Sounds
Mit zweihundert Werksounds haben sich die Programmierer von Roland ganz schön ins Zeug gelegt, und man erhält in vielen Beispielen eine Vorstellung darüber, was das Gerät alles zu leisten vermag. Vom klassischen E-Bass, über Kontrabass und Fretless bis hin zu abgedrehten Synthesizer- und Orgel-Klängen ist alles dabei. Sogar die Simulationen von verschiedenen E-Gitarren-Modellen darf nicht fehlen.
Als Preamps sind neben verschiedenen cleanen und verzerrten Typen ebenso einige klassische Modelle vorzufinden, die jeder Bassist nur zu gerne sein Eigen nennen würde. Allerdings scheitert die Umsetzung dieses Wunsches meist an der nötigen Liquidität. Neben dem original Sound aus dem gewählten Preamp, lässt sich ohne weiteres noch die Mikrofonierung von fünf verschiedenen Boxentypen simulieren. Ob ein mächtiger 1×18″ Lautsprecher für die extremen Tiefen oder doch lieber eine schnell ansprechende Funky 8×10″ Bassbox, man hat die Qual der Wahl. Nur ein paar Knöpfe müssen gedrückt werden, und euer Rücken wird es euch danken!
Ein weiterer wichtiger Bestandteil des VB-99 sind natürlich die vielen verschiedenen Effekte, für die man eine ganze Bühne pflastern könnte, wenn man jeden einzelnen Effekt als konventionelle Tretmine einsetzen würde. An die Verkabelung gar nicht zu denken. Neben verschiedenen Kompressor-Typen und einer Vielzahl von Effekten wie Distortion, Delay, Chorus, Octaver usw. gibt es noch die Poly-Effekte. Dank des unterteilten Tonabnehmers sind diese auf jeder Saiten einzeln einstellbar, was ungeahnte Möglichkeiten bietet. So kann man beispielsweise bei einem Vier-Saiter nur die D- und G-Saite mit einem Defretter-Effekt belegen, um butterweiche Soloeinlagen einwerfen zu können und nutzt die E- und A-Saite weiterhin als bundierten Bass für das groovende Fundament.
Soundtechnisch macht das VB-99 eine gute Figur. Gerade die Umsetzung der Kontrabass- und Fretless-Simulationen sind vortrefflich gelungen. Generell kommt erstaunlicherweise ein äußerst natürliches Spielgefühl auf. Dies liegt nicht zuletzt am hervorragenden Tracking des Gerätes, mit kaum auffallender Latenz. Lediglich die Nutzung über einen Bassamp erweist sich teilweise etwas schwierig, da sich die Klangfärbung des jeweiligen Amps deutlich auf den Sound der Presets auswirkt. Über Kopfhörer oder P.A.-Systeme klingt das Ergebnis aber durchweg überzeugend. Am besten man durchsucht die vorhandenen Presets, bis man eine Version gefunden hat, die den eigenen Klangvorstellungen am ehesten entspricht und verwendet diese für nachfolgende Modifikationen.
Ob jeder der zweihundert Werkseinstellungen einen musikalischen Einsatz finden kann, bleibt jedem Nutzer selbst überlassen, und schließlich sollte man diese als Demonstration der Möglichkeiten mit dem VB-99 verstehen. Jedoch wirken einige der Werksounds überladen und nur bedingt für einen musikalischen Einsatz tauglich. Grundsätzlich muss die Vielzahl an klanglichen Möglichkeiten mit Vorsicht genossen werden, da man Gefahr laufen kann, zu viel am Sound zu schrauben. Dieser kreative Prozess ist allerdings jedem selbst überlassen und setzt ein gewisses musikalisches Verständnis voraus. Man muss sich einfach länger mit dem Gerät beschäftigen, um brauchbare Sounds zu erzeugen.
Wem das Programmieren von Sounds direkt am Gerät über die vielen Köpfe und das LC-Display zu anstrengend erscheint, dem sei die mitgelieferte Software-CD ans Herz gelegt. Auf dieser befindet sich der VB-99 Editor, mit dem man über ein komfortables grafisches Interface an den Sounds basteln kann. Hier werden alle eingesetzten Komponenten, wie Instrumente, Effekte oder Boxen als Bild für beide Kanäle dargestellt, so dass man immer im Bilde über die aktuellen Einstellungen ist. Neben dem Editor findet man auf der CD noch den VB-99 Librarian, über den sich sämtliche editierbaren Speicherplätze verwalten lassen. Dazu sei als Tipp die Website www.soundsderhelden.de genannt, auf der sich fünfzig Soundpresets zu einer Vielzahl weltbekannter Bassisten aus den unterschiedlichsten Musikgenren für das VB-99 finden lassen.
Und wenn man das Teil schon über das USB-Kabel mit einem Computer verbunden hat, kann man sogar gleich mit dem Recorden beginnen. Dabei stehen zweierlei Varianten zur Verfügung. Entweder man nutzt die USB-Audio- oder die USB-MIDI-Funktion, um das Signal aus dem Instrument in eine geeignete Recording-Software einzuspielen. Je nach Einsatzgebiet stehen somit eine Menge Möglichkeiten bereit, um aus dem VB-99 ein geeignetes Signal herauszuholen. Über den Ausgang MIDI-Out lässt sich sogar ein angeschlossenes Keyboard oder Synth-Modul ansteuern und mit dem Bass darauf spielen.