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Test: Austrian Audio OD5, Studiomikrofon

Aktives dynamisches Instrumentenmikrofon

26. Dezember 2022
austrian audio od5 test

Austrian Audio OD5, Studiomikrofon

Austrian Audio hat mit dem OD5 Mikrofon erneut ein interessantes Produkt ins Portfolio aufgenommen. Das aktive dynamische Instrumentenmikrofon soll Schlagzeuger, E-Gitarristen, Bläser und mehr von den Qualitäten des österreichischen Herstellers in der Nachfolge von AKG überzeugen. Gerade in diesem Bereich ist die Konkurrenz groß. Wird sich das Austrian Audio OD5 gegen sie behaupten können? Hier erfährst du es.

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Austrian Audio

Die Geschichte von Austrian Audio beginnt mit dem traurigen Ende des österreichischen Traditionsherstellers AKG. AKG wurde 1947 von Rudolf Görike und Ernst Pless gegründet und gehörte zusammen mit Sennheiser wohl zu den berühmtesten Mikrofonherstellern der Tontechnikgeschichte. Die Akustische und Kino-Geräte Gesellschaft m.b.H. produzierte ab 1949 Kopfhörer und stellte 1953 das erste dynamische Mikrofon mit Nierencharakteristik vor. Es folgten weitere berühmte und bis heute beliebte Mikrofone wie das C414, D130, C12 und das C451. 2010 bekam AKG Acoustics sogar einen Grammy Award verliehen und ging eine Partnerschaft mit dem legendären Produzenten Quincy Jones ein. Das Schicksal nahm allerdings mit der Übernahme durch den amerikanischen Harman-Konzern 1994 seinen Lauf. In der Folge verkündeten Harman 2016 die Verlagerung der Produktionsstätten von Wien nach Übersee und die Schließung des dort ansässigen Hauptquartiers des Traditionsherstellers ab 2017. Alles, was mit der Marke AKG zu tun hat, sollte in die USA zu verlagert werden. Diese Entscheidung fiel zufälligerweise mit einer anderen Übernahme zusammen, nämlich der von Harman durch den koreanischen Samsung-Konzern. Bei allem Unglück für die österreichischen Mitarbeiter entschied sich ein Teil der Belegschaft für einen Neustart: Austrian Audio wurde geboren. Seit 2017 fertigt man mit der Erfahrung aus vielen Jahren AKG nun in Wien erneut Mikrofone. Dass diese durchaus eine Konkurrenz für AKG darstellen, haben vergangene Testberichte gezeigt. Mittlerweile gibt es von Austrian Audio viele Produkte, die an legendäre AKG-Produkte angelehnt sind. Auch mehrere Kopfhörer sind im Portfolio von Austrian Audio zu finden.

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Das schicke Design des Austrian Audio OD5 und der weite Frequenzgang machen es auch als Mikrofon für YouTuber interessant und zu einem echten Blickfang

Das Studiomikrofon Austrian Audio OD5

Beim Austrian Audio OD5 handelt es sich um ein aktives dynamisches Instrumentenmikrofon. Zu den Vorteilen der aktiven Technik in Verbindung mit einer dynamischen Mikrofonkapsel habe ich bereits in meinen anderen Tests zu Austrian Audio Mikrofonen einiges geschrieben. Hier noch einmal die wichtigsten Facts:

Aktive Mikrofone verbinden die dynamische Mikrofonkapsel mit einem Vorverstärker. Dieser symmetriert das Signal und hebt dessen Pegel bereits vor dem Mikrofonvorverstärker im Mischpult an. Das soll nicht nur für einen besseren Signal-Rausch-Abstand sorgen und für eine geringere Störanfälligkeit, sondern ermöglicht es auch, aktive Filter ins Mikrofon zu integrieren. Natürlich muss eine solche Elektronik mit Strom versorgt werden. Wie bei Kondensatormikrofonen geschieht dies über die Phantomspeisung des Mischpults oder Audiointerfaces.

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Eine Besonderheit des Austrian Audio OD5 ist der um 220° schwenkbare Mikrofonkorb

Der Korb mit der Mikrofonkapsel des Austrian Audio OD5 Mikrofons hängt in einer neu designten „Swivel Joint“-Mechanik, die eine Rotation von 220° erlaubt. So soll sich das Mikrofon präzise vor der Schallquelle positionieren lassen. In der Tat ist das gerade bei der Abnahme von Blasinstrumenten wie zum Beispiel einem Saxophon von Vorteil. Auch bei der Schlagzeugabnahme lässt sich ohne eine Neupositionierung des Mikrofonstativs schnell eine andere Ausrichtung und damit ein anderer Klang erreichen.

Das Druckgussgehäuse macht einen sehr guten Eindruck und sorgt für ein sattes Gewicht von 265 g. Die Nierencharakteristik sorgt für eine gute Rückwärtsdämpfung. Die Empfindlichkeit ist mit 6,7 mV/Pa angegeben. Richtig laut darf es vor der Kapsel werden: 151 dB SPL verträgt diese ohne Pad. Schaltet man die Vordämpfung von -10 dB am Mikrofon ein, sind sogar mehr als 160 dB SPL drin. Wer also unbedingt einen Düsenjet aus nächster Nähe mikrofonieren möchte, findet auch dafür im Austrian Audio OD5 den perfekten Partner. Laute Schlagzeuger und Trompeter werden sich ebenfalls über die hohen zulässigen Schalldrücke freuen.

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Auf der Rückseite befinden sich das -10 dB Pad und das eine zweistufige Bassabsenkung (Highpass-Filter)

Das Eigenrauschen des Mikrofons gibt Austrian Audio mit 21 dB SPL A-bewertet an. Die Impedanz liegt bei 275 Ohm. Der Frequenzbereich ist sehr weit und wird mit 20 Hz bis 18 kHz angegeben. Auch eine Bass-Drum oder der Bassverstärker bringen das Mikrofon also nicht ins Schwitzen. Für Instrumente, die nicht so tief hinabreichen, ist ein Highpass-Filter integriert. Es besitzt zwei Stufen und senkt tiefe Frequenzen unterhalb von 80 Hz (2. Ordnung) oder 120 Hz (2. Ordnung) ab. So kann bereits vor dem Mischpult etwas aufgeräumt werden. Mit 147 x 82 x 54 mm ist das Mikrofon erheblich kleiner als es der große und gut gepolsterte mitgelieferte Koffer nach dem Auspacken aus dem Karton vermuten lässt.

Mitgeliefert wird neben einer Quickstart-Anleitung eine Mikrofonklemme. Diese ist allerdings wirklich eng, so dass das Mikrofon mit ordentlichem Kraftaufwand eingesetzt werden muss. Danach sitzt es aber bombenfest in der Klemme.

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Rückseite des Austrian Audio OD5 Mikrofons

Praxiseinsatz des Austrian Audio OD5

Getestet habe ich das OD5 mit meinem Bradley Roadrunner 100 Combo. Dieser liefert satte 100 Watt und ist ein echter kleiner Brüllwürfel. Das Mikrofon wurde nahe am Rand des Speakers positioniert. Mit dieser Mikrofonposition habe ich mit meinem Shure SM57 sehr gute Erfahrungen gemacht.

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Eine tolle Kombination: Fender USA Tele, Bradley Roadrunner 100 Combo und das Austrian Audio OD5 Mikrofon

Als Gitarre kam eine Fender USA Telecaster zum Einsatz. Diese ist mit zwei Singlecoil-Pickups bestückt.

Der Bradley Roadrunner 100 Combo bietet drei Kanäle: Red-Drive, Blue-Drive und Clean. Der Red-Drive-Kanal besitzt so viel Gain, dass selbst mit den Singlecoils meiner Fender Telecaster High-Gain-Distortion möglich ist. Der Blue-Drive-Kanal ist gutmütiger, hat weniger Gain und sorgt für satte Rock-Sounds, während der Clean-Kanal besonders gut mit meiner Fender Telecaster harmoniert und glasklare Country-Sounds ermöglicht. Natürlich habe ich im Test den Amp mal ordentlich aufgerissen (solange meine Ohren die hohe Lautstärke ertragen konnten), denn wenn ein Mikrofon schon hohe Schalldrücke verträgt, muss man das auch ausnutzen.

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Test des Austrian Audio OD5 Mikrofons mit meinem Bradley Roadrunner 100 Combo. Positioniert wurde es zum Rand des Speakers hin.

Obwohl hier im Zimmer bereits der Boden böse bebte (man achte auf die Alliteration), zuckte das OD5 nur mit den Schultern. Hohe Schalldrücke lassen es kalt und man wird stattdessen mit einem druckvollen Sound belohnt. Durch die aktive Elektronik darf der Gain-Regler am Mischpult oder Audiointerface ruhig weit zugedreht bleiben. Gerade bei der Aufnahme mit günstigen Audiointerfaces, die gerne bei höheren Gain-Settings rauschen, ist das von Vorteil. Der Gain-Regler an meinem Behringer X32 Rack Digitalpult durfte jedenfalls im unteren Drittel verweilen.

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Das Austrian Audio OD5 Mikrofon besitzt einen schwenkbaren Mikrofonkorb

Für die Klangbeispiele habe ich einmal zwei kurze Passagen im Red Channel mit einem zu Dreiviertel aufgedrehten Gain-Regler gemacht, danach folgte eine kurze Aufnahme im Clean-Channel. Aufgenommen habe ich ohne Effekte, ohne EQ, ohne Dynamikbearbeitung direkt in Ableton Live. Auch im Nachhinein kamen keine Plug-ins zum Einsatz, alles blieb unbearbeitet.

Beim Abhören fällt sofort der enorme Druck auf, den das Mikrofon erzeugt. Insbesondere die High-Gain-Aufnahmen klingen aus dem Stand gut. Das was aus meinen Abhörmonitoren kommt, entspricht haargenau dem, was ich vorher aus meinem Amp gehört habe. Im Vergleich zu einem Shure SM57 klingt das Austrian Audio OD5 in meinen Augen etwas offener. Das mag auch der aktiven Bauweise geschuldet sein und der großen Dynamik. Mein sehr betagtes Shure SM57 besitzt aber auch einen deutlich eingeschränkteren Übertragungsbereich als das OD5.

Zum Vergleich: Das Shure SM57 überträgt von 40 Hz bis 15 kHz, das Austrian Audio OD5 Mikrofon von 20 Hz bis 18 kHz. Den Gain-Regler des Mischpults muss ich beim Shure SM57 auch bis fast zum Anschlag aufdrehen, denn die Empfindlichkeit beträgt gerade einmal 1,88 mV/Pa im Vergleich zu den 6,7 mV/Pa des OD5 Mikrofons. Das ist mehr als das 3,5-Fache.

Mir persönlich gefällt der Klang des OD5 sehr gut. Aufgrund des weiten Frequenzgangs und der Nierencharakteristik ist es nicht nur für Instrumente einsetzbar, sondern auch für Sprache und Gesang. Ich habe aus diesem Grund noch eine kleine Testaufnahme mit Sprache gemacht. Dazu habe ich das Highpass-Filter am Mikrofon auf 120 Hz gesetzt. Besprochen wurde es ohne Plopp-Schutz, was man auch zu Beginn der Aufnahme an den Plosiven deutlich hört. Dennoch ist das Austrian Audio OD5 Mikrofon diesbezüglich wesentlich gutmütiger als andere Vertreter. Besprochen wurde es in einem sehr geringen Abstand von circa 5 cm. Erneut kamen weder EQ noch Kompressoren zum Einsatz.

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Fazit

Das Austrian Audio OD5 Mikrofon ist ein aktives dynamisches Instrumentenmikrofon, das im Test vollauf überzeugen konnte und zwar nicht nur vor dem Gitarrenverstärker, sondern auch für Sprache. Es ist in meinen Augen eher als sehr gutes Allround-Mikrofon zu sehen. Der hohe mögliche Schalldruck vor der Kapsel ermöglicht den Einsatz mit Bläsern oder am Schlagzeug. Durch die aktive Elektronik wird ein sehr gutes Rauschverhalten erwirkt.

Bei einem Verkaufspreis von 259,- Euro ist das OD5 kein Schnäppchen, aber jeden Euro wert. Zum Vergleich: Ein Shure SM57 kostet im Handel 105,- Euro, das ebenfalls beliebte Sennheiser e906 liegt bei 185,- Euro. Ich würde das Austrian Audio OD5 allerdings von seinen Möglichkeiten her eher in eine Gruppe stellen mit einem EV RE20 oder dem Shure SM7b. Das Electro Voice RE20 ist ein Klassiker und wird ebenfalls sehr gerne für Bläser, Bass-Drum oder Sprache genutzt. Es liegt jedoch preislich deutlich über dem Austrian Audio OD5 und kostet 618,- Euro. Das Shure SM7b kostet 379,- Euro und ist damit auch teurer als das OD5. Es lohnt sich in jedem Fall, das Austrian Audio OD5 Mikrofon einmal persönlich unter die Lupe zu nehmen.  

Plus

  • Sound
  • gutes Allround-Mikrofon
  • verträgt sehr hohe Schalldrücke
  • flexible Halterung

Preis

  • 259,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    harrymudd AHU

    Ich hätte das Mikrofon gerne mal im Vergleich zum SM57 gehört.
    Die Soundbeispiele finde ich suboptimal, daher wäre eine Referenz hilfreich.

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