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Test: Sennheiser MD 435 Gesangsmikrofon

Das Sennheiser MD 435 - der neue Gesangs-Allrounder?

4. Februar 2021
Test: Sennheiser MD 435 Gesangsmikrofon Test: Sennheiser MD 435 Gesangsmikrofon Test: Sennheiser MD 435 Gesangsmikrofon

Sennheiser MD 435 Gesangsmikrofon – neben dem MD 445 das Top-Modell der MD-Serie

Das Sennheiser MD 435 Gesangsmikrofon ist, neben dem HIER bereits vorgestellten MD 445, das neue Top-Modell in der MD-Serie. Wie schon das MD 445, ist das MD 435 im Verkaufspreis knapp unter 500 Euro angesiedelt und befindet sich damit in der Gesellschaft eines Neumann KMS 105 (Kondensator) oder Shure KSM 8 (dynamisch) wie auch dem DPA 2028 (Kondensator). Nachdem das MD 445 (von Sennheiser plakativ als „das Biest“ bezeichnet) von uns bereits vorgestellt wurde, gehört jetzt die Aufmerksamkeit ganz dem MD 435.

Sennheiser MD 435 Gesangsmikrofon – Basics

Vom Hersteller im direkten Vergleich zum MD 445 als „die Schöne“ klassifiziert, ist es als Tauchspulenmikrofon den sogenannten dynamischen Mikrofonen zugehörig. Das Sennheiser MD 435 offenbart in vielen technischen Details die Verwandtschaft zum MD 445. Es verfügt über ein mattschwarzes Metallgehäuse mit den Maßen ⌀ 47,5 x 182 mm, es ist zum Schutz vor Körperschall mit einer federnd gelagerten Kapsel ausgestattet. Wie beim MD 445 kommt der internen Brummkompensationsspule die Aufgabe zu, elektromagnetische Störungen zu unterdrücken. Anders als beim MD 445 (Superniere) verfügt das Mikrofon über eine Nierencharakteristik. Sie dient besonders der Unterdrückung rückwärtiger Schallanteile. Den Frequenzgang gibt Sennheiser im Bereich zwischen 40 und 20.000 Hz an, der maximale Schalldruckpegel entspricht laut Herstellerangaben 163 dB (bei 1 kHz), der Dynamikumfang 146 dB(A). Das Sennheiser MD 445 wiegt 350 g (MD 445: 329 g), die Empfindlichkeit beträgt 1,8 mV/Pa (-55,9 dBV/Pa), die Nennimpedanz 245 Ω (bei 1 kHz) und der äquivalente Lärmpegel 17 dB(A).

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Test: Sennheiser MD 435 Gesangsmikrofon

Sennheiser MD 435 Gesangsmikrofon zusammen mit dem MD 445

Übrigens – die Kapsel des MD 435 entspricht dem bisher erhältlichen MD 9235 Mikrofonkopf, der mit entsprechenden Funksystemen in professionellen Live- und Rundfunkproduktionen eingesetzt wurde. Eine kabelgebundene Modell-Variante war bislang nicht erhältlich – diese Lücke schließt das MD 435 Gesangsmikrofon. Demnächst wird es, die Bilder dazu stehen bereits auf der Sennheiser Produktseite, mit dem MM 435 (früher MD 9235) eine Lösung für Drahtlossysteme geben, die aufgrund der Standard-Kapselschnittstelle mit den Sennheiser Serien evolution wireless G4 und 2000 bis hin zu Digital 6000 und Digital 9000 kompatibel ist. Da der MD 9235 bisher für knapp 600 Euro angeboten wurde, der technisch identische Mikrofonkopf MM 435 voraussichtlich für 499 Euro erhältlich sein wird, profitiert der Kunde hier von einer Preisreduzierung.

Test: Sennheiser MD 435 Gesangsmikrofon

Das Sennheiser MD 435 ist auch als MM 435 Wechselkopf für Funksysteme erhältlich

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Aufgrund der Standard-Kapselschnittstelle ist das MM 435 mit den Sennheiser Serien evolution wireless G4 und 2000 bis hin zu Digital 6000 und Digital 9000 kompatibel

Eine Frage des Mikrofon-Charakters

Abgesehen von der Richtcharakteristik (dazu später mehr) zeigen sich Unterscheidungsmerkmale im Frequenzgang der beiden Sennheiser Top-Modelle, die in Abhängigkeit zur Signalquelle und der Aufnahmesituation mal mehr, mal weniger deutlich zu erkennen sind. Im Vergleich zum MD 445 zeigt sich der Frequenzgang des MD 435 mit weniger ausgeprägter Hochmitten/Präsenz-Anhebung – die Anhebung beginnt ab 2 kHz, der Peak liegt zwischen 5 und 7 kHz. Präsenz- und Brillanzbereich sind wichtig für die Stimmwahrnehmung (Formanten, Konsonanten, Zischlaute, Ortung). Demgegenüber sind die Mitten zwischen 500 Hz und 2 kHz eher ausgeglichen, bei dezent ansetzender Absenkung hin zu den tiefen Mitten- und dem Bassbereich.

Aber wie schon beim MD 445 kann auch beim Sennheiser MD 435 Gesangsmikrofon von Linearität im Frequenzgang keine Rede sein. Dafür ist die Betonung im Präsenz- und Brillanz-Spektrum noch immer deutlich, allerdings nicht dominant, sondern für meinen Geschmack out oft he box vielfältig einsetzbar. Wobei so eine generelle Empfehlung natürlich immer in Abhängigkeit zur individuellen Stimmcharakteristik (Stimmlage, Männer- oder Frauenstimme) und der musikbezogenen Stilistik überprüft werden sollte. In der „Gutmütigkeit“ als „Allrounder“ liegt für mich auch die größte Schwäche. Während das MD 445 durch Eigenständigkeit überzeugt, bleibt beim MD 435 von der Kapselabstimmung wenig als charakteristisches Merkmal in Erinnerung. Das mag für einige als positives Kriterium gelten, ich gehöre nicht dazu (mehr dazu in der Textpassage zu den Audio-Beispielen).

Test: Sennheiser MD 435 Gesangsmikrofon

Richtcharakteristik und Frequenzgang des Sennheiser MD 435 (Quelle: Sennheiser)

Ebenso wichtig bei der Beurteilung eines Mikrofons ist der Blick auf die Richtcharakteristik, die von Sennheiser in den technischen Daten für acht Frequenzen dargestellt wird. Die Werte sind als Orientierung zu verstehen, meist wird sie in optimaler Annäherung lediglich für eine bestimmte Frequenz oder einen Frequenzbereich eingehalten. Besonders deutlich zeigt sich die Nierencharakteristik des MD 435 bei 1 kHz, während andere Frequenzen unterschiedlich stark ausgeprägte Abweichungen vom „Idealbild“ bedingen.

Sennheiser MD 435 Gesangsmikrofon – der Hörvergleich

Einige vergleichende Klangbeispiele für beide Mikrofonmodelle wurden bereits begleitend zum Test des MD 445 veröffentlicht – es lohnt sich also für weitergehend Interessierte, die dort aufgelisteten Beispiele anzuhören. Neu hinzugekommen sind Sprechproben als Audio-Beispiele. Zudem sollen die Unterscheidungsmerkmale anhand anschlagsbetonter, perkussiver Signale dargestellt werden. Als Signalquelle diente eine „messerscharfe“ 10 Zoll Pearl Firecracker Snare (trocken gespielt und mit Snare-Teppich) sowie kurze Sprachaufnahmen. Aus dem erwähnten Test des MD 445 habe ich zwei Klangbeispiele mit Piano und Gesangsstimme übernommen. Besonders deutlich wird der charakteristische Klang des MD 445 am Beispiel der mikrofonierten 10 Zoll Snare (wenn deren Spiral-Teppich aktiviert wird) und bei den Sprechproben. Mein persönlicher Favorit ist klar das MD 445, dessen Kapselabstimmung sich für meinen Geschmack ganz klar durchsetzt (im wahrsten Sinne des Wortes). Das MD 435 kann ich mir gut in Kombination mit Frauenstimmen vorstellen, die eventuell mit dem MD 445 zu „hart“ klingen (Lady Gaga nutzte ein 435 bei der Feier zur Amtseinführung von Joe Biden).

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Allen Klangbeispielen zum Trotz ersetzen diese Aufnahmen natürlich keinen individuellen Vergleich – bestenfalls mit unterschiedlichen Mikrofonen im Probenraum zusammen mit der eigenen Band. Einfach mal die Stimme mit dem Fieldrecorder, dem Handy oder Tablet mitschneiden und in Ruhe vergleichen. Gerade jetzt, wo aufgrund der hinlänglich bekannten Einschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie endlich einmal genügend Zeit bleibt, in Ruhe der akribischen Suche nach „dem Mikrofon“ den nötigen Raum zu geben.

Test: Sennheiser MD 435 Gesangsmikrofon

Aufgenommen wurden die Klangbeispiele mit der PreSonus Studio One 4 DAW und einem Roland Super UA Audiointerface mit 24 Bit und 44,1 kHz in Kombination mit einem Schenker Win 10 Notebook (i7 Quad-Prozessor und 16 GB RAM). Um möglichst unverfälschte Ergebnisse zu präsentieren, wurde auf eine Wandlung der kurzen Audio-Schnipsel ins MP3-Format verzichtet.

Test: Sennheiser MD 435 Gesangsmikrofon

Das Sennheiser MD 435 Gesangsmikrofon überzeugt ebenfalls wie das MD 445 durch geringe Griffgeräusche

Sennheiser wirbt mit geringen Griffgeräuschen beim MD 435. Das habe ich überprüft, im Vergleich zum günstigen the t.bone MB 85 Beta – dafür kam der NTi Audio XL2 Audio-Analysator zum Einsatz. In dieser Disziplin zeigten sich deutliche Unterschiede. Zum Test der Griffgeräusche wurde das jeweilige Mikrofon über den Kanalzug des neutral eingestellten Mackie PRO FX Mischpults mit einem weitgehend linear spielenden Neumann KH 120 A Aktivmonitor verbunden und die Griffgeräusche im Vergleich zum Grundrauschen des Aufnahmeraums (28 dB) mit dem XL2 dokumentiert. Während das the t.bone MB 85 Beta etwa 53 dB an Griffgeräuschen verursachte, lagen sowohl das Sennheiser MD 435 Gesangsmikrofon als auch das MD 445 bei erstaunlichen 41,5 dB im Durchschnitt. Speziell wenn das Mikro nicht auf einem Stativ genutzt oder während einer Performance zwischen Stativ und Handhaltung gewechselt wird, sind das relevante Unterschiede. Sicherlich bei lauten Bands und hoher Bühnenlautstärke weniger interessant als bei sehr dynamisch spielenden Bands oder auch bei der Nutzung von In-ear-Systemen.

Nachgefragt

Mich interessierte die Herangehensweise von Sennheiser zur Ermittlung der Angaben zum maximalen Schalldruck, immerhin 163 dB beim MD 435 und 445. Diese technischen Werte sind oft ein heiß diskutiertes Thema. Es kann durchaus vorkommen, dass beispielsweise bei Kondensatormikrofonen die Verzerrungen des Mikrofonverstärkers spezifiziert werden, aber nicht die Kapselverzerrungen. Ich fragte Kai Lange von Sennheiser, auf welchem Messverfahren die Daten für das MD 435 und 445 basieren. Seine Antwort: „Für dynamische Mikrofone gilt, dass ein Mikrofon eines Markenherstellers bei einem in der Praxis vorkommenden Schalldruckpegel keine unerwünschten Eigenschaften entwickelt. Deshalb macht die zahlenmäßige Angabe eines bestimmten Schalldruckpegels eigentlich keinen Sinn. Da bei Ausschreibungen aber solche Aussagen nicht genutzt und in die Bewertung einbezogen werden, wird ein Zahlenwert gefordert. Die Angabe für den Grenzschalldruck beruht deshalb auf dem Schalldruck, der der maximal möglichen Auslenkung der Membran bei 1 kHz entspricht. Der Grenzschalldruck erreicht damit oft Schalldruckwerte, die im realen Leben niemals erzeugt werden. Aber was bei realistischen hohen Schalldruckpegeln passiert ist, dass das Ausgangssignal in den Volt-Bereich kommt und damit die Mikrofon-/Mischpulteingänge zum Clippen bringt. Bei Elektret- und Kondensatormikrofonen spielt es für den Anwender keine Rolle, ob die Verzerrungen von der Kapsel oder der eingebauten Elektronik kommt, da das Mikrofon nur als Einheit betrieben werden kann.“

Kompaktes Wissen über Gesangsmikrofone

Mit Mikrofonen erhält es sich ähnlich wie mit Kopfhörern und Studiomonitoren – eine Orientierung ist aufgrund der unterschiedlichen Modelle und individueller Hörvorlieben schwierig. AMAZONA.de Kollege Jörg Kirsch hat in seinem Workshop „Kompaktes Wissen über Gesangsmikrofone“ einen guten Überblick rund um das Thema Schallwandler zusammengestellt – eine empfehlenswerte Lektüre, wenn das Basiswissen vertieft oder aufgefrischt werden soll.

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Fazit

Was ist die Achillesferse eines Bühnen-Allrounders? Richtig, der Kompromiss. Mir fehlt beim MD 435 die klangliche Eigenständigkeit, denn es ist im direkten Vergleich zum MD 445 unauffälliger abgestimmt. Und es begibt sich dadurch in das tückische Fahrwasser der Beliebigkeit, in dem sich durchaus auch günstigere (dynamische) Mikrofon-Modelle tummeln. Natürlich gibt es an der Verarbeitungsqualität und den technischen Daten des MD 435 nichts zu meckern, das zeigen auch die guten Ergebnisse hinsichtlich der im Test überprüften Griffgeräusche. Aber, da sowohl das MD 435 als auch das MD 445  zum gleichen Verkaufspreis angeboten werden, würde ich aufgrund der in diesem Zusammenhang erwähnten Eigenständigkeit klar zum MD 445 greifen.

Plus

  • klanglich universell nutzbare Kapselabstimmung
  • federnd gelagerte Kapsel
  • sehr geringe Griffgeräusche
  • Brummkompensationsspule zur Unterdrückung elektromagnetischer Störungen
  • mit 163 dB hoher Schalldruckpegel
  • als MM 435 auch in Funksystemen nutzbar

Minus

  • professioneller Preis
  • im Vergleich um MD 445 weniger klangliche Eigenständigkeit

Preis

  • 499,- Euro
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