle loben.
Der Maximalpegel wird mit 110 dB (1 kHz) angegeben, doch dabei wurde wohl ein recht hoher, nicht bezifferter Klirrgrad in Kauf genommen. Anders wäre dieser Wert nämlich nicht erreichbar und auch der Hörtest bestätigt das. Doch dazu später mehr.
Anschlüsse und Bedienung der Palmer STUDIMON 5
Auf der Rückseite des STUDIMON 5 geht es recht spartanisch zu. Hier befinden sich nur die Dinge, die wirklich notwendig sind: Kaltgeräteanschluss, XLR- und Klinkeneingang (beide symmetrisch), der Pegelregler sowie Ein- und Ausschalter. Weitere Einstellmöglichkeiten wie Equalizer zur Raumkorrektur oder gar digitalen Schnick-Schnack sucht man hier vergebens. Da ich meine Lautsprecher sowieso immer ohne Equalizer-Korrekturen benutze und lieber die Position im Raum oder den Raum selbst anpasse, stört mich das kein bisschen. Der STUDIOMON 5 ist also ein bemerkenswert geradliniger, rein analoger Studiomonitor und kommt sogar ohne Abschaltautomatik und Handy-App aus – welch ein Segen.
Wie klingt die Palmer STUDIMON 5 denn nun?
Beginnen wir beim Grundrauschen, im Nahbereich von ca. 1 m ist das nicht unwichtig. Das Grundrauschen der Palmer Studiomonitore ist erfreulich niedrig, was wohl der relativ geringen Leistung und den Class A/B-Endstufen geschuldet ist. Mit dem Ohr direkt vor den Hochtönern ist ein gleichförmiges, hohes Rauschen vernehmbar, in der Abhörposition 1 m ist das Grundrauschen nicht mehr wahrnehmbar.
Der Rauschpegel variiert dabei mit der Stellung des Pegelreglers. Bis zu einer Reglerstellung von 12 Uhr bleibt der Rauschpegel gleich, sinkt zwischen 1 und 3 Uhr ein paar dB ab, um danach hörbar anzusteigen. Man sollte ihn also nicht voll aufdrehen.
Der Grundklang des STUDIMON 5 ist sehr ausgewogen und durchaus größer, als es die kleine Box mit ihren knapp 4 kg Gewicht vermuten lässt. Es werden keine Frequenzbereiche unter- oder überbetont, so wie es sich für einen Studiomonitor gehört. Den sonst obligatorischen Equalizer für die Anpassung der Bässe und Höhen vermisse ich also nicht. Der Bass klingt voll, aber nicht überbetont, der Höhenbereich klingt klar, aber nicht spitz. So sollten auch längere Mix-Sessions problemlos möglich sein. Die Stereo-Ortung und die Tiefenstaffelung sind für diese Preisklasse ordentlich ebenso wie die Detailwiedergabe und die Durchsichtigkeit, zumindest bis zu einem gewissen Pegel.
Hier kommen nämlich die Endstufen ins Spiel, die leider etwas schwach ausgelegt sind. Im normalen Abhörbereich bis etwa 85 dB (c-gewichtet) ist alles im grünen Bereich, hier gibt es keine klanglichen Auffälligkeiten. Darüber hinaus wird es vor allem bei sehr dichtem Musikmaterial recht schnell harsch und undifferenziert, da der Klirranteil stark zunimmt. Der STUDIMON 5 kann noch wesentlich lauter spielen, die 85 dB (c) erreiche ich an meiner MOTU 828x schon bei kaum aufgedrehtem Pegelregler. Die eingangs erwähnten 110 dB Maximalpegel sind also nicht unrealistisch, doch klingt das sicher nicht mehr nach Studiomonitor. Ich muss dazu sagen, dass 85 dB schon locker ausreichen, um Nachbarn oder die eigene Familie sehr unglücklich zu stimmen und auf Dauer auch das Gehör zu beeinträchtigen. Doch wer gerne mal zwei Räume weiter geht, um zu hören, wie es dort klingt, wenn man richtig laut macht, sollte sich etwas Stärkeres gönnen.
Vergleich mit der Referenz
Im zugegeben unfairen Vergleich mit meinen Hedd Type 07 klingt der STUDIMON 5 ähnlich ausgewogen im Gesamtklang. Ihm fehlt zum Type 07 eine Oktave im Bassbereich und auch der massive Punch und die Dynamik meiner Referenz selbst bei hohen Pegeln fehlen der Palmer Box. Ich musste mich auf den Kalottenhochtöner des STUDIMON 5 erst einmal wieder einhören. In Sachen Spritzigkeit, Impulstreue und Detailwiedergabe kann der Kalottenhochtöner der Palmer Box dem AMT Hochtöner des Hedd Lautsprechers erwartungsgemäß nicht das Wasser reichen und klingt immer ein wenig belegt und leicht phasig. Doch ich habe persönlich noch keinen Kalottenhochtöner gehört, der das kann.
Das klingt ja unterm Strich doch vielversprechend, wenn man den Paarpreis mieinbezieht. Allerdings schreit es auch geradezu nach einer MKII mit potenterer Endstufe. Oder?
@dAS hEIKO Das sehe ich genauso. Mit einer potenteren Endstufe hätte dem dritten Stern auch nichts im Wege gestanden.
Danke für den schönen Bericht! Wenn ich mir das so überlege könnte das tatsächlich ein Ersatz für meine etwas in die Jahre gekommen ESI nEar 05 sein. Bei dem Preis kann man ja fast nichts fasch machen. Der niedrige Pegel spielt bei mir keine Rolle & Palmer hat mich auch noch nie entäuscht…
@hc-hardy Danke für den Kommentar. Der unverzerrt erreichbare Pegel ist für den Hausgebrauch definitiv ausreichend und der Preis ist für das Gebotene auch sehr gut. Zu den ESI Near 05 kann ich im Vergleich leider nichts sagen, da hilft nur ausprobieren.