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Test: Antelope Audio Edge Note, Modeling Studiomikrofon

Low Budget Mic-Modeling?

20. Februar 2023
antelope audio edge note test

Antelope Audio Edge Note, Modeling Studiomikrofon

Antelope Audio wurde von Igor Levin gegründet. Levin machte sich, noch unter dem Firmennamen Aardvark, mit dem Aard Sync Clock Generator in den 1990er-Jahren einen Namen.

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Die heutige Firma Antelope Audio mit Sitz im bulgarischen Sofia steht für hochwertige Audiointerfaces, AD/DA-Wandler und verschiedenste Modeling-Mikrofone und Emulations-Software. Im Test befindet sich das Antelope Audio Edge Note Mikrofon mit dem zugehörigen nativen Plug-in.

Antelope Edge Note mit Mikrofonhalterung und Spinne

Hardware des Antelope Edge Note

Das Kleinmembranmikrofon ist mit ca. 100 g Gewicht praktisch so leicht wie eine handelsübliche Tafel Schokolade. Dafür liegt es griffig in der Hand und macht einen soliden Eindruck. Auch die XLR-Ausgangsbuchse ist ohne Gefummel oder dass man Angst haben muss, etwas kaputt zu machen, gut mit dem XLR-Kabel zu verbinden.

Im Lieferumfang enthalten ist eine Mikrofonhalterung mit Spinne. Beides ist stabil, das Mikrofon wird auch bei Überkopfausrichtung gut von den Gummibändern gesichert. Ich empfehle jedoch unbedingt eine oder besser mehrere Kabelklemmen am Mikrofonständer für die Kabelführung, denn mit 6 x 2 cm Ausmaß und 100 g Gewicht ist das Leichtgewicht schnell durch einen unüberlegten Ruck aus der Halterung rausmanövriert. Das Mikrofon hat mit 146 dB Grenzschalldruckpegel starke Nehmerqualitäten, es können bequem sehr laute Schallquellen wie etwa eine Snare oder eine Trompete nah mikrofoniert werden. Ist der Schalldruck des Signals dennoch zu hoch, hat das Mikrofon eine PAD-Schaltung zur Absenkung um entweder -10 dB oder -20 dB. Wer sein Signal gleichzeitig vorfiltern möchte, kann das mit 2 Hochpassfiltern einstellen, die entweder bei 75 Hz oder bei 115 Hz die darunter liegenden Frequenzen als Flanke absenken. Auf dem Foto ist die jeweilige Absenkung gut zu sehen.

Software des Antelope Audio Edge Note

Um die Software unter Windows oder Mac OS zu betreiben, benötigt man einen physischen iLok Dongle der zweiten oder dritten Generation. Die Installation geht gut von der Hand. Bis die DAW die Antelope Software dann lokalisiert hat und das Plug-in im Mix Window erscheint, ist es etwas fummelig, das kennt man jedoch auch von anderen Installationen.

Für den Test habe ich unter Windows Cubase AI bemüht. Die Software arbeitet nativ und laut Hersteller „realtime“ also latenzfrei. Das kann ich so bestätigen, doch wird grundsätzlich bei jeder zusätzlichen Rechenleistung immer etwas minimale Latenz entstehen. Dem zugrunde liegenden Audio wird nachträglich der emulierte Wert des angeklickten Mikrofontyps übergestülpt. Für diesen Test gehe ich von den typischen Grundsounds einiger Originale aus, um einen direkten Vergleich heranziehen zu können.

Danke an den VDT Kollegen Niels Reckziegel für die Bereitstellung eines Großteils der Originale.

Antelope Audio hat diverse Interfaces und Controller auf dem Markt, die über interne DSPs verfügen, dort kann gleichermaßen die Emulation der Edge Note Sounds erfolgen. Synergy Core und FPGA Echtzeit Modeling sind die Schlagwörter, sobald ein Interface am Start ist. Wer querlesen möchte, dem sei dieser Link zum AMAZONA.de Test des Audio Zen Go gezeigt.

Mic Modeling – Signalkette

Für das Edge Note gilt hier im Tonstudio folgende Signalkette: Aufnahme der Schallquelle mit einem analogen Kleinkondensatormikrofon, das +48 V Phantompower benötigt und fest auf Nierencharakteristik eingestellt ist. Das Signal wird auch analog per XLR-Buchse an den Wandler und die DAW gegeben. Ab jetzt gibt es zwei Möglichkeiten zur weiteren Signalverarbeitung. Entweder besitzt man ein Antelope Audiointerface, dessen Control-Panel das Mic-Modeling gewährleistet oder das Mic-Modeling passiert mit dem Einsatz des Antelope Audio Native Plug-in direkt in der DAW. Wer ein Antelope Interface besitzt, hat darüber hinaus die Möglichkeit, ein dry Signal oder ein processed Signal aufzunehmen, da hat man mitgedacht.

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Mic Modeling

Antelope Edge Note Cubase Native Plug-in

Was passiert beim Mic-Modeling?

Die Idee, mit einem Mikrofon ein anderes zu emulieren oder zu simulieren, ist nicht ganz neu. Antelope Audio nimmt den analogen Grundsound des Edge Note Mikrofons, führt diesen in die DAW und emuliert dann den ausgewählten Mikofontyp. Nutzt man das Plug-in, bleiben die aufgenommen Audiospuren vom Grundsound her erhalten, das Modeling passiert mittels Native Plug-in, d. h. nur das aktive Plug-in verändert hinterher den Sound, ohne dass die Audiospur jedoch überschrieben oder verändert wird. Das macht die Sounds des Antelope Edge Note im Mix sehr variabel, vorausgesetzt die Sounds finden Gefallen.

Was so ganz genau beim Modeling passiert, ist natürlich Betriebsgeheimnis, doch kann man sich an der heimischen DAW relativ leicht einen Kanalzug basteln, der dann versucht, den Basissound zum Wunschsound hin verändern zu können und im besten Fall diesen zu kopieren. Im Regelfall reicht dazu ein EQ, ein Kompressor und ein Hall. Natürlich auch die Idee, was damit zu tun ist. Ich halte das Prozedere an dieser Stelle bewusst ganz allgemein, denn zur Emulation gehört auch, die vielen Facetten und Verhaltensweisen eines Mikrofontyps zu erfassen, wenn es beispielsweise leicht gedreht zur Schallquelle positioniert wird oder durch den Aufnahmeradius mit anderen Mikros interagieren muss.

Die originalen emulierten Mikrofontypen

Aus nicht näher genannten Gründen darf Antelope Audio die emulierten Mikrofone nicht beim Namen nennen, doch alleine die Optik lässt keine Zweifel zu, um was es sich handelt. Der Name Berlin verweist zu Neumann, Vienna zu AKG, Aalborg zu DPA, Hamburg zu Sennheiser, Perth zu Rode, lediglich Freiburg bleibt fiktiv, zumindest erkenne ich das Original dazu nicht. Zählt man die Anschaffungspreise alle Originale zusammen, wird eine Summe von in etwa 14.000,- Euro unterm Strich stehen. Der gesunde Menschenverstand macht da sofort Alarm, wenn ein Produkt am Markt auftaucht, das für 149,- Euro den 93-fachen Wert klanglich darstellen soll. Die Rechnung hinkt natürlich, denn am Ende entscheidet der Geschmack. Es gilt nach wie vor die alte Weisheit, dass die Klassiker der besagten Hersteller nicht umsonst ihren Marktwert durch definierten Sound und Zufriedenheit der Audioschaffenden definiert. Die Frage stellt sich, zumindest für mich, wie nah sind wir denn am Original dran?

An dieser Stelle bitte ich ausdrücklich um User-Kommentare. Wer das Edge Note im Studio im Einsatz hat und wie sich die Emulation gestaltet, gerne vergleichend zu den Originalen.

Ich selbst habe für den Test paralleles Recording mit dem Shure SM 57, dem Sennheiser MD 441, dem Neumann KM 184 und dem Shure SM7B gemacht. Alles nah mikrofoniert, denn ehrlicherweise arbeiten die teuren Kondenser Originalmikros weit besser bei Aufnahmen mit mehr Distanz zur Schallquelle.

Emulierte Mikrofone

Antelope Edge Note, 13 verschiedene Emulationen, Soundmöglichkeiten in der Software

Wie klingt das Edge Note? Klangbeispiele

Zuerst habe ich das Mikro ohne die Emulation ausprobiert. Da ich nur ein Mikro als Testware hatte, sind alle Drumsparts einzeln mikrofoniert und nacheinander Schlag für Schlag aufgenommen worden. Ja genau, deshalb groovt es Null-komma-Null. Der Bass via Ampeg BA-108 close, die Taylor Gitarre 2x mono X/Y, das Stratsolo via Fender Mustang I Amp close und ab dafür. Alles unbearbeitet, lediglich ein Noisegate ist drin, da die Garage rauscht wie die Nordsee. Der Bounce ist stereo.

Als Vergleich habe ich dann diese Spuren mit der Emulation versehen und erneut gebounct. Emuliert mit dem Berlin 153. Ein durchaus nettes Ergebnis, das durch Zweckentfremdung zustande kam.

Jetzt der Klassiker, das Shure SM 57, das ich sehr gerne für Nahmikrofonierung eines Amp-Cabinets nutze. Das entsprechende Emulations-Preset ist das Illinois 57. Die Aufnahme ist parallel aufgenommen, optisch gleich ausgesteuert. Um zu hören, was die reine Emulation macht, habe ich die trockene Edge Note Spur phasengedreht mit der Plug-in Spur zusammen gebounct, man hört jetzt nur die zugefügten Parameter. Das Edge überzeichnet meiner Meinung nach die breite Mitte.

Die Aufnahme ist parallel recordet

Antelope Edge Note parallel mit Shure SM 57

Für die Taylor 12-String war das Neumann KM 184 am Start. Auch bei diesen Aufnahmen sind die beiden puren Signale parallel aufgezeichnet worden, dann die Emulation und schließlich nur die Emulationsparameter zu hören. Das Edge klingt zu spitz in der Emulation und lässt die warmen unteren Mitten vermissen, hingegen ist eine Absenkung zu hören, die das KM 184 nicht hat.

Für die Ukulele war ein dynamisches Sennheiser MD 441 am Start. Auch bei diesen Aufnahmen sind die beiden puren Signale parallel aufgezeichnet worden. Als weitere Sounds sind die Emulation und schließlich nur die Emulationsparameter zu hören. Das Edge ist mir obenrum zu spitz und untenrum zu muffig bei der Emulation.

Im Studio wird ja auch viel Sprache aufgenommen. Dazu wurde ein Shure SM 57B im Vergleich zum Antelope Edge Note eingesetzt. Ohne die Emulation ist das Edge Pur meiner Meinung nach näher am Original.

Sprachaufnahme

Antelope Edge Note parallel mit Shure SM7B

Facts, Tipps und Tricks

Wenn ich die Mikrofon Edge Note Hardware bewerten müsste, käme eine solide Wertung zustande. Im Preissektor bis 150,- Euro tummeln auch sich mit dem Rode NT5 und dem Avantone CK1 sowieso nicht so viele Mitbewerber. Die Thomann Eigenmarke SC 140 liegt preislich noch darunter. Kommt in der Preisklasse der Aspekt Modeling dazu, wäre das Slate Digital ML2  zu nennen. Alleine schon die Möglichkeit, das Antelope Edge Note mit jedem handelsüblichen Preamp nutzen zu können, macht es zu einem günstigen Mikrofon, das mit Filter und Absenkung noch Einstell-Features hat. Zum Vergleich: Die emulierten Neumänner KM 53 bzw. KM 54 kosten einzeln um die 3.600,- Euro, da bekommt man 24 Edge Note Mikrofone dafür.

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Antelope Edge Note
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Kundenbewertung:
(19)

Was auch witzig ist, wenn eine mit einem anderen Mikrofon, also eine beliebige Spur der DAW mit dem Plug-in der Emulation belegt wird, so kann man mit den bereits aufgezeichneten Sounds rumspielen und hat auf einen Schlag 13 neue Presets durch die Native Software gewonnen, denn die Software funktioniert als Plug-in auf jeder Audiospur.

Das Edge Note ist ein Mono-Mikrofon, die Emulation arbeitet pro Kanalzug. Interessanterweise aber auch auf einem Stereobus, so kann ich einer Stereo-Audiospur am Ende noch eine andere Klangfarbe verleihen.

Nierecharakteristik

Antelope Audio Edge Mote, wohl aus einem Guss

Auf Nachfrage nach dem Innenleben konnte man mir seitens Antelope Audio nur mitteilen, dass das Öffnen des Mikrofons das Mikro kaputtmachen würde.

Jetzt bin ich am Ende des Tests in der Zwickmühle, was die Bewertung angeht. Der Grundsound des Edge Note Mikros gefällt mir gerade für diesen Preis sehr gut. Die Software macht standalone auch einen guten Job, doch sind die Emulationen, sagen wir mal ganz gut, aber mit Luft nach oben zu bewerten. Schaut euch die Antelope Homepage an, dort sind Aufnahmen gemacht worden, die sehr sehr nah per Emulation am Original dran sind, doch hier in meinem Tonstudio komme ich nicht ganz zu diesen Ergebnissen. In der Schule wäre das nach langer Überlegung für mich in der Summe eine Zwei. Zu mehr sind mir die emulierten Sounds nicht nah genug dran. Trotzdem kann ich das Mikrofon im Tagesgeschäft oder als Einsteiger Kleinmembranmikro unbedingt empfehlen, da es als Allrounder toll funktioniert hat und einen soliden recht neutralen Grundsound zeichnet.

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Fazit

Das Antelope Audio Edge Note ist ein 100 g leichtes Kleinmembran Kondenser Mikrofon, das als Hardware-Mikro im Preissegment unter 150,- Euro voll überzeugt. Mit Emulations-Software ausgestattet, liefert das Mikrofon ganz gute Ergebnisse, aber zum Original ist für jeden Emulationstyp noch Luft nach oben. Die Emulation kann nativ in der DAW oder über ein Antelope Audiointerface umgesetzt werden. Geschmäcker sind verschieden, deshalb lohnt der subjektive Test, denn die 13 möglichen Emulationen bieten schöne Soundvariabilität. Dafür gibt es in der Summe eine Zwei.

Plus

  • Preis- Leistungs-Verhältnis
  • Sound-Variabilität
  • Software-Einbindung

Minus

  • Emulationen nicht dicht genug am Original

Preis

  • 149,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    digga2000

    Also ich hab jetzt in alle Spuren mal rein gehört…aber das Modeling hat ja mit den originalen bei weitem nichts zu tun? Ich finde die gemodelten Beispiele alle samt grauenhaft im Vergleich mit den Originalen.

  2. Profilbild
    Bluesman

    Die geographischen Angaben haben ja eine gewisse Toleranz, oder ist Ignoranz besser ;-)
    Wenn Sennheiser Hamburg ist, ist Wennebostel mit 132km dann ja noch tolerabel.

    Dann könnte eventuell mit Freiburg 6 dann Schoeps gemeint sein.
    Freiburg nach Karlsruhe-Durlach sind auch nur 138km …
    (CMC 6 Mikrofonverstärker mit MK 2 oder MK 4 Mikrofon-Kapsel)

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