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Test: TC Works Powercore DSP Card

(ID: 4137)

Um mir zunächst einen Überblick zu verschaffen, habe ich Steinbergs Cubase VST/32 auf einer Audiospur einen Standard-Drumloop und auf einer anderen Spur eine kurze Vocal-Phrase wiedergeben lassen. Wie gewohnt, lassen sich alle VST-Effekt-Plug-Ins normal aufrufen, inklusive der mitgelieferten TC Plug-Ins, die sich in einem Ordner namens Powercore befinden. Beim ersten Einsatz nach dem Hochfahren des Rechners und Aktivieren eines Powercore Plug-Ins wird die Karte zunächst initialisiert. Dieser Vorgang dauert etwa 20 Sekunden, wird aber nur einmal durchgeführt. Wählt man ein Plug-in aus verhält es sich genauso, wie man es von einem VST Plug-In erwartet. Der einzige Unterschied: nicht der Prozessor, sondern einer der vier auf der Motorola-DSPs übernimmt die Berechnung des Effektes. Bei einem Blick auf die CPU-Auslastungsanzeige von Cubase fällt auf, dass trotzdem ein wenig Prozessorleistung verbraucht wird. Beim „kleinen“ 7300er Mac etwa dreimal soviel wie beim G4.
Das resultiert daher, dass die Powercore-Karte zwar die Audioberechnungen macht, aber die Grafikberechnung des User-Interface und die Audio-Input-Output-Verwaltung an der Rechner-CPU „hängen“ bleibt. Was ich zuerst als grossen Nachteil angesehen habe, relativierte sich schnell, als ich die Effekt-Qualität der mitgelieferten Plug-Ins zu Hören bekam.

 

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a) TC MegaReverb, ein Hall, der auf dem Algorithmus des bekannten TC M5000 aufbaut. Die Einstellmöglichkeiten für die Hallparameter sind umfangreich; neben den Standard-Parametern wie Raumgrösse, Predelay und Diffusion lässt sich die Hallzeit in drei(!) unterschiedlichen Frequenzbereichen regeln. Die Form des Raums und eine Abhängigkeitsregelung zwischen den frühen Reflexionen und dem Nachhall sind weitere Parameter. Der Hall selbst klingt sehr gut und ist qualitativ durchaus mit dem Waves Trueverb/RenaissanceReverb vergleichbar. Nur das dieser die Rechner CPU um einiges mehr belastet, während eine Powercore Karte ohne Probleme bis zu acht(!) MegaReverb-Instanzen gleichzeitig berechnen kann. Der Hall ist die echte Stärke der Karte, gut das die Entwickler von TC Works an den Einbau von DSP-RAM gedacht haben, der für eine komplexe Hallberechnung unerlässlich ist.

 

b) TC EQsat ist ein grafischer Equalizer mit fünf vollparametrisch ausgeführten Bändern. Zusätzlich gibt es einen Softsat-regler, der einen warmen und fetten Röhrensound simuliert. Der Algorithmus ist dem TC Finalizer entliehen und klingt dementsprechend gut. EQsat eignet sich nicht nur für die Bearbeitung einzelner Kanäle, sondern auch für eine Summennachbearbeitung im Rahmen des Masterings.

 

c) TC Chorus/Delay ist eine Kombination aus einem hervorragenden Chorus-Effekt und einem Delay. Auch hier entstammt der Algorithmus einer Hardeware: dem 1210 Spatial Expander. Der Chorus klingt sehr warm und analog, weitaus besser als die meisten anderen Chorus-Plug-Ins. Natürlich lassen sich Chorus und Delay getrennt einstellen und in ihrer Intensität regeln. Das Delay wird leider (noch) nicht direkt über das Tempo der Host-Applikation synchronisiert, bietet aber Einstellmöglichkeiten in BPM und Millisekunden. Auch die Ausstattung desselben ist eher spartanisch.

 

d) Als besondere Zugabe legt TC Works bei allen bis Ende diese Jahres gekauften Powercore-Karten den MasterX3 bei, einen Summenkompressor, dessen Pendant wiederum im bekannten Finalizer zu finden ist. Dieses speziell fürs Mastering gedachte Plug-In bietet einen dreibändigen Kompressor mit Expander und Limiter. Die Parameter der drei Bänder sind übersichtlich und erlauben auch dem ungeübten Anwender in sehr kurzer Zeit erstaunliche Ergebnisse zu erzielen. Auch die verfügbaren Presets decken einen grossen Bereich des Anwendungsgebietes von MasterX3 ab.

 

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Alles in allem bleibt zu sagen, dass die mitgelieferten Plug-Ins von hervorragender Qualität sind. Mitbewerber bieten vielleicht eine höhere Anzahl an Effekten und auch noch virtuelle Instrumente an, aber die Qualität der TC Works Effekte wird definitiv nicht erreicht. Deshalb richtet sich die Powercore Karte auch eher an Musiker, die nicht in einer unendlichen Fülle von Plug-Ins ersticken wollen, sondern wenige grundsolide Effekte benötigen, die einfach gut klingen. Und mal ehrlich, wollen wir das nicht alle?

Die vier Powercore-DSPs bieten natürlich auch keine unendlichen Leistungsreserven, aber man kann schon einige Plug-Ins öffnen, bevor die Karte ihren Dienst quittiert. Im Rahmen einer Standard-Produktion habe ich drei MegaReverbs, vier EQs und zwei Chorus/Delays ohne Probleme eingesetzt. Das wäre bei der Effektqualität mit entsprechenden nativen Plug-Ins auf meinem „kleinen“ Testrechner schon nicht möglich gewesen, auf dem „grossen“ nur unter extremer Belastung der CPU, wobei Grafik und Arbeitsfluss darunter gelitten hätten.
Powercore arbeitet übrigens auch mit 96KHz Samplingfrequenz, wobei sich dabei aber die verfügbare Rechenleistung halbiert.

Das nächste Testkriterium war die Latenz, also die zeitliche Verzögerung, die zwischen Ein- und Ausgabe von Audiomaterial entsteht. Dabei ist die Latenz der TC Plug-Ins von der Latenz des Gesamtsystems abhängig. Für das MOTU 2408 ist es z.B kein Problem, die Latenz bis auf 128 Samples herunterzuschrauben, ein Wert, bei der die Powercore auch noch gerade mithalten kann. Am besten läuft die Karte bei einer Latenz von 1024 Samples (ungefähr 43 ms). Bei der Widergabe von Audiomaterial ist dieser Wert sowieso theoretisch, da die Hostapplikation alle Effekte und Spuren gleichermassen verzögert und verschiedene Laufzeiten intern ausgleichen kann (im aktuellen Update auch Logic Audio).

Kritisch wird es beispielsweise in einer Aufnahmesituation, in der ein Sänger/-in sich selbst mit Effektsignal hören will. Hierbei wirkt eine Verzögerung, auch wenn sie minimal ist, für sehr störend. In diesem Fall lässt sich bei allen TC Plug-Ins der sogenannte „Null-Latenz“-Modus aktiveren, der zwar stark zulasten der Rechner CPU geht, aber eine nahezu verzögerungsfreie Berechnung der Effekte zulässt. Nach der Aufnahme kann man diesen Modus getrost wieder ausschalten.

Ansonsten war ich mit der Leistung der Karte im „normalen“ Arbeitsbetrieb sehr zufrieden. Die TC Effekte liessen sich hervorragend in die VST Struktur eingliedern und ich konnte auf beiden Testrechnern nicht einen einzigen Absturz provozieren. Also durchaus empfehlenswert in dieser Beziehung.

Zum Abschluss gibt es noch einige Anmerkungen und Prognosen für die Zukunft.
Cubase VST läuft sehr stabil mit der Powercore. Die anfänglichen Probleme mit Logic Audio sind durch das neue Update von Emagic auch Schnee von gestern und auch Digital Performer als MAS-Anwendung sollte mittlerweile gut funktionieren. Ich habe die Powercore ausserdem mit SonicWORX getestet, das VST Plug-Ins verarbeitet, hier gab es auch nichts zu beanstanden.
Laut TC Works soll demnächst ein Update verfügbar sein, welches die Rechner-CPU-Belastung nochmals minimieren soll. Das wäre vor allem für Anwender mit „älteren“ Macs (und bald auch hoffentlich PCs) wünschenswert.
Zum Thema neue Plug-Ins: einige Firmen (Steinberg, Antares, TC selber) habe hier ihre definitive Zusage zur Entwicklung von Powercore-Plug-Ins gegeben, so dass in naher Zukunft mit einer breiten Produktpalette zu rechen ist. Diese Plug-Ins werden aber wohl alle kostenpflichtig sein, jedoch kann man auf jeden Fall einen hohen Qualitätsstandard erwarten, der eben nun mal Geld kostet.
Die Struktur der Karte ist durchaus für den Betrieb von Software-Synthesizern geeignet, so dass es wünschenswert wäre, den ein oder anderen Synthie auch auf der Powercore Karte nutzen zu können (zumal viele aktuelle Hardware-Synthesizer die gleichen oder ähnliche DSPs benutzen).

Mein Fazit fällt äusserst positiv aus. Die Powercore-Karte von TC Works bietet sehr gute Effekte, ohne die Rechner CPU eines aktuellen Modells dabei nennenswert zu belasten. Musikproduktionen mit dem Rechner gewinnen dadurch einen noch höheren Stellenwert. Der etwas hohe Anschaffungspreis rechtfertigt sich durch die qualitativ hochwertigen Effekte und die flexible Einbindung in das eigene Computersystem.
Ich kann also jedem, der auf diese Eigenschaften wert legt, die Powercore vor allen anderen wärmstens empfehlen. Mein Tipp zum Schluss: unbedingt noch dieses Jahr „zuschlagen“, dann bekommt man einen hochwertigen Mastering-Algorithmus in Form des Master X3 mitgeliefert und hat mit der Powercore Karte auch fast einen TC Finalizer erworben.

 

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