UAFX - Vintage-, Tape- und Digital-Delay in Vollendung
Wenn jemand in seiner Positionierung auf dem Effektmarkt überfällig ist, dann ist es Universal Audio. Die amerikanische Firma hat mit dem Universal Audio OX die vielleicht beste reaktive Loadbox auf den Markt gebracht, die man für Bares kriegen kann und hat nun mit der UAFX-Serie das Plug-in Know-how auf das Pedalformat heruntergebrochen. Drei Pedale sind hierbei mit von der Partie: der Golden Reverberator, die Starlight Echo Station und die Astra Modulation Machine. Wir werden uns alle drei Pedale getrennt und gemeinsam ansehen.
Im vorliegenden Artikel liegt das Hauptaugenmerk auf das Starlight. Diese „Echo Station“ ist – zumindest, wenn man nach der typischen Signalkette geht – ein Stück weit das Herzstück der neuen Pedalserie. Es steht auch wie die anderen Pedale für hochgradig warme, glaubwürdige Analogwärme, in diesem Falle ausgehend von Tape-Echos und Brigade-Chip-Delays, die Universal Audios an anderer Stelle bereits als Plug-in anbot. Trotzdem ist das Starlight Echo Station keine redundante Angelegenheit, sondern geht als Pedal formidabel in der Gleichung auf, wie wir sehen werden.
Universal Audio Starlight Echo Station – Tape & Analog Delay
Das Starlight Echo Station ist ein Stereo-Delay-Pedal – eine komplexe, nicht ganz billige Angelegenheit, die im Grunde drei große Rubriken in sich vereint: Tape-, Analog- und Digital-Delays, alle mit jeweils drei Variationen. Insgesamt stehen also im Starlight Echo Station neun unterschiedliche Delay-Modi zur Verfügung. Das ist nicht wenig – aber sind die Delay-Sounds auch wirklich unterschiedlich?
- Tape EP-III: Ein Tape-Delay mit integriertem Preamp, der in der Lage ist, die für das Tape-Delay typischen Wow- und Flutter-Sounds zustande zu bringen.
- Analog DMM: Ein Analog-Delay, basierend auf dem Sound der Bucket-Brigade-Chips. Das heißt konkret: Vintage-Bucket Sounds, die mit 70er- und 80er-Jahre Modulation ausgestattet werden kann.
- Precision: Die digitale Delay-Sparte, die man von UAD Plug-ins kennt, kommt hier richtig zum Ausdruck – kristallklar und kühl im Klangbild, fähig zu geschmackvoller Modulation.
Das ist der grobe Überblick. Nun zu den Fakten – Anschlüsse, Verarbeitungsqualität, grundlegende Features. Die Retro-Ästhetik steht dem Sound gut zu Gesicht. Das Stahlgehäuse ist hervorragend verarbeitet, die Unterlage des Panels mit seiner matt-glitzernden Optik auch. Wie die anderen UAFX-Pedale auch, fügt sich das Starlight Echo Station optisch in ein einheitliches Gesamtbild ein. Und wie die anderen Pedale ist das Starlight Echo Station auf 9 Volt und 400 mA angewiesen und ist durch seine Stereo-Eingänge hervorragend dafür geeignet, mit den anderen Pedalen in Kette gebracht zu werden. Also – 6,3 mm Stereo-Klinken, wobei der obere Anschluss als Monoanschluss fungiert und Stereoklinken für den Output. Einen separaten Line-Level für Synthesizer gibt es nicht, was bei einer Firma wie Universal Audio erstmal ein bisschen verwundert. Ansonsten könnt ihr euch über einen USB-Anschluss mit der neuesten Firmware versorgen und mit dem Pair-Knopf Global-Settings abklären.
Darüber hinaus handelt es sich hier nicht um Stereo als Selbstzweck, sondern um konkrete Soundtexturen, die in Stereo richtig zum Ausdruck kommen und auch Spillover-Momente ermöglichen beim Schalten zwischen Live- und Preset-Modus. Im Grunde werden hier beispielsweise zwei Bucket-Brigade-Einheiten zur simultanen Soundgenese genutzt, wenn auch über das gleiche Panel. Und das schauen wir uns jetzt im Detail an.
UAFX Stereo Delay Pedal – das Starlight Echo Station
Bei aller Vintage-Aufmachung und dem Retro-Look darf man nicht vergessen: Das Starlight Echo Station ist selbstredend ein digital arbeitendes Gerät. Mit verschiedenen Fußschalter-Kombinationen könnt ihr Presets aufrufen und zwischen True- und Trail-Bypass schalten. Auch der charakteristische Preamp-Sound ist im Wet-Signal des Analog- und Tape-Delays jeweils enthalten und lässt sich ggf. ausschalten. Doch nun zu den Fakten des Panels:
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- Delay: Hierüber wird die Delay-Zeit eingestellt. Bei den jeweiligen Delay-Typen rangieren jeweils unterschiedliche Delay-Zeiten. Das Tape EP-III kommt mit einer Range von 80-700 ms aus, das Analog DMM mit 110-1068 ms und das Precision mit 120-1500 ms. Und in feinster Analog-Gangart kommen Pitch-Verschiebungen zustande, wenn man im Spiel mit der Delay-Zeit arbeitet.
- Feedback: Oszillation und Runaway-Kaskaden beim Tape und Analog-Delay, Freeze-Effekt beim Precision – dem Feedback-Regler kommen unterschiedliche Funktionen zu. Im Trail-Modus bleibt die Feedback-Fahne länger erhalten.
- Mix: Wie gewohnt lässt sich hierüber das Verhältnis von Dry- und Wet-Sound einstellen. 100% Wet-Signal ist hierbei möglich.
- Division: Wer mit unterschiedlichen Subdivisions arbeiten möchte, kann dies beim Starlight Echo Station tun. Das Pedal erlaubt folgende Divisionen: Viertelnote, punktierte Achteln, Achteln, Achtel-Triolen sowie zwei Dual-Sounds: Viertel + punktierte Achteln und Viertel + Achteln.
- Color: Hier kann der Klangcharakter eingestellt werden – von hell zu dunkel zu intensiv, sind die Einstellungen abhängig vom Delay-Typ, den man angewählt hat.
- Mod: Je nach angewähltem Effekt werden hier Intensität und auch Rate der jeweiligen Modulation eingestellt. Sirupartiger Chorus oder astrale Flanger – beides ist drin.
Über den Store-Kippschalter wird euer aktiver Sound als Preset gespeichert. Und das bringt meines Erachtens das einzige echte Manko des Pedals auf den Punkt: Dual-Prozessor-Power, edle Boutique- und Vintage-Sounds hin oder her – wer bei einem solchen Preis, in einem solchen Format nur Raum für ein (!) Preset und kein MIDI zulässt, agiert meines Erachtens fast schon fahrlässig. Da hat der nun nötige Verweis auf die jeweiligen Variationen der Effekttypen einen fast schalen Beigeschmack.
- Tape EP-III: Mint tape machine, Warm Used Tape Machine, Dark Worn Tape Machine
- Analog-DMM: Vibrato Modulation, keine Modulation, Chorus Modulation
- Precision: Flanger Modulation, keine Modulation, Chorus Modulation
Das ist es also – schwarz auf weiß – was das Starlight Echo Station mit sich bringt. Die marginale Preset-Ausbeute, das fehlende MIDI und das Fehlen eines CV-Anschlusses für Expression-Pedals sind wirklich ärgerlich und für diesen Preis eigentlich ein No-go. Entsprechend muss das Pedal jetzt wirklich im Praxistest was reißen, um mich zu überzeugen.
Der Sound des UAFX Starlight Echo Station Delays
Auf mehreren Wegen könnte man das Starlight Echo Station testen, doch wir entscheiden uns für den Weg über das Audiointerface in Stereo. Das ist vor allem insofern sinnvoll, weil der integrierte Preamp des Pedals in Kombination mit den Two-Notes-Cabs des Sono Audient Interfaces allemal für einen natürlichen Klang reichen sollte. Oder?
Ja – tut es. Sagen wir, wie es ist: Das Starlight Echo Station klingt phänomenal – an allen Fronten. Wer vor allem beim Sound der Analog-Engine sagt: nur analog klingt nach analog, wird hier – meines Erachtens – eines Besseren belehrt.
20 Jahre Modeling-Erfahrung zahlt sich aus. Das ist die am besten klingende analoge Engine eines digital arbeitenden Delay-Pedals, die ich seit Langem gehört habe. Ganz groß auch – die integrierte Preamp-Wärme im Wet-Signal macht die UAFX-Pedale wie gemacht dafür, direkt ins Interface gespeist zu werden. Sie klingen echt, warm und das Panning ist in Stereo nahezu perfekt – mit guten Cabs oder IRs braucht ihr, zumindest bei cleanen Parts, meines Erachtens keinen Amp für die Aufnahme. Der Sound ist bei aller Breite und Wärme dynamisch und nie zu verwaschen, die Modulation ein Traum. Mir ist bewusst, wie sich das anhört. Aber ich kenne dieses Gefühl nur von echten Analog-Delay-Pedalen. Und auch wenn das Thermae von Chase Bliss Audio mein liebstes Analog-Delay-Pedal aller Zeiten bleiben wird – ausgerechnet ein digitales Delay kommt in die Nähe des Ganzen.
Der charakteristische Space-Chorus, der den Precision und den dem Ganzen zu Grunde liegenden 224er Hall so auszeichnen, agiert ungemein sensitiv. Man möchte die Engine gar nicht mehr wegschalten, die Modulation weniger runterdrehen. Alle drei Typen funktionieren gleich gut – während A und C die Modulation hervorheben, ergibt Precision B ohne Modulation, einen kühlen, kristallklaren Delaysound.
Auch bei der Tape-Engine bewirkt der integrierte Preamp wahre Wunder und klingt formidabel und wunderschön an – diese zerstreuende, wärmende Qualität eines jeden guten Echorec oder Echorec-Emulation kommt hier problemlos zustande. Das Fluttering in der Modulation ist glaubhaft und kommt mit dem Stereo-Panning gut rüber. Die Repeats sind, wenn sie es müssen, kristallklar, und auch bei punktierten Subdivisions trotzdem nie kühl. Spätestens an diesem Punkt dämmert einem, warum man für drei distinkte Delay-Modi so ungemein viel Geld lässt. Sie verkörpern jeweils einen Aspekt der Vintage-Delay-Ära gespenstisch echt.
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Holy moly! Ich gebe zu, es fällt schwer was negatives zu finden. Die 3 Dinger werden die bisherige Hitliste verbrennen! Die Steuerung über Smartphone mit Bluetooth finde ich richtig 2021. Das Andertons-Video stellt übrigens alle 3 vor und ist erstklassig anzusehen. Freue mich schon auf endlose Abende bei YouTube, wie sie Strymon mir schon beschert hat. Kostet auch weniger. :)
Hey Holden
Also ich muss als Tester zugeben- ich lasse das gute Stück nur schweren Herzens wieder ziehen :-D. Fantastische Kiste, wird besser je länger man sie spielt. Die restlichen UAFX Pedale folgen in Kürze, wir werfen die auch mal zusammen, denn da entsteht auch was Großartiges.
LG
Das Starlight ist wie ein Schlüpfer… nie mehr ohne.
Meine Suche nach einem Delaypedal hat nun ein Ende. Und ich hatte sehr viele unter den Füßen. Irgendwas war immer. Hier stimmt (für mich) einfach alles.
Bin auf die App gespannt.
Du schreibst im Text (fett) das “ einzige echte Manko“ sei der einzige Speicherplatz (das sehe ich auch so) aber bei den Minuspunkten taucht dieses „einzig echte Manko“ nicht auf.
Für alle die sich für die Entstehung interessieren gibt es ein umfangreiches Video mit den Entwicklern der Pedale auf dem JHS YouTube Kanal.
Was ich noch nicht wirklich gefunden habe…
Bleibt der Drypfad komplett ungewandelt analog (wie z.B. beim Strymon Timeline bis zur 1500-Einstellung) und das Delaysignal wird diesem zugemischt ?