Test: Steinberg, Rupert Neve Portico Plug-ins, 5033 EQ, 5043 Compressor

Portico 5043

Der Kompressor ist mit den bekannten Parametern wie Threshold, Ratio, Attack und Release ausgestattet. Er verfügt über keinerlei Automatikfunktionen und selbstverständlich auch über keine Multibandtechnologie. Es stehen zwei Modi zur Verfügung: Feed-Forward und Feed-Backward. Dabei wird der Analysepfad für das automatische Leveling entweder vor der Gainstufe bzw. nach der Gainstufe abgegriffen, was zu unterschiedlichen Regelcharakteristiken führt. Eben diese Regelcharakteristiken sind es, die den Klang eines Kompressors zum großen Teil ausmachen. Zwar ist auch die Leveling-Stufe von essentieller klanglicher Bedeutung, aber dies ist hier zweitrangig einzuordnen, da die originale Portico Hardware eher mit einem besonders „cleanen“ und verzerrungsarmem VCA wirbt. Im Gegensatz dazu sind bei Röhrenkompressoren oder FET Kompressoren die Leveling-Stufen selber schon ein klangformender Teil der Schaltung.

THD bei 0 dB mit 1 kHz

Der Kompressor hat eine äußerst effektive Regelcharakteristik, die bei sehr vielen Anwendungen unserer Hörgewohnheit entgegenkommt. Von sanften Kompressionen bis hin zu heftigen Bearbeitungen kann der 5043, natürlich bei entsprechend korrekter Einstellung, stets Stärken zeigen. Da Automatikfunktionen kein Bestandteil des Konzeptes sind, hat man auch immer mit den Grenzen des Gerätes zu leben, und die Einstellungen sind bei komplexerem Material mit Kompromissen behaftet. Gerade dies führt aber oft zu den klanglichen Ergebnissen, die man erwartet. Dank der Plug-in-Technik können natürlich auch zwei oder mehr Kompressoren hintereinandergeschaltet werden, um noch speziellere Effekte zu erzielen. Dies ist in der Praxis kein seltener Fall, denn so kann der erste Kompressor leicht vorkomprimieren und ein zweiter höhere Signalpegel etwas härter abfangen. Meiner Meinung nach hätte ein Dry/Wet-Regler (Parallelkompression) dem Kompressor noch gut zu Gesicht gestanden, aber da die Hardware möglichst 1:1 umgesetzt werden sollte, war das scheinbar absichtlich nicht gewünscht. Die minimale Attack-Zeit ist mit 20 ms ungeeignet, um den 5043 als schützenden Limiter fungieren zu lassen, aber da gibt es ja genügend spezialisierte andere Plug-ins.

Virtuell 5043