XLR-Aufsteck-Interface für Mikrofone
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USB-Mikrofone sind eine feine Sache: Während bei handelsüblichen Mikrofonen mit analogem Signalausgang immer ein Audiointerface benötigt wird, um deren Signale in ein digitales und für den Computer verständliches Signal zu wandeln, genügt bei USB-Mikrofonen ein USB-Kabel für den Anschluss. Das ist insbesondere für mobile Aufnahmesituationen praktisch. Doch vielleicht hast du schon das eine oder andere gute Mikrofon in deiner Sammlung und würdest es gerne genauso einfach nutzen? Dann schau dir das Shure MVX2U unbedingt genauer an.
Shure
Über den amerikanischen Hersteller Shure müssen wir nicht mehr viele Worte verlieren: Los ging es mit einem kleinen Unternehmen für den Verkauf von Radiobausätzen im Jahr 1925 in Chicago als Shure Radio Company, die kurze Zeit später in Shure Brothers Company umbenannt wurde. Dieser Name blieb bis 1999 bestehen. Heute heißt die Firma Shure Incorporated und steht für eine Vielzahl von Produkten. Doch kein Produkt war so erfolgreich wie die beiden Mikrofone SM57 und SM58. Shure Mikrofone waren bei vielen bedeutenden Ereignissen dabei: bei der ersten Mondlandung, bei der Vereidigung von US-Präsidenten und anderen Staatsoberhäuptern, bei Festivals wie Woodstock, am Broadway und so auf ziemlich jeder Konzertbühne der Welt. Bis heute betont man bei Shure Qualität, Kundenzufriedenheit und Innovation und erweitert das Geschäftsfeld kontinuierlich.
Überblick: Shure MVX2U Audiointerface
Die Idee ist simpel: Ein Audiointerface wird in einem XLR-Stecker untergebracht, der wiederum über einen Kopfhöreranschluss und einen USB-Anschluss verfügt. Mehr ist es nicht. Oder etwa doch?
Zunächst einmal haben wir es beim Shure MVX2U mit einem USB-C-Anschluss zu tun. Intern arbeitet das MVX2U mit dem USB 2.0 Standard und ist Class Compliant. Es wird also kein Treiber benötigt.
Ein USB-C-Kabel wird mitgeliefert. Ich hätte mir noch ein Kabel mit USB-A gewünscht, denn nicht jedes Gerät verfügt über eine ausreichende Anzahl an USB-C-Anschlüssen. Da bleibt dann nur der Gang zum Online-Händler des Vertrauens oder einem lokalen Elektronikmarkt. Das mitgelieferte Kabel ist mit 1 m Länge leider recht kurz geraten.
Intern arbeitet das Shure MVX2U mit bis zu 24 Bit und 48 kHz. Leider hat man die Chance verpasst, eine etwas zeitgemäßere 192 kHz Sampling Rate zu ermöglichen. Nicht, dass das am Ende tatsächlich einen großen qualitativen Unterschied machen würde, aber für so manchen Kunden dürften 192 kHz ein Kaufargument darstellen.
Der Frequenzgang wird von Shure mit 20 Hz bis 20 kHz angegeben. Die Eingangsimpedanz liegt bei 5,8 kΩ. Erfreulich ist das recht hohe Gain von bis zu +60 dB. Phantomspeisung steht natürlich auch zur Verfügung.
Das Gehäuse des Shure MVX2U besteht komplett aus Metall. Bedienelemente gibt es keine. Eine kleine LED gibt Auskunft über den Betriebsstatus: Grün = bereit, Gelb = Fehler, Rot = Mute. Bei eingeschalteter Phantomspeisung leuchtet eine weitere LED rot auf.
Shureplus Motiv Desktop App
Das Fehlen jeglicher Bedienelemente verrät es schon: Eine App muss her, um die notwendigen Einstellungen des Audiointerface vorzunehmen. Diese hört auf den Namen Shureplus Motiv und ist für PC und Mac als Download erhältlich.
Beim ersten Anschluss des Mikrofons überprüft die App zunächst einmal die installierte Firmware und schlägt bei Bedarf die Installation einer aktualisierten Version vor. So auch in meinem Fall. Download und Installation sind nach wenigen Sekunden abgeschlossen.
Shureplus Motiv besitzt zwei Betriebsmodi: Auto Level Mode und Manual Mode.
Im Audo Level Mode arbeitet die Software mit einigen wenigen Bedienelementen für die Einstellung des DSPs:
- Distanz zum Mikrofon: Near oder Far für die automatische Gain-Einstellung des Preamps plus EQ
- Vocal Tone: Dark, Natural oder Bright. EQ-Einstellungen zur Anpassung des Klangs
- Gain: Quieter, Normal, Louder: Weitere Einstellung des Gains
- Phantomspeisung
- Mic Mute: Stummschaltung des Mikrofons
- Monitormix des Zero Latency Monitorings (Mic/Playback)
Im Manual Mode lassen sich mehr Parameter des DSPs einstellen:
- Phantomspeisung
- Mic Mute
- Gain (0 bis 60 dB)
- Monitormix (Mic/Playback)
- EQ ein/aus, 5 Bänder (100 Hz, 250 Hz, 1 kHz, 4 kHz, 10 kHz, +6 dB/-8 dB)
- High Pass-Filter (off, 75 Hz, 150 Hz)
- Limiter ein/aus
- One Knob Kompressor (off, light, medium, heavy)
In beiden Betriebsarten lassen sich Einstellungen als Preset abspeichern und wieder laden. Vier Presets sind bereits voreingestellt: Condenser Speech, Condenser Singing, Dynamic Speech, Dynamic Singing.
Das war’s eigentlich auch schon. Die Sprache der App ist noch zwischen noch zwischen mehreren Sprachen umstellbar (darunter auch Deutsch), sie kann beim Start des Computers direkt gestartet werden und einige Kleinigkeiten mehr, die aber nichts mit der Funktionalität des MVX2U zu tun haben.
Praxiseinsatz
Getestet habe ich das Mikrofon mit meinem Sennheiser e945, das ich meistens für Tests mit Audiointerfaces verwende. Da es am Interface selbst keine Bedienelemente gibt, musste zunächst die Shureplus Motiv Software installiert werden. Das ist inklusive Download nach kurzer Zeit geschehen und schon kann es losgehen. Die Software wirkt etwas wie eine Smartphone App, die einfach nur am Rechner gestartet wird. Es handelt sich hier aber tatsächlich um eine von Shure ausgewiesene Desktop-App.
Für den Test habe ich eine Aufnahme in Ableton Live bei kleinstmöglicher Latenz gestartet und dann währenddessen mit den Reglern der Software gespielt. Leider konnte ich meinen Beyerdynamic DT770 Pro am Shure MVX2U nicht verwenden, da der Kopfhörer-Amp mit den 250 Ohm Impedanz nicht gut zurechtkommt. Das Signal ist kaum hörbar. Typische IEM-Kopfhörer funktionieren hingegen sehr gut. Mir fehlt allerdings ein Lautstärkeregler für die Kopfhörerlautstärke.
Das USB-Kabel ist für einen normalen Betrieb sehr kurz geraten. Ich habe mir mit einem zwischengeschalteten XLR-Kabel beholfen.
Zunächst einmal fällt auf, dass im Auto Level-Modus immer irgendein EQ, Limiter oder Kompressor aktiv ist. Möchte man das Signal pur hören, geht das nur im Manual-Modus. Ich habe alle Einstellungen einmal durchprobiert und mir dann die Aufnahme angehört. Die Presets des Auto Level-Modus funktionieren sehr gut. Erstaunlich ist, dass die Aufnahme im „Far“-Modus bei entfernter Besprechung fast identisch zum „Near“-Modus bei naher Besprechung klingt. Das ist sehr praktisch, möchte man das Shure MVX2U zum Beispiel für Interview-Situationen nutzen. Die Sprache ist im „Far“-Modus sehr klar und der Pegel wird automatisch entsprechend angehoben.


Spannend wird es natürlich im Manual-Modus. Hier habe ich alle Funktionen einzeln durchgeschaltet. Der 5-Band EQ erklärt sich von selbst. Nicht so ganz schlau bin ich zunächst aus der Gain-Regelung geworden. Erst schien sich nichts zu tun, dann plötzlich war das Signal zu leise, dann komplett übersteuert. Das Geheimnis ist die Latenz zwischen Software und Hardware. Es dauert einige Sekunden, bis die Hardware die Gain-Regelung umgesetzt hat. Das ist sehr unglücklich und erschwert, auch wegen der fehlenden Pegelanzeige, das korrekte Einpegeln.
Der Limiter arbeitet sehr zurückhaltend und im normalen Betrieb zeigt sich bei Sprache kaum ein hörbarer Unterschied. Anders geht es beim Kompressor zu: die drei Presets ziehen den Pegel deutlich nach oben und die Kompression ist insbesondere bei mittlerer oder starker Einstellung auch hörbar.
Messungen
Wie immer habe ich einige Messungen angefertigt. Dazu wurde ein Referenzsignal mit meinem iConnectivity iConnectAudio 2+ Interface einmal im Loop-Verfahren aufgezeichnet und einmal über den Umweg über das Shure MVX2U. Im Manuellen Modus und mit allen Funktionen ausgeschaltet ist der Frequenzgang schnurgerade.
Sobald man in den Auto Level Modus wechselt, aktivieren sich die ersten Filtereinstellungen. Ihr seht hier die Messungen für den „Near“ und den „Far“-Modus.
Im Anschluss wurden noch Messungen für die drei EQ-Presets durchgeführt, die ihr hier im Vergleich sehen könnt.
Klanglich kann man nicht meckern. Das Interface ist sehr rauscharm und bei korrekter Einstellung klingen die Aufnahmen auch ansprechend.
Bei einem Buffer von 32 Samples und einer Sampling Rate von 48 kHz liegt die Eingangslatenz bei 3,92 ms, die Ausgangslatenz bei 4,35 ms und die Roundtrip-Latenz bei 8,27 ms. Knackser oder sonstige Artefakte waren auch bei kleinstem Buffer nicht hörbar. Das Kopfhörersignal wird direkt hinter dem Vorverstärker abgegriffen und ist demnach ohne Latenz.
Alternativen
Von the t.bone ist der MicPlug USB eine mögliche Alternative, der allerdings nicht mit 24 Bit aufzeichnen kann, keine DSP-Funktionen besitzt, dafür aber Bedienelemente für Gain etc.. Einfache Adapter-Interfaces von XLR auf USB wie das the t.bone USB 1X sind in meinen Augen nicht wirklich eine adäquate Alternative, aber sehr günstig.
Interessanter sind die einkanaligen Miniatur-Interfaces von IK Multimedia. Zu nennen wäre beispielsweise das IK Multimedia iRig Pro I/O für 129,- Euro, das mit bis zu 24 Bit/96 kHz wandelt, auch mit Line-Level Instrumenten und HiZ-Tonabnehmern klar kommt, MIDI In und Out besitzt und auch an Mobile Devices funktioniert. Auch ein Batteriebetrieb ist möglich.
Uiuiui 145 Öcken, ich hätte gerne einen Adapter der aus dem blöden USB Mikrofon einen analogen Ausgang macht, der fehlt diesen USB Mikrofonen oft! Ich kann sowas gar nicht brauchen weil ich ja nur 1 soundkarte gleichzeitig in der DAW angeben kann,ist das echt blöd. Ich verstehe aber trotzdem dass man USB Mikrofone mit dem Laptop einfach verbinden kann ohne viel getöse und dann Sprache aufnehmen kann oder andere tolle Sachen machen könnte…. Für 145 bekommt man aber auch schon gute USB Mikrofone. Das hier wäre nur sinnvoll wenn man schon ein ganz tolles Lieblingsmikrofon hat…..
sieh’s mal andersrum: ein kleiner stecker der aus einem mic ein linesignal macht (hp out) – das kann ich schon gebrauchen, aber doof dass der USBstrom das ganze dann schon wieder unhandlich macht.
TeenageEngineering sind da mit ihrem mic etwas auf der Spur was es wirklich noch nicht gibt. aber das geht ja eines tages für über nen tausender über den tresen.
Hallo… wenn ich diesen USB-Adapter nutze, sind dann meine anderen Audio-Interfaces gesperrt? Weil doch in der Regel immer nur ein ASIO-Treiber akzeptiert oder arbeitet der Adapter nicht mit einem ASIO-Treiber?
@sadCyrano Ja genau das ist das Problem. Aber man kann ja die Soundkarte in der DAW umschalten, aber das ist doch blöd. Ehrlich gesagt ist diese Lösung glaube ich speziell für Boardcaster und Radiomacher. Soviel ich weiß. Wer es besser weiß möge sich bitte melden! 👍🤣👍Aber für die klassische Musikproduktion isses nix dieses USB Mikro getöse.
Ist das die Zukunft?