Der Sampler für die Hosentasche?
Inhaltsverzeichnis
- Design, Verpackung & Zubehörwelt des Teenage Engineering EP-133 K.O. II
- Tasten, Mechanik & Display – Verarbeitung des EP-133 KO II
- Wandler und Audioqualität des Teenage Samplers
- Punch-in 2.0 Effekte – Teenage Engineering EP-133 K.O. II
- Sequencer und Bedienbarkeit
- Welche Anschlüsse bietet der Teenage Engineering EP-133 K.O. II?
- Batterie und Lautsprecher
- Vergleich zum PO-33 K.O!
- Klangbeispiele zum Teenage Engineering EP-133 K.O. II
Vor einigen Wochen veröffentlichte Teenage Engineering den Nachfolger des extrem erfolgreichen Pocket Operator Sampler, der auf den nicht so griffigen Name EP-133 K.O. II hört. Wie auch schon so oft davor, polarisieren die Schweden damit die Music-Tech-Community. Von deftiger Kritik bis zu gesungenen Lobeshymnen findet sich online alles. Im folgenden Artikel werfen wir einen neutralen Blick auf den oft als Fake-Taschenrechner bezeichneten Sampler Teenage Engineering EP-133 K.O. II.
Design, Verpackung & Zubehörwelt des Teenage Engineering EP-133 K.O. II
Wie von Teenage Engineering nicht anders zu erwarten war, ist auch der K.O. II ein Meisterwerk des Produktdesigns. Auf den ersten Blick wirkt das Gerät, als hätte man einen Taschenrechner der 70er-Jahre von Dieter Rams aus Lego-Bauteilen gebaut. Das Entwicklungsteam lehnt sich hierbei nicht zum ersten Mal an die Meisterwerke des deutschen Stardesigners an.
Das Gehäuse besteht aus sich wertig anfühlendem Kunststoff mit geringem Flex und vielen kleinen Details. Über dem Display verdecken zwei Deckel den integrierten Speaker und das Batteriefach.
Der EP-133 K.O. II kommt, wie von der Serie gewohnt, in einer minimalistisch und gleichzeitig durchdachten Verpackung daher. Der plastikfreie Karton ist aus recycelter Pappe gefertigt und kommt stylish im Format einer 10“ Vinyl. Das Design zieht den Betrachter in die Welt eines 80er-Jahre Boxkampfes mit Muhammad Ali – Knockout!
Wie bei vielen anderen Produkten des Herstellers bietet auch der K.O. II eine riesige Zubehörwelt. Zu teilweise sehr fragwürdigen Preisen gibt es neben Taschen und Schutzhüllen auch wieder ziemlich verrückte Goodies. So können passende Boxershorts, eine Rolle Klebeband oder ein Gehörschutz erworben werden. Im hauseigenen Onlineshop wurde hierfür eigens eine extra Kategorie eingerichtet.
Tasten, Mechanik & Display – Verarbeitung des EP-133 KO II
Wider dem Aufschrei im Internet, Teenage Engineering würde sich von der gewohnten Hardware-Qualität abwenden, ist dem Gerät eine für den Preis robuste Bauweise zu attestieren. Man darf dabei nicht vergessen, dass es sich hier um ein entry-level Produkt handelt, dass der Pocket Operator Serie und nicht den Field-Geräten zugeordnet wird. Teenage Engineering beweist, dass sie in beiden Extremen des Spektrums der Hardware-Qualität beeindruckende Produkte liefern können.
Das Display ist trotz dem geringen Bauteilaufwand groß und bietet farbige Icons. Hinter der Frontplatte befinden sich LEDs und ein dreistelliges 10-Segment-Display. Mittels einer farbigen Folie leuchten die preiswerten einfarbigen LEDs so in konsistenten und strahlenden Farben. So wird auf clevere Weise mit geringen Kosten ein tolles Display-Erlebnis erzeugt. Natürlich sind die Icons wunderschön gestaltet und bieten Pocket-Operator-typisch einige kleine Easter-Eggs.
Die Tasten fühlen sich durchaus hochwertig an, geben gutes Feedback und haben einen angenehmen Druckpunkt. Leider erzeugen bei unserem Testgerät nicht alle Tasten das gleiche Klicken. Das könnte zu den Kinderkrankheiten der ersten Charge des Gerätes zählen. Eventuell hat der Hersteller hier schon Anpassungen am Produktionsprozess vorgenommen. Das Gleiche zählt hoffentlich auch für #Fadergate – online berichteten viele Nutzer von nicht funktionierenden Fadern.
Das eigentliche technische Highlight sind die anschlag- und drucksensitiven Tasten im Cherry-Format. Dieses kennen die meisten von euch sicherlich noch von den früher sehr geläufigen mechanischen Computertastaturen. Mir ist kein anderes Gerät auf dem Markt bekannt, das diese Technologie unterstützt. Chapeau, Teenage Engineering!
Wandler und Audioqualität des Teenage Samplers
Mit zwölf verfügbaren Stimmen befindet sich der Teenage Engineering EP-133 K.O. II im Mittelfeld der Budget-Sampler. Im Test kam es insbesondere bei der Verwendung von Stereo-Samples schnell dazu, dass diese Grenze erreicht oder überschritten wurde.
Die interne Signalverarbeitung erfolgt in 32 Bit, während die Wandler an Ein- und Ausgang lediglich 24 Bit unterstützen. Mit 12 dB Verstärkung am Eingang und 89 dB SNR am Ausgang spielen die Wandler nicht in der Königsklasse. Das ist bei dem Preis mehr als verständlich und hat sich im Test nicht negativ bemerkbar gemacht.
Mit 64 MB wurde auch beim Speicher für Samples gespart. Das ist schade, da besonders das Phrase-Sampling in Stereo schnell größere Datenmengen erzeugt.
Punch-in 2.0 Effekte – Teenage Engineering EP-133 K.O. II
Die Effekte lassen sich mit dem Halten des FX-Buttons in Kombination mit dem Druck auf eine der Haupttasten einfach und intuitiv triggern. Mittels der Druckstärke kann die Intensität des Effektes kontrolliert werden, was erstaunlich gut funktioniert.
Zusätzlich zu den zwölf Ersetzungseffekten ist es möglich, einen von sechs Zumischeffekten zu wählen. Am Ende der Signalkette befindet sich ein Master-Kompressor.
Wie für die Serie bekannt, besitzen alle Effekte zwei Parameter, die mit den beiden Potis kontrolliert werden können.
Sequencer und Bedienbarkeit
Auf den ersten Blick erscheinen wenige Dinge im Bedienkonzept besonders logisch. Doch wie bei den kleinen Geschwistern des K.O., II ist die Lernkurve extrem steil und nach kurzer Zeit fällt die Bedienung sehr leicht. Einziges Manko ist die teilweise nicht triviale Bedeutung der Symbole im Display.
Der Sequencer unterstützt leider keine direkte Ansicht oder Bearbeitung des Patterns. So sind Nutzer auf Step-Recording oder das direkte Einspielen der Sequenzen angewiesen. Mit maximal 99 Bars können sehr lange Sequenzen erzeugt werden. Die Samples können auf vier identische Gruppen mit je zwölf Slots verteilt werden, die wiederum 99 Patterns speichern. Ein großer Nachteil ist, dass es leider keinen Songmode gibt. So ist der Nutzer darauf angewiesen, die Szenen manuell zu wechseln. Ebenfalls unpraktisch sind die maximal neun Projekte, die im Speicher Platz finden.
Der Fader kann manuell zu zwölf verschiedenen Parametern zugewiesen und die Bewegungen im Sequencer aufgezeichnet werden. Leider ist der Fader das einzige Bauteil, das diese Funktion unterstützt. Um die Limitation zu umgehen, muss man diesen immer dem entsprechenden Parameter zuweisen. Hoffentlich liefert Teenage Engineering die Möglichkeit nach, die Bewegungen der Potis aufzeichnen zu können.
Welche Anschlüsse bietet der Teenage Engineering EP-133 K.O. II?
Neben den klassischen MIDI-I/O im Mini-TRS-Format gibt es für die Synchronisation mit anderen Produkten ein Sync-I/O-Pärchen. Die Aus- und Eingänge für Audiodaten sind im Miniklinkenformat ausgeführt. Strom und Datenverbindung sind konform zum neuen EU-Recht über USB-C realisiert.
Mit einem angeschlossenen MIDI-Keyboard ist es möglich, die Samples auf dem Gerät polyphon, also in Akkorden zu spielen. Das erinnert an den kultigen Casio SK1 und ist für sich allein schon ein Kaufgrund.
Batterie und Lautsprecher
Für das maximale Maß an Mobilität verfügt das Gerät über ein Batteriefach und einen kleinen Lautsprecher. So steht dem Jam im Park nichts im Weg.
Wem das manuelle Sampling zu anstrengend ist, kann auf das EP-Sampling-Tool zurückgreifen und den Speicher über die praktische Webapp mit Daten füllen. Das Tool läuft via Web-MIDI in Chrome.
Vergleich zum PO-33 K.O!
Wie schlägt sich der Sampler gegen seinen Vorgänger (unseren Test findet ihr hier)?
Stimmen: Der PO-33 bot acht fixe Stimmen für melodische Samples (Mono) oder 4 Drum-Sounds in Stereo. Der große Bruder bietet mit zwölf Stimmen ein deutliches Upgrade.
Sampling: Der K.O. II bietet eine höhere Sample-Rate (46 kHz vs. 32 kHz) und mehr Speicher (64 MB vs. 40 Sekunden).
Sequencer: Der K.O. II verfügt über einen komplett überarbeiteten Sequencer. Dieser bietet unzählige neue Funktionen für komplexere Songstrukturen.
Effekte: Mit den neuen „Punch-in 2.0-Effekten“ für die Klangmanipulation in Echtzeit werden die kreativen Möglichkeiten des Vorgängers stark erweitert.
Hardware: Der gefühlt größte Unterschied ist das völlig neue Hardware-Design inklusive neuem Formfaktor, einem stabilen Gehäuse und der neuen Technologie für Displays und Tasten.
Der Teenage Engineering EP-133 K.O. II ist in fast jeder Hinsicht eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Vorgänger. Er bietet mehr Funktionen, bessere Klangqualität, einen leistungsstärkeren Sequencer und zusätzliche kreative Werkzeuge. Für knapp den dreifachen Preis lässt sich der Hersteller das natürlich auch entsprechend entlohnen.
Klangbeispiele zum Teenage Engineering EP-133 K.O. II
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Sind die Fader-Probleme eigentlich mittlerweile behoben? Bei den ersten Tests hat man ja immer wieder gelesen, dass die entweder schon von Anfang an kaputt waren oder schnell kaputt gingen. Genauso wie der eingebaute Lautsprecher.
Das schreckt natürlich ab, denn ansonsten finde ich das Gerät durchaus interessant und für TE-Verhältnisse ist der Preis, der ja zurecht immer der größte Kritikpunkt ist, durchaus passend.
@ollo Ich bekam vorgestern einen EP-133 der zweiten Charge. Das erkennt man an der extra Einlage, welche den Fader vor dem Eindrücken der Verpackung schützt. Allerdings funktionierte der Lautsprecher bei mir nicht auf Anhieb. Nach einem kurzen Tutorial auf YouTube ließ sich das Problem durch Anziehen der innenliegenden Schrauben beheben. Es existiert neben dem „Fadergate“ offenbar noch ein kleines „Schraubenlockergate“. Vermutlich hat das mit der Verwendung von Drehmomentschraubendrehern in der Produktion zu tun, die einfach einen kleinen Tick zu wenig anziehen. Aber beim EP-133 ist alles hervorragend zugänglich und die Gehäuseschrauben lösten sich problemlos. Alles Gute :-)!
Das Fadergate ist der Genickbruch, genauso die Doppeltrigger oder das gebogene Gehäuse beim OP-Z. Ich mache einen großen Bogen um die Geräte, obwohl ich sie unbedingt gerne hätte, vor allem der OP-Z, aber wenn man jederzeit damit rechnen muss, das das Gerät einfach so den Wert verliert und unbrauchbar ist, dann ist das nichts für mich. Es wäre was anderes wenn Teenage sich dazu äußern würde, und sagen würde: „Hey Leute, wir habe das Problem behoben, Ihr könnt sicher sein, das Ihr einwandfreie Ware bekommt!“ Aber das machen die seit Jahren nicht. Immer schön von einem Produkt zum nächsten. Kunde friß – uns doch egal! SO kommt das bei mir an. Kein Infos darüber auf der Webseite – nichts. Eine Firma, die nicht zu Ihren Fehler steht ist keine gute Firma! Das ist meine Meinung.
@[P]-HEAD https://musictech.com/news/gear/teenage-engineering-ep-133-koii-fadergate/
immerhin…
@dilux Ja, immerhin! Nicht verkehrt… Na da haben wir ja mal ein Statement.
@[P]-HEAD Solange es noch genug Dodeln gibt, die all solch Klumpert kaufen, freut es den Hersteller!
Hauptsache irgendetwas auf den Markt werfen, damit die Müllberge noch schneller wachsen, von Wertigkeit und Nachhaltigkeit kann man bei solchen Spielzeugen wohl kaum sprechen!
@[P]-HEAD Solange es noch genug Dodeln gibt, die all solch Klumpert kaufen, freut es den Hersteller!
Hauptsache irgendetwas auf den Markt werfen, damit die Müllberge noch schneller wachsen, denn von Wertigkeit und Nachhaltigkeit kann man bei solchen Dingen wohl kaum sprechen!
Kein Synth/Groovebox/Sampler/ hat mich jemals optisch so sehr angesprochen. Auch das Display. „Leider“ brauche ich es nicht ^_^;
«Auf der Website redet man von der E.P. Series, was impliziert, dass dies das erste von mehreren Produkten ist.»
Teenage Engineering hat bereits bestätigt, dass weitere Geräte in dieser Serie folgen werden. Zudem hat der OP-133 K.O. II einen Zweikernprozessor und bisher wird nur einer davon gebraucht. Also selbst beim OP-133 K.O. II ist für Updates noch viel Luft nach oben. Ich freue mich schon darauf! Das Ding macht echt Spaß, ich hätte es bei diesen Specs zuerst nicht gedacht…
Noch zum #Fadergate: Hier hat Teenage Engineering längst klargestellt, dass es sich nicht um eine hardwareseitige Schwäche handelt, sondern dass Defekte an den unteren Geräteverpackungen durch zu hohen Druck in der Logistik entstanden sind, verursacht durch die dünne Verpackung. Hier wurde bereits nachgebessert.
@Olaf Strassen Danke für die Info mit den 2 Kernen, das lässt ja hoffen. Hatte den abbestellt, vielleicht wird es doch noch was mit uns.
Ich besitze das Gerät nicht, bin mir aber ziemlich sicher, dass es einen höheren Rauschabstand als 89 dB hat. Wahrscheinlich ein Zahlendreher und es muss 98 heißen.
Rauschabstand laut Spec: AD = 96 dB, DA = 98 dB. 89 dB wären heute schon ziemlich mager gewesen.
Hier übrigens ein aufschlussreiches Interview mit dem Mitbegründer David Eriksson von Teenage Engineering zum EP-133 K.O. II:
https://youtu.be/NlHk4HQDgaM?si=KnC-LhzKW6kNopWS
Seitdem bin ich meinem EP-133 K.O. II für manche seiner Schwächen nicht mehr böse. 😅 (…und er verzeiht mir dafür, dass ich ihn weiter oben „OP-133 K.O. II“ genannt habe.)
@Olaf Strassen Danke für den Videolink. Der K.O.II hat definitiv seine Qualitäten. Preislich wie immer bei TE an der Kante, aber dank der Info aus dem Video, das das Gerät in Spanien – also EU – gefertigt wird, gleich eine Ecke sympathischer. Auch sehr aufschlussreich, das aus dem Video hervorgeht, das eine Fertigung in den skandinavischen Ländern trotz Tradition mir Ericsson und Nokia aktuell nicht realisierbar war.
Einfach mal googlen:
TA PD 121
Für den musikalisch ambitionierten Kaufmann ein willkommenes Instrument in Camouflage.