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Test: Rode NT1 5th Generation, Dual Connect Studiomikrofon

Klassiker in fünfter Generation

15. April 2023
Test: Rode NT1 5th Generation, Dual Connect Studiomikrofon

Test: Rode NT1 5th Generation, Dual Connect Studiomikrofon

Das Rode NT1 hat inzwischen einen kleinen Legenden-Status erreicht, war es doch Anfang der 1990er-Jahre eines der ersten auch für Hobbymusiker bezahlbaren Großmembran-Kondensatormikrofone, das auch qualitativ überzeugte. Allein vom Modell NT1-A hatte Rode Stand 2020 rund 800.000 Stück verkauft – eines übrigens an mich. Mit der nun fünften Generation des NT1 wagt sich der australische Hersteller auf Neuland vor, ist das NT1 5th Generation doch das erste Dual-Connect-Studiomikrofon, heißt: Es verfügt sowohl über einen XLR- als auch über einen USB-C-Anschluss. Wirkt sich das auf den Klang aus? Und wenn ja – wie? Klingt das neue NT1 mit USB genauso (gut) wie mit XLR? Was hat sich gegenüber den Vorgängern geändert? Hat es seinen Sound behalten oder ist jetzt alles neu und anders?

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RODE NT1 5th Generation

Intermezzo: Alles beginnt bei Rode mit dem NT1

Das NT1 ist das Mikrofon, mit dem bei Rode alles begann. Ursprünglich hieß die Firma Freedman Electronics, gegründet von dem Ehepaar Henry und Astrid Freedman, schwedische Auswanderer (deshalb dann später auch das „Ø“ im Namen Rode, eine Reminiszenz an die schwedischen Wurzeln), die es nach Sidney verschlagen hatte. Man versorgte den Markt mit Lautsprechern und Verstärkern und brachte auch die Dynacord-Mischpulte nach Australien – an dem Henry Freedman dann übrigens 1968 den jungen Tom Jones auf seiner Australien-Tournee abmischte. Aber das nur nebenbei.

1990 brachte Sohn Peter Freedman ein Großmembran-Kondensatormikrofon aus China mit, modifizierte es und begann anschließend, eigene Produktionsstätten für das Mikrofon aufzubauen. Das Mikrofon nannte er  – ihr ahnt es – NT1. Gleichzeitig war das die Geburtsstunde von Rode. Zu der Entstehung des Namens gibt es auch eine nette kleine Geschichte, deren Wahrheitsgehalt man sicher bezweifeln darf, die aber trotzdem hier kurz erzählt werden soll. Angeblich seien die Verkaufszahlen des NT1 so rasant gestiegen wie eine Ratte in einem Abflussrohr, was dem NT1 intern den Spitznamen „Rodent 1“ (also „Nagetier 1“) eingebracht haben soll. Aus dem dann der schwedisch klingende Firmenname Rode NT1 wurde. Ja, eine der vielen kleinen Mythen, die durch die Studiowelt geistern und oft ziemlich plausibel klingen, meist aber erfunden sind.

Zurück zum NT1. Bald darauf ließ Rode den Nachfolger NT2 folgen, ohne aber die Entwicklung des NT1 zu den Akten zu legen. Es folgten drei weitere NT1-Modelle, wobei aber nur beim dritten Modell – dem NT1-A – auch der Name ein wenig geändert wurde. Weshalb man beim Gebrauchtkauf darauf achten sollte, welche Version man da bekommt. Anhaltspunkte: Das erste NT1 ist in einem etwas dunkleren Silber gehalten und hat ein feinmaschiges Gitter, Ausgabe zwei ist etwas heller und hat ein grobmaschiges Gitter. Version Nummer drei aus dem Jahr 2010 ist die mit dem Namen NT1-A, farblich dem ersten ähnlich, aber mit dem Gitter des zweiten. Zudem fehlt hier das großflächig, hochkant auf dem Korpus angebrachte Rode-Logo. Die vierte Generation des NT1 schließlich – erschienen 2020 – kam erstmalig in Mattschwarz.

RODE NT1 5th Generation

Was gehört zum Lieferumfang des Rode NT1 5th?

Das Rode NT1 5th Generation kommt in einem recht großen und schweren Karton im gewohnt dezenten Rode-Design: Viel Weiß, etwas Schwarz, noch weniger Gold, ein paar Fotos, ein paar Infos zum Anfüttern. Entfernt man den Schuber und öffnet den Karton, finden sich darin passgenau drei weitere. Gut, genau genommen sind es deren vier, aber das vierte ist leer und dient nur als Platzhalter in diesem ansprechenden Kartonagen-Tetris. Die enthalten (natürlich) das Mikrofon selber, dann den Rode Shockmount SM6 inklusive Pop-Filter mit Rode-Logo (ist auch einzeln zum Preis von 59,- Euro erhältlich), sowie – in einem feuerroten Karton – ein sechs (!) Meter langes, rotes XLR-Kabel und ein drei (!) Meter langes USB-Kabel (USB C auf USB C). Erwähnenswert ist dabei auch, dass beide Kabel a) qualitativ hochwertig sind und b) sauber gerollt im Karton liegen. Es sind eben auch die Kleinigkeiten, an denen man sieht, dass ein Hersteller mitdenkt. Dazu gehört auch die kleine Staubschutzhaube aus Stoff (natürlich auch mit Rode-Logo und goldenem Punkt), oben abgerundet, so dass sie perfekt über das Mikro gezogen werden kann, wenn es mal nicht im Einsatz ist.

RODE NT1 5th Generation

Kartonagen-Tetris

Von einem Handbuch aber keine Spur. Auch kein Hinweis, wo der geneigte Käufer eines findet. Nach einigem Suchen entdecke ich auf dem Deckel eines Kartons einen QR-Code, daneben eine Zeichnung eines Mikrofons mit einem Fragezeichen. Der dann schließlich auf die Produktseite führt. Na gut, kann man so machen, auch wenn ich noch nie ein großer Freund von diesem Manual-Cluedo war. Schon deshalb nicht, weil ich das Ergebnis dann auf dem Smartphone habe, wo Handbuchlesen kein Vergnügen ist. Aber gut, dort finde ich dann das gut gemachte und reichlich bebilderte (englischsprachige) Manual, das wirklich vorbildlich erklärt. Sogar das 32-Bit-Float-Audio und wie ich es einstelle, wird für die gängigsten elf DAWs erläutert.

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Rode NT1 5th Generation Black
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(19)

Über die Produktseite kann ich auch drei Apps herunterladen: Rode Central (Windows, Mac, iOS, Android), das mir Zugriff auf das APHEX Audio Processing, die Steuerung des Eingangspegels und auf eventuelle Firmware-Updates gewährt, dann Rode Connect (Podcast Software für Mac und Windows-PC) und UNIFY (Windows), eine Virtual-Mixing-Software, über die ich mich in meinem letzten Rode-Mikrofontest zum Rode XDM-100  ausführlich ausgelassen hatte. Alle drei Programme lassen sich herunterladen, ohne dass ich mich oder mein Mikrofon dafür irgendwo registrieren müsste, benötigen dann aber das NT1 als eine Art Dongle.

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RODE NT1 5th Generation

XLR und USB in einer Buchse

Rode NT1 5th Generation – technischen Daten

Das Rode NT1 5th Generation ist ein Großmembran-Kondensatormikrofon mit der Richtcharakteristik Niere und einem Dual-Connect-Anschluss (XLR und USB). Der Frequenzbereich liegt bei gängigen 20 Hz bis 20 kHz, der Grenzschalldruckpegel (SPL) bei 142 dB SPL. Zum Vergleich: Die Vorgängerversion brachte es da auf 132 dB, das NT1-A (also die dritte Generation) auf 137 dB. Das Eigenrauschen (Equivalent Noise) gibt der Hersteller mit 4 dBA an, was eine weitere Verbesserung der ohnehin schon sehr guten Werte des Vorgängers (4,5 dBA) bedeutet. Rode selber bezeichnet das NT1 5th Generation als „das weltweit rauschärmste Studio-Kondensatormikrofon“. Nun, um das zu verifizieren, müsste ich jetzt sämtliche Studio-Kondensatormikrofone weltweit daraufhin testen, aber gehen wir einfach mal davon aus, dass das neue NT1 schon verdammt rauscharm ist.

Die wichtigsten Neuerungen in der NT1-Welt sind aber natürlich – bedingt durch den zusätzlichen USB-Anschluss – das integrierte Audiointerface mit einem DSP mit Hochpassfilter. Noise-Gate, Kompressor und Aphex und der High-Gain Revolution-Preamp. Die Sampling-Rate beträgt 48 / 96 / 192 kHz, die Bit-Tiefe nicht nur die Standard 2 Bit, sondern auch 32 Bit Floating-Point, das dank des ungleich größeren Dynamikbereichs (genauer: 4.293.967.296 Amplitudenwerte bei 32 Bit gegenüber geradezu läppisch anmutenden 16.777.216 bei 24 Bit bzw. 65.536 bei 16 Bit) durchgängig klares (bzw. klareres) Audiomaterial liefert und Gain-Regler eigentlich überflüssig macht. Denn während der Dynamikbereich bei 16 Bit bei 96 dB und bei 24 dB bei 144 dB endet, reicht der bei einer Wortbreite von 32 Bit bis hin zu 192 dB – ein Wert, den selbst der undisziplinierteste Drummer nicht erreicht. Einen „Gamechanger“, nennt Rode das und weiter „das „unclippbare“ Mikrofon“, da mit dem NT1 5th „Verzerrungen aufgrund von falschen Gain-Einstellungen oder Digital-Clipping durch das nachträgliche Normalisieren in einer DAW verhindert werden“. Große Worte, deren Wahrheitsgehalt ich natürlich überprüfen werde.

RODE NT1 5th Generation

Die NT1-Familie, Geneartion 1 bis 4

Das Rode NT1 5th Generation im Design-Vergleich

Das Rode NT1 5th Generation – das übrigens nicht nur in Sidney entwickelt, sondern auch gefertigt wird, also keine „China-Ware“ ist – sowohl in Mattsilber als auch in Mattschwarz erhältlich – eine deutliche Verbeugung vor den letzten vier NT1-Generationen, die ja anfangs in Silber (1-3) und später in Schwarz (4) gefertigt wurden. Nicht umsonst bezeichnet Røde das NT1 5th Generation dann auch als „perfekte Verbindung von Tradition und Innovation“. Was auch beim Design offensichtlich wird: Das ähnelt mit dem langgestreckten Korpus und dem grobmaschigen Gitter deutlich den Versionen zwei bis vier, rückt dafür aber das Logo noch mehr in den Vordergrund, das jetzt großflächig auf der Rückseite prangt, während es sich in Version 3 noch verschämt klein auf dem unteren Ring versteckte. Dort wiederum ist nun „Dual Connect“ zu lesen, als Hinweis auf Rødes patentierte Zwei-Ausgänge-Technik.

Dabei ist der USB-Ausgang auf den ersten Blick gar nicht zu sehen, versteckt er sich doch gut tief unten in der vergoldeten XLR-Buchse. Trotzdem ist der gut erreichbar, das Einstecken des mitgelieferten Kabels bereitet keine Probleme. Allerdings sollte der Stecker schon ausreichend lang und vor allem nicht zu dick sein; ich habe hier einige USB-Kabel in meiner Sammlung, die sich als zu groß für den Anschluss erwiesen und nicht an den XLR-Kontakten vorbei passten. Was aber nun kein Minuspunkt ist: Zum einen liegt ja ein passendes Kabel bei, zum anderen wäre die Alternative ein Anschluss außen am Gehäuse gewesen – was weder schön aussieht, noch sonderlich praktikabel wäre.

Was fehlt? Richtig, ein Kopfhörerausgang für das latenzfreie Monitoring im USB-Betrieb. Da hilft dann nur das Mithören über die gerade verwendete Software, wobei das wiederum ja nicht unbedingt latenzfrei ist. In der sechsten Generation dann bitte nachliefern.

Angesichts der zusätzlich verbauten Technik war ich davon ausgegangen, dass das NT1 der fünften Generation etwas mehr Gewicht auf die Waage bringen würde als seine Vorgänger, doch das Gegenteil ist der Fall: Mit 311 g ist es leichter als das NT1 der vierten Generation (395 g) und auch etwas leichter als das NT1-A (dritte Generation, 326 g). Und das bei einer identischen Baugröße von 190 x 50 x 50 mm. Anders als beim NT2-A (860 g) und dem Broadcaster (577 g) hat man (oder besser: habe ich) beim NT1 übrigens bei gleichzeitiger Verwendung des Mikrofonarms PSA-1 das Problem, dass es dafür einfach zu leicht ist – der PSA-1 braucht mindestens 700 g. Wer also noch einen passenden Mikro-Arm dazu braucht und unbedingt einen von Rode haben möchte, sollte da besser den neueren PSA1+ nehmen, der hat auch mit Leichtgewichten keine Probleme. Die mitgelieferte massive Spinne SM6 bringt samt Popschutz übrigens alleine schon etwa 900 g auf die Waage, mit dem NT1 zusammen sind das dann etwa 1,2 kg. Preiswerte Arme gehen da in die Knie, das sollte man vorher bedenken. (Der PSA-1 schafft es so gerade, der PSA1+ noch etwas besser.)

RODE NT1 5th Generation

UNIFY ist auch dabei

Das Rode NT1 5th Generation am Windows PC

Bevor es losgeht, sollte man unbedingt den dazugehörigen ASIO-Treiber für Windows herunterladen, sofern man 32 Bit float und Multi-Mic-Recording nutzen möchte. Der Haken: Zumindest auf zwei meiner Test-PCs gab es da Probleme mit dem Treiber. Mein Test-Notebook (Windows 10) quittierte nach der Installation des Treibers den Start von Audio-Programmen wie Sound Forge, Wavelab oder Acid zuverlässig mit einem Bluescreen – übrigens der erste überhaupt mit diesem Rechner. Der auch reproduzierbar war: Treiber entfernt und alle Programme liefen, Treiber wieder aufgespielt, erneuter Bluescreen. Auf dem zweiten PC blieb ich dann zwar von einem Totalabsturz verschont, doch schloss sich jede Audiosoftware schlagartig, sobald ich versuchte, den Treiber zu aktivieren. Erst auf Rechner Nr. 3 (einem Mac mit jungfräulicher Windows-Partition) lief alles reibungslos. Irgendwo schien sich der Rode-ASIO-Treiber für Windows also mit anderer Audio-Software bzw. anderen Treibern auf meinen PCs nicht zu vertragen. Klar, meine Testrechner sind natürlich schon sehr speziell: Auch wenn ich nach einem Test bis in die Registry gehe, um Audio-Altlasten zu entfernen, bleibt da immer irgendwo was zurück, das sich am Ende vielleicht zu einem exotischen Mix summiert. Für Rode, die ich darüber informierte, war das Problem denn auch neu, man machte sich aber trotzdem gleich auf die Suche nach einem möglichen Fehler. Und ziemlich sicher funktioniert der Treiber auch in 99,9 % aller Fälle reibungslos, weshalb ich das dann am Ende auch nicht als Minuspunkt werte. Ich wollte aber meiner Chronistenpflicht nachkommen und es trotzdem erwähnen.

Sinnvoll ist – neben dem ASIO-Treiber – auch die Installation der vorhin schon erwähnten App Rode Central. Nur darüber nämlich lässt sich die Firmware des Rode NT1 5th Generation updaten (aktuell zum Testzeitpunkt ist es die Version 1.1.4), was ebenfalls für den reibungslosen Betrieb des Mikros nicht ganz unwichtig ist. Zudem habe ich über Central (und auch Unify) Zugriff auf die verbauten Aphex-Effekte (Compressor, Noise-Gate, Highpass-Filter und Exciter), also an der Stelle so ziemlich baugleich mit den beiden Rode-X-Mikrofonen XDM-100 und XCM-50, die ja ebenfalls einen DSP-Chip verbaut haben – zumindest das ist also kein Alleinstellungsmerkmal des NT1 5th Generation. An den Effekten kann man von Hand schrauben oder sie einfach so einsetzen, wie sie vorkonfiguriert sind, je nachdem, was man sich da zutraut. Außerdem lässt sich über die Central-App noch der Pre-Gain des NT1 einstellen, die Bandbreite reicht da von 0 bis 60 dB. Das alles natürlich nur, wenn das NT1 im USB-Modus läuft, beim Anschluss über XLR hat das keinen Einfluss.

Die beiden anderen Apps (Connect und UNIFY) sind kein Must-have, aber nette und unter Umständen auch recht nützliche Tools. So kann ich mit Connect gleich bis zu vier Rode-Mikrofone an einen PC anschließen (praktisch z. B. für größere Podcast-Runden), mit Unify sehr einfach mehrere Signalquellen wie System, Chats, Music, Browser oder Game – die da „Virtual Devices“ heißen – miteinander kombinieren, verschalten und mischen.

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Mehr Informationen

Wie klingt das Rode NT1 5th Generation?

Für den Soundcheck habe ich das Rode NT1 5th Generation sowohl im XLR- als auch im USB-Modus getestet. Die USB-Aufnahmen habe ich mit Studio One und dem Rode ASIO-Treiber angefertigt, die XLR-Version mit Soundforge. Zum Vergleich habe ich auch noch mein altes Røde NT1-A aus dem Regal geholt. Bei den USB-Aufnahmen kam auch der eingebaute DSP mit den Aphex-Effekten (in den Standard-Einstellungen) zum Einsatz.

Starten wir mit dem Rode NT1 5th im XLR-Modus. Angeschlossen ist es an einen kleinen Mackie-Mixer, der das Signal via MOTU M4 an den Windows PC schiebt.

Der Klang ist gewohnt nüchtern und neutral, mit einem dezenten Boost und einem kleinen seidigen Schimmer in den Höhen, ohne dabei aber aufdringlich zu werden. Im unteren Frequenzbereich kann man den Nahbesprechungseffekt für einen Hauch von Wärme nutzen, was aber – so zumindest meine Erfahrung mit dem NT1-A – auch immer sehr auf den Sprecher vor dem Mikro ankommt.

Apropos NT1-A: Holen wir das doch gleich mal zum direkten Vergleich dazu:

Selbst mit viel Fantasie und Einbildungskraft ist da kaum ein Unterschied zu hören, klanglich sind die beiden nahezu identisch – vielleicht hat das NT1-A einen Hauch mehr Schärfe. Und das, obwohl es eine etwas andere Kapsel nutzt als das NT1 5th. Zwar ist das Eigenrauschen beim NT1 5th ja laut Rode noch etwas geringer als bei den Vorgängern, aber da auch die in der Beziehung schon nahezu perfekt waren, gibt es auch da keine Auffälligkeiten. Das NT1 der vierten Generation (also eine nach dem NT1-A) verwendet übrigens die gleiche Kapsel wie das NT1 5th, da dürfte es dann überhaupt keinen Unterschied mehr geben.

Fällt der Klang dann ab, wenn ich zu USB wechsele? Probieren wir es aus. Dazu muss allerdings der XLR-Stecker erst entfernt werden, beide Kabel gleichzeitig passen leider nicht.

Ich meine, da eine Spur weniger Höhenglanz zu hören, aber das kann auch Einbildung sein. Dass XLR und USB aber fast absolut gleich klingen, ist schon erstaunlich, das hätte ich nicht erwartet. Da kann man USB gleichberechtigt zum XLR-Anschluss einsetzen.

Wobei USB ja noch mehr zu bieten hat, kann ich dann doch auch die DSP-Effekte nutzen. Die – wie gesagt – baugleich mit denen in den beiden Rode X-Modellen sind. Hier mal die drei Effekte (Exciter, Kompressor und Noise-Gate) in ihren Grundeinstellungen. So fängt das Noise-Gate hier in der Werkseinstellung schon mächtig an zu pumpen, da müsste man dann in jedem Fall noch einmal ran.

Warum Mikrofon-interne Effekte nutzen, wenn doch auch jede DAW genug davon hat? Klare Sache: Weil die nicht noch zusätzlich das System belasten und auch zu haben sind, wenn man mal außerhalb der DAW unterwegs ist. Die drei Effekte können hier auch alle gleichzeitig scharfgeschaltet werden:

Außerdem gibt es noch ein Highpass-Filter mit den Einstellung Off / 75 Hz / 150 Hz. Das aktiviert so klingt:

So, genug gequasselt, hören wir mal rein, wie sich das NT1 5th klanglich mit einer (schlecht gespielten) Gitarre schlägt. Hier über XLR:

Und direkt zum Vergleich das NT1-A:

Hier gibt es dann – im Gegensatz zur Stimme – schon einige deutliche Unterschiede. So hat das NT1-A mehr Volumen im Bass und klingt in den Mitten und Höhen etwas schärfer, prägnanter. Es setzt mehr auf die Randbereiche, während das NT1 5th dafür wiederum wärmer und runder rüberkommt.

RODE NT1 5th Generation

Via USB klingt das NT1 5th nicht großartig anders als über XLR:

Kommen wir abschließend zu den Segnungen von 32 Bit Float: Nie wieder Sorge haben, dass eine Aufnahme übersteuert, verspricht Rode. Stimmt das? Das probiere ich natürlich aus und schraube den Gain radikal nach oben. Was sich im Ergebnis so anhört (Vorsicht, jetzt wird es lauter, Volume unbedingt runterregeln!):

Ganz übel und eigentlich ein Fall für die Tonne: Da ist nichts mehr zu retten. Beim Mixdown des Files schlägt mir meine DAW sicherheitshalber auch gleich vor, das File besser zu löschen, der Pegel sei 12 dB jenseits der roten Linie.

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Rode NT1 5th Generation Silver
Rode NT1 5th Generation Silver
Kundenbewertung:
(8)

Oder kann man da doch noch was machen? Einfach das Volume runterziehen und alles stimmt wieder, so das Versprechen von Rode. Hier dasselbe File, nur mit nachträglich in der DAW absenkten Pegel:

Das ist wirklich erstaunlich: Keine Spur mehr von Übersteuerung und Artefakten, die Aufnahme ist wieder absolut brauchbar. Ob das auch mit einer Gitarrenaufnahme funktioniert? Hier die übersteuerte Version (die Boxen wieder leiser drehen):

Und hier die nachträglich „bereinigte“ Aufnahme:

Auch das klappt also. Das sollte natürlich kein Freibrief sein, zukünftig gar nicht mehr auf den Pegel zu achten, aber falls da mal was schiefgeht, hat man die beruhigende Gewissheit, dass nicht alles verloren ist. Aus Erfahrung weiß ich, dass man z. B. bei einem spontan geführtem (Außen-) Interview den Pegel nicht immer im Griff hat – etwa weil der Interviewte plötzlich lauter wird, um sich gegen die Umgebung zu behaupten  oder zu nah ans Mikro rückt. Mit 32 Bit Float wäre das alles zu retten gewesen.

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Fazit

Das Rode NT1 5th Generation setzt die Erfolgsgeschichte der NT1-Familie fort. Klanglich ist der Unterschied zum Dauerbrenner NT1A gering und zu vernachlässigen – gut so! Mit dem recht nüchternen Sound lässt sich gut arbeiten, während die Höhen gerade so viel Extra-Schärfe mitbekommen haben, um sich im Mix behaupten zu können, eine runde Sache. Ein weiterer Pluspunkt ist natürlich die Möglichkeit, das Mikrofon sowohl über USB als auch über XLR zu betreiben. Damit ist man dann deutlich flexibler. Und auch die 32 Bit Float Funktionalität, die mir die Sorge vor Übersteuerungen nimmt, verbuchen wir klar auf der Habenseite. Den eingebauten DSP-Chip mit den guten Aphex-Effekten sehe ich dagegen als nettes, aber nicht lebensnotwendiges Extra. Erfahrungsgemäß nutzt man so etwas im Alltag dann ja doch eher weniger. Als echten Minuspunkt empfinde ich dagegen das Fehlen einer Kopfhörerbuchse zwecks latenzfreiem Monitoring – dafür wäre sicherlich auch noch Platz gewesen. Ansonsten aber ein klanglich gutes, gewohnt solide gebautes Mikrofon, das sich mit seinen teilweise sehr speziellen Features und dem großen, qualitativ hochwertigen Lieferumfang sicherlich sehr gut im Feld der Mitbewerber behaupten kann.

Plus

  • Dual Connect: USB- und XLR-Anschluss
  • durch 32 Bit Float keine Übersteuerung mehr
  • interner DSP-Chip mit Aphex-Effekten
  • guter Klang
  • extrem rauscharm
  • solides Gehäuse
  • umfangreicher, qualitativ hochwertiger Lieferumfang
  • Preis-Leistungs-Verhältnis

Minus

  • kein Kopfhörerausgang für Direct-Monitoring

Preis

  • 285,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    moinho AHU

    Eine Anmerkung und ein Wunsch:
    1. Wenn die 32bit float sind, dann ist der (theoretisch) darstellbare Dynamikumfang nicht nur 192dB sondern eher um die 1680dB. Daß man mit sowas als Schalldruck wahrscheinlich ein schwarzes Loch erzeugen könnte (?, habs nicht nachgerechnet) sei mal was anderes.
    Die von Dir angegebene Berechnung bezieht sich auf 32bit integer.

    Der Wunsch:
    Könnt Ihr mal ne Gegenüberstellung der NT-1-Generationen machen? Zumindest die alten sind ja haltbare Kumpanen und tauchen auch noch oft in gutem Zustand gebraucht auf, und da wärs sicher hilfreich zu wissen, wie man sich z.B. zwischen einem NT-1A und nem NT-1 zweite oder vierte Generation entscheiden kann.

    • Profilbild
      Vati

      @moinho Hallo,
      32bit Floating ist die interne digitale DSP Verarbeitung des Signals. Dadurch werden Verzerrungen unterbunden. Hier haben wir es mit einem Schallwandler zu tun. Und die Menbram hat einen Grenzschaldruck und somit irgendwann auch einen Klirrfaktor. Ob z.B. ein Düsentriebwerk aus 1m Entfernung da verzerrungsfrei aufgenommen werden kann ? Soll heißen, die 32bit Floating entscheiden meiner Meinung nach nicht alleine über den Dynamikumfang.
      Grüße von Vati

  2. Profilbild
    Garfield Modular AHU 21

    Hallo M. Steinwachs,

    Herzliche Dank für Dein interessanten Artikel. Ich bin noch auf der Suche nach einen Mikrofon, dieser hier ist wirklich sehr interessant und hat ja fast alles was man sich wünschen könnte.

    Viele Grüße, Garfield.

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