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Workshop: Was ist ein Audio-Plugin?

Wer oder was ist ein Plugin?

15. März 2021
workshop was ist ein audio vst plugin

Workshop: Was ist ein Audio-Plug-in?

Im Studio- und Recording-Bereich gibt es etliche Begriffe, die wir täglich nutzen und über die sich die meisten keine Gedanken (mehr) machen. Doch hin und wieder tauchen ein paar Fragen auf, bei denen es sich lohnt, etwas genauer hinzuschauen und Unterschiede klarzumachen. Daher haben wir uns ein paar der wichtigsten Studio-Begriffe herausgesucht und werden diese in den kommenden Studio-Workshops erklären. Den Anfang macht das Plug-in.

Was ist ein Audio-Plug-in?

Kurz gesagt: Ein Plug-in ist eine Software-Erweiterung, die zwar selbstständig entwickelt und meist auch vermarktet wird, aber ohne ein gastgebendes Programm (Plug-in-Host/VST-Host) nicht nutzbar ist. Ein Audio-Plug-in ist dabei speziell für Audio-Anwendungen konzipiert: Effekte wie Hall, Chorus, Delay, Echo, Dynamikprozessoren wie Kompressoren, Limiter, Gate, aber auch Synthesizer oder Sampler gibt es als Plug-in.

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Was ist ein Audioplugin?

Kompressor in Pro Tools

Die meisten Sequencer und Audio-Programme wie Logic, Cubase, Studio One oder auch WaveLab – liefern schon einen bunten Strauß an Audio-Plug-ins mit. So sind gute bis sehr gute Equalizer praktisch immer im Lieferumfang enthalten. Ebenso findet man gute bis sehr gute Kompressoren in den meisten Programmpaketen vor. Auch Reverb (Hall) und Delay (Echo) kommen meist nicht zu kurz, ebenso wie verschiedene Klangerzeuger.

Aber an alles können selbst die findigsten und besten Programmierer nicht denken, so dass alle professionellen Audioprogramme (Sequencer, DAWs etc.) eine Schnittstelle für Plug-ins anbieten. Wie es auch verschiedene Stecker und Buchsen für Audiosignale und Videosignale gibt, gibt es verschiedene Plug-in-Schnittstellen, die nicht ohne Weiteres miteinander kompatibel sind.

Was ist ein Audioplugin?

Plug-in-Übersicht in Pro Tools

Was ist ein VST-Plug-in?

Das bekannteste Format für Audio-Plug-ins dürfte VST von Steinberg sein. Laut Seiten wie KVR-Audio ist es auch die Schnittstelle mit den meisten verfügbaren Plug-ins, sogar mit sehr großem Abstand zu den Marktbegleitern.

VST steht für „Virtual Studio Technology“ und wurde Mitte der 1990er-Jahre eingeführt. Die Cubase-Versionen, die diese Technologie unterstützten, bekamen das Kürzel VST in den Namen, um den neuen Funktionsumfang kenntlich zu machen. Emagic – die damals Logic entwickelten – zogen mit AU (Audio Unit) sehr zeitnah nach, anfänglich liefen auch VST-Plug-ins in Logic.

Was ist ein Audioplugin?

Nimbus ist ein Reverb als Plug-in.

Audio-Plug-ins waren bis dato nur teuren Systemen wie Pro Tools vorbehalten und mit entsprechenden Kosten in der Anschaffung verbunden. Auch Programmierer und Anbieter von Plug-ins mussten Lizenzgebühren für TDM, AS und RTAS – so hießen damaligen Plug-in-Schnittstellen von Pro Tools – auf den Tisch legen. Heute nutzt Pro Tools dagegen (und der Avid Media Composer) die AAX-Schnittstelle.

Da Steinberg die Spezifikationen und die Entwicklungswerkzeuge von VST von Beginn an offen zugänglich gemacht hat, gab es recht bald zum Start eine große Gemeinde an Entwicklern, auch von Freeware-Plug-ins. Größere Anbieter begannen Plug-ins für andere Systeme (wie bspw. Pro Tools) auf VST zu portieren. Aber auch Hersteller anderer Audio-Programme nutzen die VST-Schnittstelle.

Was ist ein Audioplugin?

WaveLab kann auch externe Geräte wie ein Plug-in einbinden (das können selbstverständlich die meisten Mitbewerber auch)

Was ist der Unterschied zwischen VST 2 und VST 3?

Version 1 und 2 von VST sah vor, dass das Audio-Plug-in als Programmbibliothek zur Verfügung gestellt und geladen wurde (DLL-Dateien auf dem PC), so wie das bei anderen Plug-in Arten in der Computerwelt auch oft der Fall ist. Öffentlich ließ sich Karl Steinberg – Vater der VST-Schnittstelle – dahingehend ein, dass er den Quelltext nicht „sauber genug“ verfasst hatte und eine Veröffentlichung in diesem Umfang ursprünglich nicht angedacht war. Auch sind für VST 1 und 2 die Kommunikationsmöglichkeiten mit dem Host relativ begrenzt.

Was ist ein Audioplugin?

In Cubase werden VST 3 Plug-ins mit diesem Zeichen kenntlich gemacht

Um hier einen sauberen Schnitt zu machen und VST auf ein neues Code-Fundament zu stellen, hob Steinberg im Jahr 2008 VST 3 aus der Taufe. Man führte die Plug-ins in einem eigenen Dateiformat fort und konstruierte die Schnittstelle von Grund auf neu. Während VST 1-Plug-ins mit einem Audio-Programm, das VST 2 unterstützt, problemlos zusammenarbeiten (sollten), sind die Unterschiede zu VST 3 zu groß. Die Konsequenz: Plug-in-Entwickler müssen alte VST-Plug-ins zu weiten Teilen neu schreiben.

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Allerdings wurde der Funktionsumfang bei VST 3 deutlich erweitert. So werden VST-Expression-Maps (ein Feature von Cubase/Nuendo) und Note-Expression (Controller-Daten selektiv für einzelne Töne und nicht nur für die MIDI-Spur) möglich. Auch die Panning-Tools in Cubase und Nuendo sind als VST3-Plug-ins ausgelegt, so dass diese leicht von Pannern von Drittherstellern ersetzt werden können.

10 Jahre nach Einführung von VST3 als neue Audio-Plug-in Schnittstelle stellt Steinberg den Support von VST 2 nun ein. Zwar laufen die entsprechenden Plug-ins noch in Cubase und Nuendo (und diversen Konkurrenzprodukten), aber das SDK (Software Development Kit) ist seit Oktober 2018 nicht mehr verfügbar. Somit können sich keine neuen VST 2-Entwickler mehr bei Steinberg registrieren.

Was ist ein Audioplugin?

Was ist ein AU-Plug-in?

Mit AU-Plugins (Audio Unit) zog Emagic – die damals Logic entwickelten – Steinberg und dem VST-Plug-in nach. Anfänglich liefen auch VST-Plug-ins in Logic und AU ergänzte das Angebot an Plug-ins. Seitdem Apple Anfang der 2000er Jahre Emagic (und damit Logic) aufgekauft hatte, gab man AU-Windows auf. Auf macOS ist Audio Unit somit sehr üblich, Logic und Garage-Band unterstützen beispielsweise nur AU-Plug-ins. Diese hohe Verbreitung in der Mac-Welt kam erst durch die Übernahme von Apple zu Stande.

Was sind virtuelle Instrumente/Software-Instrumente?

Während Audio-Plug-ins anfangs nur einfache Effekte wie EQ, Reverb, Chorus, Kompressoren etc. zur Verfügung gestellt haben, ermöglichte es die wachsende Leistung der Computer-Prozessoren, auch ganze Synthesizer als Plug-in zu realisieren, so genannte virtuelle Instrumente (in Anlehnung an VST). Gelegentlich werden virtuelle Instrumente auch VSTi abgekürzt, selbst wenn diese nicht mit der VST-Schnittstelle ausgerüstet sind.

Was ist ein Audioplugin?

Plug-ins in Studio One

Mittlerweile gibt es jede Form von digitalen Klangerzeugern auch als Audio-Plug-in. Oft sind diese Plug-ins Kopien von realen Geräten, es gibt jedoch auch komplett neue Ideen als virtuelles Instrument.

Was ist ein Audioplugin?

Der Standard-Software-Sampler Kontakt von Native Instruments

Was ist ein VST-Host?

Als VST-Host (auch Plug-in-Host) bezeichnet man ein Programm, das VST-Plug-ins laden und ausführen kann. Es werden auch Programme als VST-Host bezeichnet, die mehrere Plug-in-Schnittstellen unterstützen und/oder andere Schnittstellen als VST anbieten. Cubase, Studio One, Nuendo, Bitwig Studio etc. sind als Sequencer offensichtlich VST-Hosts.

Es gibt aber auch Programme, die nur Plug-ins ausführen können, um diese auf der Bühne zu spielen oder via Netzwerk an den Sequencer zu streamen. Meist spricht man – zur besseren Unterscheidung – nur von VST-Hosts, wenn Programme gemeint sind, die keinen Sequencer anbieten, sondern Plug-ins nur laden können, um diese zu spielen.

Was ist ein Audioplugin?

Vienna Ensemble Pro ist ein Plug-in-Host, der auch über Netzwerke arbeiten kann. Zusätzlich kann es auch die Funktion eines Wrappers erfüllen (s.u.).

Was ist ein ARA-Plug-in?

ARA steht für Audio Random Access. Diese Plug-in-Schnittstelle wurde 2011 von Celemony und Presonus entwickelt und vorgestellt. VST-Plug-ins erlauben quasi nur das Bearbeiten des Audio-Signals, können aber nicht auf die gesamte Datei zugreifen, sondern immer nur auf das gerade abgespielte Sample. ARA-Plug-ins können die zu Grunde liegenden Audiodateien dagegen direkt bearbeiten. Auf diese Weise lassen sich spezielle Editoren direkt in andere Programme integrieren (wie beispielsweise Spectral Layers, Melodyne …).

Was ist ein Audioplugin?

Hier werden in Cubase die ARA-Plug-ins gelistet

Gibt es Plug-in-Adapter?

Wie eingangs bereits erwähnt, gibt es verschiedene Plug-in-Schnittstellen. Anbieter von Audio-Plug-ins sind somit praktisch immer gezwungen, ihre Produkte für VST, AU und AAX anzubieten, denn diese drei Formate sind die häufigsten in der Audio-Welt.

Wie bereits angedeutet, gibt es bei VST mehrere Versionen, bei AAX gibt es zusätzlich noch native und DSP-gestützte Varianten. Letztere benötigen einen eigenen Prozessor (DSP-Farm), um dem eigentlichen Computer Rechenarbeit abzunehmen und Ressourcen zu schonen. DSP-Lösungen gibt es auch für VST und AU. UAD dürfte hier der bekannteste Anbieter sein.

Was ist ein Audioplugin?

Das Meta Plug-in kann verschiedene Plug-ins (auch 32-Bit-Varianten in 64-Bit-Hosts) in einem Host zur Verfügung stellen, der dies sonst nicht könnte

Was ist ein Audioplugin?

Das Lexicon 480L als Plug-in für das DSP-System von UAD

Viele Entwickler erstellen ihr Audio-Plug-in nur einmal und programmieren für die anderen Schnittstellen eine Art Adapter, auch Wrapper genannt. Diese Wrapper sind im Plug-in integriert und nicht einzeln nutzbar. Es gibt jedoch auch frei käufliche Wrapper für verschiedene Formate (jbridge, Vienna Ensemble Pro, Metaplugin …).

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Forum
  1. Profilbild
    liquid orange AHU

    Danke für die gute Übersicht.
    Was ich jetzt aber noch nicht weiss ist, welchen PlugInTyp soll ich jetzt installieren wenn mehrere Angeboten werden? Gibt es da so was wie eine Prioritätenliste?

    • Profilbild
      Lapin

      @liquid orange bitwig priorisiert vst3 und vst2 64bit. 32bit vsts kann man sich eher sparen ausser man hat einen uralt Rechner. au und aax braucht man nur wenn man protools oder logic verwendet.

      Die vst files sind aber alle mini Punkte Speicherplatz also kann man mM einfach alle vst Varianten installieren

      • Profilbild
        liquid orange AHU

        @Lapin Besten Dank für die Tipps.
        Ich habe bisher immer alles installiert, aber dann habe ich meist auch alles doppelt in Studio One. Kann man zwar ausblenden, aber eigentlich ist es ja sinnvoller von Anfang an nur das nötige zu installieren.

  2. Profilbild
    Fredi

    Hallo Florian,

    danke für den informativen Artikel!
    Drei Ergänzungen von mir dazu:

    1. Im Linuxbereich ist auch noch das Pluginformat LV2 (als lizenzfreie Lösung) ziemlich verbreitet, weil man eben die Bindung an Steinberg vermeiden will (trotz relativ liberaler Lizenzbedingungen bei VST3).

    2. Über unterschiedlich gute bzw. sehr gute Equalizer müssen wir nochmal diskutieren, da wird auch viel Voodoo betrieben. Wenn ein digitaler Filter korrekt implementiert ist, dann gibt es – bei gleicher Filtercharakteristik – bestenfalls Unterschiede im Verhalten an der Nyquistfrequenz, bezüglich Aliasing oder vielleicht noch kleine numerische Abweichungen. Die Mathematik dahinter ist aber exakt definiert, d.h. ein Butterworth-Filter von UAD hat genau dasselbe Signalverhalten wie einer von Voxengo. Die oben erwähnten Unterschiede sollte man nicht ernsthaft hören können. Man kann aber verhandeln, dass unterschiedliche Charakteristiken prinzipiell anders klingen.

    3. Der Vorteil der ARA-Schnittstelle, dass das komplette Signal angesehen wird, kann auch ein Nachteil sein. Die VST-Schnittstelle (und auch die anderen wie AU und LV2) arbeiten auf kleinen Blöcken von Samples, sind daher – bis auf eine geringe Latenz – quasi echtzeitfähig. Wenn ich aber z.B. eine Spur normalisieren will, brauche ich alle Samples, das bekomme ich mit einem VST-Plugin nicht hin, mit ARA schon.

    Gruß
    Fredi

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