Der Kompressor ist über ein neu konzipiertes Benutzerinterface zu bedienen, dass von TC auf den schönen Namen MINT (Meta Intuitive Navigation Technology) getauft wurde. MINT wurde dafür ausgelegt, mit wenigen Bedienknöpfen auf möglichst viele Parameter immer mit musikalischer Relation zu schnellen Ergebnissen zu kommen. Hört sich zunächst ziemlich theoretisch an, erklärt sich aber nachfolgend.
Das Herzstück von MINT stellt eine Pyramide mit vier Buttons dar, hinter denen sich weitere Editseiten für den Kompressor, die Lautstärke, Level und Sourceselect verstecken.
Über die Source Page werden grundsätzliche Voreinstellungen für die weiteren Seiten eingestellt. Die 16 „Presets“ sind sehr plakativ benannt, wie z.B. im oben stehenden Bildbeispiel „Mix Acoustic“. Leider fehlen hier aber Einstellungen, wie „Electronic“, „HipHop“ oder sogar „Synthesizer“. Schade, so fühlt man sich doch ein wenig ausgegrenzt. Die Sourcewahl hat, wie oben beschrieben, direkten Einfluss auf den Deesser. Die passenden Muster sind hier Male/Female Vocal, Speak und eventuell auch noch Choir.
Hinter dem G-Knopf verbirgt sich die Kontrolle der Lautstärke-Pegel. Also Eingangs- und Ausgangslautstärke. Da auch hier nur zwei Parameter einzustellen sind, die sich nahezu selbst erklären, ist die Bedienung natürlich einfach. Allerdings merkt man hier erstmals den MINT Effekt: während man normalerweise schnöde Zahlenwerte eingibt, wird hier der „G-Punkt“ im Koordinatenkreuz eher nach Gehör – also voll intuitiv – gesetzt. Nett, denn so wird man sinnvoller Weise gezwungen sich eher auf sein Ohr als auf seine Augen zu verlassen.
Seiten- und damit auch mint-unabhängig sind zunächst die numerischen Schwellwerte oder für den Spezialisten: Threshold für jedes Band einstellbar. Sollte natürlich die Vollband-Kompression gewählt sein, ist nur ein Schwellwert einzustellen. Nachgeschaltet wird nun per MINT-Matrix die Kompressionsstärke der drei Bänder bestimmt. Dabei ist im ersten Moment etwas verwirrend, dass die Prozentwerte innerhalb der Matrix nicht 100% ergeben, aber nach nochmaligem Nachdenken ist natürlich klar, dass zwischen den drei Koordinaten Hi, Mid und Lo natürlich auch Mischwerte möglich sein müssen und pro Band die Einstellungen von 0 bis 100% reichen. Je nachdem, welches Spektrum komprimiert werden soll, ist der C-Punkt zu setzen, was erfreulich schnell zu gewünschten Ergebnissen führt. Durch die weitest gehende Loslösung von numerischen Eingaben ist hier also das Ohr die entscheidende Instanz.
Die zweite Seite des Kompressors ist identisch aufgebaut und bedient sich auch der MINT-Struktur, hier werden aber die Lautstärkeverhältnisse zwischen den Bändern bestimmt. Wie auch schon bei der Gain-Seite macht hier MINT die beste Figur, weil man recht schnell zu „Der Bass soll Laut sein“ oder „Weg mit den Mitten“ kommt.
Kleinhandwerk oder Fabrik?
Wie geht aber nun das Arbeiten mit den Fabriks von der Hand? Grundsätzlich ist die Bedienung schnell zu erlernen, wenn sie auch ungewohnt ist. Da das aber nun mal so ist, wenn man eine neue Bedienoberfläche kennen lernt, sollte eine Umgewöhnung, wenn sie mit Vorteilen verbunden ist, in Kauf genommen werden. Der Vorteil – der intuitive Umgang mit Parametern, die ansonsten numerisch eingegeben werden müssen – ist gerade bei Pegeleinstellungen spürbar. Der große Nutzen bleibt aber aus. Wer seine „herkömmlichen“ Tools kennt, der geht auch mit deren Einstellungen intuitiv um und die reine grafische Aufarbeitung bewahrt einen nicht vor einer Feinkontrolle und eventuellen Nachjustierungen. Da aber immer alternativ zu MINT auch die Werte direkt angegeben werden können, sind auch zahlengläubige Musiker mit dem Channel Strip zufrieden zu stellen. TC hat mit MINT einen interessanten Ansatz geliefert, den wir gerne „mitnehmen“, ein alleiniges Kaufargument ist das aber nicht.