Test: Steinberg The Grand 2

„Eco-mode“ wiederum ist ein Shortcut, mit dem der Nutzer auf eine Ressourcen schonendere Voreinstellung der „global options“ direkt umschalten kann. Die genauen Einstellungen, die im „eco-mode“ zum Tragen kommen, können selbst definiert werden. Dies ist beispielsweise sinnvoll, um schnell eine Einstellung zu laden, in der das PlugIn zum Einspielen in Echtzeit flüssig läuft. Anschließend kann man dann durch Ausschalten des Ecomodes zur höchsten Klangqualität zurückwechseln, um den Part in hoher Qualität zu rendern.

Ebenso kann Einfluss auf die benötigte Rechenleistung genommen werden durch Absenken der Samplequalität, sowie durch Einstellung der Speicheraufteilung zwischen RAM und Festplatte, um das System optimal zu nutzen. Außerdem ist es möglich, wenn man mit eingeschränkter Stimmenzahl spielt, via Splitpoint eine Tonreserve für die linke Hand vorzuhalten, damit ein dort gegriffener Akkord trotz schnellem Solospiel liegen bleibt. Der Anwendungsbereich dieser Funktion erscheint aber eher eingeschränkt, weil es zum Spielen ohnehin wenig vorteilhaft ist, die Stimmenzahl zu sehr zu begrenzen. Eher sollte man mit schlechterem Sound im „eco-mode“ und dafür mehr Stimmen einspielen, um das Spielgefühl zu erhalten und anschließend die Spur in höchster Qualität rendern.

Schließlich kann zwischen einer wohltemperierten und einer in sich reineren Konzertflügelstimmung gewählt werden. Letztere ist vor allem für Solopiano interessant. Interessant auch die vielfältigen Möglichkeiten auf die Anschlagsdynamik mit verschiedenen Presetkurven – die auch frei editiert werden können – Einfluss zu nehmen.

Hinzu kommen eine weitere Seite für Raumklang und Surroundeinstellungen (die Surroundunterstützung ist ebenfalls neu), die dem Sound des The Grand II Weite und Größe verleihen.

Praxis
Selbstbewusst ist die Zielsetzung der Programmierer, das Gefühl, sich unbeschwert einfach an den Flügel zu setzen und drauflos zu spielen, beim The Grand II – im Gegensatz zu anderen Simulationen – zu erhalten. Wer aber nicht über ausreichend Rechenkapazität verfügt, darf sich erst einmal in Ruhe mit den Parametern zur Reduktion der Rechenleistung auseinandersetzen. Ist dann eine Einstellung gefunden, die stabil läuft, bleibt oft von den klanglichen Stärken des The Grand II nicht viel übrig. Nutzt man zum Einspielen den „eco-mode“, um anschließend in höchster Qualität zu renden, trifft man eventuell auf ein weiteres Problem: es bedarf dafür natürlich einer Software, die nicht in Echtzeit rendert, wie es beispielsweise die veraltete PC Version von Logic tut. Da ein Rendern in Echtzeit natürlich der gleichen Rechenleistung bedarf wie das Einspielen, lässt sich hier keine Klangqualität gewinnen. Mit Cubase oder der aktuellen Logic Version für den Macintosh besteht dieses Problem hingegen nicht.

Verfügt man aber über einen ausreichend schnellen Rechner oder einen Host mit Freeze-Funktion, kann man voll und ganz in den Genuss der teilweise durchaus beachtlichen Klänge des The Grand II kommen.

Der erste Eindruck
Steuert man das The Grand II mit einer qualitativ hochwertigen Tastatur an (in unserem Test die 88 Tasten Hammermechanik des Roland RD-100), kann das Spielen – vor allem mit dem Pedal – durchaus Freude machen. Die in der Anleitung verkündete Einschätzung, das Spielen des The Grand II käme dem Gefühl einen echten Flügel zu spielen schon sehr nahe, mag etwas euphorisch sein. Dennoch kann man durchaus sagen, dass es Spaß macht – es kommt eben sehr auf die Musik an. Je rockiger oder bluesiger, desto mehr kann man die Stärken des The Grand II ausreizen. Einfühlsame und ausdruckstarke Stücke gestalten sich schwieriger.

Zwei Aspekte trüben die Spielfreude etwas: zum einen nimmt die Software die Pedalsignale sehr genau: tritt man das Pedal etwas zu spät ist der Ton / Akkord sofort weg, gleichwohl er bei einem realen Klavier noch gehalten würde, da dort die Saiten nicht sofort abgestoppt werden. Das macht vor allem die Jazzstandards, wo oft mit der linken Hand Bassbegleitung und Harmonien gleichzeitig gespielt und mit Hilfe des Pedals gehalten werden, kompliziert, weil man sich sehr auf den Pedaleinsatz konzentrieren muss. Dieses Problem besteht beim echten Flügel nicht.

Zum anderen wirkte die Anschlagsdynamik mit den uns zur Verfügung stehenden Tastaturen im mittleren Bereich etwas sprunghaft, was bei „groovigem“ Spiel im Verhältnis zu realen Klavieren und Flügeln schnell einmal einzelne Noten „verschwinden“ lässt oder andere überbetont. Zwar lässt sich die Anschlagsdynamikkurve im The Grand II anpassen, jedoch wollte es uns auch mit längerem editieren dieser Kurven nicht gelingen, das Problem vollständig zu lösen. Meist ließen sich die problematischen Lautstärkebereiche nur verschieben und etwas verkleinern. Es ist aber nicht auszuschließen, dass man mit noch mehr Zeitaufwand oder noch hochwertigeren Tastaturen hier noch bessere Ergebnisse erzielen kann. Allerdings hat sich insbesondere die RD-100 Tastatur bisher in Sachen Anschlagsdynamik als relativ zuverlässig erwiesen.

Der Klang
Die Grundeinstellung „natural“ entspricht dem Klangverlauf eines natürlichen Flügels. Der Klang wirkt in den tiefen und hohen Lagen durchaus ansprechend, die mittleren Lagen wirken mitunter etwas hölzern-korkig.