Nord bringt sein viertes Stage auf die Bühne
Lange hat’s gedauert, schon seit mindestens zwei Jahren wurde im Netz immer wieder drüber spekuliert: Wann erscheint der Nord Stage 4? Und wie wird er aussehen? Als er schließlich Mitte Februar angekündigt wurde und wenige Tage später die ersten Videos erschienen, mischte sich Euphorie mit Ernüchterung. Einige Kommentatoren in sozialen Netzen halten den Nord Stage 4 für keine nennenswerte Verbesserung im Vergleich zum Vorgänger, da unter anderem der Speicher der Piano-Sektion nicht erweitert wurde. Doch wird man dem Instrument nicht gerecht, wenn man nur die nackten Zahlen vergleicht. Der Nord Stage 4 macht vieles anders (und meistens besser) als seine Vorgänger und stellt aus meiner Sicht die wahrscheinlich wichtigste Weiterentwicklung des Nord Stage seit dem ersten Modell dar.
Das Nord Stage 4: Ein Stagepiano?
Fangen wir mit etwas Banalem an: Wie sollten wir das Kind denn nennen? Meistens wird der Nord Stage zu den „Stage Pianos“ gezählt, wie sie mittlerweile massenhaft angeboten werden. Wer dann die Preise liest, fällt beim Nord Stage beinahe in Ohnmacht. Über 4000 Euro! Sind die Leute in Stockholm noch ganz bei Sinnen? Oder handelt es sich um edle Handarbeit? Ein Luxus- oder Statusobjekt für gutbetuchte Musiker zum Angeben?
Man sollte nicht vergessen, dass ein Nord Stage weit mehr bietet als jedes mir bekannte Stage Piano auf dem Markt und zwar weniger in Bezug auf die unterschiedlichen Arten von Klängen, aber in erster Linie bezüglich der Bedienung. Durch die Kombination einer unabhängigen Orgel-, Piano-, Synth- und Effekt-Sektion ist ein Nord Stage eine Art moderne Form eines Multikeyboards, wie sie Ende der 70er kurze Zeit populär waren (z. B. ARP Omni oder Korg Trident). Ein Nord Stage verspricht höchste Qualität auf allen Gebieten und schickt sich an, größere Keyboard-Burgen zu ersetzen. Eher ein „Stage Keyboard“ als nur ein „Stage Piano“.
Konzept und Bedienung
Die Philosophie der Nord Stage Reihe ist Qualität, Flexibilität und direkte Bedienung. Ein Nord Stage will gar nicht erst komplett neue Wege der Klangsynthese erforschen. Es geht um klassische Sounds, wie eine Hammond B3, eine Vox Continental Orgel, Rhodes und Wurlitzer E-Pianos, fette Synthbässe, 80er Balladen E-Pianos und natürlich auch um Klaviere und Flügel. Dazu kommen bekannte Effekte wie Chorus, Wah-Wah, Verzerrer, Delay, Reverb und Leslie. Insgesamt ein eher konservativer Ansatz mit den wichtigsten Klängen der Pop- und Rockgeschichte.
Im Gegensatz zu seinen Vorgängern, ist der Nord Stage 4 nicht mehr streng in zwei Panels (früher „A“ und „B“) getrennt. Weiterhin finden sich zwar je zwei Orgeln und Pianos und neu drei statt zwei Synth-Parts, doch bekam jeder Part einen eigenen Volume-Fader samt LED-Ketten. Somit lassen sich die Lautstärken aller beteiligten Sounds eines Programms parallel steuern. Unter jedem Fader findet sich ein Button zur Aktivierung eines Layers (LED leuchtet) bzw. um diesen zu editieren (LED blinkt). Wie gewohnt lässt sich jedes Layer einer oder mehreren von maximal vier Keyboardzonen zuordnen. Die Splitpunkte sind weiterhin fest vorgegeben (jeweils zwischen e und f resp. h und c jeder Oktave). Dies ist für einige Musiker eine gewichtige Einschränkung, denn manchmal braucht man den Splitpunkt genau zwei Halbtöne höher oder tiefer. Ein bisschen mehr Flexibiltät würde dem Nord Stage 4 da gut tun. Der Vorteil der festen Splitpunkte ist aber, dass diese durch eigene LEDs angezeigt werden und auch beim Spielen mit einer Hand und gedrückter Shift-Taste schnell angewählt werden können.
Neu sind sogenannte Preset-Librarys für die drei Soundkategorien. Bisher gab es etwas ähnliches für die Synth-Sounds; „ähnlich“, weil der Nord Stage 4 die Presets samt eigenen Effektketten speichert. Und dies ist die wohl wichtigste Neuerung: Im Gegensatz zu früher, als sich alle Sounds die Effekte teilten, steht nun für jedes Layer eine eigene Effektkette – vom Ringmodulator bis zum Hall – bereit. Mit einer kleinen Ausnahme: Die beiden Orgel-Layers nutzen dasselbe Effektlayer, was mich beim Test nicht weiter störte.
Zurück zu den Preset-Librarys: Es finden sich je 128 Speicherplätze für Orgeln und Pianos und ganze 512 für Synth-Sounds, was fürs Erste reichen sollte. Der Clou ist nun, dass man innerhalb eines Programms Layer-Presets laden und editieren kann, ohne dass das ursprüngliche Preset verändert wird. Die 512 Programs – andere Hersteller würden sie auch „Multis“ nennen – umfassen bis zu sieben Layer, sechs Effektketten, ein eigenes Mastertempo und nach Wunsch auch individuelle MIDI-, Pedal- und Output-Konfigurationen. Die Zahl der Live-Programs wurde auf acht angehoben. Diese merken sich jede Veränderung, ohne dass man dazu „Speichern“ drücken müsste, auch nach Ausschalten des Geräts.
Äußere Werte
Das Design ist im gewohnten „Clavia-Rot“ gehalten, die Holzseitenteile sind schmaler und nicht mehr gerundet. Ein sinnvolles Detail: So lässt sich das Instrument einfacher hochkannt an die Wand stellen. Die beiden Displays sind einfarbig und nicht berührungsempfindlich. Die Konkurrenz bietet da schon lange weit größere, farbige und vor allem Touch-fähige Displays, doch ist dies nicht der Ansatz von Nord. Das Display dient hier in erster Linie zur Information, die Bedienung erfolgt über die zahlreichen Potis, Schalter, Fader und Encoder, die sich alle sehr hochwertig anfühlen mit angenehmen Druckpunkt bzw. Drehwiderstand. Das Bedienkonzept ist sehr intuitiv, die meisten Funktionen lassen sich direkt bedienen, teils mittels gedrückter Shift-Taste. Menüs gibt es nur wenige und sind vor allem für Grundeinstellungen wie MIDI-Konfiguration, Grundstimmung oder die Belegung der Ausgangskanäle vorgesehen. Apropos Shift-Taste: Als kleines und feines Detail wurde eine zweite Shift-Taste bei der Effektsektion hinzugefügt, womit man viele Funktionen mit einer Hand erreichen kann (mit gehaltener Shift-Taste mit dem Daumen, währen ein anderer Finger das zweite Poti drückt). Im Livebetrieb sehr praktisch.
An Anschlüssen finden sich wie gewohnt vier frei konfigurierbare Audio-Ausgänge, eine Kopfhörerbuchse mit großer Klinke und ein Stereo-Eingang über Miniklinke, der dem Kopfhörer zugemischt wird, beispielsweise für ein Metronom. Außerdem einige Pedalanschlüsse sowie MIDI In und Out. Die Stromversorgung erfolgt über ein Kaltgerätekabel.
Nord Stage 4 Tastaturen
Das Nord Stage 4 wird in drei Tastaturvarianten angeboten: Nebst einer 73er Waterfall Tastatur, die vor allem für die Orgeln sehr angenehm zu spielen ist, finden sich auch eine gewichtete 88er und 73er Klaviertastatur. Letztere ersetzt die zwar leichte, aber leider nicht besonders angenehm zu spielende 76HP des Nord Stage 3. Zum Test liegt die gewichtete 73er vor: aus meiner Sicht eine der besten gewichteten Klaviaturen, die mir je unter die Finger kamen. Sie fühlt sich vom ersten Moment vertraut an, repetiert ähnlich schnell wie mein Flügel mit Rennermechanik, hat einen angenehmen Druckpunkt und nicht zuletzt: Sie ist erstaunlich leise und klappert viel weniger als mein Nord Stage EX. Fürs nächtliche Üben über Kopfhörer ist dies nicht zu unterschätzen, die Mitbewohner und Nachbarn werden es einem danken. Alle drei Tastaturen bieten Aftertouch, aber nur monophonen; Clavia lässt sich von der aktuellen Renaissance des polyphonen Aftertouchs leider nicht beeinflussen.
Die Nord Stage 4 Orgel
Ganz links findet sich die Orgelsektion. Auffälligste Neuerung sind die Drawbars mit LEDs, die nun bei allen Tastaturvarianten des Nord Stage verbaut sind. Die Drawbars fühlen sich ziemlich „echt“ an, mit angenehmem Widerstand und Rasterung. Angeboten werden sechs Orgeltypen: Hammond B3, Vox Continental, Farfisa Compact, Hammond Bass-Register und zwei Pfeifen-Orgeln. Die Klangerzeugung ist der mittlerweile nicht mehr erhältlichen Nord C2D entliehen. Diese gehörte damals bestimmt zu den besten, doch ist dies auch etwa zehn Jahre her. Tatsache ist, dass es mittlerweile etwas besser klingende Hammond-Simulationen am Markt gibt, z. B. das HX3 Modul von Carsten Meyer. Ob diese eher subtilen Unterschiede auf der Bühne überhaupt zum Tragen kommen, ist natürlich eine andere Frage, denn auch die Nord B3 erzeugt ordentlichen Druck, „schmatzt“ wie gewünscht, klingt schillernd bei eingeschaltetem Chorus-Scanner und hölzern mit Percussion. Die Leslie-Simulation findet sich wie gewohnt direkt neben der Orgelsektion und bietet über das Menü einige interessante Einstellmöglichkeiten (Beschleunigung der Rotoren, Mikrofonposition, aber auch Typ der Leslie-Box). Im Vergleich zu meinem alten Nord Stage EX klingt die Hammond etwas kraftvoller, der Unterschied ist aber nicht überwältigend. Im folgenden Klangbeispiel ist der Stage EX zu hören, im zweiten der Stage 4.
Nebst der Hammond B3 finden sich wie gewohnt eine Vox Continental und Farfisa Compact Orgel. Neu hinzugekommen ist ein Hammond Bass, nur mit den beiden ersten Zugriegeln. Die Kirchenorgel („Pipe2“) klingt mit passendem Hall sehr authentisch, während der Sound „Pipe1“ nicht einer Kirchenorgel nachgeahmt wurde, sondern eine neutrale Orgel darstellt. In der Bedienungsanleitung wird der Klang mit einer „Hammond ohne Nebengeräusche“ verglichen.
Das Nord Stage 4 Piano
An der Pianosektion hat sich auf den ersten Blick wenig verändert: Die Samples sind in sechs Kategorien geordnet und können via Drehrad angewählt werden. Sie reagieren auf Halbpedal-Informationen und Saitenresonanzen. Die Detune-Funktion macht den Klang auf angenehme Art etwas breiter, subtil, aber wahrnehmbar. Ähnlich geschmackvoll verhält sich der dreistufige Kompressor, der dem Klang mehr Druck gibt, ohne negativ aufzufallen. Unter Timbre finden sich voreingestellte Filter (Soft, Mid und Bright) sowie zwei Dyno-Presets, die den bekannten Dyno-my-Piano Preamps des Technikers Chuck Monte nachempfunden sind.
Die Pianosektion ist wie beim Nord Stage 3 mit 2 GB internem Speicher ausgestattet, was nicht nach besonders viel klingt, aber aufgrund einer ausgeklügelten Kompression dennoch viel Platz bietet. Auch wenn der Nord Stage 4 mit einer Auswahl an Piano-Sounds ausgeliefert wird, lässt sich der Speicher über die hauseigene Software nach eigenen Wünschen mit Clavia Piano-Samples bestücken. Es ergibt wenig Sinn, die ausgelieferten Klänge zu beurteilen, da sie nur einen Teil der verfügbaren Piano-Samples enthalten. Und ich kann jedem Käufer eines Nord Stage nur empfehlen, sich auch die anderen Klänge auf der Clavia Homepage anzuhören. Das Angebot wird laufend ausgebaut und ist ein Alleinstellungsmerkmal von Clavia. Keiner der großen Konkurrenten bietet auch nur annähernd etwas Vergleichbares. Mittlerweile finden sich bei Clavia 12 Flügel-Samples der wichtigsten Klavierbauer: Steinway, Bösendorfer, Yamaha, Kawai, Fazioli sowie als interessante Rarität ein historischer Blüthner, der durch einen warmen Sound überzeugt („Velvet Grand“).
Die Kategorie der Upright-Pianos umfasst sogar 14 verschiedene Samples. Besonders gefallen haben mir dabei das „Amber Upright“, ein gesampeltes Grotrian-Steinweg 132 Klavier, mit einem runden und dennoch präsenten Klang, sowie das „Felt Upright“, das mit einem Stück Filz zwischen Hammerköpfen und Saiten aufgenommen wurde und mit einem weichen, schillernden Sound überzeugt.
Die Kategorie der E-Pianos umfasst acht Rhodes verschiedener Baureihen und zwei Wurlitzer Samples. Mein Favorit ist dabei das „Nefertiti“, ein Mark 1, das im gleichnamigen Jazzclub in Göteborg steht, behutsam für die Aufnahmen restauriert wurde und auf musikalisch sinnvolle Weise „unperfekt“ ist. Man verzichtete darauf, alle Tasten exakt gleich einzustellen, gewissermaßen hört man diesem Rhodes sein Alter an. Das Nefertiti mag nicht perfekt klingen, aber voller Charakter. Was aber nicht bedeuten soll, dass die übrigen Rhodes Samples schlechter wären, jedes hat eine eigene Ästhetik. Mit den beiden Wurlitzer Samples werde ich hingegen nicht ganz glücklich, sie klingen bestimmt nicht schlecht, könnten aber ein bisschen mehr Biss vertragen. Ähnlich verhält es sich mit den Clavinet Samples, die sich gefühlt seit dem Nord Stage 1 nicht verändert haben.
Bei den E-Grands das gleiche Bild: Die beiden CP-80 Samples, roh und über einen Amp aufgezeichnet, klingen gut, gehören aber nicht zu den besten am Markt. Oder besser gesagt: nicht mehr.
Weitere Samples umfassen ein historische Instrumente (schön klingende Hammerflügel und Cembali), einige digitale E-Pianos der 80er (DX, „DigiGrands“ und Layer aus verschiedenen E-Pianos). Klanglich überzeugend sind auch die Marimba- und Vibraphone-Samples.
Der Nord Stage 4 Synthesizer
Der integrierte Synth des Nord Stage 4 ist eine leicht abgespeckte Version des Nord Wave 2 und ist in dreifacher Ausführung verbaut. Die maximale Polyphonie liegt bei 46 Stimmen, was für die meisten Anwendungen ausreichen sollte. Die Klangerzeugung basiert wahlweise auf virtuell-analogen Schwingungsformen, FM-Synthese, digitalen Waves oder Samples. Die Grundstimmung jedes Synthi-Parts lässt sich grob in Halbtönen und fein in Cent ändern, somit sind auch klassische 2- oder 3-Oszillatoren-Sounds möglich. Jeweils ein Parameter lässt sich editieren und über eine eigene Hüllkurve steuern. Je nach Oszillatormodell handelt es sich dabei um die Pulsbreite, eine Morphing-Funktion zwischen Schwingungsformen, die Tonhöhe eines gesyncten Oszillators, den Verstimmungsgrad von Superwaves oder die Modulationsintensität der Frequenzmodulation. Das Filter bietet sechs Betriebsarten: zwei- und vierpoliges Tiefpass, zusätzlich ein vierpoliges Tiefpass, das dem Minimoog nachempfunden sei; ein Hochpass, Bandpass sowie eine Mischung aus Tief- und Hochpass, die mir sehr gut gefallen hat. Interessant ist die „Section“ Funktion, über die die Filter aller aktiven Synth-Layers gemeinsam editiert werden können.
Aus platztechnischen Gründen werden die meisten Parameter über die drei Encoder unterhalb des Displays gesteuert. Dazu genügt ein Druck auf den entsprechenden Button, um den Oszillator, die Stimmung, das Filter etc. zu editieren. Etwas gewöhnungsbedürftig sind die dreistufigen Hüllkurven, die ohne Sustain auskommen müssen, bzw. kann eine Sustain aktiviert werden bei sozusagen unendlich langen Decay Zeiten, was dann eine Attack-Sustain-Release-Hüllkurve ergibt. Bei allen anderen Decay-Werten haben wir es mit einer Attack-Decay-Release-Hüllkurve zu tun. Für viele Sounds mag dies ausreichend sein, in der Praxis kommt es mir aber umständlicher vor als die klassische ADSR. Auf mich wirkt es wie ein bewusst designter Mangel, um dem Nord Wave 2 ein Alleinstellungsmerkmal zu überlassen. Was auch immer der Grund sein mag, aus Musikersicht sind diese dreistufigen Hüllkurven nicht ideal. (Und bevor jemand den Vergleich mit dem Minimoog aufstellt: Dessen Hüllkurven waren eigentlich vierstufig, wobei sich Release nach Decay richtete.)
Dies ändert aber nichts am überzeugenden Sound des Synths, der je nach Oszillatormodell „analog“ oder „digital“ klingt mit allen denkbaren Zwischenstufen. Die Sample-Library bietet nebst akustischen Orchesterinstrumenten auch klassische Synth-Sounds (z. B. ein „A-ha Pad“) sowie die wichtigsten Sounds des Mellotrons. Für eigene Samples lädt man sich den hauseigenen Editor runter, der in gewohnter Clavia-Manier sehr übersichtlich und funktional gestaltet ist. Ähnlich verhält es sich mit dem Arpeggiator: flexibel und einfach zu bedienen.
Klanglich ist der Synth des Stage 4 eine Weiterentwicklung seit den Tagen des Nord Lead 1 und Stage 1. In den folgenden Audiobeispielen geht es um den Vergleich mit dem Stage EX, mit möglichst ähnlichen, einfachen Sounds ohne Effekte. Es ging mir um den rohen Klang der Oszillatoren und des Filters. Meiner Meinung nach halten sich die Unterschiede in Grenzen.
Bei jeder Phrase ist erst der alte Stage EX und danach der Stage 4 zu hören:
Die Effekte des Nord Stage 4
Der Grundaufbau der Effektsektion ist seit dem ersten Nord Stage gleich geblieben: Es finden sich sieben Effektblöcke: zweimal Modulationseffekte, ein EQ inklusive Amp-Modeling, Kompressor, Delay, Reverb und ein Rotary-Effekt. Auf Detailebene hat sich aber einiges getan. Wie schon erwähnt, ist die Effektkette jetzt sechsfach (!) vorhanden, was im Vergleich zu den Vorgängern ein großer Fortschritt ist. Vorbei sind die Zeiten, als man gezwungen war, die Zuweisung der Effekte zu planen.
Ein weiteres wichtiges Detail des Stage 4 ist, dass die Anzahl der Effekte de facto verdoppelt wurde, da über die Shift-Taste zu den meisten Effekten eine Variante angeboten wird. Die Klangqualität ist zwischen gut und sehr gut einzuordnen. Das Delay verfügt neu über moduliertes Feedback und der neue Cathedral-Hall klingt majestätisch und sehr natürlich. Ein kleiner Bug – oder wie auch immer man das nenne möchte – ist mir aufgefallen: Wenn verschiedene Delays mit unterschiedlichen Delay-Zeiten aktiv sind, blinkt die Tap-Tempo-LED im Tempo der zuletzt geänderten Delay-Zeit, auch wenn man zu einem anderen, bereits aktiven Delay mit anderer Zeit wechselt. Dies ist nicht weiter tragisch, aber etwas verwirrend. Besser wäre es, wenn die LED stets das Tempo des gerade editierbaren Delays anzeigen würde.
Das Nord Stagepiano in der Praxis
Als langjähriger und überzeugter Spieler eines Nord Stage 1 EX fühlt sich der Stage 4 vom ersten Moment vertraut an. Alle Bedienelemente liegen ungefähr da, wo ich sie erwarten würde. Auch die neu gestaltete Effektsektion wirkt übersichtlich und logisch aufgebaut. Das Bedienpanel ist insgesamt länger geworden, die Zahl der Potis und Schalter hat über die verschiedenen Generationen stets zugenommen, so dass beim hier getesteten 73er-Modell beim besten Willen kein Platz mehr für weitere Bedienelemente vorhanden wäre. Mehr geht wohl nicht bei den gegebenen Außenmaßen, Kompromisse gehören natürlicherweise dazu. Am stärksten ist dies in der Synth-Sektion spürbar, die so massiv ausgebaut wurde, dass ein „Ein-Poti-pro-Funktion“-Design nicht mehr möglich wäre. Komplexität hat seinen Preis, in diesem Fall betrifft es zahlreiche Parameter, die über die gerastete Encoder unterhalb des Displays gesteuert werden.
Für die Auswahl der Betriebsart und Schwingungsformen des Oszillators und LFOs ergibt dies für mich Sinn. Bei den Hüllkurven hingegen fühlte ich mich durch die Rasterung seltsam eingeengt. Von analogen Synthesizern bin ich es gewohnt, die Hüllkurven laufend beim Spielen anzupassen, meistens betrifft dies die Release-Zeit, ab und an auch Attack. Im Spiel geht es mir eher um „ein bisschen mehr oder weniger“ und nicht um absolute Zeiten, im Sinne von „jetzt sollte ich Release von einer auf eine halbe Sekunde reduzieren“. Bei meiner Moog Grandmother oder auch beim Nord Stage 1 habe ich im Gefühl, wie stark ich die Potis drehen muss, für den im Moment gewünschten Effekt. Bei der Rasterung des Nord Stage 4 fällt mir dies entschieden schwerer. Da schoss ich meistens übers Ziel hinaus, wenn ich die Zeiten verlängern wollte. Wahrscheinlich würde ich mich früher oder später daran gewöhnen, aber sagen wir’s mal so: Eine solche Eingewöhnungszeit brauchte ich bei anderen Synthesizern bisher nicht. Die Hüllkurven des Nord Stage 4 lassen sich nach meinem Empfinden weniger intuitiv bedienen, als ich mir dies gewohnt bin. Die Encoder reagieren übrigens auf die Geschwindigkeit der Drehbewegung und lösen je langsamer desto feiner auf.
Nord legt eine beneidenswerte Konsequenz (um nicht zu sagen: Sturheit) an den Tag, was kleinere Kritiken und Mängel betrifft: Seit den Tagen des ersten Nord Stage wurde immer wieder die fehlende MIDI Thru Buchse beanstandet. Geändert hat sich daran bis heute nichts. Ebenfalls wären symmetrische Ausgänge kein übertriebener Luxus für ein Instrument der Post-4K Klasse. Ich persönlich wünschte mir auch die Möglichkeit, alternative Stimmungen zu laden, sprich: die Verarbeitung von mikrotonalen Skalen mittels TUN-Dateien. Vielleicht würde dies nur eine Minderheit an Musikern interessieren, für diese könnte es aber ein Dealbreaker sein, wenn sie beispielsweise arabische Musik spielen möchten, deren charakteristischen Skalen ein Nord Stage nicht wiedergeben kann. Ein weiteres Problem ist der fehlende Song-Modus, der beim Nord Stage 3 ziemlich beliebt ist. Und dass der Synthesizer weiterhin keine Multisamples verarbeiten kann, wirkt etwas aus der Zeit gefallen.
Am schwersten wiegt für mich aber ein anderes, eher unscheinbares Detail: Die Potis, Fader und Zugriegel können keine Werte abholen. Wenn man zwischen verschiedenen Panels eines Klangerzeugers hin und her wechselt, kommt es zwangsläufig zu störenden Parametersprüngen, die in dieser Preisklasse nichts verloren haben.
Produktpalette von Clavia
Clavia betreibt seit Jahren eine vorbildliche Produktpflege mit einfachen und nachvollziehbaren Baureihen. Kurz gesagt baut man Orgelsimulationen, VA-Synthesizer sowie Digital-Pianos und kombiniert diese Baureihen zu verschiedenen Produkten. Am Anfang stand der Nord Lead, der zusammen mit dem Virus Mitte der 90er-Jahre den Ton in Sachen virtuell-analoger Klangerzeugung angab. Später folgte mit dem Nord Electro ein Keyboard mit einer für damalige Verhältnisse hervorragenden Hammond Simulation und guten Piano- bzw. E-Piano-Samples. Kombiniert mit einfach zu bedienenden Effekten war der Nord Electro ein Game Changer hin zu livetauglichen Instrumenten.
Der Nord Stage wiederum verband den Nord Electro mit dem Nord Lead und bot drei unabhängige Klangerzeuger in einem Gerät. Später folgten noch reine Orgeln (C1, C2 und C2D) und Stage Pianos (Nord Piano 1 – 5).
Heute umfasst die Produktpalette von Clavia zwei Synthis (Wave 2 und A1), zwei Stage-Pianos (Piano 5 und Grand), den Electro 6, Stage 3 und 4 sowie den Nord Drum 3P, ein virtuell analoges Drumpad.
Danke für den Test.
Welche CP-80 Samples sind denn aktuell empfehlenswerter?
@Unimoog Zum Beispiel die Software Keyscape.
@Martin Andersson Danke, Martin.
Das Gerät ist sicherlich nichts für mich – weil ich hier bisher nur in meinem (hust, huuuuust) »Studio« spiele – aber ich informiere mich ja immer gerne, was es denn so gibt. Also mal das erste Soundbeispiel angehört: »Nord Stage 4 freie Impro mit Sounddesign«.
Altes! – Schwedisches! – Möbelhaus! … !!!
Sooooo schön. Ich bin schwer beeindruckt. Sowohl von der Qualität als Demonstration, was man denn so alles Schönes mit dem »Nord Stage 4« machen kann … als auch von der Demo an sich. Ich habe das echt gerne gehört. 🤩👍
Das muss man einfach mal lobend erwähnen, wenn sich ein Autor da Mühe gibt. Und ich persönlich mag so etwas auch lieber, als »Sweep 24dB-Filter mit Resonanz« oder so (was natürlich auch seine Daseinsberechtigung hat).
@Flowwater Herzlichen Dank für Deine Worte, die mich natürlich sehr freuen. Es ist schon so, dass ich mir bei allen Artikeln ziemlich viel Zeit für die Klangbeispiele nehme. Für mich ist das entscheidende Argument nämlich weniger der Klang als solcher, als viel eher die Frage, wie mich ein Instrument inspiriert.
Ich muss sagen, bei Orgeln hat Dexibell echt die Nase vorn (J7), bei Pianos auch.
trotzdem habe ich immer noch meinen nord electro 3, der wiegt nur 10 kg.
Irgendwie scheint clavia soundtechnisch stehen zu bleiben. ich hätte mir mehr erwartet.
auch seit dem NL 4 keine weiterentwicklung (abgesehen von Wave2).
@Organist007 Interessant, dabei ist das J7 offiziell nicht mehr erhältlich. In welchen Punkten sind die Dexibell Instrumente denn besser? Klingen die Pianos besser, oder gibt es mehr Pianos zur Auswahl? Wie im Text beschrieben ist die Auswahl an Flügel- und KlavierSamples bei Nord ziemlich groß und meines Wissens einzigartig. Und einige davon klingen auch richtig gut, zumindest für meine bescheidenen Pianisten Ohren. 🙂
Unabhängig davon bin ich aber auch der Meinung, dass sich bei Nord soundtechnisch zu wenig tut. Multisamples für den Synth wären toll und neue Clavinet Samples übrigens auch.
@Martin Andersson Ich habe das J 7 um 1.300,- bekommen und bin sehr zufrieden damit. Die Tastatur (Waterfall) lässt sich auch gut für EP und Pianos (und sonstige Sounds) spielen, es gibt Splits, Layers, EQ, motorfader und gut klingenden Overdrive. Leslie Sim kann man sehr gut anpassen (Geschwindigkeit etc.) Das Gerät ist grundsolide gebaut (ca 12 kg) und ist sehr musikalisch zu spielen (viva Italia !).
Die EP und akustischen Pianos klingen beim NStage 4 natürlich besser, aber der kostet auch das 3fache.
Für LIVE eine sehr runde sache.
Trotzdem gebe ich wahrscheinlich meinen nord electro 3 (61 tasten) nicht her, da er so leicht und kompakt und ROT ist ;-)
Aber hässlich ist dexibell auch nicht wirklich (auch wenn sie nicht so schön rot sind)
@Organist007 Ich frage mich, wie es Dexibell schafft, ihre tollen Instrumente so hässlich zu verpacken. Ich weiß, Geschmack ist subjektiv, aber …..
Für mich ist der stolze Preis ein Nachteil.
@Jens Barth Ja, natürlich ist der Nord Stage teuer. Aber dafür hält er auch eine halbe Ewigkeit, mein Stage EX ist etwa 15 Jahre alt und spielt sich immer noch sehr gut. Dabei kann ich sogar einige der neuen Piano Samples laden. Ob dies in Zukunft auch auf den NS4 zutrifft, kann niemand vorhersehen, aber sagen wir’s mal so: Es gibt gute Gründe davon auszugehen, dass Clavia seine Produkte lange pflegt.
Ein anderes Argument ist die Frage, was ein Nord Stage 4 alles an Equipment ersetzt. Wenn Du eine gleichwertige Orgel, Stage Piano und einen VA Synth mit komplexen Effektketten einzeln kaufen würdest, wäre der Preis wahrscheinlich sogar höher. Der NS4 ist bestimmt kein Gerät, das man „sich auch einfach ‚mal gönnt“, um die eigene Sammlung an Tasteninstrumenten zu erweitern. Für mich ist mein Nord Stage mein Hauptkeyboard, das ich nebst meinem Flügel täglich spiele. Der damals hohe Preis hat sich schon längst amortisiert.
@Martin Andersson Sehr guter Testbericht.
Das Preis-Leistungsverhältnis sehe ich inzwischen aber auch sehr kritisch.
Die positiven Punkte verstehe ich: gut transportabel, live-hands-on approach ohne allzu große Lernkurve, alle wichtigen Grundsounds an Bord, mehr parallele Power als beim Vorgänger. Klanglich hätte auch ich deutlich mehr Fortschritt erwartet (Größe und Qualität von Multisamples, besonders für Rhodes-Sounds, Orgel-Modelling, VA-Klang und -Varianten).
Ich finde aber, dass zwei Alternativen bei solchen Preisen zunehmend attraktiver werden:
– Workstations mit tonnenweise mehr und z.T. auch besseren Klängen und viel mehr Flexibilität für das Erstellen kompletter Live-Sets (und das betrifft nicht nur starre Splitpunkte).
– die früher problembehaftete, aber inzwischen deutlich alltagstauglich gewordene Lösung mit kleinem Notebook, handlicher Qualitäts-Soundkarte und Controller Keyboard, genutzt mit Mainstage, VSTLive o.ä.
Ich würde nie im Leben zwischen 4600 und 4900 € für dieses Keyboard bezahlen, weil mir sowohl jklanglich manches fehlen würde als auch funktional. Den aufgerufenen Preis finde ich einfach total überzogen und unangemessen – auch wenn ich verstehe, wieso manche Nord-Spieler, für die das Konzept passt, für ein neues Gerät in diesen sauren Apfel beißen werden.
@defrigge Danke für Deinen Kommentar. Ich gebe Dir mit allen Kritikpunkten Recht: aktuelle Workstations oder rechnergestützte Lösungen können mehr und klingen mindestens gleich gut. Aber die Bedienung ist der entscheidende Punkt, und wie ich im Test schrieb, gibt es diesbezüglich keine Konkurrenz.
Auf Touchscreens und Menudiving habe ich live schlicht keinen Bock, bzw. wäre mir das Risiko einer Fehlbedienung viel zu hoch.
Für mich ist der direkte Parameterzugriff das entscheidende Argument. Schade, dass es da keine ernsthaften Alternativen gibt. (Und nein, ein Yamaha CP-88 kann nicht mit dem Nord Stage mithalten.)
@Martin Andersson Die Prioritäten sind halt anders und der Nordstage ist ein gutes Teil, keine Frage. Mir ist er halt zu teuer. Und mit MainStage und entsprechendem Midimapping am Controller komme ich mit der Bedienbarkeit super klar.
Außerdem hat man alle Instrumente im Speicher, wie der Nordstage auch, ist aber klanglich dann doch viel flexibler.
Trotzdem kann jeder ja die jeweils beste Lösung wählen, wenn es passt ist es gut.
@Jens Barth Ich hab das jetzt mehr als 10 Jahre so gemacht. Coole Sounds und super aus-programmierte shows mit Mainstage gespielt, controller mapping inklusive. Hat was. Aber jetzt grade hab ich riesen Freude, dass ich mit dem NS4 auch mal wieder bei einer Jamsession antreten kann, beim Songwriting super schnell Sounds skizzieren,… Ich bin rund herum einfach immer um ein vielfaches schneller als früher mit Mainstage – und das obwohl ich mich bei MainStage nach so langer Zeit wohl schon zu den absoluten Experten zählen darf und mit dem Nord grade mal ein paar Wochen verbracht habe. Und eines was mir jetzt besonders auffällt, ist wie gut die Tastatur und Sounds abgestimmt sind, das passt einfach immer. Mit Plugins war das immer einiges an extra arbeit, das halbwegs hinzukriegen. Aber wie du schreibst – für jeden Anwendungsfall und für jeden Tastenmenschen unterscheiden sich die Anforderungen und Vorlieben.
@Martin Andersson the problem is: Orgel kann man mit der tastatur nicht wirklich gut spielen.
Wenn man LIVE Orgel und Piano braucht, wird man wohl zwei KB brauchen.
Ich kann eher damit leben, auf einer leichten tastatur Piano zu spielen als auf einer „schweren“ gewichteten Tastatur orgel.
Aber das muss jeder für sich selber entscheiden.
Für mich passt die Kombi Kurzweil Artis (P, EP, Clav, etc.) plus Roland JD-XA (synths aller art) recht gut.
Oder Dexibell J7 (Org, Piano, ep) und Roland JD-XA.
@Organist007 Bei mir ist’s genau umgekehrt, auf einer Waterfall Tastatur Piano spielen ist für mich eine Katastrophe. Bei den sporadisch stattfindenden Funk-Band gigs kommt dann sowieso ein zweites Keyboard mit – üblicherweise ein synth, der dann gleichzeitig AUX-Keyboard für den Nord ist :)
@j.keys Es kommt halt drauf an, wo der Schwerpunkt liegt.
Wenn ich 90% Orgel und Rhodes brauche und 10% Piano, ist mir eine eher leichte Tastatur lieber. Wenns umgekehrt ist, würde ich auch keine waterfall Tastatur wollen.
Dazu kommt, dass gerade die Electro Modelle extrem leicht sind – das ist super für Gigs !
Ich spiele nun seit ca einem Monat einen Nord Stage 4 88, die ersten absolvierten Gigs inklusive. Macht Spaß, hat an ein paar Stellen durchaus noch Verbesserungspotenzial für einen NS5 und ist für mich auf dem aktuellen Markt absolut konkurrenzlos.
Warum konkurrenzlos?
– Gewicht: ein Top-Tier 88er Board unter 20kg gibts von keinem anderen Hersteller
– Workflow: Für mich geht Hardware 2023 einzig und allein so wie Nord das macht. Touchscreens und Menu-diving? Nein Danke, dann lieber gleich MainStage am Macbook.
– Langlebigkeit: Neue Samples auf alten Instrumenten laden – so bisher auch nur bei Nord gesehen.
– Software: Die Software tools laufen einwandfrei und sind intuitiv zu bedienen.
Zu den Sounds:
Im Prinzip kennt man die Grund-Klänge vom NS3: Schöne Pianos, Rhodes OK, Wurli super. Orgel OK. Der Synth hat mich positiv überrascht, ebenso die digitalen Pianos (DX & Co). Hab da auch die Samples von der alten Gospel collection aus dem Nord user Forum nachgeladen.
Zu den Effekten:
Klingen durchwegs gut, einen Plate-Reverb hätte ich mir noch gewünscht.
Kurzum das aktuell beste Live-Board für die meisten Anwendungsfälle und wohl jetzt über Jahre mein Haupt-Gerät.
Für die Nachteile braucht’s aufgrund der Text-Länge einen eigenen Post.
@j.keys Und hier jetzt der Post zum Meckern:
1) Speicher: Das kann’s doch 2023 nicht sein, dass da beim Speicher gespart wird. Der Piano Speicher sollte mindestens doppelt so groß sein, Sample-Speicher ebenso.
2) Orgel-Sounds nicht besonders flexibel: beide Layer teilen sich die Effekte und den Leslie, sämtliche Leslie und Voice-Modelling settings sind global und nicht pro Patch. Gibt auch nur jeweils 2 davon – und damit bin ich nicht immer glücklich. IK Multimedia B3X (Plugin) hat da für mich sowohl bei der Flexibilität als auch beim Klang deutlich die Nase vorn.
3) Synth: einige Dinge sind zu sehr abgespeckt, Velocity zu Filter zb hat nur Ein/Aus als Einstellung, was für subtile velocity modulationen viel zu grob ist.
4) External section: Die ist leider nur halb durchdacht. Erstens schonmal integriert in die synth-sektion (warum bitte?), zweitens für mich am Ziel vorbei. Ich hätte mir da Audio-Inputs gewünscht, die ich durch die Effekt-Sektion des Nords schicken kann. Ein altes Rhodes, analog-synths ohne effekte oder auch mal kreativ mit jedem x-beliebigen stereo signal werden. Und dann ist das mit den MIDI-Program changes leider auch noch schlecht gelöst. Keine Ahnung wie ich einfach nur die patches auf meinem Synth umschalten kann, ohne dabei den ganzen gig lang einen internen synth part herzuschenken. Vielleicht geht da noch was mit einem firmware update.
@j.keys Danke für Deine Kommentare: ich teile alle Deine positiven wie negativen Punkte. Kurz gesagt stört mich einiges am Nord Stage, aber es gibt schlicht keine ebenbürtige Alternative am Markt, wenn einem ein direkter Parameterzugriff wichtig ist gepaart mit einem Bandscheiben schonenden Gewicht.
@Martin Andersson Danke dir für den Testbericht, ich finde es immer interessant wie andere das empfinden!
Bei dem Preis müsste jeder einzelne Sound des Instruments ein Aha-Erlebnis hervorrufen. Das stellt sich bei mir nicht ein.
Ich hatte vor ca. 15 Jahren mal einen Stage. Da war das auch schon so.
Seitdem nehme ich lieber den Mehraufwand in Kauf, mir alles selber zusammenzustellen.
@ukm Ist völlig in Ordnung wenn das für dich so ist. Für mich gibt’s andere Dinge (zB Gewicht und Workflow), die oft mindestens so wichtig sind wie die Sounds. Und die Sounds sind beim Nord allemal solide, meist klingen nur Plugins (Piano, EP, Orgel, Samples) bzw Analog-synths besser. Letztere auch nur mit guten Effekten (also fällt Sequential schon mal weg). Der Nord Stage hat seinen Namen ja auch daher, dass er 100% als Live-Instrument konzipiert ist.
Danke für den tollen und auch fairen Bericht, damit meine ich den Blick auf das Stagepiano mit den Vor – und Nachteilen. Ich bin seit dem NS2 73 bei Nord gelandet, hatte vorher und auch parallel manches aus der Riege der Konkurrenz und bin mit denen auch technisch (Workstation) gut zurechtgekommen. Die Roten sind reduziert und auch eingeschränkt, ja… für mich ist es die Bereitstellung des Wesentlichen. Auch kann man sich über den Preis aufregen, mach ich aber nicht. Ich hoffe, ich kann demnächst einen 73er anspielen und so NP5 und NS3 ersetzen, bei den Gebrauchtpreisen sollte das wohl möglich sein. Wenn die Tastatur so ist wie du schreibst, werde ich das machen und den Spott ertragen 😉 😅. Bei mir ist das Hobby und da macht man Sachen die einem Freude machen. In dem Sinne macht Musik, egal womit, Hauptsache Musik 😀
Auf Heise konnte man heute lesen, dass eine 40 TB (Terabyte) SDD für 40 Euro zu haben sei:
https://www.heise.de/news/SSDs-landen-bei-40-Euro-fuer-1-TByte-8991302.html
Deswegen kann sich mir die Speicherausstattung des Stage 4 einfach nicht erschließen.
Erinnert mich an Apple, aber da könnte man gegen Aufpreis immerhin noch mehr Speicher bekommen.
5 Riesen für die 88-Key Version?
Das muss einfach etwas für Leute sein, die viel live spielen und ihr instrument selbst schleppen müssen. Warum sollte man sonst Orgel auf einer Piano-Tastatur spielen wollen.
@CKMUC Da steht: „40 € für 1 TB“- bevor sich hier jemand vorzeitig freut.
Und dieser Preis gilt für die langsamen SSDs.
@CKMUC Hallo, meist erweitern die Hersteller deswegen die Speicherkapazität nicht, weil das interne (meist ziemlich alte) Betriebssystem gar nicht mehr Speicher adressieren kann. Die Kosten lägen also darin, die komplette Software des Nord zu aktualisieren – was natürlich ein immenser Aufwand ist und dann wieder viele Bugs mit sich bringt, die dann über die Jahre wieder ausgemerzt werden müssen, bis man wieder ein absolut stabiles System für den Liveeinsatz hat. Deswegen muss man auch heute noch bei vielen Keyboards/Workstations mit wenig Speicher zufrieden sein.
@CKMUC Hallo CKMUC,
Du vergleichst da Apple mit Birnen. In den Nords sind seit jeher NOR flash Speicherbausteine verbaut. Diese sind viel teurer als der NAND Speicher der in den SSDs und USB-Sticks verbaut ist.
Dafür triffst du den Nagel beim zweiten Teil auf den Kopf. Ich spiele live, muss meine Keyboardburg alleine schleppen und reise wann immer möglich mit dem ÖV. Da bleibt dann nicht mehr viel übrig. Und die Preisdiskussionen sind müssig wenn man sich als Beispiel die Preise von Streichinstrumenten ansieht. Und die haben nur ein Preset, kein Display, kein Speicher und sind auch noch MONO…
@whitebaracuda Das klingt wie ein Witz: „NOR-flash im NORD…“
@mort76 Die Schweden haben eben Humor😂
Vielen Dank für den ausführlichen Bereicht. Ich habe schon viele Rote des sympathischen Herstellers aus dem hohen Norden besessen. Vom ersten Stage bis zur Nr.3. Bis vor kurzem hatte ich ein Electro als Zweitinstrument auf meinem Viscount Legend stehen. Vieles ist subjektiv und kommt auf die individuellen Bedürfnisse an. Aber derzeit kommen für mich Nords nicht mehr in Frage. Als Piano wegen der Epiano-Klänge. Sie funktionieren im Pop-Kontext gut, aber Jazz und Solospiel machen einfach keinen richtigen Spaß. Da gibt es um Längen Besseres wie die Epianos des Viscount, die ich direkt mit dem Electro vergleichen konnte. Da dies schon über 10 Jahre die Schwachstelle ist, muss es an der technischen Plattform liegen, dass Clavia hier einfach nicht nachbessert. Immer neue Samples mit den gleichen Dynamik-Schwächen helfen nicht weiter. Als Zweitkeyboard auf dem Piano wäre das Stage Compact ideal, aber hier wünschte ich mir eine 61-Variante. Das Electro ist hier limitiert, weil es in der Synthfraktion und auch wegen fehlender Modulationsräder einfach nur eingeschränkt einsetzbar ist. Ich habe es durch ein YC61 ersetzt, das nach dem Update meiner Meinung nach die bessere Orgel besitzt besonders wegen des neuen Leslies und eben gut einsetzbare Synthieklänge. Das Bedienkonzept hat Yamaha von Clavia abgeguckt und sogar noch verbessert. Wie gesagt alles subjektiv.
@gutomi So ein Leslie-Update würde dem NS4 auch gut tun. Ich hatte das YC (vor dem leslie update) mal probiert, da hatte ich ziemlich schnell keine lust mehr. Aber zumindest in den youtube videos klingt’s jetzt um einiges besser. Bei Yamaha find ich dafür die Pianos eher wenig aufregend. Beim YC klang der erste Piano sound zb GENAU so wie mein S90 von vor 20 Jahren. Damals war der super, jetzt eher so naja…
@gutomi @gutomi: Ich kann das leider nur bestätigen. Ich habe ein Stage 2 und ein NE5 und liebe seit vielen Jahren fast alles daran, nur die Rhodes Sounds überhaupt nicht und die sind leider sehr wichtig für meine Musik. Habe mir daher ein YC73 zugelegt und da geht Rhodes-mäßig für mich ganz anders die Sonne auf (und ich habe auch ein richtiges Rhodes). Bin jetzt aber immer wieder im Zwiespalt, wenn ich nur ein Key mitnehmen möchte. Nord für Klavier top, aber Rhodes Flop, Yamaha umgekehrt (naja, nicht direkt Flop beim Klavier, aber halt nicht so grandios wie die Roten). Ich verstehe einfach nicht, warum Nord beim Stage 4 keine neuen E-Piano-Samples spendiert hat, bei diesem hohen Preis!
Wegen der Preiswürdigkeit: Ich sehe, dass eigentlich nur bei Keyboardern und Synthiespielern der Preis immer wieder ein Diskussionsthema ist. Für einen professionellen Cellisten sind 5000 Euro überhaupt nix – und dann hat er nur ein „One-Trick-Pony“. Zumal die Nord-Geräte einen tollen Wiederverkaufswert und einen extrem breiten Einsatzbereich haben. Ja, Geld ist immer knapp, aber nur in diesem Bereich wird immer „gemault“. Professionelle Instrumente, die langlebig und für den Liveeinsatz gebaut werden, kosten Geld. Ihr seht, der Martin hat sein Stage EX seit 15 Jahre im Einsatz: Bei dieser Nutzungsdauer sind 4.500 Euro nicht wirklich viel.
…und bitte nicht falsch verstehen. Das ist kein „Eure Armut kotzt mich an“ Ding, sondern nur eine Beobachtung, dass im Tastensegment die Preisgestaltung wesentlich mehr im Fokus steht, als bei anderen Instrumentengattungen.
Cheers, Jörg
@Jörg Hoffmann Das ist doch auch immer eine Frage des Vergleichs mit anderen Produkten.
Ich habe auch ein billigeres Hobby, aber selbst DA wird gemault, wenn der Preisunterschied groß ist, und dafür die Qualität und Haltbarkeit besser ist.
Dabei geht es da um vergleichsweise lächerliche Summen…
@Jörg Hoffmann Ich sehe das inzwischen auch so: Eine Investition von 4.000, 5.000 oder noch darüber ist für mich zwar alles andere als »mal eben so« gemacht. Das ist einfach Geld, was man da auf den Tisch legt. Aber es ist eben auch genau das: Eine Investition. Das Gerät soll ja möglichst jahrzehntelang genutzt werden. Was wiederum auch der Grund ist, dass ich mehr SEHR genau ansehe, wem ich mein Geld über der Sturzhöhe von EUR 2.000 gebe.
Theoretisch könnte ich meine Musik auch mit viel günstigeren Synthesizern machen (von VSTs ganz zu schweigen). Aber der Kauf eines teureren Instruments ist für mich selber auch eine Verpflichtungserklärung dafür, das was ich mache ernst zu nehmen. 🙂
@Jörg Hoffmann Der Vergleich mit dem Cello kommt mir nicht ganz treffend vor:
– ein handgearbeitetes Cello ist ein zeitunabhängiges akustisches Instrument und lässt sich ein Leben lang spielen. Es ist auch nicht wirklich ein One-Trick-Pony, weil sein Klang sich massiv durch gute Spieltechnik beeinflussen lässt.
– elektronische Keyboards (die ganz anders in Serie gefertigt werden) unterliegen bis heute deutlichem technischem und klanglichem Fortschritt und sind immer mit Konkurrenzprodukten oder vergleichbaren Konstellationen im Wettbewerb.
Martin hat dazu ja oben schon das Wesentliche gesagt:
– wem die Alleinstellungsmerkmale (Gewicht und direkter Zugriff auf einen guten Grundbestand an Sounds) wichtig genug sind, wird selbst diesen sehr hohen Preis wohl bezahlen.
– wer mit Workstations oder Notebook/Controllerlösungen technisch und praktisch genauso gut klarkommt (bei letzten entfällt auch das Gewicht-Argument), bekommt SEHR viel mehr Klangauswahl, z.T. deutlich mehr Klangqualität und wesentlich höhere und flexiblere Funktionalität.
Trotzdem verstehe ich das: „ein-Keyboard-und-ich-mach-mir-keinen-Kopf“ Gefühl gut.
Ich habe vor ca. 15 Jahren ein gebrauchtes Nord Electro 2 erstanden und dann vor ungefähr10 Jahren ein Nord Stage 2. Wir spielen so ca. 1 Gig pro Monat und die Geräte sind super zuverlässig und bei beiden Nord-Pianos ist mir aufgefallen, dass die sich viel besser im Bandmix durchsetzen können als andere Geräte (dies ist natürlich nur mein subjektives Empfinden).
Ich habe den Kauf keine Sekunde bereut.
😱 das halten meine Augen nicht aus !
Welch gruseliges Design !
Hat schon etwas von „Anti bzw Protest-Bewegung“.
Vielleicht hat man da auch nur den Designer gespart und ausschließlich die Techniker rangelassen….
@Ric O'chet Der Nord Stage ist ja auch weniger für die Augen als für die Finger gestaltet 🙂
Im Ernst: das Ding kann man de facto blind bedienen, ob’s einem auch visuell gefällt, ist natürlich eine andere Frage, ist für mich aber zweitrangig.
Ich stelle mir die Frage ob es knapp 1.000,– Aufpreis (88 Tasten Ausführung) zum Nord Stage 3 wirklich Wert sind. Zudem ist der Speicherplatz von 1GB bzw. 2GB in der heutigen Zeit und bei einem Gerät von über 4.000 € geradezu lächerlich.
Danke Martin für Deinen gut abgewogenen Test, der Licht und Schatten klar benennt. Die Nords sind für die Bühne gemacht, sie sind intuitiver zu bedienen als Workstations, haben die richtige Zahl an Knöpfen und Schaltern, auch wenn es auf dem Panel dadurch etwas crowded zugeht. Sie klingen gut und setzen sich im Live-Kontext ausgezeichnet durch. Da dürfte auch kaum jemanden zuwenig Dynamik beim Rhodes stören. Mit Ausnahme des solierenden Jazzmusikers vielleicht. Für zu Hause würde ich wohl auf einzelne Instrumente zurückgreifen. Ach ja: Und an das Clavinet könnte Nord wirklich mal ran.
Ich mache Musik nicht vor Publikum, sondern nur zu meiner eigenen „mentalen Erfrischung“ und besitze auf Grund meiner zwei Wohnsitze einen Nord EX in Verbindung mit dem Mophox4 und das Nordstage 3; meines Erachtens war der größte Entwicklungssprung vom Nord 2 auf den Nord 3 durch die Integration eines vollwertigen Synthesizers (Lead A1) und die Möglichkeit, diesen durch Samples aus der Bibliothek zu ergänzen. Was mich aber wirklich reizen würde, sind die physischen Drawbars.
Ein super Instrument aber auch wirklich, wirklich super teuer. Ich weiß nicht, ob man am Ende mit einem Yamaha YC-73 oder YC-88 und nem gebrauchten Virus nicht besser (und >1.000€ billiger) dran ist. Der YC hat außerdem eine komplette iPad-Integration. Ist aber nicht rot, sollte aber gleich intuitiv sein, physische Drawbars, Yamaha liefert neue Sounds nach. Wurlitzer (waren schon im kleinen Reface echt gut), CP-80 und DX mit echtem FM sollten deutlich besser sein im YC.
Total unprofessionell ist auch das NORD Netzteil – nur 230V 50Hz. Fast so wie der DVD Regionalcode. Lächerlich. Da sind Korg, Yamaha und andere deutlich weiter mit 110V-240V, 50-60Hz. Ein in Europa gekaufter NORD funktioniert hier in Brasilien nur mit (i.d.R. brummendem) Spannungswandler. Umgekehrt brennt ein US NORD in Deutschland an der Steckdose durch. …für ein 4.000+ Euro Gerät absolut inakzeptabel.
@masterjam Danke für Deinen Kommentar. Dies war mir nicht bewusst. ziemlich unpraktisch und unprofessionell von Clavia.