Die neue Referenz unter den DAW-Controllern?
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Der Icon Pro Audio V1-M DAW-Controller kam vor einigen Tagen in meinem Tonstudio an und ich musste erst einmal umbauen, denn möchte man den Controller auf seinem Arbeitsplatz positionieren, benötigt er durchaus ordentlich Platz. So auch auf meinem Zaor Miza Studiotisch. „Improve you Production Workflow – Customize your Control“ – so die Überschrift auf der Hersteller-Website. Ich freue mich auf den Test, denn der V1-M schürt nicht nur in seinen Ausmaßen große Erwartungen!
Icon Pro Audio V1-M: Worum geht es?
Der V1-M ist ein professioneller, flexibel einsetzbarer DAW-Controller der Oberklasse mit 9 Motorfadern, konfigurierbarem Touchscreen, mehrfarbigen Layers, TFT-Displays, Meter-Bridge, Jogwheel und vielen weiteren Bedienelementen, die einem das Gefühl der absoluten Kontrolle über die eingesetzte DAW geben sollen.
Das V1-M misst 48,5 cm (Breite) x 38,5 cm (Tiefe) und 17,8 cm Höhe, bei einem Gewicht von 5,6 kg.
Neben dem Controller befindet sich in der bunt bedruckten Verpackung das externe Netzteil, ein USB-C Kabel und ein Quick-Start-Guide. Zur Erweiterung kann das System mit weiteren V1-X Control Expanders auf bis zu 64 Kanäle aufgebohrt werden.
Laut Hersteller werden aktuell 18 DAW-Lösungen unter Mac und Windows unterstützt: Ability, Audition, Ableton Live, Bitwig, Cakewalk, Cubase/Nuendo, Digital Performer, FL Studio, Mixbus 32C, Pro Tools, Logic Pro, Luna, Reaper, Reason, Samplitude, Studio One und Tracktion Waveform.
Die Bedienoberfläche des Icon Pro Audio V1-M
Wer sich vor den Icon V1-M setzt, fühlt sich trotz des riesigen Funktionsumfangs nicht überfordert, denn das Gerät ist logisch und übersichtlich aufgebaut. Alle Bedienungvorgänge werden mit einem optischen Signal bestätigt und die Funktionen an sich sind zu 90 % vertraut. Natürlich gibt es ein paar Spezialitäten beim Icon Pro, aber auch diese erschließen sich dem Anwender schnell.
Im oberen Bereich findet sich die Meter-Bridge mit jeweils einer 12-Segment-LED-Peak-Anzeige pro Kanal und einer Anzeige für den Stereo-Output mit 2x 24 LEDs. Jeder Kanal verfügt über einen 2 Zoll Screen, der die Parameterwerte darstellt. So zeigt das kleine Display pro Kanal die PAN-Werte, Betriebsmodi und darunter die Farbcodierung des Kanals an.
Rechts daneben die große Zeitanzeige mit Timecode in SMPTE- oder Beat-Clock-Format.
Im unteren Bereich befinden sich die „Channelstrips“ mit einer Reihe von Dreh-Drückreglern, um beispielsweise das Panning, Aux-Send-Pegel, EQ-Werte etc. einzustellen. Ein Druck auf den Endlosregler führt dazu, dass das Panning zentriert wird.
Darunter befinden sich die Bedienelemente Rec, Solo, Mute und der Select-Taster, die jeweils aufleuchten, wenn sie ausgewählt werden. Unter diesen Tastern befinden sich dann weitere TFT-Screens (1,14 Zoll), die die Kanäle mit Namen und weiteren Infos (abhängig von der verwendeten DAW) anzeigen.
Die motorgesteuerten Regler sind berührungsempfindlich und bieten eine hohe Auflösung von 12 Bit. Das bedeutet in diesem Fall, dass eine blaue LED aufleuchtet, wenn man den Fader berührt und man so eine optimale Kontrolle über den jeweiligen Pegel in Verbindung mit der DAW hat.
Rechts neben der Fader-Sektion haben wir dann eine ganze Armada von weiteren Bedienelementen, aber keine Angst, denn das Bedienkonzept ist gut durchdacht und sehr intuitiv:
Durch dedizierte Auswahlschalter können bis zu 3 DAWs gleichzeitig gesteuert werden. Dazu können jeder DAW noch zusätzliche Function-Layers zugewiesen werden, die durch verschiedene Farbmodi dargestellt werden. Das Panel mit 24 frei zuweisbaren Touch-Feldern ermöglicht dazu noch die individuelle Belegung von DAW-Funktionen, Tastenkombinationen (Hotkey) oder MIDI-Befehlen.
Unter dem 24-Pad-Feld hat Icon Pro die fest zugewiesenen Funktionstasten untergebracht: Zuerst die Steuerfunktionen der Kanalwahl, um jeweils einen Kanal hin- oder zurückzuspringen, um 8 Kanäle zu springen, die Flip-Funktion, um Drehregler und Fader in der Funktion zu vertauschen und final die Lock-Taste. Diese stellt sicher, dass sich die Fader-Pegel des Geräts unabhängig von der Bewegung der physischen Fader nicht ändern.
Darunter dann sechs weitere Aktionstasten:
- Latch – Verriegelungsfunktion aktiviert/deaktiviert
- Off – Aus-Funktion aktiviert/deaktiviert
- Read – Lesefunktion aktiviert/deaktiviert
- Trim – Trimmfunktion aktiviert/deaktiviert
- Write – Schreibfunktion aktiviert/deaktiviert
- Touch – Touch-Funktion aktiviert/deaktiviert
Dann kommen wir schließlich zur Transportsteuerung inklusive des großen, schweren Jogdials zur exakten Positionierung im Track. Um das Jogwheel aus massivem Aluminium herum sind weitere nützliche Funktionen als Taster angeordnet, wie Mono, Zoomfunktionen, Shuffle, Focus etc.
Welche Anschlüsse bietet der Icon Pro V1-M DAW-Controller?
Die Rückseite des Icon Pro Audio V1-M ist dagegen geradezu spartanisch ausgestattet: Eine Kensigton-Lock-Aussparung, ein USB-C Port für die Verbindung zum Computer und ein weiterer USB-C-Anschluss, um die Erweiterungseinheiten V1-X zu verbinden. Dazu noch zwei Klinkenbuchsen für externe Controller (z. B. Fußtaster) und der Anschluss für das 12 V Netzteil. Ebenfalls vorhanden: ein gut erreichbarer On/Off-Schalter.
Die Software iMAP zur Konfiguration des V1-M
Der Hersteller empfiehlt es, die kostenlose Konfigurations-Software iMAP parallel zum V1-M laufen zu lassen, um spontane Änderungen ad hoc durchführen zu können. „iMAP“ ist das „Software-Gehirn“ des Controllers: Hier wird die DAW-Auswahl getroffen, die Tastenzuweisung vorgenommen, die Farbcodierung definiert und man kann, wie erwähnt, Hotkeys und MIDI-Befehle konfigurieren. Nach Auswahl der DAW muss dann natürlich in der DAW noch der Controller verbunden werden. Dazu stellt der Hersteller sehr ausführliche Beschreibungen in der umfangreichen Bedienungsanleitung zur Verfügung. Außerdem hat der Hersteller noch Videos für alle unterstützten DAWs auf den ICON PRO AUDIO Kanal bei YouTube hochgeladen, bei denen Schritt für Schritt erklärt wird, was im Einzelnen einzustellen ist.
Die Bedienungsanleitung ist übrigens auch auf Deutsch erhältlich und dazu sehr kurzweilig geschrieben.
Die Software an sich ist ebenfalls schnell zu durchschauen: Die Belegung der Tasten, die Reihenfolge der Funktionen auf dem Touchfeld, individuelle DAW-Funktionen – alles erschließt sich schnell und intuitiv. Auch die Reaktionszeit zwischen iMAP und dem V1-M Controller ist kurz. Sofort nach Eingabe in der Software wird die Funktion auf der Hardware angezeigt.
Wenn spezielle MIDI-Befehle für Plug-in-Funktionen bekannt sind, dann kann man diese ebenfalls als Hotkey definieren und beispielsweise den Bypass bei einem Kompressor auf eine Taste legen, um komprimiertes und unkomprimiertes Signal schnell vergleichen zu können.
Darüber hinaus unterstützt der Icon Pro Audio Controller auch den Focus-Modus: Einfach die Focus-Taste drücken und die Maus auf eine Funktion in einem Plug-in positionieren, also beispielsweise auf den Threshold-Regler eines 1176 Kompressors. Mit dem Jogwheel kann dann dieser Regler bedient werden, was in bestimmten Anwendungsfällen ein sehr schönes haptisches Gefühl vermittelt. Anders als das sterile Bewegen mit der Maus bei gleichzeitigem Hinsehen, fördert der Focus Modus das HÖREN (!): Mit geschlossenen Augen den perfekten Wert einstellen. Das ist ja fast wie bei der Hardware. Allerdings muss man die Maus für jede weitere Bedienung dann wieder auf dem entsprechenden Element positionieren.
Der Icon Pro Audio V1-M in der Tonstudiopraxis
Ich habe in meinem Test den V1-M mit Apple Logic Pro und mit UAD LUNA getestet. Mit der kostenlosen Bitwing Version habe ich einen Quercheck mit einem Windows Laptop gemacht.
Vorab: Bei der Einrichtung, der Installation der iMAP Software sowie der Einrichtung der jeweiligen DAW hatte ich keinerlei Probleme und zudem hatte ich während des gesamten Testzeitraums keine Abstürze. Icon Pro Audio hat hier saubere Arbeit geleistet, wenn mir auch beim Betrieb einige Dinge aufgefallen sind, die durchaus kritikwürdig sind.
Und ebenfalls vorab noch ein Lob für die Hardware: Das Ding macht wirklich Eindruck und sowohl Qualität als auch Verarbeitung sind mit dem Platzhirsch von SSL (UF-1, UF-8, UC-1) auf Augenhöhe. Alle Regler, Fader, Tasten und das Jogwheel fühlen sich wertig und stabil an.
Was gibt es am Icon V1-M zu kritisieren?
Mackie-Protokoll
Der V1-M arbeitet mit dem weit verbreiteten Mackie-Protokoll, was gleichzeitig ein Vor- und ein Nachteil darstellt. Das Mackie-Protokoll ist zuverlässig und dadurch kann der Hersteller auch die genannten 18 DAWs unterstützen. Auf der anderen Seite ist das Protokoll unglücklicherweise aus der Steinzeit und kann deswegen viele Funktionen, die man sich wünscht, nicht darstellen. Auch können einige DAWs, wie Logic, ihr Farbschema nicht über Mackie kommunizieren, so dass das Farbschema nicht auf dem V1-M dargestellt wird. Cubase und Bitwing können das dagegen problemlos.
Andere Hersteller von DAW-Controllern bieten einen proprietären Treiber mit individuellen Optionen. Das wiederum hat den Nachteil, dass ein Update des Betriebssystems oder ein Systemwechsel problematisch ist.
Meter-Bridge
Die Peak-Anzeige der Meter-Bridge hat eine etwas zu lange Release-Time. Nach Abklingen eines kurzen Impulses dauert es ein wenig, bis die unterste LED erloschen ist.
Focus-Modus
Der Focus-Modus verwendet nur einen sehr kleinen Bereich des Jogwheels. Der gesamte Regelbereich des virtuellen Reglers des Plug-ins wird vom Jogwheel nur im Bereich von 10:00 Uhr bis 14:00 Uhr abgedeckt. Für sensible Einstellungen wäre es schön, wenn hier mehr Bewegungsfreiraum vorhanden wäre.
Plug-in-Steuerung
Generell ist die Plug-in-Steuerung über den V1-M sehr limitiert. In meiner Firmware Version 1.16 war es nur möglich, Panning und Lautstärke zu automatisieren. Für andere Parameter muss man wieder zur Maus greifen. Das ist natürlich besonders schade, wenn man zum Beispiel bei einem Software-Synthesizer den Cutoff eines Pads langsam öffnen möchte.
Icon Pro Audio V1-M: Conclusio
Man darf bei einem DAW-Controller generell nicht die Erwartungshaltung haben, dass man die Maus gar nicht mehr in die Hand nehmen muss und mit seinem frei belegbaren Touch-Tasten kann man schon sehr viele, auch tief im Menü versteckte Funktionen, in den direkten Zugriff holen. Die Möglichkeiten durch verschiedene Layer sind umfangreich und – wenn unterstützt – wird dies auch durch eine schöne Farbdarstellung optisch dargestellt. Die Bedienelemente liegen gut in der Hand und das Gerät ist weitgehend logisch und intuitiv zu konfigurieren und zu bedienen.
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