Echtes Tape-Delay fürs Eurorack
Das T-REX Replicator Module ist ein echtes analoges Bandecho im Eurorack-Format, das trotz seiner überaus innovativen Technik bisher nicht viel Aufmerksamkeit erhalten hat. Nur wenige Hersteller wie der Fulltone Customshop oder Echo Fix bauen heute noch Tape-Delays, wobei es sich meist um recht teure Nachbauten von Klassikern wie dem Echoplex oder Space Echo handelt.
T-REX, eine Firma aus Dänemark, die hauptsächlich Gitarreneffekte herstellt, beschreitet hingegen mit seinem Replicator Module nicht nur klanglich andere Wege. Dank einer digitalen Steuerung der Motoren bietet es Funktionen, die bisher mit keinem analogen Bandecho möglich waren.
Das T-REX Replicator Bandecho auf den ersten Blick
Ursprünglich hat T-REX den Replicator für Gitarristen entwickelt, daher gibt es den Replicator gleich in drei verschiedenen Ausführungen:
- als Gitarrenpedal mit vollwertiger Ausstattung
- als Gitarrenpedal mit reduzierten Funktionen
- als Eurorack-Modul
Die hier getestete Eurorack-Version entspricht technisch dem vollwertigen Gitarrenpedal, steckt nur nicht in einem Gehäuse, sondern muss in ein Eurorack-Case geschraubt werden. Dabei benötigt es viel Platz, denn seine Breite beträgt 44 TE. Ebenso ist der Stromverbrauch von 350 mA nicht gerade gering, aber schließlich muss auch ein komplettes Bandgerät mit Elektromotor gespeist werden.
Nach dem Einbau macht das Modul einen robusten Eindruck, sein braunes Frontpaneel besteht aus dickem Kunststoff, in der Mitte liegt das durch eine Metallblende geschützte Cassettenfach und links und rechts davon befinden sich die Bedienelemente. Alle sechs Potis sind fest mit der Frontplatte verschraubt, ihre gerillten schwarzen Knöpfe lassen sich gut greifen und verleihen dem Replicator optisch ein bisschen Vintage-Flair.
Wird die Cassette aus dem Laufwerk genommen, kommen neben einer Stahlwelle für den Bandantrieb, die sich gegenüber der Andruckrolle befindet, vier Magnetköpfe zum Vorschein: Einer für die Aufnahme, zwei für das Playback und ein weiterer zum Löschen. Die beiden Abspielköpfe sorgen für eine verzögerte Wiedergabe, wodurch der Echoeffekt entsteht:
Der eine erzeugt ein kurzes Delay (175 – 680 ms), der andere ein langes (350 – 1360 ms), beide können einzeln oder gemeinsam genutzt werden, grundsätzlich ist das kurze Echo leiser als das lange, wodurch das Ergebnis direkt musikalischer wirkt.
Als In- und Output besitzt der Replicator zwei 3,5 mm Mono-Klinkenbuchsen. Zum Einstellen der Lautstärkeverhältnisse gibt es drei Regler, zwei für den Ein- und Ausgang und einen für den Effektanteil, darüber hinaus kann mit dem Kill/Dry-Schalter das trockene Signal komplett ausgeblendet werden.
Per Drucktaster lässt sich der Bandlauf, der Chorus-Effekt und ein Lowpass Filter aktivieren, zwei weitere Potentiometer dienen zum Justieren des Delay-Tempos und der Anzahl der Wiederholungen. Bei hohen Feedback-Werten ist der Replicator auch zur Selbstoszillation fähig.
Bandecho 2.0: Das T-REX Replicator Eurorack
Alle bisher genannten Funktionen entsprechen denen eines klassischen Bandechos, die eigentlichen Highlights verstecken sich jedoch hinter recht unscheinbaren Features.
Auf Grund der digitalen Steuerung des Motors schafft es T-REX diese alte, analoge Technik mit Eigenschaften auszustatten, die man bisher nur von Software-Emulationen kennt:
- Erstmalig kann die Geschwindigkeit eines Bandechos per Tap-Tempo bestimmt werden, wodurch sich der Replicator vor allem als Live-Tool qualifiziert.
- Alte, wartungsbedürftige Tape-Delays mit einem ungleichmäßigen Motorenlauf erzeugen zwangsläufig eine Tonhöhenmodulation, die manchmal sehr schön klingt. Diesen „premortalen“ Zustand kann der Replicator beim Hinzuschalten der Chorus-Funktion simulieren, indem er ein „Bandeiern“ auslöst, das sich für modulierte Echos oder Schwebungseffekte eignet und in seiner Intensität regelbar ist.
- Wer mit einem alten Space Echo oder Ähnlichem schon mal Effektmodulationen durch das Drehen an den Reglern aufgenommen hat, weiß genau, dass jeder Take einzigartig ist und sich nicht exakt wiederholen lässt. Dank der Steuerung von Tempo und Feedback via CV (0 – 5 Volt), können mit dem Replicator solche extremen Effekte kontrolliert erzeugt und sogar reproduziert werden. Dadurch ergeben sich vollkommen neue Möglichkeiten, eigenständige Klänge mit einem Bandecho zu erschaffen.
Die Bänder für das T-REX Replicator Modul
T-REX hat ein eigenes Cassettenformat entworfen und benutzt dafür BASF C30 1/8 Zoll Chrome Bänder, die in einer Endlosschleife laufen. Da es sich um ein Mono-Delay handelt, wird die komplette Bandbreite genutzt, wodurch die Klangqualität natürlich höher ist als bei einer Stereoanwendung – wohlgemerkt, Bandechos haben gegenüber digitalen Delays immer einen LoFi-Charakter.
Um eine Cartridge zu wechseln müssen lediglich drei seitlich geriffelte Schrauben mit der Hand gelöst und die Abdeckung abgenommen werden, anschließend lässt sich das Tape ganz einfach herausnehmen.
Die Kosten für ein Ersatzcartridge liegen bei 29,90 Euro, zwei Stück sind aber auch schon im Lieferumfang des Replicators inbegriffen, ebenso wie die Rack-Schrauben, ein Netzkabel, zwei Adapter von 6,3 mm auf 3,5 mm Monoklinke und ein paar Wattestäbchen zur Reinigung der Tonköpfe. Hiefür empfiehlt sich, wie auch bei allen anderen Bandgeräten, Isopropylalkohol, den man recht günstig in der Apotheke erhält.
Das T-REX Replicator Eurorack-Modul in der Praxis
Konstruktionsbedingt erzeugt der Replicator Motorengeräusche, die nicht unerheblich, aber auch nicht stärker als bei den alten Klassikern sind. Zu Beginn des Tests wurden diese Geräusche durch die Vibrationsübertragung auf das Rack deutlich verstärkt, erst durch das Anbringen einer dünnen Schaumstoffschicht an den Auflageflächen ließen sie sich deutlich reduzieren. Dabei muss es sich nicht um ein grundsätzliches Problem handeln, da es durchaus sein kann, dass die Profilschienen des verwendeten Racks ein bisschen lose saßen.
Die Bedienung des Replicator Modules gestaltet sich überaus einfach und ist weitestgehend selbsterklärend. Durch ein zweifaches Tippen des etwas klein geratenen Tap-Tempo-Knopfes lässt sich präzise die Geschwindigkeit bestimmen, wobei das langsame Echo synchron zur Eingabe läuft und das kurze stets in doppelter Geschwindigkeit. Dennoch sind die Eigenschaften des Tap-Tempos beschränkt, worauf auch fairer Weise in der Bedienungsanleitung hingewiesen wird: Die kürzeste mögliche Eingabe liegt bei 350 ms, noch niedrigere Werte lassen sich dann nur noch mit dem Time-Regler nachjustieren.
Allein der mit Saturation betitelte Eingangsregler zeigt bereits, dass T-REX bei dem Replicator klanglich auf einen stark gefärbten und gesättigten Ton setzt, der bewusst einen ausgeprägten LoFi-Charakter hat. Dazu zählt neben einem stattlichen Rauschen und Bandartefakten ein stets kräftig komprimierter Sound, der Transienten schön abrundet und sehr schnell anfängt zu verzerren, was sich bis zu Fuzz ähnlichen Ergebnissen steigern lässt.
Ein praktisches Mittel, um das Rauschen zu reduzieren, ist das Lowpass Filter, das die Höhen des Effektanteils reduziert und dadurch natürlich auch sofort etwas mehr Tiefe im Klang hervorruft.
Die meisten der folgenden Klangbeispiele zeigen zunächst die zu bearbeitende Aufnahme ohne Replicator, anschließend ist sie im Panorama links und das Echo immer rechts zu hören:
Bandechos und mehr
Los geht es mit einer Sequenz des Moog Mother-32, die alle drei verschiedenen Delay-Modi möglichst unverzerrt, einmal ohne und einmal mit Filter, demonstrieren soll.
Um dabei einen halbwegs cleanen Ton aus dem Replicator Module herauszuholen, muss die Klangquelle mit bedacht ausgesteuert und der Saturation-Wert nur ganz leicht angehoben werden:
Modulierte Delays mit dem T-REX Replicator Eurorack
Als nächstes soll der Replicator an Hand einer Aufnahme der Piano-Sektion des Sielorchestras modulierte Echos erzeugen.
In dem ersten Beispiel kommt der Chorus zum Einsatz, der sowohl eine leichte Modulation der Stimmung als auch des Timings hervorruft. Das Ergebnis hat einen schönen, psychedelischen Charakter, so wie man es von einem wartungsbedürftigen Bandecho kennt:
Um die Dub-Qualitäten des Replicators zu testen, wurde in dem darauf folgenden Beispiel der Feedback-Regler manuell moduliert, um eine endlose Wiederholung hervorzurufen:
T-REX Replicator Module als Chorus
Natürlich eignet sich die Chorus-Funktion nicht nur für modulierte Echos, sondern auch für klassische Choruseffekte. Im Live-Betrieb entsteht allerdings stets eine Verzögerung von mindestens 175 ms, bis der Effekt einsetzt, im Studiokontext können hingegen bei der Nachbearbeitung in einer DAW durch ein einfaches Verschieben der Aufnahme oder das Invertieren der Phase deutlich flexiblere Ergebnisse erzielt werden.
Für diesen Zweck kommt eine Aufnahme der Reed-Sektion des Sielorchestras zum Einsatz:
In dem ersten Beispiel ist ein Mono-Chorus zu hören, in dem zweiten wurde zusätzlich eine zweite, leicht verzögerte Effektspur aufgenommen und die Phase gedreht. Bei beiden Spuren sorgt der Chorus für ein fülligeres Klangbild, auch wenn es mehr durch eine schmutzige Wärme als durch Brillanz besticht:
Das T-REX Replicator Module als LoFi-Bandmaschine
Eine weitere Möglichkeit den Replicator im Studio als Sound-Tool zu verwenden, ist der Einsatz als LoFi-Bandmaschine. Bei vollständig heruntergeregeltem Feedback können Aufnahmen zum Beispiel aus der DAW auf das Band gespielt und direkt wieder im Rechner aufgenommen werden. Anschließend muss man nur noch die Verzögerung durch das Verschieben der Aufnahme ausgleichen.
In den dafür aufgenommenen Beispielen soll die String-Sektion des Sielorchestras ein bisschen das Flair eines Mellotrons erhalten.
Das erste Beispiel ist nur leicht gesättigt, hat einen schönen LoFi-Tape-Sound und rauscht dabei fröhlich.
Bei dem zweiten sind zusätzlich der Chorus und das Filter aktiviert und die Eingangsstufe übersteuert stark, wodurch das Resultat wie eine Bandaufnahme in überaus schlechtem Zustand klingt – was bei Bedarf sehr charmant sein kann:
FX-Effekte und Klangerzeugung mit dem T-REX Replicator Module
Als Letztes werden nun die Funktionen getestet, die das Replicator Module als Kreativ-Tool und experimentellen Klangerzeuger auszeichnen.
Dank der CV-Steuerung von Timing und Feedback lassen sich nicht nur extreme Effekte und ungewöhnliche Grooves, sondern auch komplett neue Tonverläufe erzeugen.
In dem ersten Beispiel gibt der Moog Mother-32 immer nur einen kurzen Ton am Anfang eines Taktes aus und durch die Steuerung des Timings per CV wird eine eigenständige Melodie mit dem Echo generiert:
Auf die gleiche Art können aber auch der Melodie einer Sequenz ganz neue Töne hinzugefügt werden:
Mit der CV-Steuerung des Feedbacks lassen sich, gerade bei Modulationen im unteren Regelbereich, schöne Groove-Patterns generieren. Als Trigger dient hier für wieder ein einzelner Noise-Sound am Anfang von jedem Takt, der Rest wird durch eine sich verkürzende Regelzeit des Feedbacks geformt:
Um zu zeigen, dass sich auch extreme Effekt-Schlachten mit dem T-REX Replicator realisieren lassen, moduliert bei dem letzten Beispiel ein Envelope das Feedback und ein Stepsequencer das Timing:
Klangbeispiele
Klangerzeuger: T-REX Replicator Module, Moog Mother-32, Siel Sielorchestra
CV-Steuerung: Korg SQ-1, Moog Mother Sequencer, Doepfer A-140 Envelope
Aufnahme: Studer 962, RME Fireface 800
Die Aufnahmen wurden nicht weiter nachbearbeitet.
Spannend!
Das hier bitte als Bodentreter mit Stereoeingang!
T-Rex sollten ihre Aufmerksamkeit lieber auf das seit geraumer Zeit vor sich hin dümpelnde Echorec richten.
Das T-Rex Echoplex (Replicator) gab es bereits als Pedal, allerdings macht bei einem Mono-Echogerät ein Stereoeingang nur begrenzt Sinn.
Insgesamt fand ich von allen Bandechos, die ich jemals hatte, das Echoplex eher uninteressant und nur wirklich schön für lange Delays, die sich nicht so schnell aufschaukelten. Und Sound-on-Sound war lustig für ambienten Krach, aber diese Tape Cartridges sind alles andere als vertrauenserweckend.
Die CV-Inputs beim Replicator Modul sind schon eine feine Sache; beim Pedal gibt es die auch, allerdings wird es bei Thomann nicht mehr gelistet. Der Replicator Junior ist zwar mit 299,-€ noch günstiger, allerdings fehlen ihm diese Eingänge, wie auch der zweite Wiedergabe-Kopf und der Chorus. Dadurch wird er für mich weniger interessant.
Auf den Binson-Nachbau bin ich auch neugierig…
Die Soundbeispiele sind größtenteils stereo, obwohl der t-rex replicator ausgang mono ist. Wie ist das zu erklären?
Es ist schon interessant, wie unterschiedlich die Farbe des Panels ausfallen kann. normalerweise hat es solch einen braun/orange ton. Meins tendiert eher in Richtung silbern, leicht oliv – habe ich zuvor nirgendwo so gesehen.
@rio ich vermute mal…letzte Revision.
@rio Ich bin auch verwundert über die verschiedenen Farben. Mein kürzlich gekaufter T-Rex Replicator ist matt-oliv, aber nicht in Richtung silber.
Vielen Dank für den aussagekräftigen Test, klasse! Im Gegensatz zu vielen Videos und Reviews sind aus meiner Sicht die Klangbeispiele sehr gut und zeigen wirklich, was man mit dem Replicator Eurorack machen kann.
Leider hatte ich zweimal Pech mit der Qualität. Der erste ging zurück, da er bei laufendem Band sehr starke, schlagende, ratternde Geräsche produziert hat, auch ohne Bandkassette. Der zweite macht ähnliche Geräusche, aber viel leiser. Außerdem klemmt beim zweiten die Platte mit den Tonköpfen. Wenn man die Platte nach unten bewegt, wird sie von den Federn nicht allein wieder nach oben gezogen.
Interessant dabei: Die Geräusche treten bei beiden Geräten nur im senkrechten Betrieb auf! Schon ein leichtes Kippen in Richtung horizontele Lage der Frontplatte genügte, um die schlagenden Geräusche verschwinden zu lassen und man hört nur noch ein leises, normales Laufgeräusch. Das erklärt vielleicht die verschiedenen Aussagen dazu. Leider stehen meine Eurorack-Cases senkrecht. Weites Probieren ergab, dass beim zweiten Modul schon ein sehr leichter Druck auf die Tonwelle die Geräusche beseitigt. Ich klebe dann wohl etwas Filz an passender Stelle in die Kassetten.
Trotzdem habe ich den zweiten behalten, da ich genau diese intensive Klangbeeinflussung haben möchte, die meiner Meinung nach mit keiner digitalen Emulation so gut gelingt.
@ronv Den Tape-Sound kann ich voll bestätigen. Da kam bisher keine Emulation ran – obwohl ich das T-rex Replica auch richtig nice finde.
Was mich eben auch reizt an den Kisten, ist halt die externe Ansteuerung. Den zuschaltbaren Filter finde ich im Übrigen auch recht gut – das macht den Delay etwas subtiler.
Der Chorus wird durch die Schwankungen der Motorgeschwindigkeit erzeugt – theoretisch ist es ein LFO! Und durch den Time CV ist sowas auch von extern möglich.
Die Konstruktion und Qualität der Kassetten, naja…