Die neue Kompaktklasse
Mit der Epic 5 stellt der noch recht junge Hersteller ReProducer Audio Labs sein Erstlingswerk vor. Die Kooperation aus schwarzwälder Ingenieurskunst und asiatischer Fertigung wurde bereits 2016 geschlossen und lies sich gute zwei Jahre Zeit für die Entwicklung der Epic 5. Den Vertrieb der Epic 5 und des in Kürze erscheinenden größeren Bruders Epic 55 hat zum Jahreswechsel Tomeso aus Eppelheim (bei Heidelberg) übernommen. Das ist gleich bei mir um die Ecke, also konnte ich die Speaker direkt dort abholen und in mein Studio entführen.
Erster Eindruck zur ReProducer Epic 5
Dass ReProducer einiges neu überdenkt, wird schon beim Öffnen des Transportkartons klar. Die beiden Nahfeldmonitore sind nicht etwa schnöde in Pappe verpackt, sondern werden in einem stabilen Transportkoffer geliefert, die Speaker nochmals separat im Stoffsäckchen geschützt.
Obenauf befindet sich eine Formschaumschale mit dem Zubehör. Neben den Netzkabeln und einer DIN-A5-Anleitung sind hier noch acht Aluminiumfüße und zwölf Silikonpads enthalten. Die Spikes werden in die Bodenplatte eingedreht, wobei auch die Möglichkeit besteht, mit drei Füßen zu arbeiten. Das ist schön, ein Dreibein kann nicht kippeln.
Überhaupt gefällt mir die Transportabilität sehr gut, hatte ich früher für mobile Geschichten mühsam ein Paar ESI Near 05 in einen Werkzeugkoffer verstauen müssen. Hier also gleich schon mal ein klarer Pluspunkt. Inklusive Koffer kommt man auf ein Gewicht von ca. 14 kg, das ist gut zu bewältigen.
Der Nahfeldmonitor
Hier fällt zunächst die Formgebung auf. Die Seiten sind abgeschrägt und verengen sich nach oben. Das ergibt eine schlanke Silhouette. Auch die Neigung nach hinten, die beim Stehen auf dem Tisch den Hochtöner auf Ohrhöhe zielen lässt, ist eine stimmige Maßnahme. Zusammen ergeben beide Kniffe wenige parallele Flächen, was Gehäuseresonanzen entgegenwirken dürfte.
Vorder- und Rückseite sind sauber aus Aluminium gefräst, die restlichen Seiten sind aus MDF-Holz gefertigt und mit gebürsteter Aluminiumoptik ausgeführt. Das ergibt einen stimmigen Gesamtauftritt.
Der Tief-/Mitteltöner in der Front arbeitet mit einer 5,25“ großen Membran, der Metal-Dome-Hochtöner erreicht 1“. Beide Speaker sind Eigenentwicklungen.
Es ist aber noch ein dritter Speaker zu finden, der in der Unterseite eingelassen ist. Somit handelt es sich bei der Epic 5 um ein 3-Wege-System? Nein, dem ist nicht so: Der dicke 6,25“ Woofer ist passiv ausgelegt, d. h. er bildet eine besondere Art eines Bassreflexsystems, indem er nicht mit einem offenen Bassport arbeitet, sondern diesen durch einen passiv mitschwingenden Speaker ersetzt. Ich bin wirklich gespannt, wie gut das funktioniert.
Ebenfalls auf der Vorderseite befindet sich der gerasterte Volume-Regler und eine weiße Betriebs-LED, die bei Clipping auf die Farbe Rot wechselt.
Auch rückseitig hat die Epic 5 einiges zu bieten. So ist der aktive Monitor mit zwei Eingängen ausgestattet. Die symmetrische XLR-Buchse arbeitet mit einer Eingangsempfindlichkeit von +4 dBu und einer Impedanz von 12 kOhm, der unsymmetrische Cinch-Eingang erreicht die Werte -10 dBu und 3,3 kOhm. Ungewöhnlich ist der Kippschalter, der auf den jeweils aktiven Eingang umschaltet. Ein zweiter Schalter dient dazu, die installierte Standby-Funktion zu deaktivieren.
Zwei Klangregler dienen der Raumanpassung. Mittig leiten vier Kühlrippen aus Aluminium passiv die Wärme ab. ReProducer scheut sich nicht, hinten auf die Box „Assembled in China“ zu schreiben. Das müssen sie auch nicht, das Produkt ist ohne Makel gefertigt, toll.
Die technischen Werte
Der Studiomonitor kann einen Frequenzgang von 56 Hz bis 30 kHz bei +/-3 dB darstellen. Damit erzeugt er einen maximalen SPL von 109 dB bei 100 Hz. Die beiden Speaker werden mit zwei Class-D-Endstufen mit jeweils 75 Watt beschickt. Das ist insofern sinnvoll, weil gleiche Endstufen auch dasselbe Impulsverhalten entwickeln. Getrennt wird bei 2 kHz mit 24 dB/Okt.
Die beiden Klangregler erlauben jeweils eine Absenkung oder Anhebung um 5 dB in 1 dB Schritten und greifen bei 250 Hz und 2,5 kHz zu.
Ohne Spikes sind die Boxen 27 x 19 x 24 cm (H/B/T) groß, mit Spikes kommen in der Höhe nochmals 4 cm hinzu. Pro Stück wiegen die Teile 5,2 kg.
In der Praxis
Der Hersteller empfiehlt die Aufstellung im Stereodreieck mit Kantenlängen von 80 cm bis 1,4 m. Entsprechend stelle ich sie in meinem Studio auf.
Zunächst fällt bei der Epic 5 der präsente Bass auf. Der klingt nicht überbetont oder künstlich, sondern einfach stärker, als man von einer Box dieser Größe erwarten würde. Zudem wird er durchaus knackig dargestellt. Das kommt besonders schön bei Nummern mit klassischem Schlagzeug zum Tragen. Hier ist die Kick schön ausgebildet. Bei stark elektronisch geprägten Songs merkt man dann allerdings doch, dass der Tiefgang etwas begrenzt ist. Aber hey, wir reden hier von einer kleinen Box mit 5,25“ Woofer. Wer mehr erwartet, muss 1-2 Größen höher einsteigen.
Die Höhen kommen etwas zurück haltend. Dafür lösen sie aber fein auf und zeigen eine schöne Natürlichkeit. Mit dem HF-Regler kann hier noch etwas nachjustiert werden, die Grundcharakteristik bleibt aber erhalten. Wer eine Abhöre mit Brutalo-Höhen wünscht, ist hier evtl. nicht ganz richtig.
Die Mitten werden durch die Bank sauber dargestellt. Es kann allerdings passieren, dass die tiefen Mitten bei entsprechender Musik etwas zu stark auftreten und leicht schwammig werden. Mit einer geringen Absenkung am LF-Regler lässt sich jedoch alles wieder ins Lot bringen.
Deutlich ist bei jeder Art von Musik die Spritzigkeit zu hören, mit der die Epic 5 auftritt. Da kann der Monitor einigen etablierten Mitbewerbern noch etwas vormachen. Gerade bei impulsfreudigen Instrumenten lässt dies den Klang atmen und verleiht eine hohe Natürlichkeit.
Auch die Tiefenstaffelung und die Soundverteilung im Stereopanorama gelingen der kleinen Box ausgesprochen gut. Sie bietet ein Klangverhalten, mit dem sich sehr gut arbeiten lässt.
Zudem kann die Box auch richtig laut gefahren werden. Dabei verliert sie nie ihre Grundcharakteristik oder reißt im Sound auf. Wenn das Limit erreicht ist, greift der Limiter sanft und nahezu unhörbar ein. Optisch wird dies durch Aufleuchten der weißen Betriebs-LED in Rot angezeigt.
Tolle Idee mit dem passivem Woofer im Boden, bin schon sehr gespannt darauf die Boxen mal selbst testen zu können :)
Hoffentlich machen die Musikläden bald wieder auf. Will die unbedingt Probehören. Der Test klingt ja vielversprechend.
@JCEFNY “ Hoffentlich machen die Musikläden bald wieder auf. “ 🤣🤣🤣 (sorry…)
Erst wenn ALLE geimpft sind. => Klaus Schwab, WEF, „The Great Reset“.
Zu beziehen beim Buchhändler deines Vertrauens…
Hallo Armin, wenn ich die Setup-Empfehlungen auf der Herstellerseite richtig deute, ist die schräge Front der epic5 NICHT dafür gedacht die Boxen auf die Tischplatte zu zu stellen und auf die Ohren zu zielen.
Laut Herstellerangaben sollen die auf Ohrhöhe platziert werden, wie praktisch alle anderen Nahfeldmonitore auch. Und nicht kippen.
@0gravity Hi Orgravity,
das hast du richtig verstanden. Allerdings ist es nicht immer möglich, oft ist ja keine Meterbridge mehr
vorhanden. Oder die Boxen werden unterwegs eingesetzt.
Ich habe von der Tisch Aufstellung jedenfalls keine klanglichen Schwachstellen heraus gehört.
Grüße Armin
@Armin Bauer „Ich habe von der Tisch Aufstellung jedenfalls keine klanglichen Schwachstellen heraus gehört.“
Hi Armin, danke für die Info. Ich werde das demnächst wohl ausprobieren können. :)