Schecter Nick Johnston - die Zweite
Schecter setzt die Zusammenarbeit mit dem kanadischen Ausnahmegitarristen Nick Johnston fort und präsentiert ein Upgrade seines Signature-Instruments. Genauer gesagt handelt es sich um das fernöstliche Modell, welches uns zum Test vorliegt und nun in die zweite Runde geht. Auf den ersten Blick scheint sich bei der Schecter Nick Johnston Traditional E-Gitarre abgesehen von dem deutlich höheren Preis gegenüber der Version 1 nicht viel geändert zu haben. Unter der Haube jedoch gibt es einige Verbesserungen, darunter auch die Dinge, die beim ersten Modell noch bemängelt wurden und von nun an für Ruhe sorgen sollten. Erhältlich ist zudem ein Modell mit Humbucker am Steg sowie zwei Lefthand-Ausführungen, wir betrachten uns jedoch hier und jetzt die Gitarre mit der Pickup-Bestückung, die der Künstler auch selbst bevorzugt und die der einer klassischen Strat entspricht.
Nick Johnston Traditional SSS – Facts & Features
Hatte ich beim Test der ersten Nick Johnson Strat noch das relativ hohe Gewicht angesprochen, so scheint man hier wohl auf ein bedeutend leichteres Stück Erle für den Korpus zurückgegriffen zu haben. Prinzipiell ist das eine feine Sache, die allerdings doch auch einen Haken hat, denn durch die neuen ziemlich massiven Klemmmechaniken an der Kopfplatte tritt nun leider eine deutliche Kopflastigkeit zutage. Beim Spielen auf dem Schoß des Nutzers abgelegt, zieht die Gitarre an ihrem oberen Ende also mächtig nach unten. Sicherlich ist die Stimmstabilität durch die Locking-Tuner ein Stück weit besser geworden, wenn auch nicht perfekt. Dafür aber tritt nun diese Unart auf, die eigentlich spätestens seit Ende der Siebziger ausgemerzt schien. Man muss demnach immer auch ein wenig gegenhalten oder den Gurt dann und wann zurecht rücken, um das Gleichgewicht zu bewahren. Weiterhin finden wir gegenüber der ersten Version eine kleine Korrektur in der Kosmetik: Auf der Rückseite der Kopfplatte wurde nun die Signatur des Künstlers inklusive seinem Trademark, dem Totenschädel unter einem Raumfahrerhelm, in das Holz eingraviert.
Der Hals – Roasted Maple oder doch nur gebeizt?
Eingeschraubt wurde bei der Schecter Nick Johnston Traditional SSS E-Gitarre wieder ein Hals aus Ahorn, der eine dunkle Färbung aufweist und vom Hersteller als „Roasted Maple Neck“ bezeichnet wird. Ob es sich hier nun wirklich um ein wärmebehandeltes Stück Holz oder aber nur schlicht um ein dunkel gebeiztes Ahorn handelt, sei mal dahin gestellt. Die Verarbeitung des einteiligen Stückes ist in jedem Fall gut gelungen, der Hals sitzt kerzengerade und bombenfest in der Halstasche des Korpus, da passt keine Briefmarke zwischen. Das Profil der Halsrückseite („Thin C“) ist angenehm schlank ausgefallen und zusammen mit der nur satinierten Oberfläche ergibt sich ein sehr natürliches Spielgefühl, auch wenn die Saitenlage unseres Testinstruments verbesserungswürdig wäre. Wenn man denn Hand an das Setting anlegen möchte, dann bietet die frei liegende Halseinstellschraube am Halsfuß einen schnellen Zugang zum Einstellen des Trussrods.
Ebenholzgriffbrett mit Bronzekreisen als Markierungen
Das aufgeleimte Griffbrett der Schecter Nick Johnston Traditional SSS E-Gitarre besteht aus pechschwarzem Ebenholz und besitzt 22 Bundstäbchen, deren Verarbeitung man als in Ordnung durchgehen lassen kann. An manchen Kanten pikst es dann und wann, zudem wurden die Oberflächen der Bünde nicht ganz perfekt poliert, sodass es hier die erste Zeit beim Benutzen, vor allem bei Bendings und Slides, nicht ganz ohne Schabgeräusche zugehen wird. Erneut wurden Ringe aus Bronze als Dots eingesetzt, die sind zwar kaum zu erkennen, aber dafür gibt es ja noch die Punkte am Rand oberen Rand des Griffbretts.
Schecter Nick Johnston Traditional – Hardware
Das Vibrato („Diamond Vintage Tremolo“) sitzt erneut auf zwei Bolzen und arbeitet recht geschmeidig in seiner Funktion. Es ist frei schwebend eingestellt, somit sind auch dezente Up-Bendings möglich, die bis zu einem Halbton reichen können. Runter geht es hingegen etwas mehr, aber grundsätzlich sollte man, trotz der Schecter-eigenen Klemmmechaniken, etwas Vorsicht walten lassen, denn auch hier ist mit Verstimmungen zu rechnen, wenn man es zu sehr übertreibt. Besonders die G-Saite bereitete bei unserem Testinstrument massive Probleme, war sie doch immer fast um einen Halbton verstimmt, nachdem der Vibratoblock wieder in seine Ausgangsposition zurückgekehrt war. Da scheint wohl auch der Graph Tech XL Black Tusq Sattel nicht viel zu helfen, mag aber sein, dass sich dieses Problem nach einer Weile der Benutzung von selbst löst. Nämlich dann, wenn die Saiten sich ein Stück weit in die Sattelkerben eingearbeitet haben und es dann etwas besser „flutscht“.
Dreimal Singlecoil und eine sparsame Schaltung
Nick Johnston scheint keinen besonderen Wert auf einen Humbucker am Steg zu legen und so besitzt auch das neue Signature-Modell erneut drei Singlecoils, die aus dem Hause Schecter stammen und das dreischichtige Pickguard besetzen. Auf den Unsinn von zwei Tone-Potis wurde ebenfalls wieder verzichtet, so gibt es einen globalen Regler für die Tonblende und einen weiteren für die Lautstärke, die beide eine solide Qualität besitzen. Geschaltet wird in gewohnter Manier über einen Fünfwegeschalter, auch der kann überzeugen und dürfte als eines der meist benutzten Teile einer E-Gitarre dem neuen Besitzer auch auf lange Sicht keine Sorgen bereiten. Schön ist zudem, dass sich die Ausgangsbuchse nicht wie bei der klassischen Strat in einer Blechhülle auf der Decke, sondern am unteren Teil des Korpus befindet – so ist das Kabel endgültig aus dem Weg.
Die Schecter Nick Johnston Traditional in der Praxis
Akustischer Grundsound / Handling
Die Vorzüge einer Strat kennt wohl jeder, der eine E-Gitarre mit dieser Korpusform schon mal bespielen konnte. Durch die Fräsungen auf der Decke und der Rückseite schmiegt sich die Gitarre sehr angenehm an den Körper des Spielers an. In aller Regel ist eine Strat auch gut ausbalanciert, hier allerdings machen die monströsen Locking-Tuner der Sache einen Strich durch die Rechnung und bescheren dem Instrument, wie bereits weiter oben besprochen, eine übermäßige Kopflastigkeit. Der Grundsound der Esche-Ahorn-Konstruktion ist solide ausgefallen und in den Mitten etwas überbetont, was eine gute Durchsetzungskraft im Bandgefüge verspricht. Das Sustain und das Ansprechverhalten (Attack) gehen ebenfalls in Ordnung, reißen aber nicht unbedingt vom Hocker.
Elektrischer Sound
Singlecoils sind nun mal Singlecoils, mit all ihren Vor- und Nachteilen. Obwohl man sagen muss, dass speziell im verzerrten Bereich die drei Schecter Einspuler einen recht kühlen Kopf bewahren und nicht durch übermäßiges Brummen auffallen. Bleiben tut jedoch der etwas harsche Sound vor allem des Pickups am Steg, eine echte „Riffmaschine“ ist dieses Instrument garantiert nicht. Die Stärken liegen eher im unverzerrten sowie im angezerrten Bereich und dort kann man dann dem Klang insgesamt einen gewissen Charakter durchaus nicht absprechen.
Mir persönlich gefiel der Sound des Front-Pickups am besten, er liefert ein sattes Bassfundament und bringt die Dynamik der Gitarre m.M.n. am authentischsten rüber. Die Zwischenpositionen, also Front- und Mittel-Pickup sowie Mittel- und Steg-Singlecoil zusammen betrieben, klingen so, wie man es von einer Strat gewohnt ist: perlig, glasig und damit bestens für einen Sound ohne Verzerrung geeignet.
Doch genug der Worte, kommen wir zu den Klangbeispielen, für die ich die Schecter Nick Johnston Traditional SSS E-Gitarre an einen Mesa/Boogie Studio 22+ Combo angeschlossen habe. Vor dem Amp wurde ein AKG C3000 Mikrofon platziert, ehe das Signal in Logic Audio aufgenommen wurde. Eine weitere Bearbeitung fand nicht statt.
Danke, guter Bericht,
aber:
Ausgangsbuchse am unteren Cutaway?? ?
Zur Stimmstabilität- denkst Du, liegt es an den Sattelkerben?
Buchse am unteren Cutaway ist natürlich Quatsch und wurde korrigiert, danke für den Hinweis! Wegen Stimmstabilität – ich denke zum Teil schon und würde die Hoffnung nicht aufgeben, dass es nach einer Weile besser flutscht … ;)
Hehehe, soll aber Leute geben, deren Buxe regelmäßig am unteren Cutaway hängt, auf Halbmast quasi.
Schelm! (lieb gemeint…)