Die Dreadnought für unterwegs
Die sogenannten Reise-Gitarren sind kompakt, schnell im Gepäck verstaut und mit einer verkürzten Mensur und einem deutlich kleineren Korpus ausgestattet. Das macht sie nicht nur interessant für den Einsatz unterwegs, sondern auch für Einsteiger und/oder Kinder, die mit einem „ausgewachsenen“ Instrument zu Beginn ihrer Karriere ihre liebe Müh und Not haben. Die US-Firma Traveler-Guitar hat eine Unmenge dieser Gitarren im Programm und gilt seit ihrer Gründung im Jahr 1992 als eine der ersten Adressen, wenn es um diese spezielle Art von Instrumenten geht. Im Angebot befinden sich neben einer großen Anzahl elektrischer Gitarren auch akustische Instrumente, die mit einer guten Verarbeitung und einem Klang glänzen, der oft mehr als nur eine Alternative zu den großen Brüdern und Schwestern darstellt. Das konnten wir in unseren bisherigen Tests eindeutig feststellen, in denen die Traveler-Gitarren durchweg mit positiven Ergebnissen abschnitten. Ob auch die neu erschienene Traveler Guitar Redlands Dreadnought diese Tradition fortführt, wollen wir im folgenden Review klären.
Traveler Redlands Dreadnought – Facts & Features
Irgendwie ist es ja schon witzig bzw. in diesem Fall eher winzig: Die Dreadnought-Bauform einer Westerngitarre, die ja einst von Martin Guitars entwickelt wurde, steht ja für einen besonders großen Korpus und damit für eine hohe Lautstärke und ein überdurchschnittliches Klangvolumen. Die Traveler Guitar Redlands Dreadnought kann jedoch nur in ihrer Bauform als eine Akustikgitarre dieses Typs betrachtet werden, denn im Vergleich zu einer echten Dreadnought fehlt dem Korpus sowohl in der Breite als auch in der Höhe doch ein ganz schönes Stück. Aber genau darum geht es ja, denn durch eine Länge von Kopf bis Fuß von nur 832 mm lässt sich das Instrument problemlos im Handgepäck auf Flugreisen oder im letzten Winkel des vollgestopften Wagens auf dem Weg in den sonnigen Süden unterbringen. Und damit das möglichst sicher vonstattengeht, wird die kleine Schönheit in einem gepolsterten Gigbag, der genügend Stauraum für Utensilien bietet und durch zwei Schulterriemen bequem getragen werden kann, ausgeliefert.
Massive Hölzer für den Korpus
Auf eine hochwertige Verarbeitung muss keineswegs verzichten werden, denn sowohl für den Korpus als auch für den Hals wurden massive Hölzer verwendet und absolut sauber verarbeitet. So bestehen der Boden und die Zargen des Korpus aus Mahagoni, während eine Fichtendecke für bestmögliche Resonanzen und ein ausgewogenes Schwingungsverhalten sorgt. Die Decke wurde bei unserem Testinstrument in einem braun-rötlichen Sunburst-Finish lackiert und besitzt ein cremefarbenes Binding an den Rändern, ein Tortoise-Pickguard schützt den empfindlichen Bereich rund um das Schallloch. Der Blick durch diese Öffnung zeigt auch im Innern des Korpus eine makellose Verarbeitung, sämtliche Verstrebungen, soweit mit dem Auge erkennbar, wurden sorgfältig ausgeführt, von Leim- oder Schleifspuren oder gar Rissen im Bracing ist weit und breit nichts zu sehen. Ein weiteres Indiz dafür, wie genau das Mutterhaus in den USA doch hinschaut, was die Produktion ihrer Instrumente betrifft. Denn hergestellt wird die Traveler Guitar Redlands Dreadnought wie alle Instrumente von Traveler-Guitar in China – und auch nur so ist der relativ günstige Preis wohl zu erklären.
Mahagoni-Hals mit Black-Walnut-Griffbrett
Auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht nicht so scheinen mag – der eingeleimte Hals bietet eine vollwertige Mensur von 648 mm, die auf 20 spielbare Bünde aufgeteilt wurde. Die Bundierung gibt keinen Anlass zur Kritik, vom ersten bis hinauf zum letzten Bund wurde sehr sorgfältig gearbeitet und den Kanten sowie den Oberflächen ein perfekter Schliff verpasst. Kritik einstecken muss jedoch die Saitenlage, denn mit rund 3,5 mm in der Oktavlage kommt bei unserem Testinstrument zusammen mit einem 012-er Saitensatz nicht wirklich Spaß beim Bespielen auf, hier gilt es also nachzubessern und durch Nachschleifen der Stegeinlage sowie der Justierung des Halseinstellstabes zu einem besseren Ergebnis zu gelangen. Das Halsprofil steht einer optimalen Bespielbarkeit auf jeden Fall nicht im Weg, denn es ist erfreulich moderat ausgefallen. Hinzu kommt, dass die Lackierung der Halsrückseite keinerlei Tendenz zeigt, die Greifhand beim Agieren durch unangenehmes Ankleben in irgendeiner Form aufzuhalten.
Antique Bronze Hardware
Durch den Verzicht auf eine Kopfplatte müssen ja die Saiten irgendwie anders auf das Instrument kommen, ganz logisch. Traveler-Guitar löst diese Aufgabe mit einer Arretierung der Saiten hinter dem 44,45 mm breiten Sattel und dem Verlegen der Mechaniken an die Unterseite des Korpus in eine Vorrichtung, die mit sechs Rändelschrauben arbeitet. Beide Teile, die Vorrichtung zur Saitenaufnahme und der Sattel, erhielten eine Antique Bronze Oberfläche im Steam-Punk-Style und passen damit rein optisch betrachtet gut zum Gesamtbild der Traveler Guitar Redlands Dreadnought. Rein technisch betrachtet gibt es ebenfalls nichts auszusetzen, die sechs Mechaniken lassen sich trotz ihrer recht kurzen Übersetzung sauber und präzise bewegen.
Custom Preamp mit Stimmfunktion
Beim Stimmen hilft der im oberen Zargen eingesetzte Preamp, denn der verfügt über eine Stimmfunktion mit einem gut ablesbaren, weil beleuchteten Display. Zudem befindet sich neben dem obligatorischen Lautstärkeregler ein Equalizer mit drei Bändern für Bässe, Mitten und Höhen sowie ein Presence-Poti auf dem Bedienpanel, um auch für Aufnahmen über den Piezo-Pickup gut gerüstet zu sein. Die vier Potis für den EQ besitzen eine Mittenrasterung, sodass man auch ohne Hinschauen stets ein Gefühl für deren momentane Stellung bekommt. Die nötige Power erhält der „Custom-Preamp“, so nennt ihn der Hersteller in den Specs zur Gitarre, über einen 9 Volt Block, der sich zusammen auf einem Panel mit der Klinkenbuchse am unteren Zargen befindet. Genau dort, wo auch bei E-Gitarren üblicherweise das Kabel eingesteckt wird und somit niemanden weiter stört.
Und so klingt die Traveler Redlands Dreadnought
Die Grenzen der Physik lassen sich auch im Falle von Gitarren-Bodys nicht überlisten und so entfaltet die Traveler Guitar Redlands Dreadnought im Bassbereich kein wahres Gewitter, obwohl sie für ihre Baugröße erstaunlich laut ist und sich durch ein kräftiges Mittenspektrum und ein schimmerndes Höhenbild ganz sicher gut durchzusetzen weiß. Dennoch muss man sagen, dass Traveler-Guitar der Kompromiss zwischen dem Einschrumpfen auf transportfreundliche Maße und einem befriedigenden Klang einer Akustikgitarre unterm Strich gut gelungen ist.
Die Lücke im Bassfundament weiß der eingebaute Preamp jedoch gut auszugleichen bzw. zu füllen, beim Anschluss an einen Verstärker oder bei Aufnahmen direkt in das Interface des Computers muss man schon ganz genau hinhören, um hier den Unterschied zu einer ausgewachsenen Dreadnought zu erkennen. Der Preamp verrichtet hier sehr gute Dienste, um die kleine Dreadnought im Studio oder auch auf der Bühne mit einer Strippe dran zu einer kompakten Alternative zu machen. Vorher sollte man sich jedoch um die Saitenlage kümmern, zumindest dann, wenn man vorhat, auch mal ein Solo oder ein paar Figuren ab ca. der Hälfte des Halses zu spielen.
Traveler Redlands Dreadnought – Klangbeispiele
Zwei der vier Klangbeispiele wurden mit einem AKG C3000 Mikrofon aufgenommen, das vor dem Schallloch platziert wurde. Diese sind mit „Mikrofon“ gekennzeichnet. Die beiden übrigen wurden mit dem Ausgang des Preamps direkt in den Computer geschickt und tragen sinngemäß die Bezeichnung „Preamp“.