Günstiger Einstieg in die Welt der ANC-Kopfhörer
Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung bzw. sogenannten ANC-Systemen sind mittlerweile weit verbreitet. Auch wenn die Hersteller sie nicht primär mit einem Fokus auf den Einsatz beim Recording bzw. im Tonstudio entwickelt haben, wissen wir, dass viele Musiker diese Art von Kopfhörern zum Musik hören oder auf Reisen nutzen. Entsprechend möchten wir euch im folgenden Test mit dem Sennheiser HD 450 BT einen vergleichsweise günstigen Kopfhörer dieser Kategorie vorstellen.
Was bietet der Sennheiser HD 450 BT?
Im Bereich der ANC-Kopfhörer ist der HD 450 BT vergleichsweise günstig und liegt aktuell bei 132,- Euro. Im Relation zu einem Bowers & Wilkins fast schon ein Schnäppchen. Doch kann der Kopfhörer auch klanglich überzeugen? Dazu gleich mehr, zunächst schauen wir uns die Äußerlichkeiten des Sennheisers an.
Der Sennheiser HD 450 BT besteht aus mattem Kunststoff und ist in den Farben schwarz und weiß erhältlich. Sehr leichtgewichtig ist er, bringt er doch angenehme 238 Gramm auf die Waage. Hinzu kommt, dass man den Kopfhörer auf beiden Seiten nach innen klappen kann, so dass man ihn für den Transport kompakt zusammenfalten kann. Eine schwarze Softtasche liegt dem Kopfhörer ebenso bei wie ein USB-C auf USB-A-Kabel, ein 2,5 mm auf 3,5 mm Klinkenkabel, Anleitung und Garantiehinweise. Alles zusammen verpackt Sennheiser in einen bedruckten Pappkarton.
Der HD 450 BT besteht vorwiegend aus Kunststoff und gibt sich optisch eher dezent. Mit Ausnahme zweier Anthrazit-farbener Elemente und dem Sennheiser Logo ist unser Testkopfhörer gänzlich in schwarz gehalten. Die Außenseiten des Kopfhörers lassen sich beidseitig um ca. 3,5 cm ausziehen, das sollte für jegliche Kopfgrößen ausreichen. Den Anpressdruck empfinde ich als moderat.
Erstaunlich ist, wie gut der geschlossene Kopfhörer Außengeräusche abdämpft, sobald man ihn auf den Ohren sitzen hat. Bei mir umschließen die Ohrmuscheln die Ohren ganz knapp und der Kopfhörer sitzt insgesamt sehr sicher. Auch schnelleres Kopfschütteln ändert daran nicht, sehr gut. Die Ohrmuscheln sind aus Kunstleder gefertigt und schmiegen sich sanft an. Schaut man sich die Ohrmuscheln an, fallen sie insgesamt recht klein aus. Hier sollte man vor dem Kauf ruhig einmal prüfen, ob sie wirklich „ohrumschließend“ sind.
Insgesamt fällt die Verarbeitung des Kopfhörers gut aus. Das Attribut „Heavy-Road-tauglich“ würde ich dem Kopfhörer vielleicht nicht zusprechen, aber für den Einsatz im Studio, zu Hause oder auf Reisen ist das vollkommen ausreichend.
Die Bedienung des Sennheiser HD 450 BT erfolgt durch mehrere kleine Tasten, die allesamt auf der Unterseite der rechten Ohrmuschel angebracht sind. Hinsichtlich des Bedienungskomforts wäre es evtl. sinnvoll gewesen, 1-2 davon auf die linke Seite zu setzen, denn so sind es doch recht viele Tasten, die man mit den Fingern erkennen und passend einstellen muss. Dazu fallen die Tasten insgesamt recht klein aus.
Die erste Taste dient zum Ein- und Ausschalten des Kopfhörers. Eine kleine LED gibt durch rotes bzw. blaues Blinken darüber Auskunft ob der Kopfhörer aktiv ist und ob eine Bluetooth-Verbindung besteht. Wandert man mit dem Finger am Rand entlang, folgen zunächst die Anschlussbuchse für den Kabelbetrieb sowie der USB-C-Port. Danach folgen der Lautstärkeregler sowie Funktionstasten zur Steuerung des Wiedergabemodus (Play, Pause, Next, Previous), des Sprachassistenten (Siri, Google Assistant, Baidu), zur Telefonsteuerung sowie des ANC-Modus.
Alternativ bietet Sennheiser mit seiner Smart Control App, die für iOS 13.0 (oder neuer) bzw. Android 8.0 (oder neuer) erhältlich ist, eine Möglichkeit, ein paar weitere Funktionen zu steuern und Informationen anzeigen zu lassen. So u. a. die Steuerung eines Equalizers, die Aktivierung von Transparent Hearing (Umgebungsgeräusche können auf Wunsch ans Ohr durchgelassen werden), den Akkustand anzuzeigen, Updates durchzuführen usw. Die Installation der App sowie die Menüführung ist sehr einfach gehalten. Der Funktionsumfang könnte meiner Meinung nach aber durchaus größer ausfallen. Klang-Presets fehlen beispielsweise und das Transparent Hearing ist nicht stufenlos einstellbar.
Schön ist, dass der HD 450 BT den aktuellen Bluetooth-Standard 5.0 unterstützt und sich hierdurch dank Multipairing mit zwei Endgeräten gleichzeitig verbinden kann. Die Kopplung mit unterschiedlichen Android/iOS-Smartphones war während des Tests kein Problem, auch mit Laptop und Tablet konnte stets problemlos eine Verbindung hergestellt werden. Die maximale Betriebsdauer gibt Sennheiser mit 30 Stunden an (bei Bluetooth-Übertragung mit aktivem ANC-Modus). Die Ladezeit für den Kopfhörer beträgt 2 Stunden.
Wie klingt der Sennheiser HD 450 BT?
Vorab zunächst ein paar technische Daten zum DH 450 BT, die ich der Sennheiser Website entnommen habe:
- Wandlerprinzip: dynamisch, geschlossen
- Frequenzbereich: 18 Bz bis 22.000 Hz
- max. Schalldruckpegel: 108 dB
- Klirrfaktor: < 0,3 % (bei 1 kHz, 100 dB)
- Bluetooth Version: 5.0
- Audio Codec: SBC, AAC, AptX, AptX Low Latency
Mit erstaunlich viel Druck, vor allem im unteren Frequenzbereich, spielt der HD 450 BT auf. Speziell auf den Tieftonbereich ausgelegte Stile, egal ob elektronische Produktionen oder Hip Hop und R&B, kommt dies natürlich sehr zugute. Dabei ist der Klang stets akkurat, auch wenn man den Kopfhörer bei höheren Lautstärken nutzt.
Ebenfalls sehr klar spielt er im mittleren Frequenzbereich auf, so dass man Gesangsstimmen oder Sprache stets gut wahrnehmen kann. Möchte man den Kopfhörer auch zu Hause für Filme o. ä. nutzen, ist das auf alle Fälle ein guter Plus-Punkt.
Wandert man im Frequenzbereich weiter nach oben, trübt sich die Stimmung, allerdings nur recht leicht. Die Höhen sind mir – vor allem im Vergleich zu den letzten ANC-Kopfhörern wie einem Bowers & Wilkins PX7 oder einem Lagoon ANC – doch etwas matt und nicht detailgetreu. Auf der anderen Seite liegen zwischen dem HD 450 und dem Bowers & Wilkins gute 200,- Euro. Da war durchaus zu erwarten, dass es klangliche Unterschiede gibt.
Nutzt man den HD 450 BT allerdings mit Kabel, stellt sich der Höhenbereich durchaus klarer dar und bringt eine gewisse Brillanz mit sich. Unterschiede zwischen drahtloser und kabelgebundener Nutzung sind keine Seltenheit und treten auch bei höherpreisigen Modellen auf. Für den Nutzer ist das ärgerlich, denn einen drahtlosen Bluetooth-Kopfhörer kauft man ja nicht, damit man erst mit einem Kabel in den vollen Klanggenuss kommt.
Wie gut ist der ANC-Modus des Sennheiser HD 450 BT?
Aktiviert man den ANC-Modus, treten Umgebungsgeräusche deutlich in den Hintergrund. Der HD 450 BT profitiert zunächst einmal von seiner geschlossenen Bauweise, denn hierdurch wird von Haus aus schon einiges an „Störgeräuschen“ abgemildert. Vor allem tieffrequente, gleichbleibende Geräusche werden zu großen Teilen eliminiert, während hochfrequentere Geräusche schon immer mal ans Ohr gelangen.
Mit aktivem ANC-Modus legt der Sennheiser Kopfhörer in Sachen Lautstärke auf alle Fälle eine Schippe drauf, zumindest gefühlt, und man bleibt insgesamt näher am Klangbild dran. Die Bühne des Klangbilds wirkt einfach kompakter und nicht so breit. Schön ist, dass der ANC-Modus auch ohne aktives Musikhören genutzt werden kann, beispielsweise, um im Flugzeug, im Auto oder in der Bahn ein kleines Schläfchen zu machen.
Marktausblick
Wie bereits erwähnt, liegt der HD 450 BT preislich im unteren Bereich der Noise Cancelling Kopfhörer, und er ist auch der günstigste ANC-Kopfhörer von Sennheiser. Die in den letzten Monaten von uns getesteten ANC-Kopfhörer lagen da preislich eine ganze Ecke höher, bieten alle aber auch ein paar mehr Funktionen, bessere Apps und größtenteils einen besseren Klang.
Unterhalb der 100,- Euro Grenze bietet Presonus seinen Eris HD10BT Kopfhörer an, diesem werden wir uns zeitnah auch in einem Test widmen. Wer auf Noise Cancelling verzichten kann, sollte sich den HD 350 BT anschauen. Dieser ist baugleich zum HD 450 BT, ihm fehlt lediglich der ANC-Modus.
Günstigere ANC-Kopfhörer gibt es natürlich, allerdings muss man hier dann oft technisch zurückstecken. Bluetooth 5.0 ist dann keine Selbstverständlichkeit, die Verarbeitungsqualität nicht auf gleichem Niveau wie beim Sennheiser oder die Akkulaufzeit ist deutlich eingeschränkt.
Daher kann ich mir den HD 450 BT trotz allem gut als günstigen Einstieg in die Welt der ANC-Kopfhörer vorstellen. Für den gelegentlichen Einsatz ist er definitiv geeignet und er bietet insgesamt ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.