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Test: United UT FET47, Kondensator-Studiomikrofon

So fet(t) wie das Vorbild?

1. November 2021
united ut fet47 test

United UT FET47, Kondensator-Studiomikrofon

Im Laufe der Zeit begegnet man dem einen oder anderen Gerät, von dem man träumt, wenn man einmal damit gearbeitet hat, wobei man sich jedoch eingestehen muss, dass die Investition, wirtschaftlich gesehen, für das eigene Projektstudio schlicht keinen Sinn macht. Dann bleibt nur, trotzdem zu investieren und sich fernab von Sinn und Verstand daran zu erfreuen – oder halt weiter zu träumen. Allerdings gibt es im Bereich Musik meist mehrere solcher Träume. Ich persönlich träume schon lange von einem U47 Fet von Neumann, habe aber bislang aus den oben genannten Gründen noch nicht zugeschlagen. Und obwohl ich als Tester bei AMAZONA.de schon einige günstigere Klone ausgiebig testen konnte, hat mich bislang noch keiner so richtig dahingehend überzeugen können, dass er dem Original besonders nahekommt. Entsprechend gedämpft war meine Erwartungshaltung, als ich das United UT FET47 des noch jungen amerikanischen Herstellers United Studiotech, der derzeit lediglich dieses eine, komplett in den USA montierte Mikrofon anbietet, auf das Stativ schraubte, um es zu testen …

United UT FET47 Lieferumfang und Verarbeitung

Der Lieferumfang umfasst genau ein Mikrofon, sonst weiter nichts. Die Halterung ist als schwenkbarer Metallbügel ausgeführt, daher ist keine Spinne im Lieferumfang enthalten; zur Aufbewahrung muss dann wohl vorerst die Originalverpackung herhalten.

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Optisch gleicht das Mikrofon praktisch eins zu eins dem Vorbild aus deutscher Fertigung; lediglich in der Raute, die das Firmenlogo beherbergt, steht ein anderes Wort (nämlich „United“). Von „Ähnlichkeit“ kann man hier kaum noch sprechen …

united ut fet47 test

Der zylinderförmige Korpus besteht aus gefrästem Messing und ist mit einer matten Nickellegierung versehen; das obere Drittel ist dem mehrlagig geflochtenen Metallgitterkorb vorbehalten, der die Kapsel schützt.

Einen spitzen Gegenstand benötigt man, um die auf der Rückseite angebrachten Schiebeschalter für eine Pegelabsenkung um 10 Dezibel und einen Hochpassfilter ( – 12 Dezibel bei 75 Hz) zu betätigen. Auch hier hält man sich also streng ans Original, ebenso wie bei dem schon erwähnten, seitlich angebrachten Metallbügel, der als Mikrofonhalterung dient und es erlaubt, das Mikro in verschiedenen Winkeln zu positionieren und mit einer Schraubhalterung zu fixieren. Das mutet auf den ersten Blick etwas „cheesy“ an, funktioniert aber in der Praxis sehr gut und komfortabel!

Für das Innenleben des Mikrofons hat man in Zusammenarbeit mit namhaften Herstellern spezielle Komponenten entwickelt. Zu nennen ist hier zunächst Eric Heistermann, der sich für die Entwicklung der Kapsel verantwortlich zeigt. Mit einem Durchmesser von 34 Millimetern hat sie das klassische Maß für eine K 47-Kapsel und verfügt über eine doppelte Rückwand und eine 6 Mikron starke, goldbedampfte Mylarmembran.

Laut der Website des Herstellers wurde hier viel ausprobiert und sämtliche Details „bis zur Steigung der Schraubgewinde“ so lange verbessert, bis der angestrebte Klang des Originals erreicht wurde. Technische Details wie Bauweise und Materialien von Mikrofonkapseln gehören zu den bestgehüteten Geheimnissen der Hersteller, sind die Kapseln doch maßgeblich entscheidend für den charakteristischen Sound der Mikrofone.

Der ebenfalls für den Klang des Mikrofons mitentscheidende Übertrager ist eine Anfertigung des renommierten Herstellers Cinemag, nach den Spezifikationen des Vorbilds.

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Die Wirkung der originalen Transistorschaltung soll durch die Verwendung von Polystyrol-Kondensatoren und N.O.S. („New Old Stock“) F.E.T.-Transistoren erreicht werden.

Technische Werte des United UT FET47

Die technischen Werte stimmen, soweit vergleichbar angegeben, nicht zu hundert Prozent mit dem deutschen Vorbild überein. Es verfügt über einen etwas weiteren Frequenzbereich (20 – 20.000 Hz vs. 40 – 16.000 Hz), einen leicht niedrigeren Grenzschalldruck (136 vs.137 Dezibel) und eine etwas höhere Impedanz  am Ausgang (200 vs. 150 Ohm). Die Richtcharakteristik beschränkt sich in beiden Fällen auf die klassische Niere.

Insgesamt besticht das United UT FET47 durch seine hochwertige und präzise Verarbeitung.

Sound & Praxis – United Studio Tech UT FET47

Leider habe ich kein Neumann U47 FET47 für den direkten Vergleich zur Hand. Ich habe allerdings mal für 6 Wochen als Produzent in einem großen Tonstudio arbeiten dürfen, in dem etliche dieser Mikrofone Verwendung fanden – von Percussion über den Flügel und diverse Blasinstrumente bis hin zu Vocals und Kontrabass. Daher habe ich eine recht konkrete Vorstellung davon, was diese Mikrofone leisten und wie sie klingen. Ein direkter Vergleich war mir jedoch nicht möglich.

Allerdings besitze ich noch sämtliche Einzelspuren einer Produktion, so dass ich hier auch meinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen konnte, leider sind diese jedoch hier nicht zu verwenden.

Zunächst sind hier Hörbeispiele mit Sprache in unterschiedlichen Einsprechabständen zu hören; als Vergleich dient hier das weit verbreitete TLM 103 von Neumann.

Deutlich hörbar ist der mit zunehmender Distanz abnehmende Nahbesprechungseffekt, der die tiefen Frequenzbereiche in den Vordergrund rückt. Auch ist der im Vergleich zum TLM 103 etwas prominentere Mittenbereich und die angenehmeren „S“-Laute gut vernehmbar.

Am Cello gefällt mir der Charakter des Mittenbereichs des United UT FET47 etwas weniger gut, die Mitten finde ich hier etwas aufdringlich. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Es klingt nicht schlecht, das ist schon mehr als brauchbar, aber wenn ich die Wahl hätte, würde ich ein anderes Mikro einsetzen.

An der Stahlsaiten-Gitarre hingegen bietet der Testkandidat eine interessante Alternative zu den „üblichen Verdächtigen“, hier vertreten durch das Neumann KM 184, ein hierfür oft verwendetes Kleinmembran-Mikrofon. Die Gitarre wird etwas größer, voller und ruhiger, dafür etwas weniger brillant und der Rutscher der Greifhand gegen Ende des Hörbeispiels kommt weniger stark zum Vorschein. Je nach Arrangement kann das eine oder das andere Klangbild vorteilhaft sein.

Für den Einsatz am Bassverstärker sind die Mikrofone dieses Typs besonders beliebt, gilt deren Bassbereich doch als besonders sauber und druckvoll. Bei den folgenden Hörbeispielen ist das gleiche, mit Looper eingespielte Bassriff mit zwei unterschiedlichen Abständen zum 10″- Lautsprecher aufgenommen. Der Unterschied ist deutlich und veranschaulicht, wie mit dem Mikrofonabstand der Sound geformt werden kann.

Die Ergebnisse finde ich hier vollauf überzeugend: der straffe und dazu fette Bassbereich paart sich mit dem passenden „Grip“ in den Mitten und ergibt ein nahezu mixfertiges Ergebnis. Über Verzerrungen braucht man sich angesichts des Grenzschalldrucks von 136 Dezibel keinerlei Gedanken machen und kann den Amp nach Herzenslust aufdrehen.

Gleiches gilt natürlich auch für den Einsatz am Gitarren-Amp. Auch hier überzeugen mich die Ergebnisse, wenngleich ich bei dem verzerrten Sound den Eindruck habe, dass die hohen Mitten und Höhen beim Testkandidaten möglicherweise etwas anders klingen als beim Vorbild. Die scheinen beim United UT FET47 etwas schärfer und vordergründiger zu sein. Dafür begeistert mich der cleane Sound durch seine Plastizität und Wärme!

Auch für Kontrabass sollte der Testkandidat seine Vorzüge haben:

Sowohl im Nahbereich als auch mit etwas Distanz liefert das United UT FET47 hervorragende Ergebnisse. Auch hier überzeugt die klangliche Abstimmung zwischen Bass und Mittenbereich und bildet das Instrument optimal ab.

Was fehlt? Klar, eine Bassdrum, das ist vor dem Resonanzfell ein beliebter Standort solcher Mikrofone. Leider habe ich keine Recordingtaugliche zur Verfügung; hier empfiehlt es sich, mal das weltweite Netz zu konsultieren, da finden sich einige Beispiele, auch im direkten Vergleich mit dem Original.

united ut fet47 test

Unabhängig von allen Vergleichen mit dem Vorbild handelt es sich bei dem United UT FET47 um einen hervorragenden Allrounder für viele Gelegenheiten. Im Nahbereich betont es die tiefen Frequenzbereiche, ohne zu dröhnen, der mittige „Grip“ passt zu vielen Signalen und dank des hohen Grenzschalldrucks dürfen es auch sehr laute Signale sein, die ihm vorgesetzt werden. Die Abbildung ist detailliert und dynamisch über den vollen Frequenzbereich, Rauschen ist kein Thema. Eine klangliche Färbung des Mikros im Mittenbereich, die wahrscheinlich mutmaßlich vom Übertrager erzeugt wird, ist vorhanden, aber nicht zu penetrant, so dass auch mehrere Spuren einer Produktion mit diesem Mikro aufgenommen werden können, ohne das diese Färbung im Mix dann zu dominant wird.

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Fazit

Das United UT Fet 47 entspricht nicht nur optisch dem berühmten Vorbild, auch die akustischen Eigenschaften sind qualitativ und vom Klangbild her beinahe deckungsgleich; vor allem der voluminöse und dennoch stramm definierte Bassbereich ist hier herauszustellen.

Wie das bei einem komplett in den USA montierten Mikrofon mit diversen Customparts zu diesem Preis möglich gemacht wird, ist mehr als erstaunlich und bemerkenswert. Wer schon immer von einem solchen Mikrofon geträumt hat, aber angesichts des Preises von einem Kauf absehen musste, wird hier zuschlagen. Aber auch unabhängig davon empfiehlt es sich als erstes Großmembranmikro für das Projektstudio, da es mit seinem Klangcharakter und seiner Unempfindlichkeit gegenüber hohem Schalldruck für alle möglichen Signale, von der Bassdrum bis zur Violine, geeignet ist. Ein Mikrofon, dass man antesten sollte!

Plus

  • Verarbeitung
  • Optik
  • Sound
  • Nebengeräuschverhalten
  • Preis-Leistungs-Verhältnis

Preis

  • 1.049,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    kinsast

    “ komplett in den USA montierte Mikrofon“ – oder anders gesagt: Teile aus Chinesischer Fertigung in den US zusammengeschraubt – – so einfach erklärt sich der Preis, da hilft alles creative Beschönigen nicht.

    Ich kann nichts über die Qualität sagen da ich es nicht in der Hand hatte – Ich gratuliere aber dem Testberichterstatter zu seinem sagenhaften Gedächtnis – hat er doch vor Monaten einmal ein Original irgendwo in einem irgend Zusammenhang gehört and das muss ja wohl reichen ;-)

    Dieser Hersteller, so siehts aus, bringt ein weiteres „Badge-manufactured“ Product auf den Markt. Jedoch um einen sinnvollen Testbericht zu erstellen würde ich mir wünschen : Vergleichsaufnahmen mit dem Original (blind test!) and dann auch noch Vergleichsaufnahmen mit sagen wir mal 5 anderen und ähnlichen chinesischen Kopien.

    Sicher sehr zeitaufwendig – aber sicher sehr nuetzlich und hilfreich!

    PS: was man so hört ist dass der Eigentümer dieser Firma vorher in einer anderen Firma gearbeitet hat die sich auch auf chinesische Kopien von ‚klassischen‘ Mikrofonen and anderen Studiogeräten spezialisiert. Gelernt ist gelernt ;-)

  2. Profilbild
    Dimension D

    Ich will auf keinen Fall den Testbericht schmällern und das ganze ist gut und ausführlich mit Soundbeispielen geschrieben. Erstmal Danke dafür.

    Wo ich aber Kinsast auf auf jeden fall Recht geben muss….. das auf ein Gedächnisvergleich geschriebener Bericht dann wirklich etwas schwach ist.
    Wenn so getan wird das es ein U47 Klon sein soll dann sollte man das auch mit dem Original vergleichen…siehe Überschrift…..“So fet(t) wie das Vorbild“ und nicht nur aus dem Gedächnis.

  3. Profilbild
    TomH

    Was feiern wir hier? Den goldenen Plagiatus?

    Überhaupt keinen Respekt habe ich gegenüber den amerikanischen Copycats im Audio Bereich, aber auch allgemein.

    Es wird abgekupfert und suggeriert das einem schlecht wird. Sei es die Detail getreue Nachbildung oder die (rechtens) erworbenen Markenrechte (z.B. Telefunken) in Kombination mit dem Nachbauen, oder der Versuch von DSP Magie (Antelope).
    Bevor ich diese Copycats mit einem Kauf belohne, suche ich im Markt nach frischen Ideen. Firmen wie Austrian Audio (europäische Fertigung) oder Lewitt (Chinesische Fertigung) zeigen es geht.
    Alternativ, sparen für Neumann. Könnte sich langfristig lohnen, bei sorgsamen Umgang.

    Somit sind solche Produkte nicht etwas was ich persönlich auch nur einen Moment in Erwägung ziehe, ein guter Testbericht hat hier überhaupt keine Relevanz.

    Was besonders auffällig ist, das Land des Copyright fängt nun an detailliert zu kopieren. Sehr Ideenreich.🤪
    Sollten wir dann nicht auch frech kopieren? Aus dem Big Mac mal geschwind einen Großen Hamburger machen der detailliert nachempfunden ist?
    Oder KaffeeStar mit nachempfundenen grünem Logo.
    Mal schauen wie schnell jemand schäumt und seine Anwälte schickt.

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