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Test: Steinberg Spectra Layers Pro 10, Spektral Audio Editor Software

Spektrale Schichtarbeit mit Extra-Features

17. Juli 2023
steinberg spectral layers pro 10 test

Steinberg Spectra Layers Pro 10, Spektral Audio Editor Software

SpectraLayers Pro 10 ist die neuste Version der Audio-Kreativ- und -Restorationswerkstatt von Steinberg. Ziemlich genau zwei Jahre ist unser Test von Version 8 her und wer die letzten Monate nicht unter einem Stein gelebt hat, wird mitbekommen haben, dass es im Bereich der „KI“ große Fortschritte gegeben hat. Kann Steinberg SpectraLayers Pro 10 davon profitieren?

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Schichtarbeit im Audio-Land

Zunächst einmal ist mir auch klar, dass ein Large Language Model (LLM) nun nicht direkt was mit den genutzten Algorithmen in Steinberg SpectraLayers Pro 10 zu tun hat. Man könnte aber in Bälde ein solches LLM nutzen, um das Programm per Stimme zu steuern. Aufgaben wie „Entferne die Hintergrundgeräusche in dieser Sprachaufnahme und separiere die beiden Sprecher auf verschiedenen Ebenen“ könnten dann in die entsprechenden Programmfunktionen umgesetzt werden – Zukunftsmusik. Steinberg, bitte übernehmen sie!

Viele der neuen Features werden aber tatsächlich mit einer verbesserten KI beworben:

„Alle KI-unterstützten Prozesse wurden aktualisiert“.

Mal sehen, was sich bei den einzelnen Features getan hat.

Spectral Layers 10: Installationsprozess

Steinberg SpectraLayers Pro 10 - Hauptfenster 3D

Installiert wird Steinberg SpectraLayers Pro 10 über den Steinberg Download-Manager, der zusammen mit dem Activation-Manager dann die heruntergeladene Datei aktivieren kann. Das funktioniert auch alles recht ordentlich und natürlich ist ein Steinberg-Account dafür notwendig.

Voraussetzung zur Installation ist laut Steinberg für PCs Windows 10 (21H1)/Windows 11 (21H2 oder höher). Mac-User brauchen mindestens macOS Big Sur. Allerdings ließen sich sowohl der Activation- als auch der Download-Manager noch unter Windows 8 installieren.

Arbeiten mit Steinberg SpectraLayers Pro 10

SpectraLayers Pro 10 präsentiert sich in gewohnter Weise in einem Dark-Mode, der auch angepasst werden kann. Beinahe jede genutzte Farbe im Editor wie auch auch die Gesamthelligkeit können verändert werden – Fans des hellgrauen Oldschool-Looks werden aber enttäuscht sein. Alles kann dann in einer Layout-Datei gespeichert werden.

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Beim Bedienen fielen mir hier und da kleinere Dinge auf. Wie z. B., dass Tool-Fenster teilweise die Wav-Export-Fenster überdeckten und ein Zugang nur durch Wechsel der aktiven App möglich war. Auch ist die Zeit, bevor eine Bearbeitung startet, mit 2 Sekunden ohne visuelles Feedback ein wenig zu lang. So war ich öfters versucht, doppelt auf den „Übernehmen“-Button zu klicken.

Die Darstellung der VST3-Plug-ins im Tool-Fenster ist nicht immer optimal, dazu an gegebener Stelle mehr.

Praktischerweise können jetzt mehre Tool- (oder Prozess-) Fenster gleichzeitig angezeigt werden. Das erlaubt eine schnellere Bearbeitung mit besseren Vergleichsmöglichkeiten.

Steinberg SpectraLayers Pro 10 - mehrere Prozesse

Eine überfällige Erweiterung ist der Import von mehreren Audio-Dateien gleichzeitig als verschiedene Ebenen in ein Projekt.

Das einzige, was ich hier vermisse, ist die Nutzung einer eventuell vorhandenen aktuellen Grafikkarte. RipX macht das mit der CUDA-Anbindung von nvidia RTX-Grafikkarten vor. Diese steigern die die Verarbeitungsgeschwindigkeit deutlich.

Verbesserte Online-Hilfe

Beinahe jede Sektion von Steinberg SpectraLayers Pro 10 bietet die Möglichkeit, eine Hilfe anzuzeigen, die aber ausschließlich online hinterlegt ist. Oft werden Videos zu den älteren Versionen 8 und 9 vorgeschlagen, wenn die Funktionalität übereinstimmt. Das ist OK – ein wenig irritierend ist es allerdings schon.

Entmischen in Steinberg SpectraLayers Pro 10

Bei dieser Funktion bin ich mittlerweile ein wenig verwöhnt, seitdem ich mir RipX gegönnt habe. Also muss Steinberg SpectraLayers Pro 10 hier zu einem Vergleich ran, bei dem ich eine Overhead-Aufnahme von schlagzeugfremden Instrumenten bereinigen möchte.

Alle Achtung! Ich könnte jetzt keinen klaren Favoriten ausmachen – Steinberg SpectraLayers Pro 10 löst dieses Aufgabe mit Bravour. Die Zeit, die das Programm dafür benötigt, ist auch in etwa identisch mit der, die RipX dafür in Anspruch nimmt (ohne Zuhilfenahme der Grafikkarte über nvidia CUDA).

Gitarrenspuren entmischen

Eine neue Funktion in SpectraLayers Pro 10 ist die Entmischung einer Gitarrenspur. Wie man im folgenden Beispiel hört, wird die Gitarre recht ordentlich entfernt. Auch die extrahierte Gitarrenspur kann sich hören lassen, allerdings sind deutliche Beeinträchtigungen der einen oder anderen Transienten zu hören.

Ungünstiger ist dabei die Vermischung mit dem Rhodes-Sound, der sich frequenzmäßig ja in ähnlichen Gefilden tummelt. Im weiteren Mix-Kontext aber sicherlich zu gebrauchen.

Unter „Weitere“ befinden sich in diesem Beispiel die Bläser: Saxophon und Trompete. Auch diese bekommt man vernünftig isoliert, wobei dennoch ab und an ein wenig Gitarre zu hören ist.

Mein Kollege Florian Scholz hat mir freundlicherweise dieselben Dateien zur Verfügung gestellt, die er auch für den damaligen Test von Spektral Layers 8 herangezogen hat. Um noch mal einen konkreten Vergleich zur Version 8 zu ziehen, hier das Song-Beispiel aus Florians Artikel. Diesmal in Steinberg SpectraLayers Pro 10 entmischt.

Man kann deutlich hören, wie die einzelnen Ebenen besser voneinander getrennt werden und es weniger Artefakte in den Solo-Spuren gibt. Dadurch ist der Klang beim Stummschalten einer Ebene auch besser. Eine tolle Verbesserung!

Hier noch mal die Beispiele aus SpectralLayers 8.

Transkription

Ein großartiges neues Werkzeug für die Post Pro und auch im wissenschaftlichen Kontext ist die automatische Transkription. Nach der Abfrage der Sprache und der zu nutzenden Qualitätsstufe präsentiert Steinberg SpectraLayers Pro 10 eine Transkriptionsspur mit dem zum Audio synchronisierten Text.

Leider ist diese sehr klein und auch nicht in der Größe veränderbar. Dazu ist eine Editierung nur über ein eigenes Fenster mit einer Event-Liste samt Zeitangabe möglich. Ich hätte hier gerne eine Möglichkeit gesehen, die transkribierten Abschnitte direkt in der Zeitleiste manipulieren zu können. Das ist durchaus notwendig, da die Position der Text-Labels nicht immer mit dem Timing des Audios übereinstimmt.

Steinberg SpectraLayers Pro 10 - Transkription

Ein Test brachte für mich weitere erstaunliche Erkenntnisse. Erstens, wenn z. B. Deutsch gesprochen wurde, versucht das Programm eine englische Übersetzung, wenn Englisch als Ziel angegeben wurde. Und zweitens scheint der zugrundeliegende Text-Korpus aus dem Bereich der christlichen Musik zu stammen. Einfache Vokalisierungen wurden dann als „Amen“ oder „Oh My God“ transkribiert.

De-Noising in Spectral Layers Pro 10

Die Entfernung von Hintergrundgeräuschen aus Sprachaufnahmen ist verbessert worden, wie das Beispiel zeigt. Ich habe außerdem noch das inverse Ergebnis, also nur das Hintergeräusch erstellt.

Hall-Entfernung

Die Entfernung von Hallanteilen soll auch verbessert worden sein. Wie das Beispiel zeigt, kann ich das nur bedingt bestätigen. Ich habe das Beispiel von Florian genommen, wobei die Entfernung von künstlichen Reverb schon sehr gut ist. Die häufiger antreffende Situation, nämlich grotttige Aufnahmen in sprichwörtlichen Echo-Flatter-Hall-Kammern, nicht so sehr.

Es ist sogar so: Höre ich mir jetzt als Vergleich die Bearbeitung von Florian in Steinberg SpectraLayers Pro 8 an, kann ich eigentlich nur sagen, dass dieses Ergebnis eher schlechter geworden ist.

Hall-Übereinstimmung in Steinberg SpectraLayers Pro 10

Mal sehen, ob Steinberg SpectraLayers Pro 10 die Hall-Übereinstimmung besser gelingt. Ich nehme dazu Florians Sprecherbeispiele mit künstlichem und natürlichem Hall. Nach Erstellung des Abdrucks sind die Ergebnisse auf der Studio-Sprecher-Aufnahme zwar durchaus hörenswert als Reverb an sich – viel mit dem Hall aus den Originalaufnahmen hat das aber nicht zu tun.

Umgebungsübereinstimmung

Hier stehe ich vor einem Rätsel. Das, was in Version 8 noch leidlich gut funktioniert hat, ist in Steinberg SpectraLayers Pro 10 eine Katastrophe. Ich kann machen, was ich will, die gelernte und hinzugefügte Ambience ist stets ein überdeutlich hörbarer Noise-Loop.

Da geht nichts über eine tatsächliche Aufnahme der Ambience und eine ehrliche einfache Mischung mit dem Sprecher.

VST3-Unterstützung in Steinberg SpectraLayers Pro 10

Bei der VST3-Unterstützung wurde insofern nachgebessert, als das jetzt Effekt-Ketten angelegt werden können. Das ist für das Sounddesign eigentlich unerlässlich. Allerdings gibt es da ein Problem mit der Skalierung. Steinberg SpectraLayers Pro 10 versucht immer, die VST3-Plug-ins in das winzige Dialogfenster zu packen – gerade bei stufenlos skalierbaren Plug-ins führt das zu winzigen Ergebnissen.

Steinberg SpectraLayers Pro 10 - VST3 UnterstützungSteinberg SpectraLayers Pro 10 - VST3 Unterstützung MINI

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Fazit

Es steht ganz klar fest: Seit Version 8 hat sich tatsächlich viel unter der Haube getan. Steinberg SpectraLayers Pro 10 ist vor allem im Entmischen und Entrauschen viel besser geworden und stellt sich damit Seite an Seite mit den Mitbewerbern. Andere Funktionen, wie Hallunterdrückung, sind eher immer noch problematisch. Auch die Kopie von Hintergrundgeräuschen und Hallräumen sind wenig glaubwürdig. Bie Letzterem klingt es einfach so, als ob ein algorithmischer Hall ungefähr so eingestellt wird, wie die Analyse das im Original festgestellt hat.

Kleinere Unstimmigkeiten in der Bedienung oder der GUI sind zwar auffällig, aber zu verzeihen, ist Steinberg SpectraLayers Pro 10 doch mit 99,- Euro ein echtes Kraftpaket zur Audio-Restauration. Aber gerade der kreative Einsatz des Programms ist unglaublich spannend. Im Sounddesign wird SpectraLayers Pro 10 daher wohl mit der verbesserten Leistung noch mehr Anklang finden.

Plus

  • verbesserte Algorithmen zur Entmischung
  • entmischte Gitarrenspur
  • automatische Transkription

Minus

  • Hallunterdrückung von natürlichem Hall nicht gut
  • Ambience-Matching nicht gleubwürdig
  • kleinere Zipperlein in dem UI

Preis

  • Spectral Layers Pro 10: 299,- Euro
  • Spectral Layers Pro 10 Elements: 79,99 Euro
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Klangbeispiele
Forum
    • Profilbild
      Marco Korda AHU

      @digital-synthologie Ja, davon gibt es einige, z.B. auch von Izotope RX, das ist jetzt kein Alleinstellungsmerkmal von Adobe Audition (gewesen).

  1. Profilbild
    Marco Korda AHU

    Stark beworben wird das Unmix-Verfahren, wo man Stems erhält. In den YT-Videos dazu klappt das immer ganz wunderbar. Man muss allerdings beachten, dass die Songs da schon so ausbalanciert sind, dass das tatsächlich gut klappt. Hat man einen etwas „matschigeren“ Mix, wo sich Frequenzen stärker überlagern, ist das Ergebnis nicht so dolle, will sagen – unbrauchbar.
    Das heißt, die KI ist jetzt nicht ein magischer Brunnen, aus dem nur Gutes entweicht. Da gibt’s noch jede Menge Verbesserungspotential. Aber die Richtung stimmt.

  2. Profilbild
    Jeanne RED

    Interessant das – im Gegensatz zu Spectral Layers – beim RipX doch noch ein Blechton in den Overheads zu hören ist, bei ca. 00:03 ;)

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      t.goldschmitz RED

      @Jeanne Daraufhin habe ich nochmal nachgesehen, ob ich die Dateien nicht vertauscht habe. Aber es stimmt – in diesem Fall mach SpectraLayers 10 einen besseren Job.

      Vielleicht überdenke ich nochmal meine Präferenzen. Die Nvdia-Unterstützung ist dennoch ein erheblicher Vorteil von RipX, wenn man lange Dateien separieren muss.

    • Profilbild
      unifaun

      @FaderMode Die Trial-Versionen dauern bei Steinberg immer etwas länger.

      Die 9er Version von SL gab es jedenfalls als Trial, ansonsten hätte SL auch nicht gekauft.

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          FaderMode

          @unifaun Das wollte ich auch gerade schreiben :)

          Nach ein paar Stunden, hat mich die 10er Version überzeugt. Klar ist hier und da ein update notwendig,. Aber man kann ja nicht alles haben.

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