Roland GA-112
Der japanische Musikgigant Roland ist ja nicht gerade bekannt für sein Angebot an Gitarrenequipment. Dafür gibt es ja bekanntlich die im Konzern eingebundene Firma BOSS, die seit Jahrzehnten die Musikerwelt mit Effekten und Zubehör versorgt. Dennoch gab es auch von Roland immer mal wieder interessante Geräte zu bestaunen, unvergessen bleibt natürlich die Pionierleistung im Bereich der Entwicklung von Gitarrensynthesizern, von denen der japanische Hersteller 1977 das erste und für Otto-normal-User erschwingliche Gerät präsentierte. Ebenfalls nicht unerwähnt sollte natürlich auch der Klassiker Jazz Chorus JC-120 bleiben, dessen Cleansound mit seinem superben, analogen Chorus-Effekt auf unzähligen Alben verewigt wurde. Und seit der NAMM 2012 ist es nun mal wieder so weit, denn Roland präsentiert mit den Gitarrenamps GA-112 und GA-212 zwei neue Geräte für uns Gitarristen ganz allein. Ausgestattet mit Rolands patentierter COSM-Technologie zur Erzeugung möglichst authentischer Sounds und einer Leistung von 100 Watt, sollen die Amps flexible Arbeitstiere für Bühne, Proberaum und Studio darstellen. Wir haben uns für einen ausführlichen Test den GA-112 einmal genauer betrachtet und angehört.
Ausstattung/Features
Donnerwetter, trotz der digitalen Bauweise bringt der Combo ein Gewicht von immerhin 24,5 kg auf die Waage! Die Gehäusemaße betragen 615 x 337 x 560 mm und schon auf den ersten Blick verschafft sich der GA-112 damit einen mächtig breiten Eindruck. An allen Ecken des Gehäuses befinden sich Kunststoff-Kantenschoner, auf der Oberseite dient ein ebenso kräftig dimensionierter Tragegriff dem sicheren Transport, obwohl man bei dieser Gewichtsklasse auch durchaus über seitliche Tragegriffe hätte diskutieren können, so wie sie an dem größeren Bruder, dem GA-212, angebracht sind. Auch dessen Rollen auf der Unterseite wären hier nicht unpassend gewesen, bei unserem Testmodell müssen vier Gummifüße ausreichen. An der Front des Gehäuses dient ein Lochblechgitter zum Schutz des verbauten 12″-Speakers, welcher aus eigenem Hause stammt und die einhundert Watt Ausgangsleistung der Endstufe locker verkraften soll. Beklebt wurde das Gehäuse mit einem feinporigen Tolex-Bezug, welcher auch an den kritischen Stellen wie Kanten und Rundungen mit bester Verarbeitung glänzt. Überhaupt hat man auch nach dem zweiten und dritten Blick den Eindruck, ein absolut professionelles japanisches Hightech-Produkt vor Augen zu haben. Alles wirkt robust und stimmig und sieht zudem noch gut aus.
Das Bedienpanel
Oberhalb des überdimensionalen Roland-Schriftzugs befindet sich versenkt angebracht und somit gut geschützt das Bedienpanel des GA-112. Der Verstärker besitzt vier Kanäle, die mit dem jeweiligen Taster (CH 1 – CH 4) angewählt werden können. Ein Taster mit der Bezeichnung MANUAL informiert über den aktuellen Stand der Potis, welche mit einem LED-Kranz ausgestattet sind und somit erst einen Reset für den jeweils angewählten Kanal benötigen, um die aktuell angewählten Parametereinstellungen anzuzeigen. Es findet sich eine klassische Dreiband-Klangregelung, plus ein Poti für PRESENCE an Bord des GA-112. Für den wichtigen Mittenbereich eines Gitarrenverstärkers, Stichwort Durchsetzungsvermögen im Bandgefüge, besitzt der Amp zusätzlich noch eine Midboost-Funktion, welche sich über einen Taster oberhalb des Middle-Reglers zuschalten lässt.
Nicht fehlen darf natürlich der Mastervolume-Regler und auch an einen Hall wurde gedacht. Moment mal, nur ein Hall als einziger Effekt? Könnte oder sollte man von einem der Vorreiter in Sachen Amp-Modeling und Effektlösungen nicht etwas mehr erwarten dürfen? Ich meine schon, doch tatsächlich befindet sich am GA-112 lediglich ein Reverb-Effekt, dessen Parameter zudem auch fest vorgegeben sind. Chorus, Delay oder etwa beides gleichzeitig? Fehlanzeige. Etwas seltsam mutet das schon an, denn bei dem komplett digitalen Layout des Verstärkers hätte es sicher keine große Mühe bereitet, der Effektsektion des Amps die wichtigsten Grund-Algorithmen der Familienmitglieder wie etwa dem GT-100 oder dem ME-70 mit auf den Weg zu geben. Als Trostpflaster dienen wohl hierfür die zwei integrierten Effektwege, welche über die zwei Taster (EFX LOOP) zugeschaltet werden können und die Möglichkeit der seriellen und der parallelen Betriebsart verfügen. Seriell bedeutet in diesem Zusammenhang, dass nur der Sound des extern angeschlossenen Effektprozessors hörbar ist, parallel hingegen mischt das Gitarrensignal mit dem Effektsignal. Die Schalter, wie auch die Buchsen hierfür, befinden sich auf der Rückseite des GA-112, welche wir uns gleich noch genauer anschauen werden.
800 Euronen Straßenpreis! Das Teil wird ein Ladenhüter ersten Ranges.
Ich finde im Testbericht etwas merkwürdig das sich der Tester darüber wundert warum in dem Amp keine Effekte oder verschiedene Ampmodelle („nicht hundert sondern einige ausgewählte“) vorhanden sind.
Nun das ist ja gerade das Konzept der GA Serie, ein Digital-Amp der aber keine bestehenden Amps nachmodelt sondern eine eigene, variable „Stimme“ hat. Quasi ein Digital-amp für Puristen (so nennt ihn Roland ja selbst !)
Bei nem Boutique Röhren Amp fragt ja auch niemand warum da jetzt keine 4 fußschaltbaren Kanäle und ein Hall eingebaut sind ..
Aber beim Digital-Amp erscheint dieses Konzept dann völlig abwegig ?
Mir scheint es eher, der Tester hat nicht gewußt was der Amp sein soll, einen Cube mit Effekten und Ampmodellen gab und gibt es ja weiterhin, der deckt ja den gewünschten „gewohnten“ Funktionsumfang ab.