ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Test: Beepstreet Dagger Softsynth AUv3, iOS

Mini Synth, mega Grummel

16. August 2023

Beepstreet Dagger iOS

Beepstreet gehören mit zu den dienstältesten iOS-Musikentwicklern und jedesmal, wenn sie einen neuen Softsynthie heraus bringen, ist es ein Sternstunde. So war es bei Sunrizer, dem JP-8000 Klon, so war es bei Zeeon (rückwärts für „Noise“) der zumindest einige Inspirationen vom Waldorf Q hat und ganz bestimmt war es so bei dem absoluten Highlight Drambo, einer modulare Spielwiese, inklusive AUv3-Hosting.

ANZEIGE

Nun kommt der Beepstreet Dagger und ist mehr eine Keule als etwas kleines, spitzes. Was soviel heißen soll, dass ich selten einen Softsynth erlebt habe, der so drückt und knarzt und so gewichtig klingt wie 1000 kg. Sehen wir uns das aber genauer an.

Beepstreet Dagger gibt es für iOS, iPadOS und M-Serie Macs ab macOS 11, Standalone und AUv3-Plu-in.

Auch Beepstreet Dagger zieht eine Verbindung zu diversen Vorbildern, wie dem SH-101 or Juno-60, vom generellen Hands-on-Konzept und dem Hochpassfilterdesign des MS-20 im Besonderen. Keine sekundärfunktionen, keine Menüs, keine Modulationmatrix. Letzteres, leider.

Stattdessen gibt es achtfaches Oversampling für die Filter und modellierte interne Stromversorgungs- und Spannungslecks (Kriechströme) zwischen den einzelnen Komponenten.

Beepstreet Dagger ist ein monophoner Softsynthie, der per CHORD-Schalter zur zweistimmigen Paraphonie ermutigt werden kann. Dabei werden die Oszillatoren (VCOs) aber nicht für die Stimmen separiert, sondern verdoppelt.

Die zwei Oszillatoren sind identisch aufgebaut und bieten drei spitzige und zwei rechteckige Schwingungsformen. Der PHASE/DETUNE-Parameter wirkt aber nur auf Oszillator 2. Bei linker Drehrichtung des Reglers (Phase) wird die ausgewählte Schwingungsform in der Startphase verschoben, in rechter Drehrichtung erfolgt eine Verstimmung des 2 Oszillators um bis zu 12 Halbtöne.

Überhaubt werden die beiden VCOs nicht gleich behandelt. GLIDE wirkt sich zwar auf beide aus, mit bis zu ca. zwei Sekunden Gleitzeit pro Oktave, aber der MOD-Regler wirkt in der Stellung „Wave1“ nur auf das kontinuierliche Durchfahren der Schwingungsforms von VCO 1 aus. Die Modulation von „Phase/Detune“ wirkt sich, gemäß dem Parameter, nur auf Oszillator 2 aus, während die „Pitch“-Stellung dagegen wieder beide beinflusst. Die Auswahl der Fußlage betrifft dann wieder nur den 2. Oszillator. Der SYNC-Taster synchronisert Oszillator 2 auf die harte Weise mit Oszillator 1.

Der AUTO-Taster schaltet die Gleitzeit nur bei sich überlappenden Noten an. Besonders der paraphone Modus und die Re-Trigger-Option profitieren davon.

ANZEIGE

Das Hochpassfilter wird auf der Produktseite mit „Japanese style naughty filter“ beschrieben und kann auch sehr ordentlich kreischen. Ein direkter Vergleich mit dem Korg MS-20 Plug-in gestaltet sich etwas schwierig, weil die Oszillatoren doch sehr verschieden klingen, aber das Hochpassfilter im Korg Plug-in fällt jedoch sogar noch etwas epileptischer aus als das von Beepstreet Dagger, selbst mit der SPICE-Option, das Bauteile kurz vor dem Ausfall emuliert und aus dem klanglichen „naughty“ ein fettes „nasty“ macht.

Die TRACK-Option ist ein Keytracking in drei Stufen (0, 50, 100 %).

Beepstreet Dagger iOS

Beim Tiefpassfilter wollte man sich jedoch nicht festlegen und bietet gleich vier verschiedene Filtertypen an: Steinerparker (Brute 12 dB/Okt.), nichtlineare Transistorkaskade (Primal 24 dB/Okt.), normale Transistorkaskade Rogue 24 dB/Okt. (Moog) und Diodenkaskade Ronin 18 dB/Okt (TB-303).

Daneben gibt es noch Sättigungs-, Frequenz- und Resonanzparameter. Die Frequnez kann sowohl über den LFO (MOD), als auch den Hüllkurvengenerator (ENV) und Oszillator 2 moduliert werden.

Bei den Modulatoren gibt es als Quelle die ADSR-Hüllkurve und den LFO und als Auslöser gibt es die Optionen zwischen Retrigger, Gate und LFO.

Die LFO-Geschwindigkeit wird entweder über KEY geregelt, was die genannten Modulatoren bei jeder neuen Note zurücksetzt oder über die freilaufende Option mit einer maximalen Periode on ca. 22 Sekunden oder zum Tempo der MIDI-Clock synchronisert. Wobei ab ca. 50 % Reglerweg die Modulationfrequenz deutlich anzieht und bis ca. 30 Hz reicht. Der FM-Bereich wird definitiv nicht erreicht. Als LFO-Schwingungsformen gibt es Sinus, Rechteck, Sample & Hold, Rauschen, One-Shot-Decay-Hüllkuveneinstellung und einer Sinusschwingung, die dem VCO 1 folgt.

Über das Mod-Wheel/MIDI können als Modulationsziele die Cutoff-Frequenzen von Hochpass oder Tiefpass, oder die Modulatoren geschaltet werden.

Die MIDI-Anschlagsstärke lässt sich auf den Hüllgenerator wie auch zusätzlich auf das Tiefpassfilter und Verstärker (LEVEL) anwenden. Wobei beim Verstäker dann zusätzlich gewählt werden kann, ob nur die Sustain-Phase die Lautstärke kontrolliert oder die Attack und Release-Phase oder die volle ADSR-Hüllkurve. Mit dem MOD-Paramter kann die Stärke des Effekts eingestellt werden.

Der DRIVE-Regler sorgt dann zum Schluss noch für eine wärmende Verzerrung durch unsymmertrisches Dioden-Clipping.

ANZEIGE
Fazit

Beetstreet Dagger wird mit „Raw Analogue“ beworben und ja, selten habe ich einen so drückenden und knarzigen Softsynth gehört. Die Bedienung ist super einfach, aber nicht zu simpel und hat ein paar intelligente Tricks auf Lager, die eine deutlich größere Klangbandbreite ermöglichen, als man auf den erste Blick vermuten könnte.

Als Bass-Synthie gefällt er mir sogar noch besser als der Toneboosters Lowtone, der schon ordentlich im Bass gedrückt hat, aber auch nicht ganz einfach zu handhaben ist. Manchmal ist „rohe analoge Brachialität“ halt doch nur mit roher (virtuell) analoger Brachialität zu erreichen. Die Filter können herrlich kreischen und blubbern und die Oszillatoren hören sich sehr organisch an.

Für eine Sternstunde reicht es vom Featureset her vielleicht nicht ganz, aber vom Sound her nimmt Beetstreet Dagger unter den minimalistischen Hands-on-Softsynths definitiv eine Poleposition ein. Absolute Empfehlung.

Plus

  • Klang
  • einfache Bedienung
  • iOS & Mac (M-Serie)

Minus

  • einfache Bedienung

Preis

  • 14.,99 Euro (mit Einfürungspreis 30%)
ANZEIGE
Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Klaus Trofob

    Man sollte vielleicht noch erwähnen, dass es Dagger schon seit über sieben Jahren auch als VST- und AU-Plugin gibt.

    Und einen JD-8000 hat es im Gegensatz zum JP-8000 nie gegeben… ;-)

  2. Profilbild
    chardt

    Zuerst mal Danke für den gut geschriebenen Test und die Klangbeispiele! Nur eine Frage:
    Tschuldigung, aber bin ich der Einzige, der nach dem Text in den Klangbeispielen mehr Bass erwartet hat?

    • Profilbild
      Tai AHU

      @chardt „Tschuldigung, aber bin ich der Einzige, der nach dem Text in den Klangbeispielen mehr Bass erwartet hat?“

      Gilt für einige Klänge, ja, aber Druckbass und Knarzbass zeigen, es muss nicht so sein.

      @Markus: freut mich, dass du wieder etwas aktiver bist. iOS Synths dind hier nicht gerade überrepräsentiert.

      • Profilbild
        Markus Schroeder RED

        @Tai Hallo Tai,

        danke, ich tue was ich kann :) und da kommt noch einiges.

        Generell: Die Nachfrage an iOS-Reviews bitte auch der Redaktion mitteilen! :)

  3. Profilbild
    Round Robin AHU

    Vielen Dank für diese Vorstellung. Er ist wahrlich ein toller Synthesizer. Die Idee dahinter ist kein Klon sondern einfach ein analog klingender fetter Synthesizer kreieren. Bin nur verwundert, dass dieser so viele Jahre in euere Redaktion gebraucht hat. Denn Dagger ist seit 8 Jahren (Dezember 2015) auf dem Markt. Hab damals die Beta Test begleitet und ein Preset Pack gemacht.

    Unabhängig davon, solltet ihr euch wirklich den Synth reinziehen. Ich nutze ihn heute noch regelmäßig, weil er eigenen Klang hat. Ich mag diesen Synth sehr.

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @Round Robin is nicht ganz der alte dagger
      neu ist noise in Osc 2, keytracking auf beiden filtern, Spielereien mit modwheel und filtern.
      gruß

    • Profilbild
      Markus Schroeder RED

      @Round Robin Hallo Round Robin,

      sehr cool!

      Was den Test angeht, besser spät als nie. ;)

      Spaß beiseite, Beepstreet sind halt vor allem duch ihre iOS-Apps bekannt geworden und Dagger kam gerade am 4. August raus.

      Außerdem haben sich Beepstreet anscheined komplett vom Desktop-Markt verabschiedet. Sunrizer gab es ja auch mal (relativ kurzlebig) als VST.

      Auf ihrer Homepage gibt es jedoch keinerlei Hinweise mehr auf VST-Plugins – nur iOS und M-Serie-Macs.

      greetz,
      Markus

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @Markus Schroeder Im Forum haben die Jungs mal geschrieben, daß sie sich von ihrem Desktop-Entwickler trennen mussten. Schade, es gibt auch keine Lizenzen mehr, obwohl das VST von 2015 noch gut funktioniert! Ich persönlich glaube in IOS liegt mehr Geld.

        • Profilbild
          AMAZONA Archiv

          huh?
          das ist kompletter quatsch.
          Weder hat sich JJ komplett vom Desktop-Markt verabschiedet, noch gabs da mal 2 Entwickler.
          Für die lahmen stromfressenden intelchips gibts nix mehr. deal with it.

          • Profilbild
            AMAZONA Archiv

            Das ist kein Quatsch. Angeblich sei ein Entwickler gegangen aber inoffiziell ist wohl die Piraterie auf Windows Schuld gewesen. Das VST wurde bereits 2015/16 aufgegeben, also mitten in der Apple/Intel Zeit.

        • Profilbild
          Markus Schroeder RED

          Hi Kazimoto ,

          ja, ein Weggehen eines Entwicklers oder ähnliches hab ich auch auf der offiziellen FB-Page in einem Kommentar von Beepstreet gelesen, kanns aber momentan nicht finden.

          @Digitalia : be nice, please! :)

          • Profilbild
            AMAZONA Archiv

            @Markus Schroeder Vom Prinzip her auch Wurst. 😉 BeepStreet ist wahrscheinlich einer der besten Synthapp-Entwickler auf IOS. Auf jeden Fall nutze ich die Apps sehr oft. Wer kein iPad hat, dafür lohnt es sich ein altes günstiges mit Headphones Jack zu kaufen. Best Buy von mir.

  4. Profilbild
    syrinx

    Das Teil ist aber schon älter, gibt es mittlerweile auch als VST. DCF ist aber nicht zu empfehlen. Knarzt aber hat bei der Resonance das typische Digital Zierpen.

  5. Profilbild
    Tai AHU

    Ich habe Impaktor und Zeeon von denen. Finde beide eigentlich gut, setze sie aber trotzdem zu selten ein. Für einen analog Monosynth dürfte die Hürde bei mir zu hoch sein.

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @Tai Zeeon wurde ja sehr gehyped für die tolle analoge Emulation aber gerade da fallen mir unschöne Artefakte auf, besonders wenn es mal grenzwertig wird. Trotzdem ein guter Synth der auch schon 7 Jahre auf dem Buckel hat.

Kommentar erstellen

Die AMAZONA.de-Kommentarfunktion ist Ihr Forum, um sich persönlich zu den Inhalten der Artikel auszutauschen. Sich daraus ergebende Diskussionen sollten höflich und sachlich geführt werden. Politische Inhalte und Statements werden durch die Redaktion gelöscht.

Haben Sie eigene Erfahrungen mit einem Produkt gemacht, stellen Sie diese bitte über die Funktion Leser-Story erstellen ein. Für persönliche Nachrichten verwenden Sie bitte die Nachrichtenfunktion im Profil.

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
X
ANZEIGE X