Jedes Instrument liegt in genügend Klangfarben vor. Eine breite Pallette an Einsatzmöglichkeiten ist damit gegeben. Von Barock bis Disco ist alles möglich. Durch die Kombinationen mit Pitchbend, Crescendo-Controller und Aftertouch lassen sich auch die oft kritischen Legato-Parts realistisch genug umsetzen.
Echtzeitsteuerung
Einige Presets erlauben Keyswitches, so dass mit Druck auf die richtige Taste live zwischen verschiedenen Artikulationen umgeschaltet werden kann. Für diese Echtzeitsteuerung, z.B. bei Portamento-Sounds, ist ein ausreichend grosses Tasteneingabe-Instrument (88-Keys) erforderlich, da die Umschalt-Tasten auf den unteren Lagen zwischen A-1 und C#0 festgelegt sind. Ich hätte mir ein freies Verteilen von Keys, Ziel-Layer und Sample-Zones gewünscht, da nicht jeder Musiker eine grosse Tastatur hat.
Den nahezu perfekten Realismus unterstützt, wie gesagt, das ‚Alternate Bowing’. Wer schon einmal die Erfahrung mit dem ’Machine-Gun’ Effekt gemacht hat, vermeidet instinktiv schnell gespielte Streichernoten auf einer Tonhöhe. Abhilfe verspricht HSE2: Mit dem Effekt ‚Alt Bowing’ (die Saite wird abwechselnd von oben und dann von unten angestrichen) wechseln sich bei speziellen Spiccato- oder Pizzicato-Presets bei jedem Anschlag zwei Samples ab. Das funktioniert sehr gut.
Der Effekt geht schon in Richtung Repetition-Mode der teuren Librarys allá Horizon-Serie von VSL oder Garritan. Ich würde mir noch wünschen, per Keyswitch in ein Legato Programm zu kommen, um langgezogene Passagen ohne grossen Aufwand mit einem Programm meistern zu können. Zudem ist der Wechsel zwischen zwei Samples auf Dauer nur ungefährlich, solange mehrere Töne gleichzeitig gespielt werden. Bei Single-Notes kann auch dieser Effekt bald ermüden.
Die Legato- und sonstige Presets müssen ganz ohne Alternate Bowing auskommen. Es stehen aber einige andere interessante Artikulationen im ‚Menü’, so das Langeweile erst einmal keine Chance haben dürfte.
Fazit
Steinberg kann sich ohne Bedenken sein Stück Kuchen vom Markt der String-Librarys abschneiden. Sound- und Presetvielfalt sind erschlagend und setzen in dieser Preisklasse sicherlich Massstäbe. Positiv ist auch der Ansatz, sich bestimmten Klangtechniken wie Repetition-Mode aus der Oberklasse zu nähern. ‚Alternate Bowing’ ist der richtige Weg und klingt sparsam eingesetzt schon sehr realistisch. Diese speziellen Programme existieren beim Halion String Edition 2 Modul aber nur für kurz ausklingende Sounds mit den genannten Einschränkungen. Der Einsatz des Instruments wird sich daher im Profibereich bewegen. Für den absoluten Klassik-Fetischisten gibt es andere Alternativen, die aber auch deutlich mehr Geld kosten. Im angestrebten Segment – besonders für hochwertige Pop-Produktionen – gibt es zum Halion String Edition 2 Player kaum etwas Vergleichbares. Deswegen ist der gute bis sehr gute Klangvorrat von HSE2 für alle, die sich die Klippe zu den Superlibrarys nicht geben wollen und eine stabile Software der zweiten Generation brauchen. Ich muss mir jetzt nur noch einen schnelleren Rechner kaufen…
PLUS
++++ Klangqualität
+++ Hohe Zahl an Spielweisen
+++ Alternate-Bowing
++ Diskstreaming / RamSave-Technologie
++ Echtzeit-Controllermöglichkeiten
++ Multichannelinstrument
+ stabil
MINUS
— hohe Systemanforderungen
— kein Repetition Mode für Legato/Détaché
– nur geringe Klangeingriffe möglich / kein EQ
– Installation / kein Steinberg Key included (+17,- Euro)
– Vibrato nicht frei wählbar / LFO/Controller
Preise
Halion String Edition 2 389,- Euro
Update HSE1 -> HSE2 149,- Euro