Exklusives E-Piano mit Studiomonitoren
In den letzten Jahren hat sich der schwedische Hersteller Clavia einen sehr guten Ruf erarbeitet. Die unterschiedlichen Stagepianos wie das Nord Piano bzw. die Electro- und Stage-Versionen sowie die reine Orgel C2D findet man nicht ohne Grund auf vielen Bühnen. Nun haben die Schweden mit der markanten roten Optik ein neues Modell entwickelt: das Clavia Nord Grand.
Passend dazu hat Clavia auch gleich ein paar Lautsprecher entwickelt. Diese sind optional erhältlich und können mit Hilfe von speziellen Halterungen am Nord Grand wie auch den Modellen Nord Piano 4 und Nord Stage 3 (88, HP76) befestigt werden. Wir haben das Gesamtpaket aus Nord Grand und Nord Piano Monitor für euch getestet.
Auftritt des Clavia Nord Grand
Dass 88-Tasten-Keyboards nicht in die Fliegengewichts-Klasse gehören, ist jedem klar. Daher verwundert es auch nicht, dass das Nord Grand in einem massiven Karton geliefert wird. Genau genommen bringt es 20,9 kg auf die Waage und benötigt mit seinen Maßen 128,6 x 38,7 x 16,8 cm entsprechenden Digitalpiano-üblichen Platz.
Wer noch über keinen passenden Keyboardständer verfügt, für den könnte der „Nord Wood Keyboard Stand“ interessant sein. Dieser passt nicht nur funktional, sondern auch optisch zu 100 % zum Nord Grand und bringt eine fest montierte 3-fache Pedaleinheit mit sich. Für den mobilen Einsatz liefert Clavia das Nord Grand aber auch mit einem 3-fachen Pedal aus.
Das Nord Grand ist für den stationären Einsatz zu Hause geeignet, aber auch auf einer Bühne fühlt es sich wohl. Mit knapp über 20 kg ist es nicht viel schwerer als vergleichbare Pianos. Etwas „klobiger“ wird es aufgrund der Bauart natürlich schon, denn das Bedienfeld des Nord Grands ist nach recht stark nach vorne geneigt, was die Bedienung und das Ablesen von Parametern sehr erleichtert. Gleichzeitig bedeutet das aber, dass das Gehäuse nicht mehr so schlank gehalten werden kann, wie die klar auf den Bühneneinsatz ausgerichteten Nord Geschwister. Auf alle Fälle schön anzuschauen.
Hinsichtlich des optischen Auftretens setzt Clavia beim Nord Grand zwar wieder auf die Farbe Rot, man hat sich in diesem Fall aber etwas vom ansonsten sehr knalligen Rot verabschiedet und das Gehäuse des Nord Grand in einer dunkleren Farbgebung gehalten. Schön sind die leichten Maserungen in der Oberfläche des Pianos, das versprüht einen edlen Touch. Der Korpus des Nord Grand besteht aus Holz.
Die Verarbeitung ist gewohnt gut. Alles ist ordentlich verarbeitet und verschraubt. Sowohl Bedienelemente als auch Tastatur sitzen passgenau. Zum Lieferumfang gehört das bereits erwähnte Triple Piano von Clavia sowie ein gedrucktes Handbuch und ein Netzkabel.
Tastatur des Clavia Nord Grand E-Pianos
Während die Tasteninstrumente von Clavia bisher alle mit Fatar Tastaturen ausgestattet waren, haben sich die Schweden beim Nord Grand erstmals mit Kawai zusammen getan. Heraus gekommen ist eine 88er Hammermechanik Tastatur mit Responsive Hammer, 3-fachem Sensor und Ivory Touch-Feeling. Der Anschlag ist überaus sauber, man bekommt sofort ein gutes Gefühl für die Tastatur und die Tasten federn dazu auch ultra-schnell in ihre Ausgangsposition zurück.
Die Oberfläche der Tasten ist ganz leicht angeraut, so dass man auch bei schnellen Passagen und schwitzigen Händen ausreichend Grip hat. Im Gegensatz zu manch anderen Herstellern fühlt man hier zwar nicht das „Geriffelte“ der Oberfläche, trotzdem rutscht man hier keinesfalls weg, die Verbindung zu den Tasten ist stets gegeben.
Mir persönlich sagen die Kawai Tastaturen stets zu, so dass es nicht verwunderlich ist, dass mir auch die Tasten des Nord Grands gefallen. Sowohl für sanfte, feinfühlige Stücke funktionieren hierauf sehr gut als auch druckvollere und im Forte gespielte Passagen.
Ausstattung des Clavia Nord Grand Stagepianos
Hinsichtlich der technischen Ausstattung kommt das Nord Grand dem bereits etwas länger erhältlichen Nord Piano 4 sehr nahe. Lediglich beim Speicherplatz für die Piano-Sektion hat es klar die Nase vorne, hier bietet das Nord Grand mit 2 GB nämlich doppelt so viel Platz wie das Nord Piano 4.
Sein modulares Sound-Konzept behält Clavia glücklicherweise auch beim Nord Grand bei, d. h. das Piano ist zur Piano- und Sound-Library des Herstellers kompatibel. Sounds können mit Hilfe des Nord Sound Managers ausgetauscht werden, einzige Restriktion ist die Größe des internen Sound-Speichers.
Für die Pianos stehen wie gesagt 2 GB bereit, für die restlichen Sounds (Sample Synth Sektion) bietet das Nord Grand 512 MB Speicherplatz. Für den Live-Einsatz ist dieser flexible Sound-Speicher ein super Feature, kann man so doch je nach Anforderung mal eher klassische Pianos, kantigere Uprights oder im Hinblick auf die Sample Synth Sektion aktuelle Charts-Songs oder Klassiker mit Streichern, Bläsern und Orgeln bedienen. Apropos Orgeln: Über eine reine Orgel-Sektion wie man das von den Electro- und Stage-Modellen kennt, verfügt das Nord Grand nicht.
Piano Sektion
Die Bedienung des Nord Grand ist dank des klaren Aufbaus sehr einfach gehalten. Jede Sektion ist optisch klar vom Rest abgegrenzt, man weiß also sofort, wo man Hand anlegen muss. Bei den Bedienelementen setzt Clavia auf Altbewährtes, die Encoder und Tasten kennt man bereits von den Brüdern und Schwestern des Nord Grands.
Sechs Piano-Kategorien (Grand, Upright, Electric, Clavinet, Digital, Misc) lassen sich beim Nord Grand auswählen, pro Modell gibt es wiederum diverse Preset-Sounds. Einstellbar ist die Art des „Piano Filters“, hierüber lässt sich die Klangcharakteristik des Sounds einstellen. Filter-Presets gibt es sowohl für die akustischen als auch die elektrischen Pianos, auch Dyno-Filter, die den druckvollen, glockigen Verstärker-Sound der 70er/80er Jahre nachbilden, sind an Bord.
Weiterhin ist die Piano-Sektion mit einer Soft-Release-Funktion ausgestattet. Ist diese aktiv, erhalten die Sounds eine längere Ausklingphase, was sich vor allem bei langsameren und gebundener gespielten Stücken auszahlt. Aktiviert man die Saitenresonanzen, ergibt sich dazu ein noch realistischeres Klangbild, hier klingen dann auch nicht angespielte virtuelle Saiten mit, ganz so wie es auch bei einem echten Klavier wäre.
Ab Werk ist das Nord Grand mit zehn Flügeln, 9 Uprights sowie zehn E-Pianos ausgestattet. Der erst seit Kurzem erhältliche „White Grand“ Flügel ist hier bereits an Bord. Dieser Flügel weist einen sehr großen und expressiven Klang auf und lässt sich wunderbar dynamisch spielen. Hier ein paar der offiziellen Demos:
Die Uprights der Nord Pianos haben mir persönlich schon immer gut gefallen. Der kantige Sound bietet viel Charakteristik und lässt sich bei entsprechenden Songs super einsetzen. Hier die Uprights:
Bei den E-Pianos bietet Clavia ab Werk mittlerweile acht verschiedene Rhodes Sounds an, hinzu kommen zwei Wurlitzer Presets. Auch wenn die Schweden hier schon länger nichts Neues entwickelt haben, bieten die E-Pianos einen sehr guten Sound. Hier einige Beispiele:
Sample Synth Sektion
Wie auch die Piano Sektion ist der 512 MB Speicher der Sample Synth Sektion frei mit Sounds (aus der Nord Sample Library 3.0) belegbar. Kategorie-Taster dienen zum schnellen Auffinden des gewünschten Sounds, darüber hinaus lassen sich per Encoder die Parameter Attack und Decay/Release einstellen. Auch hier punktet Clavia wieder mit dem direkten Zugriff auf wichtige Sound-Parameter. Wie auch in der Piano Sektion gibt es verschiedene Filter-Typen, die den Sound zusätzlich beeinflussen.
Soundtechnisch bietet Clavia mit seiner Sample Library eine große Palette an Klängen an. Sowohl orchestrale (Solo- und Ensemble-Instrumente), akustische und elektrische Gitarren, Mellotron wie auch Synthesizer-Sounds findet man in der Library. Die Qualität ist gut bis sehr gut.
Performances mit dem Clavia Nord Grand
Die Lieblingskombinationen aus Sounds und Effekten lassen sich beim Nord Grand innerhalb von Performances speichern. 400 Speicherplätze bietet das Nord Grand hierfür an, aufgeteilt sind diese in 16 Bänke à 25 Einträgen. Das OLED-Display des Pianos zeigt die wichtigsten Informationen an. Dank des direkten Zugriffs auf eine Vielzahl von Parametern muss man bei Clavia aber nur äußerst selten im Menü nach den passenden Einstellungen suchen.
Hinzu kommen fünf Live/Auto Save-Programme, bei denen das Nord Grand vom Nutzer vorgenommene Änderungen automatisch speichert. Natürlich verfügt das Nord Grand auch über die von den Nord Brüdern bekannten Features wie Seamless Transition (Sounds verstummen beim Umschalten von Presets nicht) oder Split Point Crossfade (gesplittete Sounds lassen sich rund um den gewählten Split-Punkt ineinander morphen). Der Split-Punkt der Tastatur lässt sich auf einen von sieben mit LED markierten Tasten legen, gelayert werden kann natürlich auch.
Effekte des Nord Grand E-Pianos
Die Effekt-Sektion des Nord Grand gleicht der des Nord Piano 4 zu 100 %. Aufgeteilt in zwei Blöcke bietet das Nord Grand Pan, Tremolo, Phaser, Chorus, Vibe und weitere Effekte.
Zusätzlich gibt es eine Delay- (Stereo-Delay mit Tap-Tempo) und eine Equalizer-Sektion (3-Band-EQ mit stimmbaren Mitten). Nicht fehlen darf natürlich die Amp-Sektion, für die die Nord Keyboards mittlerweile sehr bekannt sind. Twin, JC, Small, Tube-Distortion und Stereo-Kompressor stehen zur Auswahl. Als Master-Effekt bietet das Nord Grand noch einen Reverb.
Anschlüsse des Nord Grand
Auch die rückseitigen Anschlüsse des Grands stimmen 1:1 mit denen des Nord Piano 4 überein. Ein Stereoausgang in Form von 2x 6,3 mm Klinken plus ein zusätzlicher Kopfhörerausgang, USB- und MIDI-Ports sowie ein AUX-Eingang für externe Zuspieler findet man hier. Die Nord Piano Monitore werden im Übrigen ganz normal über die Klinkenausgänge angeschlossen.
Die passenden Lautsprecher – Nord Piano Monitore
Im auffälligen und Clavia-typischen Rot sind die seit kurzem erhältlichen Nord Piano Monitore gehalten. Laut Clavia sind diese nicht nur optisch auf die aktuellen Modelle abgestimmt, sondern auch klangtechnisch.
Die von Clavia angegebenen kompatiblen Pianos beziehen sich nur darauf, dass man bei diesen Keyboards auf der Rückseite die Halterungen befestigen kann. Dank der beiden Klinkeneingänge lassen sich die Lautsprecher grundsätzlich wie gewöhnliche Speaker nutzen. Die gesamte Elektronik ist im linken Lautsprecher untergebracht, der rechte wird mit einem zum Lieferumfang gehörenden Verbindungskabel durchgeschleift. Auf Wunsch lässt sich über den AUX-Eingang (3,5 mm Klinke) ein weiterer Zuspieler anschließen, auch die Möglichkeit, einen Subwoofer anzuschließen, gibt es.
Der Hochtöner der Nord Piano Monitore misst 3/4 Zoll, der für die Mitten und Bässe zuständige Tieftöner 4,5 Zoll. Entsprechend der Bestückung sollte man bei den Monitoren nicht allzu viel Bass erwarten und so präsentieren sie sich dann letztlich auch bei Anschluss an das Nord Grand. Der Klang ist sauber und mit 2x 80 Watt Leistung haben die Speaker auch ausreichend Kraft, um ordentliche (und löblicherweise verzerrungsfreie) Lautstärken zu erzeugen.
Klanglich geht das hier vollkommen ok. Man hat den Eindruck, dass die Speaker leicht auf die Piano-Sounds von Nord abgestimmt sind. Da die Klangpalette der Nords aber sehr breit ist, müssen die Speaker letztlich alles abdecken können.
Wer auf die schicke Optik und die galante Montage verzichten kann, wird mit preislich vergleichbaren Nahefeldmonitoren sicherlich etwas besser fahren. Denn mit einem Paarpreis von 499,- Euro sind die Monitore dem absoluten Anfänger-Preisbereich schon entwachsen. Hinzu kommen weitere 99,- Euro für die Halterungen. Knapp 600,- Euro muss man also für diese Lautsprecher hinlegen, das werden sich die meisten sicherlich zweimal überlegen.
Ich hatte in den 90-ger Jahren ein Digitalpiano von Roland, das hatte sensationell gut klingende Breitband-Lautsprecher eingebaut, welche ich gern und oft zum Abhören meines Krams genutzt habe.