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Test: Austrian Audio OC16, Großmembran-Kondensatormikrofon

C12 Sound Mega-Günstig!

8. Juli 2022
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Austrian Audio OC16, Großmembran-Kondensatormikrofon

Mit dem Austrian Audio OC16 läutet der österreichische Hersteller eine neue Ära in der Firmengeschichte ein. Es handelt sich nämlich um das erste Großmembran-Mikrofon aus eigenem Hause, das nicht mehr vollständig in Österreich gebaut wird. Wie bei vielen anderen Herstellern schon lange üblich, wurde für das OC16 ein Teil der Fertigung nach Asien verlagert. Dafür geht die moderne C12-Reinkarnation für nur 349,- Euro über den Ladentisch und das, obwohl die Kapsel selbst noch immer in Wien in Handarbeit hergestellt wird.

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Wie das neue Schätzchen klingt und ob man eventuell Abstriche in Kauf nehmen muss, hat sich unser Autor Raphael Tschernuth genauer angesehen.

Austrian Audio OC16 – Ein Österreicher aus Fernost

Wir kennen es alle, das Siegel „Made in China“.  Aber auch wenn es lange Zeit verpönt war, so ist es heutzutage aus der professionellen Audiotechnik nicht mehr wegzudenken. Nicht nur Hersteller von billigem Equipment, sondern auch Edelmarken wie Neumann oder SSL lassen heutzutage einige ihrer Produkte vollständig in Fernost produzieren. Das OC16 geht einen ganz besonderen Weg, denn in seinem Innenleben befindet sich auch ein wichtiges Stück aus Österreich.

Ein kurzer Blick zurück: 2018 ist Austrian Audio angetreten, um sich mit qualitativ hochwertigen und innovativen Mikrofonen “Made in Austria” im hart umkämpften Audiomarkt zu behaupten.
Ich hatte damals die Chance, für AMAZONA.de das Austrian Audio OC818 sowie das OC18 unter die Lupe zu nehmen und sogar mit einem originalen Vintage-Exemplar des AKG C12 zu vergleichen.
Seitdem ist das OC818 meine persönliche Empfehlung, wenn mich Kollegen nach einem Tipp für ein Großmembran-Mikro fragen. Durch seine Allrounder-Qualitäten, dem edlen Klangcharakter sowie seinem zweiten XLR-Ausgang, der dank zusätzlicher Apps völlig neue Aufnahme- und Einsatzmöglichkeiten (unter anderem Ambisonics-Aufnahmen mit zwei OC818!) bietet.

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Das neue Austrian Audio OC16 war ein Überaschungs-Coup

Herzstück des neuen OC16 sowie des OC18 ist die neu entwickelte CKR6 Kapsel (CKR6 = nur Niere, CKR12 = mehrere Charakteristiken), die klanglich der gesuchten CK12 Kapsel von AKG nachempfunden wurde und von Hand in Wien gebaut wird.
Für ein Vintage AKG C12 oder ein ELAM 251, die beide die originale CK12 Kapsel besitzen, ist heutzutage schon eine Menge Kleingeld im fünfstelligen Bereich nötig.
Für erfolgreiche Künstler wie Billie Eilish, die sich vor Kurzem ein Telefunken ELAM 251 geleistet hat, mag das nötige Kleingeld dafür kein Problem sein, für aufstrebende Musiker und Produzenten sowie dem berühmten Otto-Normal-Verbraucher sind solche Mikros hingegen völlig unerreichbar. Hier kommt nun das Austrian Audio OC16 ins Spiel, das den berühmten C12-Sound auch im unteren Preissegment möglich machen soll.

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Zum Lieferumfang gehören ein hochwertiges Softcase, eine stabile Klemme und eine Mikrofonspinne

Der Herstellungsprozess des Austrian Audio OC16

Interessant ist die Tatsache, dass man nicht einfach die komplette Produktion nach China verlagert hat, sondern Austrian Audio einen eigenen Weg geht, um noch günstigere Mikros anzubieten. Während viele Hersteller komplette Mikrofon-Designs chinesischer Hersteller übernehmen und unter eigener Marke verkaufen, wurde alles am OC16 in Österreich designt und entwickelt. Die Großmembran-Kapsel als Herzstück des Mikrofons wird nach wie vor in Wien von Hand hergestellt und durchläuft dort all jene Prozesse und aufwändigen Messungen, wie sie auch für das OC18 und OC818 vorgeschrieben sind.

Im Anschluss werden die fertigen Kapseln gut verpackt und nach China geschickt. Dort werden sie überprüft und in die bereits dort hergestellten Mikrofonbodys eingebaut. Die elektronischen Schaltungen werden in China gefertigt und wird vor dem Kapseleinbau ebenfalls vorgemessen. Dann durchläuft das Mikrofon noch einmal einen Messparcour. Alle gesammelten Daten jedes einzelnen Mikros werden im Anschluss an Austrian Audio in Wien übermittelt und der Hersteller hat Zugriff auf alle akustischen und elektronischen Messdaten, um im Servicefall auf die individuellen Spezifikationen eines jeden Mikrofons zugreifen zu können.

Das ist ein aufwändiger und recht kompromissloser Prozess, der im deutlichen Gegensatz zu dem steht, wie die Mehrzahl der chinesischen Mikros heutzutage hergestellt wird. Oft geht ja ein günstiger Preis einher mit hohen Stückzahlen, Mikrofonen ohne Seriennummern und ohne jegliche akustische Messungen bzw. Qualitätskontrolle. Es gibt sogar vermeintlich namhafte Hersteller, die vollständig in China produzierte Mikrofone nur noch zusammenschrauben, um ihnen dann den Stempel „Made In USA“ zu verpassen und teuer zu verkaufen. Mit dieser zweifelhaften Praxis wollen die Österreicher offensichtlich nichts zu tun haben.

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Im Inneren arbeitet die in Wien hergestellte Keramikkapsel CKR6 mit Nierencharakteristik

Aufbau und technische Daten  des OC16 Großmembran Mikrofons

Im Austrian Audio OC16 arbeitet die bereits angesprochene CKR6 Keramikapsel, die eine Membranseite besitzt und wodurch die Richtcharakteristik Niere fest vorgegeben ist. Um Schrittschall abzudämpfen, ist die Kapsel schwingend gelagert und elastisch an drei Punkten im Gehäuse befestigt. Um unerwünschte Reflexionen oder stehende Wellen innerhalb des Mikrofonkorbes zu reduzieren, besitzt das OC16 zudem einen Diffusor-Schaum unterhalb der Kapsel. Es profitiert daher von der „Open Acoustic Technology“ die Austrian Audio für das OC18 und 818 entwickelt hat. Diese zielt darauf ab, den Klang nicht durch die Formgebung des Mikrofonkorbes zu verändern.

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Der Übertragungsbereich des OC16 liegt laut Hersteller zwischen 20 Hz und 20.000 Hz. Ein Blick auf den Frequenzgang offenbart, dass die Kurve von den teureren Modellen kaum zu unterscheiden ist. Das OC16 besitzt ein analoges, zweistufiges Hochpassfilter, das bei 40 Hz bzw. 160 Hz ansetzt. Der maximale Schalldruckpegel ist immens hoch und liegt bei 148 dB SPL, gemessen bei 0,5 % THD. Ein hervorragender Wert, das OC16 lässt sich also bedenkenlos für extrem laute Signalquellen verwenden.

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Der Frequenzgang ist bis 2 kHz geradlinig und steigt dann leicht an, was dem Mikrofon einen präsenten Klang verleiht. Die Absenkung bei 7kHz entschärft S-Laute.

Die Empfindlichkeit gibt Austrian Audio mit 11 mV/Pa an, das equivalente Eigenrauschen beträgt laut Datenblatt 14 dB (A). Das OC18 wartet hier auf dem Papier mit besseren Werten auf. Als Lastwiederstand am Preamp empfiehlt der Hersteller einen Wert von über 1 kOhm, das Mikrofon selbst besitzt eine Ausgangimpedanz von 275 Ohm. Als Kondensatormikrofon benötigt das OC16 natürlich 48 V Phantomspeisung für den Betrieb. Mit einer Stromaufnahme von nur 2,2 mA ist das OC16 ein sehr sparsam arbeitendes Mikrofon. Besonders bei Aufnahmen mit mobilem Recording-Equipment wird man sich über die längere Akkudauer freuen.

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Über dem Firmenlogo befindet sich ein dreistufiger Schalter für das analoge Hochpassfilter: off, 40 Hz oder 160 Hz

OC16 – die Überaschung im Messlabor

Da ich es genau wissen wollte, wie sich das höhere Rauschen und die geringere Empfindlichkeit in der Praxis auswirkt, habe ich das OC16 im Studio vermessen. Tatsächlich schneidet das Testgerät deutlich besser ab als erwartet und liefert exakt die gleichen Daten wie das Vergleichsgerät OC818. Ein Rauschenwert von 9 dB sowie eine Empfindlichkeit von 13 mV/Pa. Ich habe daraufhin beim Christoph Frank, dem Senior Acoustic Designer von Austrian Audio in Wien angeklopft und nachgefragt, was es damit auf sich hat:

Da es sich um ein äquivalentes Eigenrauschen handelt, ist es von der Empfindlichkeit abhängig. Zu bedenken ist, dass die Top-Modelle OC18 und OC818 kalibriert sind und daher das Eigenrauschen bei allen identisch ist. Die Toleranzen sind so eng gesteckt, dass man jedes OC18 oder OC818 mit einem zweiten kombinieren kann, um ein perfektes Stereo-Set zu erhalten. Beim OC16 hingegen spielt die Streuung in der Empfindlichkeit eine Rolle und die von uns angegebenen 14 dBSPL(A) sind daher ein Maximalwert was das Rauschen betrifft. Ich bin mir sicher, dass jedes unserer Mikrofone darunter liegen wird.

Die Daten auf dem Datenblatt sind bei Austrian Audio also keine Schönfärberei, sondern gehen von einem „Worst-Case-Szenario“ aus.

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Die Spinne ist einfach aufgebaut, aber bietet einen effektiven Schutz und stabilen Halt, selbst wenn man das Mikrofon kopfüber positioniert

Das Austrian OC16 im Recording-Studio

Im direkten Vergleich mit den teureren Modellen OC18 und OC818 merkt man, dass das OC16 die Economy-Variante ist. Es gibt zwar nichts an der Verarbeitung des OC 16 auszusetzen, die Konstruktion des OC18 und OC818 ist im Hinblick auf Robustheit aber absolut erstklassig. Mikrofonkorb und Gehäuse kommen bei diesen Modellen von österreichischen Zulieferern und das spiegelt sich im Preis und in der Haptik wider. Das OC16 kommt mit einer einfacheren Korbkonstruktion aus, dieses besitzt aber ebenfalls ein zweilagiges Gitter und erzeugt keine Eigenresonanzen oder „Ringing-Sounds“.

Die Spinne des OC16 ist einfach aufgebaut, aber arbeitet effizient und lässt sich absolut sicher arretieren, genau so wie die Mikrofonklemme, die ebenfalls eine Arrtetier-Schraube besitzt. Den obligatorischen Griff zum Schraubenzieher kann man sich also sparen.

Zunächst vergleiche ich das Austrian OC16 mit dem Platzhirsch OC818. Als Interface und Preamp benutze ich das RME UFX. Bis auf eine digitale Anpassung der Lautstärken erfolgt keine weitere Signalbearbeitung. Hier ein Beispiel aufgenommen mit einer Taylor Akustik-Gitarre im Abstand von 40 cm:

Die beiden Mikros wurden direkt übereinander positioniert. Das OC818 hat für meinen Geschmack eine etwas edlere Note und bildet das Instrument ein wenig hochwertiger ab. Das OC16 wirkt dafür etwas spritziger.

Hier ein zweites Klangbeispiel mit einem Egg-Shaker, wieder im Abstand von 40 cm:

Im Studio des Berliner Mikrofonverleihs Echoschall lasse ich in einem Vergleich schließlich David gegen Goliath antreten: Das Austrian Audio OC16 muss sich mit dem sündhaft teuren AKG C12 aus den 50er-Jahren messen. Klar, es handelt sich dabei um ein Mikrofon auf Röhrenbasis, was sich unter anderem auf die Transientenabbildung auswirken wird. Trotzdem finde ich den Vergleich zum erschwinglichen Austrian Audio OC16 faszinierend. Zu meiner Überraschung ist die Empfindlichkeit der beiden Mikros identisch und die Wellenformen sehen sich zum Verwechseln ähnlich. Eine klangliche Verwandtschaft könnte also durchaus naheliegen.

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Das in den 50ern revolutionäre AKG C12 neben dem neuen Austrian Audio OC16. Die beiden Mikros trennt ein Altersunterschied von rund 70 Jahren.

Die Gitarre ist diesmal eine andere, auch der Raum unterscheidet sich von den vorigen Beispielen. Identisch ist das RME UFX, das sowohl als Preamp als auch als Interface agiert:

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Sündhaft teuer gegen unglaublich günstig: AKG C12 vs. OC16

Ich will euch gar nicht lange vorkauen und klangmalerisch beschreiben, wie sich diese beiden Mikros unterscheiden. Vielmehr bin ich gespannt auf eure Eindrücke und würde mich auf ein paar Kommentare freuen, wie ihr die Unterschiede einschätzt.

Hier noch ein weiterer Vergleich zwischen AKG C12 und Austrian Audio OC16 am Tambourin, aufgenommen in 2 m Entfernung, um auch etwas von den Rauminformationen einzufangen:

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Fazit

Das Austrian Audio OC16 erweist sich im Test als Großmembran-Mikrofon, das sich für viele verschiedene Klangquellen prädestiniert. Egal ob Saiteninstrumente, Stimme oder Percussionmit seinem natürlichen Klangcharakter und sehr hohen Grenzschalldruck bietet es sich sogar für Kick-Drum oder laute Bläser an. Im Studio ist es ein echter Allrounder, der selbst den Vergleich mit teureren Modellen und alten Vintage Schätzchen nicht scheuen muss. Während viele andere preisgünstige Mikrofone in den oberen Frequenzbereichen nicht sonderlich überzeugen können, schafft das OC16 hier das Kunststück, zwar hell und präsent zu klingen, ohne dabei schrill oder scharf zu klingen. Die Topmodelle OC18 und OC818 sind noch etwas hochwertiger verarbeitet und besitzen sehr enge Toleranzen, durch die jedes Modell mit einem zweiten ein perfekt gematchtes Paar ergibt. Das Testgerät des OC16 lieferte aber ebenfalls sehr gute Werte, teilweise deutlich besser, als es das Datenblatt vermuten lassen würde. Der Preis ist gemessen an der gebotenen Klangqualität als herausragend zu betrachten.

Plus

  • hochwertiger Klang
  • vielseitig einsetzbar
  • handgearbeitete Mikrofonkapsel "Made In Vienna"
  • sehr hoher Grenzschalldruck
  • sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis

Minus

  • -

Preis

  • 349,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    suwannee 2

    Okay man sollte sich lieber einmal ein gutes Mikro, als mehrere nicht so tolle, kaufen. Das Problem gerade hier, ist allerdings das man sie hier eigentlich nicht antesten kann. Anders als beim Keyboard wo es nur kleine Unterschiede gibt und die Produktinfo und Sound Beispiele zu Rate gezogen werden kann, ist das bei Mikros schwierig. Übrigens auch bei Kopfhörern. Hier spielt die Umgebung, eigener Geschmack und das eigene Equipment eine entscheidende Rolle. Das teuerste und tollste Mikro taugt nicht wenn es persönlich nicht passt. 349 € zum testen ist wie bei allen Mikros immer ein hoffen und bangen. Also wenigstens mal im Fachhandel, falls es einen gibt, ein bisschen testen. Okay die Qualität der Mikrofone ist bei allen Herstellern mittlerweile ok! Das Traummikro zu finden allerdings ein reines Glücksspiel (Ich liebe Südost Asien, da kann man alles so schön antesten.

  2. Profilbild
    Marco Korda AHU

    Für meine Ohren hat sich schon ein deutlicher Unterschied zum sündhaft teurem AKG dargestellt. Selbiges klingt ziemlich edel und bildet die scharfen Höhen ab 6-7 kHz weniger drastisch ab. Da hatte das OC16 nach meiner Auffassung etwas Schwächen. Man kann aber auch nicht sagen, dass es schlecht klingt. Den Unterschied bei den Transienten fand ich jetzt nicht signifikant, zumindest mit meiner eben benutzten Abhöre (InEar).

    Ich fände es besser einzuordnen, wenn es mit einem Mikro ähnlicher Preisgattung verglichen wird, denn wir wissen ja, wie das mit den günstigen Nachbauten oder -ahmungen so ist. Es geht oft allenfalls in die Richtung, mehr aber auch nicht.

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @Marco Korda Direkte Vergleiche mit dem oberen Regal darf man ja eigentlich garnicht machen. Ob Eq, Synth, Mikrofon…..
      Da verliert doch fast jedes low oder mid-budget-Produkt.
      Wenn das Ergebnis nachher stimmt fragt meist eh kein Schwein. War doch immer so

  3. Profilbild
    Garfield Modular AHU

    Hallo Raphael,

    Herzlichen Dank für dein interessanten Artikel! Austrian Audio finde ich immer interessanter werden und dein Artikel hat sicher dabei geholfen Austrian Audio höher in die Wunschliste zu platzieren :-)

    Viele Grüße, Garfield.

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