Die neue Referenz im Heimstudio?
Die neuen Yamaha MSP3A Studiomonitore sind eine Evolution der Version ohne „a“ und wurden sukzessive weiterentwickelt. Platziert im Segment der Einsteiger- und Heimstudio-Monitore sollen sie eine neutrale Wiedergabe mit einem günstigen Preis bei geringen Platzverhältnissen ermöglichen. Mit einem Preis von aktuell 199,- Euro pro Stück und dem Format eines großen iPads können sie die beiden letzten Punkte gut erfüllen. Damit sie auch gut klingen – dafür benötigt es eine gewisse Menge an Know-how. Und über dies verfügt Yamaha definitiv.
Der Hersteller Yamaha Corporation
Zur Einordnung: Yamaha hat in 2018 einen Umsatz von 3,4 Milliarden Euro gemacht und hatte in diesem Jahr über 20.000 Beschäftigte. Tatsächlich ist die Herstellung von Musikinstrumenten historisch gesehen der Anfang von Yamaha – was auch die drei gekreuzten Stimmgabeln im Logo verdeutlichen. Zum Unternehmen gehört ebenfalls die Motor Company, die Motorräder, Jetskis, Quads und Roller herstellt. Was uns aber mehr interessiert: Die Marken Bösendorfer, Steinberg, Line 6 und Nexo gehören ebenfalls zum japanischen Riesen.
Wir, die Vertreter der Studioszene, kennen natürlich die aktiven Monitore aus der HS-Serie (hier der Test der HS8) mit ihrem, sagen wir mal sehr charakteristischen Klangbild. Bassarm, mittenbetont und mit grellen Höhen, die oftmals mit Taschentüchern gezähmt werden müssen, haben die Speaker mit dem weißen Basschassis einen legendären Ruf, denn erstaunlicherweise wurden mit diesen Legenden schon viele weltbekannte Produktionen gemischt.
Die MSP-Serie ist ganz anders und hat nicht viel mit den HS-Modellen gemeinsam. Hier soll Neutralität an vorderster Stelle stehen – was die japanische Marketingabteilung natürlich gleich mit dem Ausdruck „Referenzmonitore“ schmücken musste. Also Leute: vergesst die großen KSD Linemaster, die großen Focal- oder ME Geithain Speaker. Die Yamaha MSP3A ist jetzt die neue Referenz! (Ironie Mode: OFF). Schauen wir mal!
Welche Ausstattung bietet der Studiomonitor Yamaha MSP3A?
Mit 3,6 kg und den Maßen 236 x 166 x 144 mm (H x T x B) sind die MSPs in der Tat sehr kompakt. Deswegen passt auch nur ein 3,94 Zoll Tiefmitteltöner und ein 0,78 Zoll Hochtöner in das Gehäuse. Mit je 22 Watt erreichen die Speaker bis zu 99 dB Schalldruck bei einem Frequenzgang von 67 Hz bis 22 kHz (-10 dB). Auf der Frontseite sind neben den Chassis insgesamt vier Regler zu finden: Low und High ermöglichen eine Anpassung an Bass und Höhen und die beiden Line-Regler sind für die Pegelanpassung der Eingänge Line 1 (Cinch) oder Line 2 (XLR/Klinke-Kombi-Buchse) zuständig.
Übrigens handelt es sich bei den Low- und High-Reglern um Shelving Filter, die bei 100 Hz bzw. 10 kHz (± 3 dB) einsetzen und so eine Loudness-ähnliche Klangveränderung bewirken.
Rückseitig sind die eben genannten Line-Eingänge verbaut und eine Kaltgerätebuchse samt ON/OFF-Schalter. Erfreulicherweise sind die beiden Yamaha MSP3A zwei echte Aktivlautsprecher mit jeweils voller Verstärkerbestückung. Viele Hersteller gehen aktuell den Weg, bei ihren Budget-Speakern die Verstärkerelektronik in einem Gehäuse einzubauen und dann eine zusätzliche Leitung zur Versorgung des zweiten (passiven) Speakers fordern.
Dazu fällt rückseitig die außergewöhnliche Form des Bassreflexrohrs ins Auge. Yamaha nennt dies Twisted Flare Port Technologie, die Turbulenzen beim Schalldurchgang durch das Rohr reduzieren soll. Beim Hörtest werden wir gesondert darauf eingehen. Generell kann man sagen, dass viele Hersteller einiges an Aufwand betreiben, um Strömungsgeräusche im Bassreflexbereich zu unterdrücken. Recht bekannt sind beispielsweise die Golfball-ähnlichen Löcher in manchen Ports oder alternative Bauformen, wie Schlitze etc.
Was bietet die Yamaha MSP3A sonst?
Auffällig sind auch die umfangreichen Befestigungsgewinde für mannigfaltige Anbringung an diversen Einsatzorten. Stehend, hängend, seitlich – bei der MSP3A ist alles möglich. Sogar die Montage (= Yamaha Wortwitz für Synthesizer Insider) auf einem Mikrofonständer (der max. 5 kg aushalten muss) ist möglich. Hier zeigt der Hersteller, dass er wirklich an den professionellen Einsatz denkt.
Eine Standby-Automatik besitzt die Yamaha MSP3A nicht – die grüne LED auf der Vorderseite zeigt die Betriebsbereitschaft. Hier muss man sich im täglichen Einsatz mit einer schaltbaren Steckdosenleiste behelfen.
Die Unterschiede zum Vorgänger
Die Version ohne „A“ hatte noch zwei kleine Bassreflexrohre auf der Front, die jetzt durch den Twisted Flare Port auf der Rückseite ersetzt wurden. Die getrennten Buchsen für XLR und Klinke wurden durch einen Kombi-Port ersetzt und nun ist das Stromkabel abnehmbar – was der Flexibilität wirklich gut tut und das Produkt wertiger erscheinen lässt.
Gehäuse und Chassis sind identisch, nur die Verstärker wurden geändert und leisten jetzt 22 Watt, anstatt zuvor 20 Watt. Ich gehe davon aus, dass nun digitale Verstärker eingesetzt werden, die sind deutlich kleiner und leichter zu bauen, denn die neuen MSP3A wiegen je ca. 800 g weniger. Ein Detail: Der Frequenzbereich ist im unteren Bereich nun mit 67 Hz anstatt zuvor 65 Hz angegeben.
Yamaha MSP3A – die Verarbeitung
Mit einem Wort: Solide. Hier merkt man die Erfahrung des großen Konzerns. Sind bei Speakern kleinerer Hersteller oft noch unterschiedliche Spaltmaße oder Ausfransungen an den Bassreflexports oder den Fräsungen der Chassis zu sehen, so merkt man den Japanern die hohe Qualitätsanmutung an. Alles passt. Keine scharfkantigen Ecken, wackelnde Regler oder ungenaue Passungen. Alles sitzt und macht einen soliden und guten Eindruck und das Gehäuse ist ebenfalls durchaus ansehnlich. Die Lautsprechergitter vor den Chassis sind nicht abnehmbar und gehören offensichtlich zum Klangkonzept.
Das Handbuch ist ebenfalls vollständig, wartet aber – wie mittlerweile alle Handbücher – mit völlig skurrilen Gefahrenhinweisen auf. So musste ich bei den Hinweisen „ACHTUNG: Die Vorderseite des Lautsprechers darf nicht nach unten zeigen.“ und „ACHTUNG: Aus den Bassreflex-Ports austretende Luft ist normal. Hierzu kommt es oft, wenn der Lautsprecher sehr bassbetonte Signale ausgibt“ schon schmunzeln.
Gretchenfrage: Subwoofer ja oder nein?
Eine gerade bei kleinen Studiomonitoren oft gestellte Frage ist, ob es nicht sinnvoll wäre, den Monitoren einen Subwoofer an die Seite zu stellen. Hierzu eine deutliche Aussage:
Gerade im Monitoring ist der Übergang zwischen Tiefbass und Bass von großer Bedeutung. Denn hier definiert sich die Härte und Präzision. Ein Subwoofer muss – um eine klangliche Verbesserung zu erreichen – sehr akkurat und aufwendig eingebunden werden. Einfach schnell mal nach Gehör einpegeln wird in den seltensten Fällen eine echte Verbesserung bringen. Ja, sie werden mehr Bass haben. Nein, mit der neutralen Wiedergabe des Ausgangssignals hat das sehr wenig zu tun.
Daher ist mein Rat in der Regel: Kaufen Sie einen Monitor-Speaker mit ausreichendem Bassfundament, der gut mit den räumlichen Gegebenheiten harmoniert. Erwägen Sie lieber den Tausch der Lautsprecher, als die Erweiterung mit einem Subwoofer. Und sollte es nicht anders gehen: Beschäftigen Sie sich mit der Materie! Übergangsfrequenz, Anleitungen zur optimalen Anpassung und Raumoptimierungen sind relevant für eine echte Erweiterung der Monitore im Bassbereich. Ansonsten ist es nicht für ein gutes Abhören, Mixing und Mastering geeignet! Weitere Tipps und eine große Marktübersicht zum Thema Subwoofer finden Sie hier.
Wie klingt die Yamaha MSP3A?
Bei der klanglichen Beurteilung eines Lautsprechers gibt es anfangs immer zwei Aspekte:
- Was ist gemäß dem Preis und der physikalischen Regeln zu erwarten?
- Was kann der Speaker gemessen an seiner Klasse besser oder schlechter?
Somit setzt man sich grundsätzlich mit einer gewissen Erwartungshaltung an einen Lautsprechertest. Bei der Yamaha MSP3A sieht die Erwartung folgendermaßen aus:
- Der Speaker muss kein gewaltiges Bassfundament haben, aber ein rundes Klangbild, ohne dass einem etwas Wesentliches fehlt, muss ein Lautsprecher haben, der „Monitor“ heißt, und nicht „Satellit“.
- In dieser Preisklasse sollte der Speaker weitgehend neutral spielen: ohne auffällige Verfärbungen
- Das kleine Gehäuse begünstigt meist ein räumliches Klangbild und der Klang sollte sich gut vom Gehäuse lösen. Eine anständige Ortbarkeit der Klangkörper darf erwartet werden.
- Die Höhen müssen nicht maximal aufgelöst sein. Die Tweeter sind in dieser Preisklasse meist recht preisgünstig mit ordentlicher Qualität.
Und wie schlagen sich die Yamahas? Ich darf sagen: Bestens! Wie erwähnt darf man von einem 4 Zoll Tiefmitteltöner keine Wunder erwarten, aber das Klangbild ist nicht zu dünn und auch Männerstimmen werden durchaus voluminös wiedergegeben. In meinem recht großen Studioraum habe ich die Bässe je um ca. 1,5 dB angehoben. Auch tonal sind die MSP3A recht neutral und auch nicht zu hell abgestimmt. Beim Abspielen gut bekannter Scheiben erkenne ich die stimmlichen Charakteristika der Interpreten sehr gut wieder.
In Sachen Räumlichkeit ist auch alles gut. Der Klang klebt nicht am Lautsprecher und fächert angemessen breit und tief auf. In Sachen Höhen sehe ich die Yamahas sogar vor vielen Mitbewerbern. Gut aufgelöst, feindynamisch und im rechten Maß zwischen hell und zu hell.
Nur grobdynamisch sind die Yamaha MSP3A keine Partybox. Die 22 Watt und 99 dB kapitulieren vor der Wucht eines großen Orchesters oder bei impulsiver Musik. Bei sehr geringer Abhörentfernung mag es noch OK sein, aber mit zunehmendem Abstand wäre ein bisschen mehr Punch schön gewesen.