Einblicke mit iZotope
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Zwar ist iZotope Insight 2 nicht mehr ganz taufrisch, die Software erfreut sich allerdings gewisser Beliebtheit bei der Anwenderschaft. Kein Wunder, es liegt manchen Bundles von iZotope mit bei und somit haben es schon viele auf dem Rechner, ohne es explizit gekauft zu haben. Mit dieser Taktik ist iZotope gewiss nicht alleine.
Die Feature-Liste liest sich ansprechend: Auf der Loundness-Metering-Seite werden ITU-R BS.1770-1, ITU-R BS.1770-2, ITU-R BS.1770-3, ITU-R BS.1770-4 und EBU R128 supportet. Dolby-Mixe (bzw. generell Mischungen) bis 7.1.2 sind mit der Software aus Cambridge, Massachusetts auch messbar.
2D und 3D Analyzer sind ebenso mit dabei – ein Hauch von RX weht somit durch Insight 2, nur optisch, ohne die Editierfunktionen selbstverständlich. Die Loudness-Standards der ATSC und von Netflix sind jedoch in der offiziellen Auflistung etwas versteckt aufgeführt.
Erste Einblicke in iZotope Insight 2
Egal ob iZotope Insight 2 den Weg in einem der verfügbaren iZotope Bundles auf die heimische Harddisk findet oder solo erworben wurde, die Installation ist identisch und erfolgt über das hauseigene Product-Portal, das zuerst auf dem Studiorechner installiert werden muss. Zwar startet das Tool dann einen Installer, das Ganze ist jedoch kein Umstand. Diese herstellereigenen „Service-Tools“ sind mittlerweile bei fast allen Anbietern Standard.
Das Ganze hat sein Pro und Contra: Soll zur Lizenzierung der „gute alte“ iLok genutzt werden, mag man das Product Portal als unnötigen Arbeitsschritt und Ballast empfinden. Allerdings lassen sich die iZotope-Produkte auch über das hauseigene Portal lizenzieren – wenigstens gibt es hier eine Wahl, ob der USB-Dongle nun gewollt ist oder nicht. Wer eher auf Dongles zurückgreifen möchte, nutzt den iLok, wer keinen hat, lizenziert über das Product-Portal – sehr schön. Selbstverständlich hat das Product-Portal auch im Blick, welche Software installiert ist, welche noch nicht und ob frische Updates verfügbar sind.
Der Installations-Prozess selbst ist Plain Vanilla und birgt keine Überraschungen. Positiv fällt auf, dass iZotope Insight 2 für praktisch alle kommerziellen Plug-in-Formate in 32 und 64 Bit verfügbar ist: AU, VST2, VST3 und AAX (hier nur in 64 Bit). Sehr gut, so bleibt niemand auf der Strecke.
Gut gemessen ist halb gewonnen
Optisch ist iZotope Insight 2 keine allzu große Offenbarung. Zwar kann die Oberfläche an die Bedürfnisse angepasst werden, aber ein komplett freies Mapping wie bei Supervision (Cubase/Nuendo) oder den RTW Mastering-Tools ist nicht möglich – sollte aber meiner Meinung nach mittlerweile Stand der Dinge sein. Die möglichen Anpassungen sind nicht sehr umfassend, da geht bei anderen wie gesagt mehr.
Auch die Messbereiche und Meteroptik sollten sich – für alle, die das benötigen – an die Normbereiche (DIN/ISO) anpassen lassen. Hier hat iZotope Potenzial liegen lassen. Sollen einzelne Panels („Messgeräte“) frei verschoben werden, ist dieses Plug-in komplett raus. Abgesehen davon können die Bereiche der Meter immerhin vergrößert und verkleinert werden.
Was das Angebot der Anzeigeinstrumente angeht, bleiben praktisch keine Wünsche offen: Peak und RMS gehören bei einem solchen Plug-in zum guten Ton, aber auch True Peak und Loudness (dazu unten mehr) werden angezeigt.
Besonders bemerkenswert ist die Option, auch Dolby-Atmos-Mischungen (bis 7.1.2) monitoren zu können. Selbstverständlich sind auch Nicht-Dolby-Mischungen mit einer Kanalkonfiguration von 7.1.2 meßbar. Das haben leider nicht alle im Portfolio. Angesichts der Tatsache, dass gut zwei Drittel der US-Top 100 Atmos-Produktionen sind, ist ein solches Vorgehen der Marktbegleiter fahrlässig – hier hat iZotope alles richtig gemacht, toll.
Es stehen 2D und 3D Spektogramme zur Verfügung. Die Darstellung ist so gestaltet, wie es von anderen Anbietern durchaus bekannt ist. Ob eine solche Darstellung sinnvoll ist, ohne darin – wie bei RX10 – editieren zu können, sei dahingestellt und hängt von der jeweiligen Arbeitsweise ab. Es gibt beide Lager unter der Nutzerschaft von Insight.
Der Analyzer ist nicht ganz so übersichtlich, wie das bei so manchen Marktbegleitern gelöst ist: Präzises Ablesen der Frequenzen könnte schlüssiger implementiert sein, aber das mag auch Geschmacksache sein. Statt Balken pro Frequenz gibt es eine Frequenzkurve. Diese ist nicht immer einfach abzulesen, wenn bspw. Störfrequenzen ermittelt werden sollen. Immerhin ist es möglich, mit der Maus das Frequenzspektrum entlangzufahren und so einzelne Frequenzen (grafisch wie numerisch) hervorzuheben. Das versöhnt ein stückweit. Alternativ eine Balkenanzeige, wie es „damals“ die gute alte Hardware erledigt hat, wäre eine gute Idee.
Mit dem Intelligibility Meter bietet iZotope Insight 2 auch Messfunktionen für die Sprachverständlichkeit. Das klingt doch durchaus nützlich: Um funktionieren zu können, muss das hauseigene Relay-Plug-in in den Sprachspuren zugegen sein und in iZotope Insight 2 als Quelle ausgewählt werden. Nun kann das Plug-in die Mischung mit der Sprache ins Verhältnis setzen und einen Wert zur Sprachverständlichkeit anzeigen. Das funktioniert ähnlich wie ein Korrelationsgradmesser: Ist die Anzeige in den angezeigten Grenzen quasi im „grünen Bereich“, ist die Sprachverständlichkeit akzeptabel. Intuitiver wäre eine Anzeige, die eine Skala von 1-10 (oder vergleichbar) bietet.
Steinberg Nuendo Supervision benötigt bspw. den Arbeitsschritt mit dem Relay-Plug-in nicht und kann direkt die Sprachverständlichkeit anzeigen, ohne ein weiteres Plug-in oder eine Referenzspur.


iZotope Insight 2 Download
In der Praxis konnte Insight 2 bei diesem Feature leider nicht vollends überzeugen: Mischungen, in denen die Stimme praktisch nicht mehr zu verstehen war, bescheinigte Insight noch eine gute Sprachverständlichkeit – Nuendo zeigt gelb oder rot an.
Um es klar zu sagen: Intelligibility Meter ist (noch) nicht wirklich nutzbar, hier muss in Massachusetts weiter nachgebessert werden, bevor Insight 2 an diesem Punkt mit der Konkurrenz auf Augenhöhe operiert.
Schon hier drängt sich der Eindruck auf, dass Insight 2 ein gutes Plug-in fürs Metering in einem Bundle ist, aber der Nutzen einer gezielten Anschaffung durchaus fraglich sein kann – speziell, wenn der Einzelpreis dieser Software berücksichtigt wird. Sehr schade.
Die Loudness im Griff
Natürlich bietet Insight 2 diverse Loudness-Meterings an. Die Angaben der iZotope-Seite zeigen es nicht gleich vorweg, aber es sind alle wichtigen Loudness-Meterings mit dabei (auch Netflix). Wer auf ein LEQ-Metering gehofft hat, muss aber zu einem Marktbegleiter greifen, denn hier setzt iZotope aus – das ist meines Erachtens nach aber verschmerzbar. Warum allerdings die möglichen Loudness-Verfahren nicht gleich oben auf der Produktseite stehen, erscheint rätselhaft. Immerhin sind das glasklare Kaufargumente. Gerade für diejenigen, die im Broadcast-Sektor arbeiten, sind solche Angaben essentiell. Warum wird das nicht offensiv beworben?
Das Loudness-Metering selbst löst iZotope Insight 2 trefflich. Alle wichtigen Werte sind gut ablesbar. Die Farbgebung/Abgrenzung der einzelnen Bereiche hat die Konkurrenz teilweise deutlich besser gelöst (bspw. RTW oder NUGEN) – jedoch sind solche Einlassungen immer vom Geschmack beeinflusst sowie vom konkreten Workflow abhängig. Gerade für den Broadcast-Einsatz sollten die Meter von Insight 2 in ein Design geschaltet werden können, das bspw. den DIN/ISO-Vorgaben entspricht, um somit eine breitere Basis an Nutzenden gewinnen zu können: Hier sind solche Vorgaben teilweise verpflichtend. Außerdem wird die Vergleichbarkeit erhöht, wenn alle Meter in einem Produktionshaus optisch – besonders was die Wertebereiche und die Skalierungen angeht – aneinander angepasst werden können.

Mit der Maus kann man genau einblenden, welche Frequenz wo sitzt. So lassen sich bspw. Störfrequenzen finden. Etwas fummelig.
Gerade wenn es mehrkanalig wird und die Meter so richtig voll werden, fällt negativ auf, dass die einzelnen Meter nicht frei platziert werden können. Dabei muss es keine vollkommen freie Anordnung sein wie bei RTW, auch eine teilweise freie Anordnung wäre schon ein Fortschritt.
Soll Loudness, Level-Meter und Soundfield gleichzeitig angezeigt werden, dann sind diese stets übereinander und lassen sich nicht nebeneinander anordnen. Das schränkt die Flexibilität erheblich ein, da die Lesbarkeit der Meter nun von der Bildschirmhöhe abhängt. Zwar könnten die einzelnen Meter (Panels) auf das gesamte Fenster vergrößert werden, dann sind jedoch die anderen beiden nicht mehr sichtbar. Auch die Lösung Insight mehrmals zu insertieren, um so die Fenster vollkommen flexibel platzieren zu können, erscheint nicht praxisnah.
Insight ist nicht sehr teuer, wenn der Vergleich mit RTW Mastering-Tools (für knapp 550,- Euro), dem Flux Analyzer (knapp 600 USD mit Multichannel-Option) oder Nugen Vis LM (knapp 450,- Euro) herangezogen wird. Trotzdem sollte die Option zum freieren Positionieren der Panels mit drin sein.
Wer schon einmal neidisch auf bspw. Nuendo geschielt hat, weil hier die Loudness in einer eigenen Spur (Loudness-Track) angezeigt wird, bekommt mit iZotope Insigt 2 etwas ähnliches: Mit Loudness-Overflow-Automation kann das Plug-in die Loudness-Werte (egal bei welchem Target/welchem Verfahren) in die Automationsspur schreiben. Ein nettes Tool, das Überblick liefert!
Da sich alle iZotope Produkte in Magix Sound Force und bei den gängigsten DAW’s öffnen lassen, funktioniert das mit Sicherheit auch bei diesem Plug-in. Mir persönlich reicht hier vorerst noch das Steinberg SuperVision-Tool. Ein kostenloses, aber sehr empfehlenswertes Mess-Plugin von iZotope ist das „Tonal Balance Control“! Entsprechen die Frequenzen eures Songs das jew. typische Musikgenre? Tonal Balance Control liefert die Antwort! Kleines Teil – große Wirkung. 👌