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Test: Vermona VSR 3.2, Tonstudio-Federhall

Vermonas Federhall-Klassiker

4. März 2024
vermona vsr 3.2 federhall fürs tonstudio test

Vermona VSR 3.2, Tonstudio-Federhall

Das VSR 3.2 komplettiert bei Vermona das Angebot an Federhallgeräten mit einem vergleichsweise preisgünstigen Monogerät. Das Unternehmen aus dem sächsischen Erlbach hat außerdem das luxuriöse Stereo-Federhallgerät DSR-3 im Programm sowie das speziell auf Modularsysteme und Synthesizer abgestimmte Retroverb Lancet, das mit Filter- und VCA-Sektion aufwartet und über LFO, Hüllkurvengenerator und Hüllkurvenfolger verfügt.

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Derzeit nicht erhältlich ist das Vermona ReTubeVerb, das den Spring Reverb-Effekt mit Röhrentechnik verbindet. Wie das ReTubeVerb verwendet auch das VSR 3.2 eine Hallspirale von AccuBell Sound Inc. – ehemals Accutronics.

Test: Vermona VSR 3.2 Federhallgerät

Vermona VSR 3.2 – Kompakte Abmessungen, große Hallfeder

Als ich das Vermona VSR 3.2 aus seiner Verpackung hole, höre ich gleich das vertraute Rasseln der Hallfedern. Bei einem Digitalgerät würden solche Geräusche einen wohl eher irritieren. Fliegen im Inneren etwa die Platinen durcheinander? Bei einem Federhall muss das so klingen. Ich bekam einen kleinen Flashback und sah mich, wie ich 1979 meine Crumar Orgel durch eine Hammond Hallspirale schickte. Die steckte in einem länglichen, mit schwarzem Tolex bezogenen Effektgerät von Allsound – dem FH-36. Am Boden des Gerät befand sich übrigens ein Hebel, mit dem für Transportzwecke die Hallfeder gesichert werden konnte.

Die Abmessungen des Vermona VSR 3.2 sind da um einiges kompakter. Es passt ins 19“-Rack, misst eine Höheneinheit und hat eine Tiefe von nur 19 cm. Es wiegt gut zweieinhalb Kilo. Vermona nimmt für sich in Anspruch, dass der neue Federhall wie seine Vorläufer einen geradlinigen und ehrlichen Ansatz verfolgt: „Signal rein – Federhall – Vintagesound raus.“

Test: Vermona VSR 3.2 Federhallgerät

Vermona hat langjährige Erfahrung in der Herstellung von Federhallgeräten. (Foto: Costello)

Bereits in den 90er-Jahren gab es einen Vorläufer, der allerdings noch nicht als Vermona-Gerät gebrandet war, sondern bei Music and More vertrieben wurde. Von Mai 2005 bis Ende 2014 wurde das VSR 3 angeboten. Und seit Mai 2015 ist der Nachfolger – das VSR 3.2 – auf dem Markt. Also ein echter Klassiker, den wir euch nun endlich mal vorstellen wollen.

Hier eine erste Probe aufs Exempel mit einem Drone-Sound vom Prophet-5 und einem weiteren Prophet-5 Beispiel, das vom Japan-Keyboarder Richard Barbieri inspiriert ist.

Eine Anmerkung zu den Klangbeispielen: Es handelt sich durchgängig um WAV-Dateien, wodurch leider einige sehr schöne Klangbeispiele auf der Strecke geblieben sind wegen der upload-Beschränkungen. Dafür ist die Klangqualität aber auch deutlich besser als bei MP3.

Test: Vermona VSR 3.2 Federhallgerät

Das Vermona VSR 3.2 präsentiert sich als kompaktes, racktaugliches Gerät mit aufgeräumter Bedienoberfläche. (Foto: Costello)

Trotz der sehr kompakten Abmessungen: Der verbaute Hall ist das Spitzenprodukt von Accutronics „Typ 9“. Obwohl die Serienbezeichnungen von AccuBell abweichen, erzählte mit Thomas Haller von Vermona (HDB Electronic GmbH), dass sie die Hallfedern immer noch unter dem alten Namen ordern würden. Während Typ 4 das Original Hammond-Design verwendet mit vier Hallfedern, wie sie auch im Fender Twin Reverb Berühmtheit erlangten und Typ 8 sich als Drei-Feder-Einheit mit kompakten Abmessungen präsentiert, bietet Typ 9 sechs Hallfedern, „gegenläufig gewickelt, gekoppelt und parallel geschaltet, um den vollsten und reichsten Halleffekt zu erzielen“. Ideal geeignet für Keyboards, PA-Anlagen und Pedal-Steel Anwendungen, heißt es auf der Seite von amplifiedparts. Die reine Federhall-Wanne ist 16,75‘‘ lang 4,375“weit und 1,313“ hoch.

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Das Gehäuse, in dem die Hallfeder steckt, besitzt eine schlichte Eleganz. Die Verarbeitungsqualität lässt keine Wünsche offen. Alle Regler lassen sich angenehm bewegen und bieten gerade den richtigen Widerstand. Das Einzige, was mich stutzen ließ – das VSR 3.2. kommt mit externem Netzteil. Bei dem professionellen Anspruch des Gerätes hätte ich hier keine Wandwarze erwartet. Und tatsächlich besaß der Vorgänger VSR 3 noch einen Kaltgerätestecker. „Das interne Netzteil verursachte natürlich etwas höhere Einstreuungen, die wir mit der Auslagerung vermeiden können“, erklärte mir Thomas Haller (HDB Electronic GmbH). Vermona gibt den Störabstand des  VSR 3.2 mit >80 dBu an, im Effektbetrieb liegt er bei >70 dBu.

Test: Vermona VSR 3.2 Federhallgerät

Die Regler für Eingangslautstärke, Klangfarbe, Mischungsverhältnis des trockenen und nassen Signals und das Ausgangssignal. Über zwei Druckknöpfe wird der Effekt Stop aktiviert. (Foto: Costello)

Die Bedienung des Federhalls Vermona VSR 3.2

Die Bedienungselemente des Vermona VSR 3.2 sind selbsterklärend: Der Eingangspegel wird mit dem Gain-Regler eingestellt. Hier befindet sich eine kleine Leuchtdiode, die anzeigt, wenn der Eingang übersteuert wird. Nicht jede Spitze macht sich unbedingt gleich als Clippen bemerkbar, kann aber den Effektklang beeinträchtigen. Da ist eine solche optische Kontrolle sehr hilfreich.

Der nächste Regler heißt Tone – das ist eine Klangregelung in Form eines EQs, der auf den Frequenzgang des Reverbs abgestimmt ist. Mit Mix wird das Verhältnis von trockenem und verhallten Signal festgelegt. Und mit Output wird der Ausgangspegel justiert. Interessant ist der Effekt Stop-Knopf, der wahlweise vor und nach der Hallspirale eigesetzt werden kann. Über den Status informiert eine rote Diode. Die Stoppfunktion kann auch mittels eines Fußschalters bedient werden. Ganz rechts befindet sich der Einschaltknopf, der rot beleuchtet ist.

Hier zwei ganz einfach gehaltene Klangbeispiele mit einem perkussiven Klang vom Moog Prodigy. Das erste demonstriert die Hallstärke, wobei ich immer eine Vieteldrehung zugelegt habe. Das zweite Beispiel zeigt die Wirkungsweise des Klangreglers. Von der Mittelstellung aus bewege ich mich zunächst nach links: Der Hall wird dunkler, dann geht es auf die rechte Seite – der Hall wird heller.

Test: Vermona VSR 3.2

Der Anschlüsse für das externe Netzteil und einen Fußschalter, mit dem der Effekt Stop bedient werden kann. (Foto: Costello)

Auf der Geräterückseite lässt sich für den bereits erwähnten Effekt Stop ein Fußschalter anschließen. Hier befinden sich auch der Anschluss für ein (beiliegendes) 12 V Netzteil (DC) und jeweils zwei 6,3 mm-Ein- und Ausgänge, ausgelegt für -20 und 0 dBu (decibel unloaded). Ein weiterer Eingang befindet sich auf der Vorderseite des Geräts mit -40 dBu, der damit gut geeignet ist, direkt eine Gitarre oder einen Bass einzustöpseln.

Test: Vermona VSR 3.2 Federhallgerät

Das Federhallgerät ist Mono, die beiden Ein- und Ausgänge unterscheiden sich in der Empfindlichkeit. (Foto: Costello)

Warum überhaupt Federhall?

Das Schöne an einem Federhallgerät – man verliert sich nicht in 1000 Möglichkeiten wie bei einem Strymon Blue Sky, weil die Regelmöglichkeiten denkbar beschränkt sind. Gemessen an einem Bricasti etwa, das ultrateuer ist und den Anspruch hat, einen möglichst realistischen Nachhall zu erzeugen, nimmt der Federhall genau das andere Extrem ein. Er scheppert, verfärbt den Klang metallisch und besitzt gleichzeitig eine unglaubliche Dichte. Er schafft tatsächlich ein Instant-Vintage-Feeling. Und oft geht es ja bei der Musikproduktion – wenn man nicht gerade ein Streichquartett aufnehmen möchte – genau darum: Einen eigenen unverwechselbaren Sound zu finden. Hallspiralen sind seit den Zeiten des guten alten Fender Twin Reverbs in vielen Gitarrenamps eingebaut. Hier drei Beispiele, wie das Vermona VSR 3.2 mit Gitarre klingt:

Hallspiralen gehören aber auch zum typischen Sound früher Synthesizer. Der EMS Synthi A hatte genauso ein Spring Reverb eingebaut wie der ARP 2600 oder der Buchla Easel.

Der ARP 2600 besitzt einen eingebauten Federhall.

Heute besinnen sich manche Hersteller wieder darauf: So hat auch Moogs Grandmother Federhall an Bord. Und natürlich passt ein Federhall  hervorragend zu elektromagnetischen und elektronischen  Orgeln. Hallspiralen verhalfen den Hammondorgeln dazu, den Raumhall einer Kathedrale in die heimische Stube zu holen. Und das funktioniert auch mit dem Vermona-Hall ganz hervorragend. Hier zwei Beispiele, die ich mit meiner Hammond XK-4 aufgenommen habe. Die interne Federhallsimulation war dabei natürlich abgestellt.

It’s the real thing! Ich empfinde die Federhallsimulation meiner  Hammond XK-4 wirklich als sehr gut gelungen, was ihr anhand der Klangbeispiele in meinem Test auch überprüfen könnt. Aber das ist natürlich kein Vergleich zu dem echten Vermona-Federhall, das eine wundervolle Wärme besitzt, egal ob der Orgelton angezerrt oder – wie im zweiten Beispiel – relativ clean ist.

Test: Vermona VSR 3.2 Federhallgerät

Das Vermona VSR 3.2 will bewusst an die Tradition alter Vintage-Federhallgeräte anknüpfen. (Foto: Costello)

Spring Reverb – eine Zufallsentdeckung

Der Federhall wurde eher zufällig entdeckt – in den Bell Laboratories, der Forschungsabteilung von AT&T. Die Wissenschaftler suchten in den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts nach einer Möglichkeit, unerwünschte Echos in Telefonleitungen zu unterdrücken. Um die Kabellänge bei Überseegesprächen zu simulieren, setzten die Forscher eine schwingende Metallfeder ein. Diese erzeugte eine Zeitverzögerung, mit der die Latenzzeit bei Ferngesprächen simuliert werden konnte. Der Hall, der dabei entstand, war eigentlich ein unerwünschter Nebeneffekt. Genau den machte sich aber Laurens Hammond für seine Orgeln zu Nutze. 1939 meldete er ein Patent an – die Geburt der Hammond Hallspirale. Diese wurde immer weiter perfektioniert und vor allem immer kompakter. Hammonds erste Hallspirale war noch über einen Meter lang. Später reichten 20 cm.

Bevor wir nach der Entstehungsgeschichte auch die Funktionsweise erklären, ein Beispiel mit dem Prophet-5 und eine kurze Sequenz vom Arturia MiniBrute.

Test: Vermona VSR 3.2 Federhallgerät

Auf der Frontseite des Vermona VSR 3.2 befindet sich eine einzelne Eingangsbuchse, die für Gitarre und Bass ausgelegt ist. (Foto: Costello)

Federhall – die Funktionsweise kurz erklärt

Wer in das Thema Federhall richtig einsteigen möchte, dem empfehle ich das Special von t.goldschmitz. Und wieviel Spaß man sogar mit der reinen Hallfeder haben kann, hat Martin Andersson beschrieben. Das Prinzip von Federhall ist bis heute gleichgeblieben: Ein Klangsignal wird mittels eines Eingangsübertragers, der ähnlich wie ein Mikrofon arbeitet, an eine oder mehrere schwingende Edelstahlfedern weitergeleitet. Die sind im Gehäuse des Geräts locker aufgehängt. Dies ist auch der Grund, warum sich eine Hallspirale so wunderbar erschüttern lässt, was sie mit einem explosionsartigen Geräusch quittiert. Das klappt übrigens auch mit dem Vermona VSR 3.2 sehr schön, aber dafür darf das Gerät natürlich nicht im Rack eingebaut sein.

Die Feder ist mit einem elektromagnetischen Wandler verbunden, einer stromdurchflossenen Spule, die einen Magneten umhüllt.  Heute werden mehrere zylindrische Miniaturmagneten verwendet. Wenn nun unser Orgel- oder Gitarrensignal als Wechselspannung bei der Spule des Eingangsübertragers anliegt, entsteht ein Magnetfeld. Daraus resultiert eine Wechselwirkung mit dem frei aufgehängten Magneten. Die Spule fängt an zu schwingen und regt die Feder an, sich ebenfalls zu bewegen. Diese Schwingungen nehmen wir als Reflexion wahr. Am anderen Ende der Feder befindet sich der Ausgangsübertrager. Diese zweite Spule wandelt das mechanische Signal wieder in ein elektrisches um. Meist wird das Signal mehrfach hin- und hergeschickt.

Wenn die Feder mit einem Sustain-Signal angesteuert wird, überlagern die verzögerten Reflexionen den eingehenden Ton. Das kann abhängig von den Frequenzen des eingehenden Signals zu Resonanzen führen. Um dies zu vermeiden, werden zwei oder drei Federverzögerungswege verwendet, die unterschiedliche Verzögerungszeiten aufweisen.

AKG-BX-Serie: BX20 (1972), BX10 (1975), BX5 (1980)

Die AKG-BX-Serie: BX20 (1972), BX10 (1975), BX5 (1980). Auffallend die zunehmende „Miniaturisierung“.

Ein besonders bekannter Vertreter für Federhall ist das AKG BX-20 aus den späten 60er-Jahren der vorigen Jahrhunderts. Die edel furnierte Kiste wog 45 kg und brachte den Federhall auf Studioniveau mit einem sehr warmen, dichten und etwas dunkelgefärbten Hall. Da kann das Vermona natürlich nicht ganz mithalten. Die nächsten beiden Beispiele bringen einen Klavierklang und einen Clavinet Sound. Bei letzterem ist der Hall etwas sparsamer dosiert.

Das Vermona VSR 3.2 in der Praxis

Das dünne deutsch-englische Manual zum Vermona VSR 3.2 bietet keine abendfüllende Lektüre. Aber ein paar wichtige Dinge stehen doch drin: So der Hinweis, dass das Gerät empfindlich auf elektromagnetische Einstreuungen reagiert. Wenn die Netztransformatoren anderer Geräte in die Nähe des Hallgeräts geraten, kann die Folge ein unangenehmes Brummen sein. Dann heißt es,  einen etwas besser abgeschirmteren Platz für das Gerät zu suchen. Und auch bitte nicht versehentlich die Eingangsbuchsen gleichzeitig belegen, weil man das von seinen vielen digitalen Stereoeffektgeräten vielleicht so gewöhnt ist. Hier werden einfach unterschiedliche Eingangsempfindlichkeiten an zwei Monobuchsen angeboten.

Ich habe für meine Zwecke 0 dBu für In wie Out gewählt. Die rote Übersteuerungsdiode hat nur selten geleuchtet. Betrieben habe ich das Vermona einmal wie ein Effektpedal, es also einfach zwischen Instrument und Eingangskanal meines Mischpultes gehängt. Mit dieser Verkabelung wurden die drei Moog-Klangbeispiele produziert. Hier das dritte Moog Beispiel, bei dem der auf eine Quinte gestimmte Prodigy eine sehr schöne Räumlichkeit erhält. Das Motiv wird zunächst trocken gespielt, wenn der Hall dann aufgedreht wird, verliert das Signal an Lautheit.

Das Vermona 3.2 beruht auf einer Technik, deren Anfänge an die 90-Jahre zurückliegen. (Foto: Costello)

Die Beispiele mit dem Prophet-5 wurden per Insert-Effekt verhallt und bei allen anderen Beispielen schließlich wurde der Hall per Aux-Kanal angesteuert und das verhallte Signal auf einen Kanal des Mischers zurückgeführt. Das ist natürlich die flexibelste Lösung. Wie beim Moog Beispiel gesehen, verliert das Originalsignal an Lautheit, sobald man den Hall aufdreht. Das ist natürlich kein Problem, wenn man zum Beispiel für einen Bass oder eine Gitarre einen Standardhall einstellt und den Output entsprechend anpasst. Nutzt man mehrere andere Bodeneffektgeräte wie Verzerrer, Chorus und Flanger, laufen diese auch alle durch den Hall. Vielleicht ist dies genau der gewünschte Effekt. Will man mit dem Hall aber experimentieren, ist das Einschleifen in den Mischer die bessere Variante. So lässt sich eine optimale Mischung aus Originalsignal und Federhallanteil einstellen. Für den Hall fand ich bei den meisten Anwendungen eine Einstellung zwischen 13 bis maximal 15 Uhr am angenehmsten. Beim Beispiel Synthpercussion bin ich dagegen auch mal richtig in die Vollen gegangen. Der Hall ist hier mehr als nur Klangveredlung des Ausgangssignals, er wird selber zum integralen Bestandteil der Komposition. Hier kommt auch der Effekt Stop wirkungsvoll zum Tragen, wenn die dichte Hallwolke auf einmal wie weggeblasen ist und ebenso unvermittelt wieder einsetzt:

Das alte VSR 3 verfügte übrigens nur über die Möglichkeit, das Signal Pre, also vor dem Hall abzuschneiden. Die Post-Funktion des VSR 3.2 erlaubt es, die Hallfahne noch ausklingen zu lassen. Erst neu eingehende Signale bleiben unverhallt.

Test: Vermona VSR 3.2 Federhallgerät

Der Effekt Stop kann vor oder nach der Hallfeder aktiviert werden. (Foto: Costello)

Mein Gesamteindruck ist nach dem Test überaus positiv. Die Klangregelung erledigt ihre Aufgabe effizient, die Hallqualität hat mich voll überzeugt. Es unterscheidet sich gar nicht groß von dem Klang, den ich von meinem alten Allsound FH-36 erinnere. Vielleicht ist der Sound etwas sauberer. Die Nebengeräusche beim Vermona sind sehr gering, da merkt man dann den Fortschritt. Wenn es mal rauscht, dann ist das eher dem Gitarrenverstärker geschuldet, wobei natürlich der dichte Vermona Hall gerade mit E-Gitarren perfekt zusammengeht.

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Vermona VSR 3.2
Vermona VSR 3.2
Kundenbewertung:
(28)

Auch meine Orgel hat mir sehr gut mit dem Vermona gefallen. Man merkt einfach, dass da mehrere große Hallfedern arbeiten. Kein Vergleich etwa zum Mini-Spring Reverb, das seinerzeit im Roland Space Echo RE-201 verbaut wurde. Das hatte ich meistens komplett zugedreht. Auch für Synthesizersounds ist das Vermona VSR 3.2 sehr gut geeignet. Mal was ganz was anderes als ein alter Digitalhall wie das Lexicon PCM70 oder ein Roland SRV-2000. Vom klar auf Vintage angelegten Soundcharakter des Vermona profitieren selbst ätherische Wavetable-Klänge.

Eine Frage bleibt noch offen und dazu bietet auch die Bedienungsanleitung keine Information: Wie lang ist eigentlich die Halldauer? Thomas Haller von HDB Electronic GmbH gibt darauf eine überraschende Antwort: „Die Hallzeit liegt zwischen 1,75 und 3 Sekunden. Im Schnitt also bei 2,5 Sekunden. Bei unserem Spitzengerät DSR-3 verwenden wir deshalb selektierte Hallfedern“. Das ist auch der Grund, warum man nicht einfach zwei VSR 3.2 kaufen kann, um den Stereoeffekt des DSR-3 nachzubilden – die Hallzeiten könnten stark differieren, obwohl sie innerhalb einer Charge meist enger zusammenliegen.

Das Vermona VSR 3.2 verbindet den Sound der alten Vintage-Federhallgeräte mit einer modernen Handhabung. (Foto: Costello)

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Fazit

Das Vermona VSR 3.2 ist seit fast zehn Jahren ein Klassiker, rechnet man den Vorgänger VSR 3 hinzu, kommen wir sogar auf fast zwei Jahrzehnte. Wenn ein Gerät sich so lange am Markt hält, hat das seinen Grund. Das Vermona ist – wie ein User schrieb – „ein echtes One Trick Pony“.  Aber, so führt er weiter aus, ist genau das eben überhaupt nichts Negatives. Das Vermona VSR 3.2 liefert verlässlich den wunderbar dichten Federhall, der sich sehr organisch mit dem Sound von Gitarren, Bässen, Orgeln und Synthesizern verbindet. Es ist eine willkommene Alternative zu Digitalhallgeräten. Der Preis von 329,- Euro mag jetzt gar nicht so gering erscheinen. Aber er ist angesichts der guten Verarbeitungs- und Audioqualität völlig angemessen. Auch Behringer kann preislich bei seinem kürzlich angekündigten Federhallgerät nicht zaubern. Da stecken halt keine Chips drinnen, sondern Magneten und Hallfedern.  Ich habe lange überlegt, was ich im Minus-Kasten aufführen könnte. Klar, ein Kaltgerätestecker hätte ich besser gefunden. Das hätte halt mehr Abschirmungsaufwand bedeutet, vielleicht verbunden mit einem höheren Preis. Punkt 2 – die teilweise drastisch abweichenden Hallzeiten – haben mich schon ein bisschen an den Spruch aus Forrest Gump erinnert: “My mom always said life was like a box of chocolates. You never know what you’re gonna get.” Aber irgendwo macht gerade das ja auch den Charme von Federhallgeräten aus. Ich hatte jedenfalls ganz viel Spaß mit dem Vermona VSR 3.2 und kann es guten Gewissens empfehlen.

Plus

  • authentischer Spring-Reverb-Sound
  • große Hallfeder
  • sehr gute Verarbeitung
  • Klangregelung
  • Eingänge mit 3 verschiedenen Empfindlichkeiten
  • Effekt Stop-Schalter pre und post
  • kompaktes Rack-Gerät
  • wenig Nebengeräusche

Minus

  • Hallzeit kann von Gerät zu Gerät abweichen
  • kein Kaltgerätestecker

Preis

  • 329,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
    • Profilbild
      costello RED

      @bluebell Auf alle Fälle ein Hall mit Charakter. Das Vermona ist sicher kein Allrounder, aber wer z.B. als Gitarrist einen Amp ohne Federhall hat oder für eine Orgel ist Spring Reverb super. 🙂

  1. Profilbild
    Flowwater AHU

    Hach … schöööööön! 🙂❤

    Nun habe ich mit Federhall so gar nichts am Hut, aber die Soundbeispiele gefallen mir alle … irgendwie. Und ich komme ins Grübeln, denn der Sound passt eigentlich perfekt zu Ambient-Produktionen. Hm … hmmmmm … !

    Überhaupt geht mir bei Vermona immer (echt immer!) das Herz auf. Ich habe schon mal überlegt, ob ich mir den »Lancet´15« kaufen soll (alleine schon der Name, der an meine Lieblings-SF-Serie aus den 60er erinnert). Bisher habe ich’s sein lassen … weil »Waldorf Pulse (1)« und »Pittsburgh Taiga« und »DSI Pro2« hier. Da ist eigentlich schon so ziemlich alles abgedeckt, was man an Sounds aus monophonen Synthesizern so benötigt. Und trotzdem … 💖

    PS: Der »Melodicer« von denen … uiuiui!

    • Profilbild
      costello RED

      @Flowwater Hi Flowwater, finde ich auch – für Ambient ist der Sound super. Da musst Du nur zusehen, dass Du ein Exemplar mit möglichst langer Hallzeit erwischst. 😉

    • Profilbild
      Kazimoto

      @DasIch&DerEr Warum will ich mir jetzt Stoner/Desert Rock reinknallen und dazu frisch gepressten Orangensaft trinken? 😎

    • Profilbild
      Basicnoise AHU

      @DasIch&DerEr Allerdings! 😁

      Daher bin ich auch dafür, dass in sämtlichen Reverb/Delay Tests, mindestens ein entsprechendes Soundbeispiel dabei sein sollte. Ein Synth Stab/Chord, sowas eben.

      • Profilbild
        DasIch&DerEr

        @Basicnoise dem kann ich nur zustimmen 😉

        Mich hätte auch interessiert, wie sehr die verarbeiteten Hallfedern in einem Stereobetrieb wirklich auseinander gehen (gerade im Vgl zum großen Bruder)…
        Vllt hat ja jmd im Forum da Erfahrungen

        • Profilbild
          costello RED

          @DasIch&DerEr Na ja, das DSR-3 kostet halt über 1.000 Euro und neben der erweiterten Klangregelung schlagen da vor allem die selektierten Hallfedern zu Buche. Ich finde eine mögliche Abweichung von 1,25 Sekunden schon als sehr gravierend. Aber wie gesagt, innerhalb einer Charge kannst Du auch Glück haben und die Werte liegen dichter beieinander.

      • Profilbild
        costello RED

        @Basicnoise Diesen Wunsch nehme ich mit für mögliche künftige Federhalltests. 🙂 Ich hatte noch einen Hip-Hop-Titel mit Gesang, eine Funknummer (Drums, Bass, Gitarre, Clavinet) und ein Rhodes-Beispiel vorbereitet, die leider an der Upload-Beschränkung gescheitert sind, weil ich versehentlich wav-Dateien hochgeladen hatte. Dub Chords waren allerdings nicht dabei. Die beiden Moog-Beispiele zeigen immerhin, wie ein kurzes perkussives Signal mit dem Vermona klingt.

        • Profilbild
          Basicnoise AHU

          @costello Ja, die Moog Beispiele sind dahingehend schon sehr aussagekräftig. Danke fürs Aufnehmen des Wunsches. Gerne auch nicht nur Federhall, sondern einfach alles was Hall und Delay ist :)

          Habe aber hier ein feines Video mit Dubchords auf Youtube gefunden:
          https://www.youtube.com/watch?v=oZESpSz05T8

          Macht jetzt nicht gerade nicht weniger Bock. Brauche Platz im Rack…

  2. Profilbild
    Jazzheini

    Ich hab den Vermona als externen Effekt in Ableton Live eingebunden. Funktioniert tadellos und klingt prima.
    Allerdings vermitte ich eine Sache: man kann schlecht gegen hauen. Mein Fender Hot Rod macht bei einem gezielt Fusskick die tollsten Donnergeräusche, und von Danelectro gab es mal ein Federhall-Pedal, das hatte extra eine Tretfläche …

  3. Profilbild
    ach herrjemine

    Toller Testbericht, aussagekräftige Klangbeispiele, danke costello!
    Besonders hilfreich finde ich die Hintergrundinfos zum Thema Federhall.

    Da bekomme ich gleich ein schlechtes Gewissen, meinen Federhall in letzter Zeit so sträflich vernachlässigt zu haben.

    …muss…mehr…Federhall…nutzen…

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