Exzellenter Kopfhörer für Mix/Mastering
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Ende April stellte Sony seinen neuen für Mix & Mastering geeigneten Studiokopfhörer MDR-MV1 vor. In der Vergangenheit gab es da von Sony nur die im Einsteigerbereich beheimateten Kopfhörer MDR-7510 und MDR-7506. Von daher ist es schön, dass Sony nun auch einen Kopfhörer für anspruchsvollere Hörer im Programm hat. Schauen wir einmal, wie sich der Sony MDR-MV1 in unserem Test schlägt.
Studiokopfhörer Sony MDR-MV1
Der Sony MDR-MV1 wird in einem schlichten, bedruckten Pappkarton ausgeliefert. In diesem befindet sich neben dem Kopfhörer selbst ein 2,5 m langes Kabel in gerader Ausführung, ein 20 cm messendes Adapterkabel von großer auf kleine Klinke (6,3 mm auf 3,5 mm) sowie zwei mehrsprachige Faltzettel mit Informationen zum Einsatz des Kopfhörers, Sicherheitshinweisen sowie den technischen Daten. Weiteres Zubehör, wie ein zweites Kabel oder eine Softtasche bzw. Case, sucht man hier leider vergeblich. Bei einem Preis von 469,- Euro hätte ich dies aber durchaus erwartet.
Nach dem Auspacken fällt zunächst einmal das geringe Gewicht des Kopfhörers auf. Gerade einmal 223 g bringt der neue Sony Kopfhörer auf die Waage. Das geringe Gewicht ist zum großen Teil sicherlich auf das von Sony gewählte Material zurückzuführen, denn der MDR-MV1 besteht aus einem Alu-Kunststoff-Mix. So ist das Gehäuse der Ohrmuscheln aus Aluminium gefertigt, die Aufhängung dagegen aus Kunststoff. Aufgrund des geringen Gewichts bemerkt man den Kopfhörer nach dem Aufziehen entsprechend kaum, was vor allem im Hinblick auf längere Arbeits-Sessions ein Vorteil ist. Der Anpressdruck ist sehr gering, trotzdem sitzt der Kopfhörer sehr sicher auf dem Kopf auf und macht jedes Kopfnicken und -schütteln ohne zur verrutschen mit, sehr gut.
Die optische Seite hat Sony sehr dezent und zurückhaltend designt. Der Kopfhörer ist komplett in Schwarz gehalten, lediglich das Sony Logo erstrahlt und glänzt in silberner Farbe. Gut zu erkennen sind auch die auf linke bzw. rechte Seite hinweisenden Emblems auf den Außenseiten.
Auffällig sind das Lochmuster auf der Außenseite der Ohrmuscheln sowie die seitlichen Schlitze, hiermit verdient sich der Sony Kopfhörer die Bezeichnung „offen“ allemal.
Die Verarbeitungsqualität des Kopfhörer ist tadellos. Alle Teile sind sauber miteinander verschraubt/verbunden, auch die Nähte des Kopfbügels sind sauber gefertigt. Auf beiden Seiten lässt sich der Kopfhörer um einige Zentimeter ausfahren, um so an unterschiedliche Kopfgrößen angepasst zu werden. Auf einer Skala von 1 bis 10 rastet der Kopfhörer auf einer Metallschiene ein, so dass die Größe auch nach dem Ab- und Aufziehen beibehalten werden kann.
Der auf Kunstleder gefertigte Kopfbügel sitzt weich auf dem Kopf auf. Gepaart mit dem bereits erwähnten geringen Gewicht eine Wohltat, wie der Kopfhörer nahezu unbemerkt zum Einsatz kommt. Die Ohrmuscheln sind auf der Innenseite mit weichem Velours samt Memory-Schaumstoff ausgestattet. Auch diese schmiegen sich gut an meine Ohren an und stören auch bei längerem Einsatz nicht, was bei einem Mix & Mastering-Kopfhörer ja durchaus vorkommen kann.
Technische Daten zum Sony MDR-MV1
Der MDR-MV1 ist ein dynamischer Kopfhörer, der laut Hersteller einen Frequenzgang von 5 Hz bis 80 kHz abdecken können soll. Beeindruckend, auch wenn das menschliche Gehör die äußeren Bereiche natürlich bei Weitem nicht mehr wahrnehmen kann. 40 mm Treiber sind verbaut, diese werden von Neodym-Magneten angetrieben.
Den Kennschalldruck gibt Sony mit 100 dB an, was nicht allzu hoch ist. Für einen offenen Kopfhörer für die eingangs erwähnten Bereiche Mix und Mastering reicht das aber aus. Man muss hiermit ja nicht die komplette Klangkulisse eines Clubs oder Live-Gigs übertrumpfen. Die Impedanz liegt bei 24 Ohm, was vergleichsweise niedrig ist und ein Hinweis darauf sein könnte, dass der Kopfhörer auch an mobilen Endgeräten gut aufspielen kann.
Einsatz im Tonstudio
Der erste Eindruck des Sony MDR-MV1 trügt nicht, er produziert einen sehr angenehmen und natürlichen Sound, so wie ich es von einem Kopfhörer fürs Mixing erwarte. Sofort zu erkennen sind die typischen Eigenschaften eines offenen Kopfhörers, d. h. er produziert auf den ersten Blick nicht allzu viel Bass und das Klangbild ist getreu seiner offenen Bauweise sehr luftig und klar. Dass der Kopfhörer aber sehr wohl einen akkuraten Bass abbilden kann, ist schnell zu erkennen, wenn man den unteren Frequenzbereich bzw. einzelne Mix-Bestandteile dieses Bereichs solo abhört. Absolut präzise und druckvoll kann der Sony Kopfhörer diese Sounds und Klänge ans Ohr bringen, so dass diese sehr gut analysiert und ggf. angepasst werden können.


Im mittleren Frequenzbereich gefällt mir der MDR-MV1 besonders gut, denn erstens bietet er eine enorm hohe Sprachverständlichkeit und zweitens dividiert er selbst komplexe Arrangements mit allerhand Mitten-fokussierten Instrumenten wie Keyboards, Synthesizer, Orgeln und Gitarren gut auseinander bzw. erlaubt gezielte Eingriffe, um ein entsprechendes Klangbild zu erzeugen.
Der gute Eindruck vom MDR-MV1 zieht sich auch in den Höhenbereich. Hier agiert er klar und brillant. Ob er nun wirklich bis zu 80 kHz hoch reicht oder nicht, kann ich selbst nicht beurteilen. Fakt ist aber, dass er schöne offene Höhen bietet, die dazu führen, dass das Gesamtklangbild des Sony Kopfhörers enorm ausgewogen daherkommt und zu überzeugen weiß.
Gute Noten kann ich dem Sony MDR-MV1 auch im Bereich der Stereoortung und Tiefenstaffelung geben. Einzelne Mix-Bestandteile lassen sich wunderbar positionieren und werden vom Kopfhörer auch stets passend abgebildet.
Eine klangliche Abschottung nach außen hin bzw. von Außengeräuschen nach innen ist gemäß seines Konstruktionsprinzips nicht vorhanden, entsprechend sollte man für Aufnahmen andere Kopfhörer heranziehen.
3D-Audio mit dem Sony MDR-MV1
Sony bewirbt den MDR-MV1 als Teil seines „360 Virtual Mixing Environment“-Projekts, das es ermöglichen soll, einen bestimmten Klang eines Mehrkanalstudios mit Kopfhörern zu reproduzieren. Dabei arbeitet man aktuell mit drei Studios in den USA und Japan zusammen. User können die eigenen Hörcharakteristika mit Hilfe von Fotos der Ohren „messen“ und so ein ganz persönliches Hörprofil erstellen. Weitere Informationen dazu findet ihr hier. Um dieses Feature in der Praxis nutzen zu können, muss der Kopfhörer über eine App registriert und die eigenen Ohren wie gesagt vermessen werden. Die ganze Prozedur gestaltet sich relativ umständlich und das Ergebnis ist eher bescheiden. Aktuell sehe ich das also eher als Spielerei als wirklich ernsthaftes Feature für die Praxis.
Entsprechend sollten Interessierte den Kopfhörer aufgrund seines tollen Klangs kaufen und nicht wegen dieser zusätzlichen Extra-Funktion.
Vielen Dank für den Testbericht! Als langjähriger Nutzer des Sony MDR-7506 bin ich natürlich sehr gespannt, wie sich der MDR-MV1 klanglich im Vergleich schlägt. Lässt sich eine gewisse Ähnlichkeit zum Vorgängermodell feststellen?
@Olaf Strassen Hi strassen. Ich hatte den 7506 vor vielen Jahren mal auf den Ohren, aber das ist zu lange her um zum Klang noch etwas sagen zu können.
@Felix Thoma Kein Problem, danke dir. Vielleicht hat jemand anders einen direkten Vergleich parat. Ansonsten werde ich ihn mal vor Ort austesten.
Ein direkter Vergleich zum MDR-7506 wäre in der Tat interessant.
Der MDR-7506 ist ja nun wohl DER japanische Studioklassiker schlechthin.
Einer meiner absoluten Favorites im Kopfhörerbereich. Ich habe ihn bereit in seiner Ur-Form als MDR V6 im Jahre 1988 (sic !) erworben und war damals vollkommen baff, was da zu hören war ! Andrew Scheps beispielsweise verwendet diesen Hörer für seine Arbeit. Qualitativ spielt der MDR-7506 trotz seines lächerlichen Preises von 99 Öcken imho ganz oben mit. Ich habe noch nie einen geschlossenen Hörer mit dieser Transparenz und Offenheit gehört. Im Tieftonbereich eine echte Wuchtbrumme, ohne aber schwammig zu wirken wie es manche Beyer-Modelle leider tun. Eine vorzügliche Transientendarstellung wie man sie nur selten hört.
Von daher wären meine Erwartungen an ein fast 5x so teures Modell von Sony schlicht gigantisch.
Wie schaut es hier aus, wenn man mal Ersatz-Ohrpolster braucht?…
Ich habe z.B. einen Sony MDR CD550, für den es keine Ersatz-Ohrpolster gibt. Der Rest funktioniert noch sehr gut, aber ohne neue Ohrpolster möchte ich den Kopfhörer nicht mehr nutzen.
Seitdem kaufe ich keine Kopfhörer von Sony mehr, sondern von Herstellern, wo man sicherer sein kann, dass es dafür Ersatz-Polster geben wird.
Ein weiterer Reinfall war KRK KNS-8400. Zunächst gab es Ersatz-Polster dafür, dann aber nicht mehr. Der klingt mir aber auch nicht wirklich gut, von daher nicht so schade. Von KRK kaufe nun aus mehreren Gründen keine Kopfhörer mehr. Kabel waren z.B. auch sehr schlecht.
@mb-music Hallo,
hast Du den Sony MDR CD 550 noch?
Und würdest Du ihn vielleicht verkaufen?
Danke für Deine Antwort,
herzliche Grüße,
Kathrin
@stoffibärri Hi! Den Kopfhörer habe ich noch, und ich würde gern neue Polster dafür kaufen. Was ich aktuell drauf habe, ist jetzt komplett durch. An einen Verkauf des Kopfhörers selbst habe ich noch nicht gedacht. Eigentlich würde ich ihn gern behalten, allerdings auch wieder neue Polster dafür kaufen. ^^;)
@mb-music Ok, schade.
Falls Du es Dir anders überlegen solltest, lass es mich bitte wissen.
Viel Erfolg beim Polsterwechsel und Freude mit dem Kopfhörer.
Gute Nacht,
Kathrin
Ich habe schlechte Erfahrungen mit Klinkenbuchsen im Kopfhörer gemacht. Man bewegt nun einmal den Kopf bei der Arbeit, dass das die Buchse belastet und über Kurz oder Lang zu Wacklern führt ist vorprogrammiert. Würde der Stecker, wie z. B. bei Audiotechnica, in die Buchse geschraubt, wäre das deutlich stabiler.
„…Gehäuse der Ohrmuscheln aus Aluminium gefertigt, die Aufhängung dagegen aus Kunststoff…“
Ehrlich? Die Aufhängung? Für 470 Euro?