All you need is this Compressor
Inhaltsverzeichnis
Die Faszination für Röhrenamps, alte Studiotechnik mit Röhren und deren Art der Kompression, wenn sie in die Sättigung gefahren werden, all das und noch vieles mehr teilen Gitarrist:innen seit Jahrzehnten. Eigentlich lieben wir ja alles an Vintage-Gear, außer die Anfälligkeit für Störungen und den teilweise aufwändigen und schweren Transport/Aufbau auf Tour. Diese Marktlücke haben viele Effektgeräthersteller erkannt und versuchen, den Sound von Vollröhrenverstärkern und alten analogen Effekten auf digitalem Wege nachzubauen. Die Dikussionen, wie sehr das gelingt oder eben nicht, ziehen sich durch die Foren und Musiker:innen Stammtische. Darum soll es hier aber nicht gehen. Die amerikanische Firma Universal Audio hat sich seit Jahren auf die Fahne geschrieben, sehr hochwertige digitale Abbilder von analogem Gear zu kreieren, das von Profis in den höchsten Tönen gelobt wird. Meist sind es Studio-Preamps oder legendäre EQs. Seit einiger Zeit gibt es aber auch Amps und Effektpedale als Plug-ins für die Apollo Interfaces und die Cab-Simulations- und Powersoak-Box „OX“. Nun erschienen auch Bodentreter-Pedale des Effektherstellers. Alles in gewohnt großartiger Qualität mit viel Liebe zum Detail in der Abbildung/Emulation. Zuerst die Amps Dream, Ruby und Woodrow. Heute gehts aber um ein weiteres Effektgerät. Genau genommen ein Kompressor oder noch genauer zwei Kompressoren und einen Preamp. Let’s check out the Universal Audio UAFX Max Preamp & Dual Compressor. Let’s unbox this beauty.
UNBOXING – Universal Audio UAFX Max Preamp & Dual Comp, Effektgerät
Das Pedal kommt, wie alle Universal Audio Produkte, im modern designten, aber dennoch recht schlichten, professionellen Karton zum Kunden. Beigelegt ist der Verpackung neben dem Pedal eine Kurzanleitung und Endnutzer-Hinweise.
Das „Max Preamp & Dual Compressor“ Pedal basiert auf den klassischen Kompressoren der vergangenen sechs Jahrzehnte und liefert den legendären Sound, der seit 50 Jahren die Musikgeschichte mitgeprägt hat. Natürlich ist die Rede vom Teletronix LA-2A Otto Kompressor, vom Universal Audio 1176 FET Compressor und dem (MXR?) Classic Dyna Comp. Ergänzt werden diese Modelle noch durch den ebenfalls legendären Universal Audio 610 Preamp. Diese Sounds wurden eingefangen und in eine Stompbox gepackt.
SPECS & FACTS – Universal Audio UAFX Max Preamp & Dual Comp, Effektgerät
Im Endeffekt bietet das Gerät ein vollständiges Modeling der klassischen analogen Geräte. Darüber hinaus lassen sich zwei Kompressoren gleichzeitig nutzen oder hin und her schalten.
Auf der Benutzeroberfläche des „Max Preamp & Dual Comp“ wurden, wie bei allen UAFX Pedalen, Potis und Schalter in vier Reihen installiert.
Die unterste Reihe besteht aus zwei Fußschaltern. Diese schalten die Funktionen: Comp 1 on/off (linker Fußschalter) und Comp 2 on/off (rechter Fußschalter).
Die Status LEDs zeigen nicht nur an, welcher Kompressor gerade aktiv ist (grün), sondern auch, ob der Kompressor leicht arbeitet (orange) oder sehr intensiv komprimiert (rot).
Darüber findet man drei Potis in einer (unteren) Reihe, diese hören auf die Namen:
- Attack (arbeitet nur im 1176 Modus; genau wie beim Original ist die schnellste Attack-Zeit ganz rechts, also im Uhrzeigersinn)
- Ratio (nicht verfügbar im Dyna Mode; Opto Modus 4:1 für Original LA2-A Setting; im 1176 Modus würde auch der berühmte All-Buttons-in-Modus implementiert) und
- Release (nicht verfügbar im Dyna Mode; Opto auf 12 Uhr für Original LA-2A Setting).
Über diesen findet man drei DIP-Schalter (2x 3-Wege, 1x 2-Wege). Diese schalten die Funktionen:
- Comp 1 (Dyna, Opto LA-2A & FET 1176),
- Comp Select (1/2) und
- Comp 2 (Dyna, Opto LA-2A & FET 1176)
Head Select
Die oberste Reihe an drei Potis schließt schließlich mit den noch fehlenden Funktionen
- Preamp,
- Comp und
- Output
die Benutzeroberfläche ab.
Alle sechs hier hinterlegten Funktionen sind selbsterklärend. Während „Preamp“, die Vorverstärker durch den UA 610 Röhren-Preamp einstellt, ist „Comp“ der Threshold/Input-Gain des jeweiligen Kompressors, „Output“ das Level des Outputs (Make-up-Gain), „Attack“, „Ratio“ & „Release“ stellen die jeweiligen Parameter der Kompressoren ein und „Comp Select“ legt fest, welchen der beiden Kompressoren 1 oder 2 man gerade bearbeitet.
Sehr übersichtlich, voll geil!
An der Stirnseite des Gerätws findet man die Anschlüsse zur „outside world“:
Neben in Mono/Stereo ausgeführten Inputs und Outputs (für links = mono und rechts = stereo steht je eine Standard-Mono 6,3 mm Klinkenbuchse zur Verfügung), gibt es einen 9 V Eingang (mit mindestens 400 mA, Mitte negativ) für die Stromversorgung sowie einen USB-C-Anschluss für Software-Connection und Updates. Auch findet man an der Rückseite den kleinen Knopf „Pair“ zur Bluetooth-Connection mit dem Smartphone und der bereits erwähnten UAFX Control App.
Das Effektgerät misst 9,2 x 6,5 x 14,1 cm und weist ein Gewicht von 567 g auf.
Großartige Features der Unit sind das quasi geräuschlose Umschalten mit den Fußschaltern, ein gebufferter Bypass sowie Stereo/Dual-Mono-Betrieb.
Es gibt übrigens drei verschiedene Modi für die Fußschalter, die via App bestimmt werden können.
Modus 1: Seriell – Comp 1 Out füttert Comp 2 Input
Modus 2: Parallel – die beiden Kompressoren liegen parallel zueinander und werden anschließend wieder gemischt.
Modus 3: Exclusive – hierbei togglen die beiden Kompressoren als reine Entweder/Oder-Schaltung und können nicht gleichzeitig aktiviert werden.
PRAXISTEST 1: HANDLING – Universal Audio UAFX Max Preamp & Dual Comp, Effektgerät
Das sehr intuitive Handling ist man bei Universal Audio ja bereits gewohnt. Die Benutzeroberfläche ist trotz der elf Schalter bzw. Potis sehr übersichtlich und man begreift ohne nachzulesen schnell, wie man das Pedal verwenden kann/muss und was es tut. Sollte dennoch etwas unklar sein oder man möchte detailliertere Infos zu bestimmten Funktionen, so hilft das übersichtliche und kostenlos downloadbare User-Manual auf der Website des Herstellers Universal Audio. Auch die Anschlüsse an der Stirnseite sind so aufgebaut, dass man ohne nachlesen zu müssen, begreift, um was es sich dabei handelt.
Weswegen es sich aber dennoch lohnt, einen Blick ins Handbuch zu werfen, sind extra Funktionen, die nicht direkt sichtbar bzw. über die App einstellbar sind. So zum Beispiel die EQ-Settings des Preamps. So kann eine bestimmte Färbung direkt noch frequenzmäßig optimiert werden. Mega geil! Im Speziellen lassen sich mit dem Low-EQ Frequenzen unter 100 Hz absenken und mit dem High-EQ werden perlige Höhen über 10 kHz angehoben oder nerviges Sägen abgesenkt.
Im 1176 Modus gibt es noch ein Sidechain-Bass-Filter. Dieser betrifft nur den Input des Detektor-Inputs des 1176 und verhindert „Pumpen“ bei intensivem Bass-Input im Vergleich zu einem Signal mit wenig Bass. Sehr praktisches Feature. Das zu hörende Signal wird dabei nämlich nicht verändert. Es betrifft nur den Input des Detektors. Warum ist das so? Tiefe Frequenzen haben mehr Energie als hohe. So wird der Kompressor bei tiefen Frequenzen also starker arbeiten als bei höheren. Wenn man das ausgleichen will, kann man dieses Feature aktivieren.
PRAXISTEST 2: SOUNDS – Universal Audio UAFX Max Preamp & Dual Comp, Effektgerät
Angeschlossen und losgelegt freut man sich direkt: Die Kompressoren klingen großartig. WOW, so viel High-Class Studio-Gear auf dem Brett -> nur geil. Und großartig, dass man direkt zwei Sounds vorbereiten oder sogar zwei miteinander kombinieren kann. So lassen sich auf dem Board z. B. scharfe Transienten von Funk- oder Akustikgitarren mit dem 1176 absenken oder hervorheben und dann via Opto LA-2A wieder musikalisch ausgleichen.
Es folgen ein paar Klangbeispiele. Hierbei wurde immer zuerst das Pedal im Bypass-Modus gespielt und dann eingeschaltet. Viel Spaß beim hören und auschecken:
FET 1176
OPTO LA-2A
DYNA Comp
FET 1176 + OPTO LA-2A
MAX Preamp
Alle Klangbeispiele wurden in folgender Signalkette angefertigt:
Fender Perf Strat MN -> Universal Audio UAFX Max Preamp & Dual Comp -> Universal Audio Apollo Twin X Interface -> NeuralDSP Plugins (Tone King Imperial MKII) -> Steinberg Cubase 12 PRO
Es kamen keine EQs, Kompressoren und andere Plug-ins zum Einsatz.
Kann man auch hinter eine Drummachine spannen!
@dns370 Klar. Pedale und Synthesizer vertragen sich ja auch?
@Synchead klaro, alles was „hinten“ eine Klinke hat, kann man da durch jagen. Wir hatten im Studio schon aufgenommene Drums, Vocals oder sogar Saxophon durch Amps gejagt. (Adapter machen es möglich). Experimentieren nimmt kein Ende!
Guter Test mit ausagekräftigen Klangbeispielen.
@harrymudd Grade bei den Klangbeispielen finde ich es immer schade, wenn bei Pedalen nur Gitarren genutzt werden. Ja, es ist natürlich erstmal für Gitarren gedacht aber vorallem Drummachines oder eine Stereosumme hätten sich hier auch angeboten.
@ollo das hab ich mir schon beim del-verb und beim galaxy 74 gedacht, aber nen kommentar verkniffen… hier hätte ich mir aber wirklich gewünscht, dass es auch ein paar andere klangbeispiele (drummachine, synths, evtl sogar vocals) gibt. ist halt leider so, dass nun alle externen effektgeräte in einem format veröffentlicht werden, dass gitarristen über die jahre für sich eingenommen haben… die stereo-anschlüsse sollten aber ja einen hinweis darauf geben, dass die geräte auch für andere instrumente interessant sind.
@dflt Absolut. Die Frage ist immer nur: wo hört man dann auf! ;-) Drum Machines, Keyboards, Synths, Vocals, Stereosumme etc. das nimmt kein Ende. Und am Ende des Tages war das Ding erstmal für Gitarren gedacht, dafür wird es getestet. Was dann in der weiten Welt damit passiert? Lets see… schickt gerne mal eure Erfahrungen mit anderen „Input“ Quellen in die Kommentare! Ich bin gespannt…
@Simon S man muss es ja nicht übertreiben und ich will den testern hier auch keine unnötige arbeit zumuten… aber ein beispiel, welches nicht gitarre ist, sollte doch drin sein (sei es drummachine oder synth oder…). bei (einigen) anderen tests geht es doch auch. aber wenn das teil angeblich in erster linie für gitarren gedacht ist, was bleibt und keyboardern/produzenten denn dann noch als hardware-effektgerät? der eventide h9000? für hardware-effekte hat man ja leider keine wahl als auf vermeintliche gitarren-pedale zurückzugreifen 😢 wenn es wieder 19“ geräte gibt, könnt ihr die pedale gern behalten ;)
@ollo Und vielleicht wäre es auch eine Idee, dass es ein paar standard files verschiedener Instrumente und Vocals gibt, die grundsätzlich bei den Tests verwendet werden, meinetwegen auch zusätzlich zu anderen files. Dann hätte man einen guten Vergleich von verschiedenem Equipment.
Ja, sehr gute Idee mit den Standardfiles!
@harrymudd Freut mich, dass es Dir gefällt!
Ich finde das Teil richtig geil, alter!!!
Habe mein DBX 160a verkauft und direkt das Pedal bestellt.
Der DBX war ein Bassfresser, ging gar nicht.
Ich nutze das Pedal zur Aufnahme wenn ich sample und dann am Ende der Kette, Sampler (Digitakt) oder Mixer oder…
Bei meinem Akai S01 nutze ich es erst nach der Aufnahme, der komprimiert eh schon, nach meinem Empfinden.
Und es ist so flexibel einsetzbar, Stereo, Mono und gleichzeitig für 2 unterschiedliche Monosignale.
Midi ist mir in dem Falle Ladde, kommt ja vielleicht über die kleine Buchse irgendwann 😂
Leider ist die Verbindung mit der App sehr unzuverlässig.
Wollte ihn eigentlich für unterschiedliche Bereiche einsetzten (Gitarre & Synthesizer) aber wäre darauf angewiesen jedes Mal in der App umzuschalten, was dann tierisch auf die Nerven geht.