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Test: Schecter Aaron Marshall AM-7, E-Gitarre

Mit tiefem "H" in Blau-Metallic!

21. April 2024

Wieder einmal muss ich zu meiner Schande gestehen, dass mir bei einem zum Test vorliegenden Signature-Modell weder der Künstler noch die Band, in der der Künstler spielt, mir irgendetwas sagen. Doch hier hilft das Internet natürlich wunderbar weiter. So handelt es sich bei dem Künstler um Aaron Marshall, seines Zeichens Gitarrist der Band Intervals. Inwieweit sich das zum Test vorliegende Modell Schecter Aaron Marshall AM-7 von einem regulären Schecter Instrument unterscheidet, soll dieser Test zeigen.

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Die Konstruktion der Schecter Aaron Marshall AM-7

Zunächst einmal fällt auf, dass der Preis von knapp 1.800,- Euro für ein Instrument, welches in Indonesien gefertigt wird, vergleichsweise sportlich angesetzt ist. Dies soll nicht heißen, dass Instrumente, welche in Indonesien gefertigt werden, nicht eine entsprechende Qualität haben, aber das Segment knapp unterhalb der 2.000,- Euro Marke wird im Normalfall eher mit Instrumenten Made in Europe, Japan oder USA besetzt.

Der erste Eindruck ist wieder einmal, wie bei so vielen Instrumenten, welche in Indonesien gefertigt werden, tadellos. Die Lackierung ist sehr sauber, keine scharfen Kanten, keine hakeligen Einstellungen und eine Werkseinstellung, mit der man das Instrument sofort mit auf die Bühne nehmen kann. Das Modell an sich ist in der großen Range der Powerstrats anzusiedeln, wobei Schecter sich große Mühe gegeben hat, alle Vorteile, welche diesem Modelltyp zugrunde liegen, mit in dieses Instrument zu übernehmen.

Schecter Aaron Marshall AM-7 Test

Bezüglich der Holzauswahl beschreitet Schecter für die Gitarrenfertigung einige ungewöhnliche Wege. Der Korpus ist aus Linde gefertigt, der geschraubte Hals aus Wenge und das Griffbrett besteht aus Makassar-Ebenholz. Die Halsrückseite ist nur ganz dezent lackiert, sodass man ein sehr holziges Griffgefühl vernimmt, wobei man einige Poren des Holzes sowohl grifftechnisch als auch optisch wahrnehmen kann. Auf dem Griffbrett wurden 24 X-Jumbo-Frets aus Edelstahl angebracht, wobei die Griffbrettmarkierungen bis zum 12. Bund auf der linken Seite des Griffbretts, vom 12. bis zum 24. Bund auf der rechten Seite des Griffbretts in Form von hohlen Kreisen angebracht wurden.

Schecter Aaron Marshall AM-7 Test

Aaron Marshall AM-7 Rückseite

Die Halsform wird vom Hersteller als dünnes C bezeichnet. Das kann man meines Erachtens so stehen lassen, wobei ein kräftiges D in meinen Augen auch noch passen würde. Aufgrund der siebenseitigen Ausfertigung ist der Sattel bei der Schecter Aaron Marshall AM-7 zwangsweise etwas breiter als allgemein hin üblich. Mit 48 mm liegt er aber in einem passablen Range, was auf der einen Seite genügend String-Space generiert, um normal zu greifen und auf der anderen Seite den Griffkomfort nicht zu stark abdriften lässt.

Sehr gut gefällt mir auch die Tatsache, dass Schecter den Zugang zum Truss-Rod am Korpus angebracht hat. Dadurch entfällt die problematische Bohrung vom Hals zur Kopfplatte hin, mit der zwangsweise immer eine Schwächung der Kopfplatte bezüglich haptischer Einwirkung einhergeht. Dass Schecter auch gerne einmal über den Tellerrand hinaus denkt, erkennt man an der Tatsache, dass die Mensur der Schecter Aaron Marshall AM-7 mit 673 mm etwas über der langen Mensur liegt. Durch diese Ausrichtung schafft man es, eine etwas höhere Saitenspannung auf das Instrument zu bekommen, was gerade bei einer siebenseitigen Gitarre auf der H-Seite sehr wichtig ist.

Das Korpus-Shaping der Schecter Aaron Marshall AM-7 ist einmal mehr in einem typischen Powerstrat Styling gehalten, besitzt aber dennoch die stilistischen Eigenarten, welche man auch von anderen Schecter Modellen her kennt. Das Shaping ist allgemein hin dezenter angelegt und wird hauptsächlich nur in den Bereichen angewendet, wie man sie auch von anderen Modellen her kennt, sprich Cutaways, Rückenausfräsung und Arrmauflage. Um ein besseres Spielen in den hohen Lagen gewährleisten zu können, befindet sich am Halsübergang zusätzlich ein großzügiges Shaping, was den Übergang deutlich angenehmer gestaltet, wenn es um das Greifen der hohen Lagen geht.

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Schecter Aaron Marshall AM-7 Test

Aaron Marshall AM-7, Korpus

Inwieweit einem die Farbe des Instruments zusagt, welche als Cobalt Slate bezeichnet wird, ist wie immer eine rein subjektive Entscheidung. Ich persönlich fand das Blau-Metallic, an was mich die Farbe erinnert, eigentlich relativ ansprechend. Ich habe aber auch Kollegen sagen hören, dass ihnen diese Farbe nicht zusagt. Wie gesagt, alles Geschmacksache.

Als Tonabnehmer verwendet Schecter zwei Pickups aus hauseigener Fertigung mit dem Namen Schecter USA Equinox im Halsbereich und Schecter USA Solstice im Brückenbereich. Genauere Werte, wie zum Beispiel den Gleichstromwiderstand, Magnete etc. konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen. Allerdings wird auf der Schecter Website geschrieben, dass alle Schecter Tonabnehmer in den USA gefertigt werden. In Sachen Hardware setzt Schecter im Brückenbereich auf einen bewährten Namen. Mit der HipShot-Brücke wurde ein Teil verbaut, welches sich über Jahrzehnte als qualitativ hochwertiges Bauteil etabliert hat. Für Tuner kommen sieben Locking-Mechaniken zum Einsatz, welche mit dem Aufdruck Schecter versehen sind. Ob Schecter diese Tuner selber fertigt oder aber in OEM-Bauweise fertigen lässt, konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen. Ich schätze aber, dass aufgrund der hohen Qualität der Tuner wahrscheinlich ein externer Anbieter die Sachen anliefert. Aber wie gesagt, das ist nur eine Vermutung.

Schecter Aaron Marshall AM-7 Test

Aaron Marshall AM-7, Kopfplatte

Optisch und haptisch gelungen kommen auch die Schaltungsmöglichkeiten des Instrumentes daher. Der 5-Wege-Schalter, der die typische H-S-HH-S-H-Schaltung an den Tag legt, ist optisch hochwertig verchromt. Zusätzlich gibt es einen Master-Volume- und einen Master-Tone-Regler, ebenfalls verchromt und mit jeweils drei Gummiringen so angelegt, dass einem auch bei schwitzigen Händen der Drehregler nicht durch die Finger flutscht. Der einzige Nachteil der Optik dieser Potentiometer ist die Tatsache, dass man zu keiner Zeit den Regelweg des Reglers erkennen kann. Es sei denn, man bringt die Befestigungsschraube an einem bestimmten Punkt an, zum Beispiel bei Voll- oder Leeranschlag, um dann optisch ungefähr auszurechnen, welche Regelstellung man gerade vorliegen hat. Ansonsten hat man nur sein Gehör um die Stellung wahr zu nehmen.

Leider wird die Schecter Aaron Marshall AM-7 weder mit einem Gig-Bag noch mit einem Hardshell-Koffer ausgeliefert, was ehrlich gesagt meines Erachtens bei diesem Verkaufspreis mit inbegriffen sein sollte. Natürlich kann man jederzeit von Schecter entsprechende Koffer nachordern bzw. sich bei Drittherstellern mit einem Standard-Powerstrat-Koffer eindecken, welcher wahrscheinlich zu 90 % auf diesen Instrumententyp passen sollte.

Schecter Aaron Marshall AM-7 Test

Aaron Marshall AM-7 Tuner

Die Schecter Aaron Marshall AM-7 in der Praxis

Was mir bei der Schecter Aaron Marshall AM-7 beim ersten Griff ans Instrument sehr gut gefällt, ist die Tatsache, dass man nicht unmittelbar das Gefühl hat, eine siebensaitige Gitarre in den Händen zu halten. Natürlich ist das Griffbrett deutlich breiter als bei einer sechsaitigen Gitarre, aber alle anderen Abmessungen lassen einen eher zu dem Schluss kommen, dass man eine handelsübliche Power Strat in den Händen hält. Für mich persönlich ein sehr gutes Beispiel, wie man dem interessierten Musiker, der vielleicht sein Tonspektrum um eine Quarte nach unten erweitern möchte, dezent an einen anderen Instrumententyp heranführen kann.

Das gesamte Instrument profitiert in Bezug auf Einschwing- und Ausschwingverhalten ungemein von der überlangen Mensur, wenngleich die H-Seite im direkten Vergleich zu den anderen Seiten nicht ganz die Spritzigkeit und den Attack an den Tag legt, wie es von E1 bis E6 der Fall ist. Hier würde ich eventuell noch einmal experimentieren, ob man bei der tiefen H-Saite nicht eine etwas dickere Saite aufziehen sollte, um die Saitenspannung entsprechend zu erhöhen. Sollte man nicht allzu viele Bendings und akrobatische Aktionen auf der tiefen H-Saite machen, kann man hier auch durchaus etwas dickere Saiten aufziehen.

Ansonsten legt das Instrument ein sehr starkes Sustain-Verhalten an den Tag, insbesondere wenn man bedenkt, dass es sich um einen geschraubten Hals handelt. Auch hier wird der überwiegende Teil dieses sehr guten Schwingungsverhaltens auf die überlange Mensur zurückzuführen sein, welche die Seitenschwingung positiv beeinflusst.

Klanglich bietet das Instrument abhängig vom verwendeten Amp eine sehr breite Palette an Sounds von sehr clean bis sehr verzerrt, was insbesondere der Flexibilität des Instruments zugute kommt. Allerdings gibt es einen kleinen Wermutstropfen im Resonanzverhalten des Instruments. Wann immer ich ein Riff auf „A“ spiele, zum Beispiel in den ersten Sequenzen der Klangbeispiele 3 und 5, schwingen eine oder mehrere Saiten im Bereich zwischen der Hipshot-Bridge und der Saitenhalterung im Stil einer Hallspirale auf und verwischen den Ton etwas. Im cleanen Bereich ist dieser Effekt nicht zu vernehmen, aber bei zunehmendem Gain und hartem Anschlag leidet der Attack des Instruments ein wenig unter dieser Konstruktion. Ich bin mir aber sicher, dass man diesen Effekt mit ein wenig Schaumstoff, den man beim nächsten Saitenwechsel in die gefrästen Kanäle einführt, in den Griff bekommt.

Alles in allem handelt es sich bei der Schecter Aaron Marshall AM-7 um ein gutes Instrument, welches aufgrund der angenehmen Optik und der klanglichen Flexibilität in vielen Bereichen zum Einsatz kommen kann. Inwieweit dem Instrument ein echter Signature-Effekt zu entnehmen ist, wenn man es mit den anderen zahlreichen Standardversionen von siebenseitigen Gitarren bei Schecter vergleicht, muss jeder für sich selber herausfinden.

Die Klanghbeispiele wurden mit einem ENGL Savage MKII, einem Marshall Cabinet mit Celestion G12 75T und 2 Stck. Shure SM57 erstellt. Nix Kemper o. ä.

Schecter Aaron Marshall AM-7 Test

Aaron Marshall AM-7 im Einsatz

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Fazit

Mit der Schecter Aaron Marshall AM-7 hat der Hersteller ein ausgewogenes Instrument mit großer Flexibilität in seinem Portfolio. Die Verarbeitung ist sehr gut und aufgrund der zusätzlichen H-Saite wird man auch in den meisten Fällen auf Downtuning verzichten können.
Für Freunde des Prog sollte sich ein Antesten lohnen.

Plus

  • Verarbeitung
  • Sustain-Verhalten
  • überlange Mensur

Preis

  • 1.799,- Euro
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Schecter Aaron Marshall AM-6 AJ B-Stock
Schecter Aaron Marshall AM-6 AJ B-Stock Bisher keine Kundenbewertung verfügbar
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