Wer schon Erfahrung mit älteren Traktor Versionen hat, findet sich sofort zurecht. Aber auch für neue User der Software ist der Aufbau logisch und fast selbsterklärend. Neben 2 (oder 4) Decks befindet sich zunächst ein Mixer und der Filebrowser auf dem Bildschirm. In der Kopfleiste des Programms befinden sich neben einigen wichtigen Anzeigen wie Masterlevel und Stromversorgung auch die Effektracks, sowie ein Auswahlmenü mit verschiedenen vordefinierten GUI Setups, wie „2Deck+internal Mixer“, „4Deck“ oder auch „Fullscreen Browser“. Diese können über das Einstellungen Fenster von Traktor auch noch individuell angepasst werden.
Die Decks kommen in der gewohnten Ansicht mit schlichter, aber genauer Anzeige des Trackprofils daher. Es gibt sowohl eine Gesamtübersicht, als auch die Wellenformanzeige, die den aktuellen Abspielpunkt zeigt und sich in verschiedenen Zoom-Stufen anzeigen lässt. Eine Anzeige im oberen Bereich des Decks zeigt auf Wunsch Abweichungen in der Geschwindigkeit der laufenden Tracks, so dass man fast „per Auge“ mixen kann. Noch einfacher geht das natürlich über die bewährte „Sync“ – Funktion, welche die Deckgeschwindigkeit exakt an ein anderes laufendes Deck oder an die Masterclock angleicht, mit Timecode Steuerung jedoch wegfällt. Trotzdem wird jede Datei der Soundcollection von Traktor analysiert und mit automatischen Beatgrids versehen, welche zum Beispiel für beatgenaues Looping sorgen.
Die intuitive und wirklichkeitsgetreue Steuerung von Traktor Scratch mit Timecode CDs oder Vinyls wird durch die gute optische Umsetzung und sehr genaue Anzeige der BPM Werte zu einem richtigen Spaßfaktor. Dabei dient der zweite Track auf den Platten bzw. CDs der Steuerung der Mp3s, der dritte beinhaltet ein Signal, mit dem man im Browser der Software durch die Dateien scrollen kann. Setzt man die Nadel dann wieder in den Playback Track Nummer zwei, wird der entsprechend ausgewählte Song in das Deck geladen. Track 1 sspringt direkt in das Lead In des geladenen Songs. Sehr praktisch und mit ein bisschen Übung durchaus einsetzbar. Ist ein Track geladen, kann er in drei verschiedenen Modi abgespielt werden. Der Absolute Mode überträgt die abzuspielende Audiodatei quasi 1:1 auf das Timecode Medium, neben Abspielgeschwindigkeit wird hier auch die genaue Songposition übernommen. Man kann also mit der Plattenspielernadel bestimmte Punkte in der Audiodatei direkt anwählen. Im Relative Mode fällt diese Funktion weg, es werden Abspielgeschwindigkeit und Bewegungen des Plattentellers übernommen, jedoch nicht die genaue Abspielposition. Der dritte Modus spielt die Audiodatei intern ohne Timecode-Steuerung ab. Dabei setzt Traktor diese unterschiedlichen Abspielmodi intelligent ein.
Aktiviert man zum Beispiel die Loop Funktion, so springt Traktor vom Absolute in den Relative Mode, um das Loopen zu ermöglichen. Die Loops sind dabei taktgenau, denn jeder Song wird analysiert und automatisch mit Beatgrids, also einer Art Taktgitter, belegt. Dieses erlaubt äußerst genaue Loops, Effekte und auch das Synchronisieren von beliebig vielen Decks. Die Erstellung der Beatgrids geschah im Test sehr zuverlässig, bei Abweichungen kann man, wie in den Vorgängerversionen, von Hand nachbessern. Diese Funktion ist nun sehr komfortabel in einem Menü, das sich unter den Decks ausklappen lässt, untergebracht. Außerdem finden sich hier umfangreiche Einstellungen zu Cue Punkten, Beatjumps und mehr.
Das ist neu!
Was genau bietet aber nun die Version 1.2 im Vergleich zu vorher? Zum einen hat Native Instruments die eigentlich schon sehr mächtige Effektsektion von Traktor Pro von zwei auf vier Effektslots direkt mal verdoppelt. Diese können mit 28 hochwertigen Effekten belegt und auf jedes Deck geroutet werden und bieten nun fast unbegrenzte Möglichkeiten, den Mix zu veredeln. Hier zahlt sich NIs Zusammenarbeit mit Szenegrößen wie Richie Hawtin, der ja für ausgedehnte Effektfeuerwerke bekannt ist, aus, um dem User umfangreiche Kreativwerkzeuge an die Hand zu geben.
Auch die von einigen Usern lang erwartete Unterstützung für das Display des Denon HC4500 Kontrollers wurde nun implementiert, genau wie eine verbesserte Einbindung der Pioneer CDJ400 Player als Steuergerät. Ebenso für MIDI-Controlling interessant ist die neue Einstellung der Sensitivität für das Pitchbend, wie auch das insgesamt komplett erneuerte Controller-Setup. Für alte User zunächst befremdlich, bietet dieses nun eine komfortable Verwaltung für mehrere MIDI-Controller inklusive der entsprechenden individuellen Einrichtung. Warum MIDI-Controller, wo TSP doch eine Timecode-Steuerung bietet? Ganz einfach: Erst durch einen zusätzlichen Controller zur Effekt-, Loop-, und auch Browsersteuerung entfaltet die Software ihre wahre Größe. Wo wir grad bei Browser sind: Neben den altbewährten umfangreichen Suchfunktionen und der optisch ansprechenden Cover-Art Einbindung hat Native Instruments nun auch den Browser weiter aufgebohrt. Da wäre zum einen das Inline Editing von Tracks, die sich nicht in der Track-Collection befinden. Ebenso ist es nun möglich, Tracks aus einem Deck in eine Playlist zu ziehen, um diese zu erweitern. Was ich persönlich für sehr sinnvoll halte: Man kann nun die Abspielzeit einstellen, nach der ein Track als „schon gespielt“ im Browser markiert wird. Es ist also möglich, Songs kurz vorzuhören, ohne dass diese gleich als bereits gespielt gelten. Zuletzt gibt NI noch zwei weitere Slots für Favourite Playlists oben drauf.
Als weitere Neuerungen sind noch die im externer Mixer Modus aktivierten EQs, eine neue, verbesserte Timestretch Engine und eine neue Track Caching Technologie.
Systemvoraussetzungen:
Windows® XP (SP2, 32 Bit)/Vista (SP1, 32 Bit, 64 Bit), Pentium IV or Athlon 1.4 GHz (SSE1), 1 GB RAM
Mac OS® X 10.4, Intel® Core™ Duo 1.66 GHz, 1 GB RAM