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Test: sE Electronics T2, Großmembran-Kondensatormikrofon

Modernes Mikrofon mit Titan-Kapsel

9. Januar 2023
se electronics t2 test

sE Electronics T2, Großmembran-Kondensatormikrofon

Das sE Electronics T2 Großmembran-Kondensatormikrofon ist bereits seit einigen Jahren erhältlich, nun wurde seine Konstruktion, genau wie die des Schwestermodells sE4400, für eine verbesserte „Roadtauglichkeit“ überarbeitet.

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Im Gegensatz zu dem sE4400 besitzt das T2 eine Titan-Kapsel, die laut Herstellerangaben eine besonders schnelle Ansprache hat und sich somit sehr gut für das Recording von Drums und Percussion eignen soll.

Der Schwerpunkt dieses Testberichts liegt daher auf dem Einsatz des T2 Stereo-Sets in unterschiedlichen Positionen bei der Aufnahme eines Schlagzeugs im Tonstudio.

sE Electronics T2

Die zwei Schwestermodelle: sE4400 und T2

sE Electronics T2 Großmembran-Kondensatormikrofon auf den ersten Blick

Das silberne T2 Mikrofon hat die gleiche Form wie das schwarze sE4400 und erinnert ein bisschen an das AKG C12A oder C414. Seine Maße betragen 14,6 cm in der Länge, 5,8 cm in der Breite und 2,9 cm in der Tiefe, während das Gewicht bei 290 g liegt. Am unteren Ende befindet sich ein abstehender Zylinder für den XLR-Anschluss, über den die Audioübertragung und Stromspeisung per Phantompower läuft.

Von allen Seiten betrachtet macht die Verarbeitung einen sehr soliden und langlebigen Eindruck, dazu zählt auch der silberne Mikrofonkorb, unter dem die von Hand gefertigte, 1″ große Titan-Doppelmembran-Kapsel zu erkennen ist. Sie bietet insgesamt vier verschiedene Charakteristiken – Niere, Hyper-Niere, Acht und Kugel – die mittels der kleinen, schwarzen Metallschalter unter dem Korb angewählt werden. Darüber hinaus gibt es einen 3-Wege-Schalter für die Dämpfung des Eingangssignals von 10 oder 20 dB und einen weiteren für das Hochpassfilter, das entweder bei 40 oder 80 Hz greift.

sE Electronics T2

Der Koffer samt Inhalt

Das T2 Stereo-Set wird in einem kleinen, aber äußerst robusten Aluminiumkoffer geliefert.
Er ist mit widerstandsfähigem Schaumstoff ausgekleidet und besitzt mehrere Fächer für die Mikrofone und das Zubehör. Bei solchen günstigen Produkten sind oft die Scharniere der Koffer eine Schwachstelle – nicht aber in diesem Fall. Auch der starke chemische Geruch, der vor einigen Jahren bei dem Test der V Serie von sE Electronics negativ auffiel, war bei diesem Set nicht wahrnehmbar.

Zu dem Lieferumfang des T2 Stereo-Sets gehören ansonsten noch zwei Mikrofonhalterungen mit Gummiaufhängungen und eine massive, 30 cm lange Stereo-Schiene aus Metall, die auch bei dem sE8 Set dabei ist.

sE Electronics T2

Solide Metallschalter

Was hat sE Electronics an dem T2 Großmembran-Kondensatormikrofon verändert?

Laut sE Electronics ist der Klang des T2 und des sE4400 gleich geblieben, allerdings wurden beide Modelle in Hinblick auf ihre Stabilität und Belastbarkeit überarbeitet:

  • Die dazugehörige Spinne soll nun besser vor Trittschall schützen und eine besonders nahe Aufstellung an der Schallquelle ermöglichen.
  • Die Metallgehäuse werden jetzt im Druckgussverfahren gefertigt und haben eine polierte Oberfläche.
  • Für die Mikrofonkörbe verwendet sE Electronics ab sofort robusteren Federstahl, der wohl auch versehentlichen Schlägen mit einem Drumstick besser standhalten soll.
  • Bisher wurde nur das sE4400 als Stereo-Paar angeboten, nun ist auch das T2 im Set mit zwei aufeinander abgestimmten Mikrofonen erhältlich.
sE Electronics T2

Das Innere des T2s

Technische Details des sE Electronics T2 Großmembran-Kondensatormikrofons

Bei dem T2 und sE4400 handelt sich jeweils um „echte“ Kondensatormikrofone, deren Kapseln zur Erzeugung der Polaritätsspannung eine stetige, externe Stromversorgung benötigen.
Für die Membranen beider Modelle verwendet sE Electronics Mylar-Folie. Während die Kapsel des sE4400 ganz traditionell mit Gold gesputtert wird, kommt bei dem T2 Titan zum Einsatz. Da die Beschaffenheit von Titan härter und drei Mal leichter ist als Gold, soll es bei der Aufnahme von Instrumenten mit ausgeprägten Transienten für eine schnellere Ansprache und ein transparenteres Klangbild sorgen.

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Grundsätzlich reicht das Frequenzspektrum des T2s von 20 Hz bis 20 kHz, gemäß den herstellereigenen Messdiagrammen verhält es sich dabei größtenteils sehr linear. Je nach Wahl der Richtungscharakteristik setzt in den Höhen und teilweise auch den oberen Mitten eine Anhebung von ca. 2 bis 4 dB ein, die durch unterschiedlich geartete Rolloffs im Topend abgerundet wird:

sE Electronics T2

Die unterschiedlichen Frequenzgänge der vier Richtungscharakteristiken

Die Ausgangsimpedanz beträgt 22 Ohm und das Eigenrauschen macht passable 13 dB(A) aus. Als Übertragungsfaktor nennt sE Electronics den Wert von 25 mV / Pa (-32 dBV) – einfach ausgedrückt handelt es sich somit um ein „lautes Mikrofon“, das nicht sehr viel Vorverstärkung benötigt.
Auch die Klangquellen vor dem T2 dürfen recht laut sein, da der Grenzschalldruck im Normalfall bei 137 dB (SPL) liegt, durch das 20 dB Pad kann er sogar auf maximal 157 dB (SPL) erweitert werden.

sE Electronics T2

Mikrofonhalterungen und Stereo-Schiene

Die Spinne des sE Electronics T2

Die Handhabung des T2s ist vor allem dank der hochwertigen und gut durchdachten Konstruktion der Halterung sehr komfortabel. Mit einem großen, soliden Schraubgewinde wird das Mikrofon an seinem Zylinder sicher arretiert, anschließend lässt es sich bequem mit dem flexiblen Gelenk nach Belieben ausrichten. Auch die Feststellschraube des Gelenks greift zuverlässig und bietet einen absolut sicheren Halt.

sE Electronics geht in puncto Flexibilität aber noch einen Schritt weiter, da die Seitenaufhängungen äußerst schmal ausfallen und die Front fast bündig mit der Mikrofonvorderseite abschließt. Dadurch ist zum Beispiel nicht nur eine sehr nahe Positionierung an einem Gitarrenverstärker möglich, auch das Ausrichten von einem Stereopaar auf einer Schiene gestaltet sich viel einfacher als mit klassischen Spinnen, die den seitlichen Umfang eines Mikrofons deutlich vergrößern und wesentlich sperriger sind.

Großmembran-Kondensatormikrofon im Tonstudio

Wie eingangs erwähnt, soll bei diesem Test die Klangqualität der beiden T2 Mikrofone in verschiedenen Positionen an einem Drum-Kit demonstriert werden. Für diesen Zweck hat der Schlagzeuger Andy Hafner sich bereiterklärt, einige Beispiele einzuspielen.

sE Electronics T2

Mikrofonierung für die Overheads

Overheads

Los geht es mit einer Overhead-Mikrofonierung, die angewinkelt in einem Abstand von ca. 1,5 m zum Kit hinter dem Drummer steht. Diese ORTF-Abwandlung empfindet den Höreindruck des Schlagzeugers nach und hat ein sehr breites Stereobild.
Als Preamps werden zwei TAB V 376a aus den 70er-Jahren verwendet, in deren Signalpfad ein nicht deaktivierbares Hochpassfilter bei 40 Hz greift. Zur Verstärkung benötigen die Mikrofone gerade mal 6 dB. Mit diesem Setup sollen nun die vier verschiedenen Richtungscharakteristiken verglichen werden, Andy war sehr bemüht jeden Take möglichst gleichförmig einzuspielen:

Alle vier Einstellungen sind sehr überzeugend und liefern ein souveränes und brauchbares Ergebnis. Losgelöst von der spezifischen Eigenheiten jeder Richtungscharakteristik haben alle vier Aufnahmen die gleiche Transparenz und Tiefe, sauber artikulierte Transienten und ein überaus präzises Stereo-Panorama. Die Bässe und unteren Mitten werden mit einer straffen Kontur wiedergegeben, während die oberen Mitten und Höhen eine klare, angenehme, offene Präsenz ausmacht, die weder beißend noch harsch wirkt.

Jede der Richtungscharakteristiken erfüllt aber auch die für sie typische Klangeigenschaft auf hohem Niveau:

Die Niere ist sehr fokussiert mit einem ausgewogenen Frequenzgang, wogegen die Acht, wie gewohnt, zurückhaltender im High- und Lowend ist und dadurch stärker die Mitten betont. Deutlich räumlicher, aber auch voluminöser, zeigt sich die Kugel, deren Wiedergabe der Bässe und unteren Höhen kräftiger erscheint als in den anderen Einstellungen. Die Hyperniere klingt dagegen wie eine schlankere Version der Niere, mit einem etwas anders gearteten Topend. Letztendlich ist es eine Frage des Geschmacks und des Kontextes, welche Richtungscharakteristik man favorisiert.

sE Electronics T2

T2 an der Floortom

Toms

Für das nächste Beispiel wird jeweils ein T2 mit Nierencharakteristik über der Hänge- und Standtom aufgestellt, die Mikrofone haben ungefähr einen Winkel von 45 Grad und einen Abstand von 15 cm zum Schlagfell. Um das volle Lowend hören zu können, kommen nun – wie auch bei allen weiteren Beispielen – zwei Telefunken (TAB) V 372 Preamps aus den 60er-Jahren zum Einsatz. Dabei handelt es sich um die ersten, Transistor basierten Nachfolger des V 72 mit Stahlkernübertragern, die einen sehr sauberen und brillanten Klang haben.
An den Mikrofonen ist das -20 dB Pad aktiv und die Vorverstärkung beträgt 15 dB. Andy hat für dieses Beispiel Mallets mit Filzschlegeln benutzt, um dem Klang etwas Paukenflair zu verleihen:

Auch hier lassen sich die zuvor genannten Eigenschaften wiederfinden: Der Bassanteil hat eine saubere, kompakte Form, die Anschläge können sich sehr schön entfalten und bestechen durch ihre weiche, aber sehr prägnante Ansprache.

sE Electronics T2

T2 als äußeres Mikrofon an einer Bass-Drum

Bass-Drum

Nach den Toms soll nun ein T2 als äußeres Mikrofon für die Bass-Drum genutzt werden. Es steht mit einem Abstand von 3 bis 4 cm vor dem Fell, unverändert ist das -20 dB Pad eingeschaltet und die Vorverstärkung liegt bei 15 dB. Die erste Aufnahme zeigt die Nieren-Charakteristik und die zweite die Hyperniere:

Wie sich bei den vorherigen Beispielen schon erahnen ließ, ist die Wiedergabe des
Lowends bei beiden Aufnahmen wirklich beeindruckend. Die tiefen Frequenzen sind überaus voluminös, wodurch die Bass-Drum sehr groß und wuchtig klingt.
Der Unterschied zwischen den beiden Richtungscharakteristiken fällt vielleicht nicht sofort auf, aber nach mehrfachem Hören – vor allem bei einer erhöhten Lautstärke – wird er deutlicher: Die Niere verleiht der Kick bzw. dem Anschlag etwas mehr Präsenz in den oberen Frequenzen, wogegen die Hyperniere im Lowend noch etwas klarer definiert und straffer in Erscheinung tritt.

Snare-Drum

Für das letzte Beispiel wird die Snare-Drum mit beiden Mikrofonen in Nierencharakteristik abgenommen. Das T2 an der oberen Seite hat wieder in etwa einen Winkel von 45 Grad und einen Abstand von 10 cm zum Schlagfell. Auf der Unterseite ist das zweite T2 ungefähr spiegelverkehrt zum Top-Mic aufgestellt, so dass beide Mikrofone eine Achse bilden. Die Phase des unteren wird selbstverständlich invertiert, das -20 dB Pad aktiviert und auch hier beträgt die Vorverstärkung 15 dB:

Abermals hat das Resultat einen schönen, transparenten Klang, die Anschläge entfalten sich sehr gut und auch die oberen Bässe wirken kräftig und sauber geformt. Trotz der ausgeprägten Transienten bleiben die oberen Mitten recht entspannt. Insgesamt könnte die Snare noch ein bisschen mehr Höhen vertragen, was aber nicht an den Mikrofonen liegt. Die T2s lassen sich übrigens auch sehr gut mit einem Equalizer nachbearbeiten, gerade bei Anhebungen verhalten sie sich klanglich überaus umgänglich.

Infos zu den Klangbeispielen

Schlagzeuger: Andy Hafner
Schlagzeug: Gretsch Renown Maple
Snare: Gretsch Renown Maple
Cymbals: 16“ Paiste Twenty Medium Light Hi-Hat, 18“ Zildjian K Custom Session Crash, 20“ Zildjian K Ride, 22“ Istanbul Mehmet Black Sea Ride

Mikrofone:
2x sE Electronics T2

Preamps:
Overheads: 2x TAB V376a
Bass-Drum, Snare-Drum, Toms: Telefunken (TAB) V372

Audiointerface: RME Fireface 800
DAW: Logic Pro

Die Klangbeispiele sind unbearbeitet, nur die Lautstärken wurden angepasst.

sE Electronics T2

sE Electronics T2, Großmembran-Kondensatormikrofon

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Fazit

Das sE Electronics T2 ist ein sehr gutes, modernes Großmembran-Kondensatormikrofon für professionelle Live- und Studioanwendungen. Während des Tests überzeugte es in jeglicher Hinsicht.

Seine Verarbeitung macht einen äußerst soliden und langlebigen Eindruck, ebenso wie das komplette Zubehör. Gerade die Mikrofonhalterung wirkt sehr gut durchdacht und erleichtert die Handhabung in der Praxis enorm.

Klanglich begeistert das T2 dank seines ausgewogenen, transparenten und straffen Klangs, der wirklich eine überaus saubere und schnelle Ansprache hat. Darüber hinaus liefert jede der vier Richtungscharakteristiken souveräne und ausgereifte Ergebnisse, die einen vielseitigen Einsatz ermöglichen.

Wer auf der Suche nach einem modern klingenden Allround-Mikrofon mit einem überaus fairen Preis-Leistungs-Verhältnis ist, sollte da sE Electronics T2 unbedingt ausprobieren.

Plus

  • sehr guter Klang aller Richtungscharakteristiken
  • Verarbeitung
  • sehr gute Mikrofonhalterung
  • Qualität des Zubehörs
  • Preis-Leistungs-Verhältnis

Preis

  • sE Electronics T2 (Single): 479,- Euro
  • sE Electronics T2 (Stereo Set): ca. 1.049,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    falconi RED

    Ich habe gerade mal bei Wikipedia nachgeschaut:

    Titan ist sogar viermal leichter als Gold, die „Härte“ ist doppelt so hoch.
    Und beide Eigenschaften sind vermutlich wurscht für ein paar Atomlagen Titanstaub auf einer vergleichsweise phätten PET-Folie. Die Metallisierung soll vor allem halten und einigermaßen leiten – das tut Titan aber zwanzig Mal schlechter als Gold.

    Die für’s Sputtern wichtige Verdampfungsenthalpie ist ein Viertel größer, also ähnlich. Der Preis von bei Titan ist aber immerhin vierhundert Mal geringer als der von Gold.

    Als langjähriger stolzer Besitzer eines sE Titan aus dem Rausverkauf behaupte ich: Es lebe die Unique Selling Proposition!
    Interessant jedenfalls, dass sie es nun nochmal versuchen, nachdem das „Titan“ erst reüssieren konnte, nachdem der Verkaufspreis auf ein Viertel abgesenkt wurde…

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