Das Fluid Audio Mikrofon Debüt
Der Hersteller Fluid Audio schickt sein erstes Mikrofon mit dem Namen Axis auf den Markt. Das zum Test vorliegende Mikro ist ein Großmembranmikrofon, das mit ordentlich Zubehör zu einem sehr humanen Preis vorgestellt wird.
Wer ist Fluid Audio?
2011 firmierte Fluid Audio um Grüner und Chef Kevin Zuccaro. Wir sehen ein relativ junges Unternehmen mit Sitz im kalifornischen San Diego. Zuccaro durchlief namhafte Firmen wie Cerwin-Vega, JBL, Avid & M-Audio und kombiniert für seine Fluid Audio Produkte sein gesammeltes Know-how als Entwickler in der Lautsprecherindustrie mit seinen Ansprüchen und Klangvorstellungen als Gitarrist.
Nach dem ersten Überfliegen der Firmenphilosophie denke ich unweigerlich an ein Unternehmen, das über den Preis in einen etablierten Markt stoßen möchte. Den Kunden freut es, doch viel wichtiger ist, ob das zu erwerbende Produkt im Fahrwasser der Konkurrenz mitschwimmen kann, vielleicht um eine Buglänge voraus ist oder am Ende gar untergeht.
Fluid Audio hat zum Jahreswechsel 2021/2022 Folgendes im Sortiment: Bluetooth & koaxiale Monitore, Subwoofer, Interface, Kopfhörer, Mikrofon und ein Produkt, durch das ich zur Musikmesse Frankfurt erstmals auf die Firma aufmerksam geworden bin, ein sehr cooles Gadget. Das Portfolio von Fluid Audio ist also noch recht übersichtlich, trotzdem geht man sofort den weltweiten Weg und wirbt mit Promis der Studioszene.
Der Test des Mikrofons wird sich im Studioalltag abspielen und Aufnahmen werden immer im Vergleich mit anderen Mikrofonen gemacht. In der Produktbeschreibung wird subtil, aber doch sehr schnell eine Gedankenlinie von Mikrofonklassikern zum Axis gezogen, ob das Vorschusslorbeeren oder Phrasen sind? Auch das wird der Test zeigen.
Fluid Audio Aix – Fakten zum Großmembran-Kondensatormikrofon
Das Axis Mikrofon ist als Großmembranmikrofon mit 34 mm goldbedampfter Membran ausgeführt. Auch der XLR-Ausgangsstecker ist goldüberzogen. Um auch großem Schalldruck gerecht werden zu können, kann das Mikrofon bis zu 136 dB SPL (@1 kHz, 1 % THD into 1 kΩ load) verarbeiten. Um das einzuordnen, sei erwähnt, dass bei 120 dB die Schmerzgrenze beginnt und ab dieser Lautstärke Schallquellen wie Niethammer oder ein Flugzeugstart ans Ohr gelassen werden. Das ist eher unangenehm auf kurze Distanz, doch sind auch in der Musik durchaus sehr laute Schallquellen zu mikrofonieren. Grundsätzlich sind Schlaginstrumente oder (zu) laut aufgedrehte Amps vorn dabei.
Wie jedes Kondensatormikrofon benötigt auch das Axis Phantom-Power. Die Ausgangsleistung beträgt +11 dBu (@1 kHz, 1 % THD into 1 kΩ load). Das aufzunehmende Frequenzspektrum wird von 20 Hz bis 20 kHz angegeben.
Die Charakteristik ist Niere, folglich muss für das beste direkte Klangergebnis die Schallquelle zur Mikrofonfront platziert aufgenommen werden. Die Grafik zeigt den Frequenzgang bei 1 kHz.
Einen rauscharmen Betrieb soll die diskrete Class-A-FET-Schaltung garantieren. Der Ausgang ist trafosymmetriert. Das Eigenrauschen ist mit 7 dBA angegeben.
Fluid Audio Mikrofon: Zubehör ab Werk
Das Axis kommt mit reichlich Zubehör. Alleine das ist schon viel wert, denn oftmals muss man sich noch sinnvolle Kleinigkeiten extra bestellen, um dann bei der täglichen Arbeit maximalen Spaß und Nutzen mit den Komponenten zu haben. Und extra kostet gleich noch mal extra, aber nicht in diesem Fall. Das Zubehör besteht aus einem stabilen Hartschalenkoffer, in dem das Mikro samt dem kompletten Zubehör bequem und passgenau verstaut und transportiert werden kann. Ein handgelötetes 5 m XLR-Kabel der Firma Scale Technologies liegt ebenso bei, wie eine professionelle Mikrofonspinne aus Messing. On top ein Fluid Audio gebrandeter Popfilter.
Die Mikrofonspinne gewährleistet den trittschallisolierten Schwebezustand des Mikros und ist über die Gewindeaufhängung 13-fach justierbar. Im Studioalltag ist das goldwert. Wie oft schon ist ein schweres Mikro verrutscht, bloß weil die ideale Recording-Position zu viel für die Schräubchen an Spinne und Stativ ist. Auch wenn das Mikro überkopf gedreht aufnimmt, also Mikrokorb nach unten zeigend, verrutscht und löst sich nichts aus der Halterung. Hier hat man mitgedacht und tütet direkt Extrapunkte ein. Noch ein Wort zum beiliegenden XLR-Kabel. Die Recherche zum Kabelhersteller führt nach Norwegen. Scale Tech Cables sind auf eine deutsch-norwegische Zusammenarbeit zurückzuführen. Das beiliegende Modell Studio Grande kostet alleine schon knapp 40,- Euro im Shop der Norweger.
Recording von lauten Schallquellen
Grundsätzlich gilt, das Wort Schmerzgrenze war ausdrücklich als Warnung gedacht. Niemand muss sich mit Gewalt das sensible Gehör kaputtmachen lassen, nur weil ein Kollege meint, jetzt in unmittelbarer Distanz zu einem selbst in Sachen Lautstärke eskalieren zu müssen.
Das Mikrofon zu platzieren ist das eine, das andere ist die richtige Aussteuerung am Preamp. Es empfiehlt sich, zuerst mit gedrücktem PAD-Schalter und stark reduziertem Gain die Signallautstärke auszuloten, dann langsam in den oberen grünen bis gelben Bereich zu fahren.
Gegenteilig müssen auch sehr leise Signale immer gut gepegelt werden, denn ein Mikrofon nimmt, nur weil es an ist, nicht automatisch immer das beste Signal auf.
Und nun Butter bei die Fische. Alles was richtig Krach macht, kommt vor das Mikrofon. Greifbar habe ich eine Mapex Snare, eine Schiedsrichtertrillerpfeife und einen sehr giftig, von mir gerne laut aufgedrehten Line6 Combo Spider 4. Alle Sounds sind bewusst nah mikrofoniert bei maximal spielbarem Pegel. Nein, dieses Szenario ist nicht an der Realität vorbei, es gibt genügend Kollegen, die ihr geliebtes Equipment nur im Messer-im-Maul-Betrieb fahren, denn es könnte ja schlechter klingen, wenn man die Lautstärke reduziert.
Soundbeispiele und Klang: Mikrofon Axis im Vergleich
Getestet wurden Aufnahmen für Gesang, Sprache, Snare, Whistle, E-Gitarre und Akkustikgitarre. Immer im Vergleich zu einem anderen Mikro, als da wären diverse Großmembrane und dynamische Mikros. Den Frequenzgang mit Hüllkurve DAW „Hinterband“ seht ihr als Screenshot zum jeweiligen Recording.
Sprachaufnahme Erich Schaffner Textauszug Film Tatort Odenwald Axis vs. Lewitt Flex 442
Das Axis macht die Sprache etwas nasaler und mittiger im Vergleich zum Lewitt 442 Flex. Das kann ein EQ jedoch nach Wunsch richten.
Vocals Adlips sehr großer Dynamikumfang Axis vs. TLM 193
Das Axis bildet den sehr großen Dynamikumfang gut ab, wirkt jedoch im Vergleich zum TLM 193 nicht so druckvoll und nicht so samtig. Auch das kann in der Nachbearbeitung ausgeglichen werden.
Taylor 12-String-Western Axis vs. TLM 193
Das Axis liefert durchsetzungsfähigere Mitten, aber nicht so viel Druck wie das TLM 193. Das TLM 193 wäre bei einer Produktion mit 12-String-Gitarre nicht meine allererste Wahl zum Aufnehmen.
Mapex Snare Axis vs. SM 57
Das Axis ist baubedingt etwas träger im Vergleich zum SM 57. Der Shure Klassiker stellt die Snare sehr typisch dar, das Axis federt mir die Rimshots zu sehr ab.
Whistle Axis vs. Orpheus
Wenn die Frequenzanalysen und die Hüllkurven verglichen werden, sieht man trotz normalisiertem File mehr Lautstärke beim Orpheus. Ansonsten sind beide Aufnahmen recht ausgeglichen.
Tin Whistle Axis vs. Orpheus
Auch hier zeigt sich dasselbe Verhalten wie bei der Aufnahme der Trillerpfeife. Mir ging es um den recht lauten Pegel bei Nahmikrofonierung, der wird vom Axis sehr gut verkraftet.
E-Guitar Fender Strat Line6 Combo Axis vs. MD421
Das Axis klingt gut und ausgewogen, das MD421 aber giftiger. Genau das will man bei diesen Sound haben.
Einsatz im Studioalltag
Grundsätzlich darf für den ersten Eindruck geklatscht werden, auch für unter 300,- Euro sind sehr brauchbare Aufnahmen zu realisieren. Geht das Ohr ein wenig mehr in die Tiefe, kristallisieren sich schon Unterschiede zu den höherpreisigen Probanden raus. Nicht ohne Grund findet man in den Studios immer dieselben Klassiker.
Der Hersteller aus San Diego hat einen guten, soliden Job gemacht, ein ausgewogenes Produkt zum günstigen Preis anbieten zu können. Die Haptik ist schön, der Umgang griffig. Ein Paar Gramm mehr Material hätten dem Mikrofonkorb gut getan, wer den zu stark anfasst, hat ne leichte Delle drin.
Fluid Audio 2022
Abschließend sei erwähnt: Fluid Audio wird sich künftig strategisch noch breiter aufstellen. Für 2022 sind Gerüchte um einen „High End Monitor“ und ein „higher End Mikro“ im Umlauf. Wir werden das mit Postings in den Studio-News zeitnah verfolgen.
man könnte doch anführen dass es sich bei diesem Mikrophon (incl. dem ‚hand-verlöteten
Kabel) um ein typisches 08/15 standard chinesisches Produkte handelt. Von wegen ‚Erstlingswerk‘ der amerikanischen Firma. Nichts gegen chinesische und sehr erschwingliche Massenware aber man kann doch die Kirche im Dorf lassen…..
Das Mic gefällt mir sehr gut vom Aussehen und vom Klang. Für meine Zwecke würde das dicke reichen, denn im Mixdown sind Unterschiede zwischen teurern Kanidaten viel schwerer rauszuhören, es kommt aber auch immer auf die Musikrichtung an.