All-in-one Mastering-Suite
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Ganze drei Jahre sind seit dem letzten Release von iZotopes beliebter Mastering-Software Ozone vergangen. Doch nun ist sie endlich da, die 10. Iteration der Software und diese verspricht viele Verbesserung und Neuerungen, darunter auch neue Mastering-Module.
Ozone 10 ist als Standard- und Advanced-Version erhältlich. Ozone Elements ist als sehr abgespecktes Paket dabei losgelöst zu betrachten, da hier viele Funktionen und Neuerungen nicht enthalten sind. Der Test bezieht sich daher auf Ozone 10 Standard und Ozone 10 Advanced.
Einer der größten Unterschiede zwischen den beiden Versionen ist, dass alle Module in iZotope Ozone 10 Advanced auch als einzelne Plug-ins zur Verfügung stehen und man diese damit nicht nur zum Mastering, sondern auch auf einzelnen Spuren nach Belieben anwenden kann, ohne die komplette Suite laden zu müssen. Aber auch einige Module sind der Advanced-Version exklusiv vorbehalten. Am Ende des Artikels findet ihr eine Übersicht aller Feature-Unterschiede. Verwendet habe ich für den Test Ozone 10 Advanced.
Installation und Autorisierung
Die Installation und Autorisierung erfolgt über das iZotope Software-Product-Portal. Ihr könnt die Software wahlweise dann auf einem iLok oder eurem Computer autorisieren. Danach einfach in eurer Wunsch-DAW im Master-Channel laden und schon kann es losgehen.
Mastering mit Ozone 10
Was eignet sich besser zum Testen, als das Mastering eines Beispielsongs. Für diesen Test habe ich eine poppige Gitarrensequenz gewählt und bin sehr gespannt, wie intuitiv das Mastering mit Ozone 10 Advanced funktioniert und wie es klingt.
Master Assistant
Der Master Assistant analysiert automatisch das Ausgangsmaterial in wenigen Sekunden. Wichtig ist hierbei nur, dass ihr die lauteste Stelle in eurem Song für die Analyse wählt, da sonst die Lautstärke im Endresultat übersteuert.
Tone Match
Nach der automatisierten Analyse eures Ausgangsmaterials gelangt ihr zurück auf die Tone-Match-Ansicht, worüber ihr in der linken Spalte aus verschiedenen Genres eure Wunschreferenz auswählen könnt.
Hier ist es über das Plus-Icon auch möglich, eigenes Referenzmaterial in die Software zu laden. Initial unterbreiten Ozone 10 Standard und Advanced nach der Analyse automatisiert einen Referenz-Vorschlag. In meinem Fall wurde das Genre Rock ausgewählt. Und das Ergebnis kann sich Out-of-the-Box hören lassen. Ich bin begeistert, gerade auch nach vielem Testen und Vergleichen mit weiteren Songs, die ich in der Vergangenheit oder auch aktuell produziere.
Übrigens, habt ihr einmal euren Ausgangstrack analysiert, könnt ihr einfach durch Klick in die Leiste links andere Genres wählen und das Klangergebnis miteinander vergleichen.
Mir gefiel für meinen Beispiel-Song letztendlich die Target-Einstellung EDM am besten, da wie für das Genre typisch der Bass noch stärker ausgeprägt klingt, aber hört selbst.
Mastering Chain
Natürlich könnt ihr auch Eingriffe in jedes Modul der automatisch vorgeschlagenen Mastering-Chain nehmen. Für den im Test verwendeten Beispiel-Song schlug Ozone 10 Advanced folgende Mastering-Chain vor.
Equalizer
Ozone 10 enthält zwei Equalizer-Module mit insgesamt 8 Bändern. Zur Auswahl stehen analoge und digitale Filtertypen. Verwendet werden kann der Equalizer im Stereo- oder Mid/Side-Modus.
Und so klingt das Equalizer Modul, wenn man es Solo schaltet. Wir ihr hören könnt, wird hier der Frequenzverlauf im Vergleich zum ungemasterten Track schon an das Referenz-Genre angepasst.
Stabilizer
Exklusiv in Ozone 10 Advanced ist das Stabilizer-Modul, ein intelligenter MasteringEQ, der dynamisch den Frequenzverlauf regelt, um Resonanzen auszumerzen und generell für transparentere, ausgeglichenere Mixe zu sorgen. Je nach Genre empfehle ich hier, die Intensität und Anschlagsstärke (Speed) sorgfältig zu wählen. Gerade bei EDM ist mir aufgefallen, dass Drops bei falschen Einstellungen zu stark heruntergeregelt werden, wodurch dann der Effekt des Drops komplett verloren geht. Aber das lässt sich mit den richtigen Einstellungen beheben. Alles in allem ist das Modul ein echter Zugewinn und für mich Grund genug, Ozone 10 Advanced zu wählen, denn mit Stabilizer ist es noch einfacher, eigene Songs an Referenzmaterial anzugleichen.
Und so klingt das Stabilizer-Modul im Solo-Modus:
Impact
Impact ist ebenfalls ein neues Modul, das der Ozone 10 Advanced-Version vorbehalten ist. Es ermöglicht Microdynamics und passt über vier Frequenzbereiche automatisch die Dynamik an. Je nach Ausgangsmaterial werden dann Bereiche expandiert oder komprimiert, um mehr Leben in eine Produktion zu hauchen oder für mehr Punch zu sorgen.
Und so klingt das Impact-Modul im Vergleich zum ungemasterten Track im Solo-Modus:
Imager
Der Imager ist schon lange Bestandteil von iZotope Ozone, allerdings wurde dieser aktualisiert, so dass Stereo-Informationen auch in Mono beibehalten werden, so dass ein besseres Klangbild in Mono erzielt wird.
Ein Vergleich des ungemasterten Tracks mit den Bearbeitungen des Imager-Moduls im Solo-Modus:
Dynamic-EQ
Alle Nutzer von Ozone 10 Standard können sich freuen, denn mit der neuen Iteration der Software gibt es den Dynamic-EQ nicht mehr nur exklusiv für Ozone 10 Advanced.
Und so klingt der Dynamic-EQ im Solo-Modus auf unserem Beispiel-Song:
Maximizer
Das Herzstück der Ozone Mastering Suite hat ebenfalls ein Update erhalten. Neu ist der Magnify Soft Clip, mit dem man die Lautstärke zusätzlich boosten kann, ohne dass Clipping verursacht wird. Für meinen Beispiel-Song wählte der Master-Assistant einen Wert von 10 % und die Medium-Einstellung von Soft-Clip automatisiert aus.
Und so klingt es, wenn für den in diesem Test verwendeten Beispiel-Track nur das Maximizer-Modul angewendet wird:
Alle Module in Ozone 10 Advanced
Aber natürlich seid ihr nicht limitiert auf die Module, die der Master-Assistant vorschlägt, sondern ihr könnt an beliebiger Stelle aus einer Vielzahl an Modulen auswählen und die Mastering-Chain dementsprechend nach Belieben erweitern. Hierzu einfach nach rechts scrollen und in der Leiste auf das Plus-Icon klicken. Daraufhin öffnet sich ein Menü, in dem ihr alle Module seht und zusätzlich auswählen könnt. Nützlich ist hier auch, dass bereits verwendete Module ausgegraut erscheinen.
Master-Rebalance
Ein Modul, das man dank des Master-Assistant hoffentlich nie braucht, aber dennoch sehr nützlich ist, ist das Master-Rebalance-Modul. Damit könnt ihr Master auch noch im Nachhinein modifizieren, indem ihr für verschiedene Instrumentengruppen (Vocals, Bass, Drums) nachträglich die Lautstärke einstellen könnt.
Auch wenn das Master-Rebalance-Modul schon in der Vorgängerversion enthalten war, bin ich doch so fasziniert von den Möglichkeiten der Master-Nachbearbeitung, dass ich auch hierfür noch zwei Beispiele inkludieren wollte. Einmal hört ist das vom Master-Assistant automatisch erstellte EDM-Master sowie zwei weitere Versionen, in denen ich einmal die Lautstärke der Drums und einmal die Lautstärke des Basslaufes verringert habe.
Ozone 10 Standard vs. Ozone 10 Advanced
Nachfolgend eine Übersicht aller Features und Funktionen der beiden Versionen im Vergleich:
Die Standard-Version ist bei einigen Produkten von Fremdfirmen inbegriffen. Dazu gehört z.B. das aktuell erhältliche Komplete 14 von Native Instruments und auch diverses bei Magix bzw. Audio Force. Nicht das man es doppelt und dreifach kauft.
Benutze ich sehr gerne für meine Podcast Produktionen, da ich mir wenig Gedanken machen muss nur die Einstellung des Maximizer modifizieren und schon ist der Sound top.
Danke für den Test. Die Audiobeispiele sind teilweise nicht nutzbar. Der Direktvergleich des Beispielsongs macht kaum Sinn wenn die Loudness nicht angepasst ist. Etwaige Unterschiede in der Qualität des Prozesses lassen sich somit nicht feststellen, da lauter immer „besser“ klingt. Ich kann aus eigener Erfahrung allerdings berichten, dass besonders die Ergebnisse des Assistent sehr enttäuschend sind und mit einem Master von einem Profi nicht annähernd vergleichbar sind. Der angepriesene Stabilizer macht das Signal meist ziemlich schwammig und irritierend. Für mich nur in Einzelfällen bedeutsam, meistens jedoch unbrauchbar. Der Maximizer macht einen guten Job, ist gut bedienbar und die Färbung ist nur minimal. Beim Stereoizer muss man auf die Phase achten, da macht man gern mal zu viel rein und schon ist die Mitte dahin. (und… und.. und…)
Das bedeutet, dass Ozone nicht automatisch ein geiles Master produziert sondern auch hier benötigt es erfahrene Hände und Ohren, die die Tools beherrschen. Der Aberglaube, mit KI ließe sich ein tolles Master herstellen, hält sich ungerechtfertigterweise am Leben durch die zahlreichen Angebote, die vom Marketing beflügelt werden. Wer z.B. schon mal das Online-Mastering von Brainworx benutzt hat, erlebt haarsträubende Ergebnisse. Ozone ist hingegen m. E. dann brauchbar, wenn man damit umzugehen weiß. Und zumindest hat man selbst die Kontrolle darüber.
@Marco Korda Ja, das automatisierte Mastern hab ich öfter ausprobiert, war aber immer absolut unbrauchbar. Letztendlich benutze ich regelmäßig eigentlich nur die selbst angepassten Imager, Dynamics und Maximizer Module – und dafür wird mit die Ozone 9 Standard Version noch eine ganze Weile ausreichen…
@Marco Korda Danke für die Einschätzung. Ich bin hier mit meiner eigenen Musik und sehr bescheidenen Ansprüchen ans fertige Master nämlich trotzdem regelmäßig MASSIV am Kämpfen. Da war die Versuchung schon groß, sich so einen Mastering-KI-Zauberer zu kaufen. Aber wenn das so aussieht … nee, dann nicht und doch lieber weiter manuell »lernen«, wie’s eigentlich geht.
Ich würde hier noch erwähnen, dass Ozone nicht standalone sondern nur als Plugin läuft, was für eine Masteringsoftware nicht unbedingt üblich ist. Wenn man Ozone auf einen Mix in einer DAW anwendet, wird man wohl das Music Rebalance Tool nicht brauchen. Überhaupt finde ich die meisten Effektmodule aus den Izotope Programmen keineswegs fähiger als die DAW-Bordmittel, der Mehrwert besteht da hauptsächlich aus ein paar Analysefunktionen und der mitgelieferten Presetsammlung. Dank derer kann man sehr schnell zwischen vielen alternativen Effektketten und deren Einstellungen umschalten und so allein durch Ausprobieren auf den rechten Pfad gelangen. Für Amateure und Semiprofis durchaus hilfreich, aber will man dafür 200 oder gar 300 Euro ausgeben? Und ist dieser Gruppe das Thema Mastering überhaupt wichtig?
@MartinM. Also ich habe Ozone 9 und da wird auch eine eigenständige App mitinstalliert.
@Equilibrium Ah, wenn es versionsabhängig ab „Standard“ denn doch eine standalone App geben sollte, wäre es dennoch schön, davon zu erfahren. In der Versionsvergleichsliste steht davon kein Wort. Wer die in diesem Artikel sehr winzig abgebildete Liste wie ich nicht entziffern kann, findet sie hier:
https://www.izotope.com/en/products/ozone/features.html#comp
@MartinM. Ich habe heute von Ozone 9 Adv. auf 10 Adv. upgegraded und im Gegensatz zur Version 9 gibt es bei Version 10 in der Tat keine Stand Alone App mehr !
Das finde ich doof !
@maga Ja, wenn tatsächlich selbst in der teuren „Advanced“ Version keine standalone laufende Software enthalten ist, macht das doch einen deutlichen Unterschied. Es ist natürlich denkbar, Ozone auch zum mastern eines einzelnen Stereotracks jedes Mal in einen VST Host zu laden. So gesehen ist eine standalone App relativ überflüssig. Technisch betrachtet.
Also, als Tool für Podcasts oder für Amateure, würde ich Ozone nun nicht bezeichnen. 😉
Es handelt sich hier schon um absolut professionelle Software. Freilich sind die Versprechungen von automatischen Resultaten auf professionellem Niveau wie quasi überall, nur Marketing. Bis die KI soweit ist wird es wohl noch etwas dauern. Weiß man aber was man tut, lassen sich mit Ozone schon sehr gute Ergebnisse erzielen. Ich sehe die Automatikfunktionen eher als „Dreingabe“ als als realen Erwerbsgrund an. Nur Lischen Müller glaubt, ein Programme könne basierend auf Automatiken wirklich überzeugende Ergebnisse liefern. Zumindest im Audiobereich. Im Grafiksegment sieht es etwas anders aus.
Vielleicht würde es helfen, den iZotope-Produkten mal echt coole GUIs zu verpassen denn bekanntlich genießt das Auge bei der Bearbeitung ja mit. 😁
@SoundForger2000 Ich sehe das ebenso! Als Hobby,-Semiproducer wird man eh nie professionell werden. Da müsste man marketingtechnisch und in Bereichen Vitamin B und bezüglich Aufteilung der einzelnen Aufgaben schon ganz andere Häuser hochziehen. Aber man möchte doch als Hobbyenthusiast, der alles selber macht, dass beste aus seinen Tracks herausholen. Und genau dafür sind die Produkte von iZotope nicht nur „gut“, sondern schlicht sensationell. Auch preislich gesehen. Gerade für jemanden, der möglichst viel selber machen möchte (Mix, Master etc.) und noch etwas unkomplitziertes Producer Know-how braucht, sind diese Produkte eine klare Empfehlung. Z.B. FabFilter mag qualitativ besser sein, aber bei Benutzung ist echtes Fachwissen gefragt. Bei iZotope lernt man zusätzlich das Fachwissen bei Anwendung. Das ist der große Unterschied meiner Ansicht nach.
Nicht zu vergessen, daß die iZotope-Website auch zahlreiche Artikel zum Thema liefert.
So kann man wenn man noch nicht so ganz firm ist, auch noch eine Menge an Theorie lernen.
Gerade für Newbies oder „Gelegenheits Toningenieure“ ein gute Sache !